Sarkina, die immer noch kniete, winkte mit einer anmutigen Bewegung der Hand. Daraufhin schwebten fünf riesige Krüge, jeder so groß wie ein Mann und mit komplizierten himmlischen Runen verziert, wie von einer unsichtbaren Kraft gelenkt nach vorne.
Sie schimmerten schwach und strahlten eine Aura immenser Kraft aus, die selbst das Licht aus dem Kern der Ebene nicht schwächen konnte. Die Luft um sie herum summte vor latenter Energie, und die Siegel auf ihrer Oberfläche leuchteten schwach, während sie vor dem Morgenstern schwebten.
Lucifers Blick wanderte zu den Gläsern, sein Gesichtsausdruck war zunächst unlesbar. Dann entfuhr ihm ein Seufzer, leise und müde, doch mit einer dunklen Befriedigung. „So viele haben versucht, mich aufzuhalten, Sarkina“, sagte er mit einer seltsamen, melodischen Schwere in der Stimme. „Sie kratzen, sie kämpfen, sie bluten … und doch stehe ich hier. Immer hier. Immer unvermeidlich.“
Sein Blick kehrte zu Sarkina zurück, die leuchtenden Ranken auf seinem Rücken zuckten leicht, als würden sie seine Stimmung widerspiegeln. „Was ist mit Victor?“, fragte er mit kalter, abweisender Stimme. „Dieses erbärmliche Wesen, das es gewagt hat, meine Zeit zu verschwenden? Wurde der Abfall entsorgt?“
Sarkina hob den Kopf, sah ihm kurz in die Augen und senkte ihn dann wieder. „Ja, mein Herr“, antwortete sie. „Gestern, wie befohlen. Er atmet nicht mehr … Genauso wenig wie die Ebene.“
Ein leichtes Grinsen spielte um Luzifers Lippen. „Gut“, murmelte er. „Auch Müll hat seinen Platz … aber nicht in meiner Nähe.“
Sein leuchtendes Auge verweilte erneut auf den Gläsern, seine Aufmerksamkeit nun ganz auf sie gerichtet. Langsam bewegte er sich vorwärts, wobei sich die goldenen Ranken, die an seinem zerbrochenen Körper hafteten, zusammenzogen und pulsierten, als würden sie sich seiner Bewegung widersetzen. Mit einer fast unmerklichen Grimasse streckte Luzifer seine verbleibende Hand aus, seine Bewegungen bedächtig und befehlend.
Seine Finger krümmten sich leicht, als er auf das Glas in der Mitte zeigte, dessen kristallklare Oberfläche von einer schillernden Flüssigkeit durchzogen war, die lebendig zu wirken schien.
Es war das Glas, das den Ewigen Pool enthielt, eine Quelle ursprünglicher Energie, die ihresgleichen suchte. Als seine Hand über dem Glas schwebte, begann die Flüssigkeit darin zu wogen, von einer unsichtbaren Kraft zu ihm hingezogen, als würde sie ihren rechtmäßigen Herrn erkennen.
Das Grinsen des Morgensterns wurde breiter, als er auf das Gefäß starrte, seine Augen glänzten vor einer Gier, die das Verständnis eines Sterblichen überstieg.
Der Ewige Pool, der in flüssigem Glanz schimmerte, begann sich aus seinem Gefäß zu erheben. Während er aufstieg, dehnte er sich aus und wuchs von einem bloßen Strom zu einem Fluss aus Energie, der in Gold-, Silber- und schillernden Blautönen wirbelte.
Seine Präsenz erfüllte die Kammer mit einem überwältigenden Glanz und warf blendende Reflexionen über den geschmolzenen Kern des Planeten. Der Fluss schoss vorwärts, gewann an Schwung, als er zu einem reißenden Meer wurde, und rauschte mit einer fast bewussten Absicht auf den Morgenstern zu.
Luzifer, immer noch an den Kern gefesselt, hob seine Hand, als wolle er ihm Befehle erteilen, sein einziges leuchtendes Auge brannte vor Vorfreude. Die Energie traf ihn wie eine Flutwelle und schlug gegen seinen zerbrochenen Körper und den Kern der Ebene. Ein kehliges Stöhnen entrang sich ihm, ein Laut zwischen Qual und Ekstase.
