<Alarm: Host ist den Riesenschatten-Werwölfen beigetreten>
<Alarm: Host Alpha: Victor aus der Lenny-Königsfamilie>
<Alarm: Unterdrückung des Alphas auf Hosts>
Das Gewicht des Schwurs traf Enel wie eine brechende Welle. Sein Kopf pochte, eine Schwere legte sich auf ihn, doch inmitten des Unbehagens spürte er eine neue Verbindung zu Victor und dem Rudel. Es war anders als alles, was er bisher erlebt hatte – eine Verbindung, roh und ursprünglich, die ihn mit den anderen Werwölfen in seiner unmittelbaren Umgebung verband.
Ihre Anwesenheit war greifbar, als hätten seine Sinne neue Gliedmaßen bekommen, die sich ausstreckten und ihre Gedanken und Emotionen berührten.
Er konnte ihre Wünsche, ihre Instinkte und sogar ihre Loyalität gegenüber Victor spüren. Es war überwältigend und doch seltsam beruhigend, als würde man in eine warme Strömung in einem eisigen Meer gleiten. Aber dann war da noch Victor.
Victors Macht ragte heraus, gewaltig und unergründlich. Im Gegensatz zu den anderen, deren Gedanken und Emotionen schwach in Enels neuem Sinnesbereich schwankten, war Victors Geist eine unnachgiebige Festung.
Enel konnte die Größe seiner Macht spüren, eine Kraft, die die anderen in den Schatten stellte, aber Victors Gedanken, sein Wille waren völlig unerreichbar. Es gab keinen Einfluss, kein Flüstern, das an Enel zog, nur die unbestreitbare Anziehungskraft eines Anführers, dessen Stärke Respekt einflößte.
Dieser Unterschied machte Victor anders. Er hob ihn auf eine Weise von der Masse ab, die sowohl beunruhigend als auch beeindruckend war.
Victor winkte plötzlich mit der Hand, und das flackernde Licht im Raum wurde heller und gleichmäßiger. Er sah Enel mit einem Ausdruck von zurückhaltender Neugier an. „Gut“, sagte er. „Du hast meine Aufmerksamkeit. Zeig mir, was du kannst.“
Enel lächelte, seine Zuversicht unerschütterlich. „Ich brauche eine Sache, um anzufangen“, sagte er. „Einen Gefangenen.
Den gefallenen Engel – Therion. Den, den Tomato dort liegen gelassen hat.“
Victor hob eine Augenbraue, und ein Hauch von Neugierde huschte über sein Gesicht. Ohne ein weiteres Wort nickte er und wandte sich zur Tür. Enel folgte ihm dicht auf den Fersen, noch immer war er von dem Gewicht des Schwurs benommen. Das machte ihn ein wenig schläfrig. Aber das war kein großes Problem.
Die Hallen, durch die sie gingen, waren zweckmäßig, aber beeindruckend, eher auf Funktionalität als auf Ästhetik ausgelegt. Die Wände waren mit Stein und verstärktem Stahl befestigt und mit leuchtenden Runen verziert, die schwach mit schützender Energie pulsierten. Dies war nicht nur die Höhle eines Rudels – es war eine militärische Festung.
Enels scharfe Augen erblickten Soldaten, die an strategischen Punkten postiert waren, einige in menschlicher Gestalt und bis an die Zähne bewaffnet, andere in ihrer Wolfsgestalt, die mit raubtierhafter Anmut lautlos umherstreiften. Die Ausrüstung war modern und gut gepflegt – fortschrittliche Waffen vermischten sich mit verzauberter Ausrüstung.
An jeder Ecke war die Stärke des Rudels der Riesenschattenwerwölfe offensichtlich. Dies war eine gut geölte Maschine, bereit für den Krieg und gegen jede Bedrohung gewappnet.
Enel konnte nicht umhin, ihnen widerwilligen Respekt zu zollen. Victor hatte sich ein paar Sicherheitsleute genommen.
Sie erreichten eine große Halle, in der sich mehrere Werwölfe versammelt hatten. Unter ihnen stand eine hochgewachsene Gestalt, deren Präsenz Aufmerksamkeit forderte. Er trug eine auffällige Rüstung, die mit Abzeichen und Insignien verziert war und ihn als jemanden von hohem Rang auswies. Sein muskulöser Körper war von zwei langen Narben entstellt, die diagonal über sein Gesicht verliefen und ihm ein furchteinflößendes Aussehen verliehen.
Sein pechschwarzes Haar