Die Essenz des Ewigen Pools floss durch die Ranken, die seinen Körper mit dem Planeten verbanden, und breitete sich in die Ebene selbst aus. Die geschmolzenen Adern des Kerns pulsierten mit neuer Kraft, und das einst schwache Leuchten erwachte wieder zum Leben.
Luzifer biss die Zähne zusammen, sein Körper zitterte, als die Heilung einsetzte. Der Prozess war qualvoll. „Macht … kommt niemals ohne Schmerz“, knurrte er, seine Stimme eine Mischung aus Trotz und Stolz. „Aber ich habe mehr ertragen, als dieses elende Dasein mir jemals antun konnte.“
Das flüssige Licht des Ewigen Teiches drang in seinen halben Körper ein, verband Fleisch und Knochen miteinander und regenerierte die Gliedmaßen, die er verloren hatte. Die Risse und Brüche in seinen Flügeln wurden geheilt, ihre einst zerfetzten Formen wurden wieder ganz, makellos und blendend weiß. Sechs majestätische Flügel ragten aus seinem Rücken hervor, drei auf jeder Seite, und entfalteten sich mit einer Anmut, die das menschliche Verständnis überstieg.
Die ganze Ebene zitterte, als würde sie an Luzifers Verwandlung teilhaben. Der geschmolzene Kern leuchtete heller und sandte Energiewellen durch jede Faser seines Wesens, bis Luzifer schließlich mit einem donnernden Brüllen aus seinem Griff befreit wurde.
Er trat vor, nun wieder vollständig, sein Körper strahlte ein Licht aus, das so rein war, dass man es für göttlich halten konnte. Sein goldenes Haar fiel ihm über den Rücken, seine Gestalt war eine perfekte Mischung aus Schönheit und Schrecken. Sarkina, die immer noch kniete, schnappte nach Luft, als sie ihn sah, und presste die Hände vor Ehrfurcht aneinander. „Mein Herr“, flüsterte sie mit zitternder Stimme, „Ihr seid … wunderschön.“
Luzifer warf ihr einen Seitenblick zu, sein Grinsen voller Verachtung. „Exquisit?“, wiederholte er und breitete seine Flügel aus, deren strahlendes Licht den Raum erfüllte. „Das … ist nur ein Schatten dessen, was ich einmal war. Ich bin noch nicht vollständig, Sarkina. Ich bin nicht der Morgenstern … noch nicht.“
Er wandte seinen Blick zum Altar in der Mitte, wo die Einladungssteine lagen. Es waren Juwelen in allen Farben, die schwach von ihrer Kraft leuchteten. Mit einer Handbewegung ließ er sie durch die Luft auf sich zufliegen, wo sie vor ihm zu einem einzigen, blendend hellen Kristall verschmolzen.
Luzifer streckte seine Hand aus, wobei die scharfe Kante seines Fingernagels seine goldene Haut aufschnitt. Ein einziger Tropfen seines Blutes, strahlend und überirdisch, fiel auf den Kristall. In dem Moment, als er ihn berührte, bebte die gesamte Ebene heftig, und eine seismische Energiewelle breitete sich aus.
Der Kristall explodierte in einem Lichtblitz, der so intensiv war, dass sogar Sarkina ihre Augen schützte. Der Kern der Ebene vibrierte mit einem ohrenbetäubenden Summen, und jeder gefallene Engel in ihrer Weite spürte eine unbestreitbare Anziehungskraft, als wären ihre Seelen an diesen Moment gebunden.
Luzifer stand aufrecht da, den neu entstandenen Kristall in der Hand, und seine Stimme erhob sich über das Chaos, als seine Erklärung durch den Kosmos hallte.
„Ich bin Luzifer“, donnerte er, seine Stimme eine Symphonie aus Dominanz und Stolz, „König von *Aetherion*, dem Ersten Abgrund, dem Gefängnis der Geflügelten und der Wiege des Gerichts!“
Die Energie schoss nach außen, durchbrach die Grenzen von Aetherion und ergoss sich wie eine tosende Flutwelle über das Multiversum. Im gesamten Kosmos spürten alle Wesen – Sterbliche, Dämonen und Himmlische – sie.
Die kosmische Ankündigung war klar: Ein neuer König war aufgestiegen, und seine Herrschaft würde nicht unbemerkt bleiben.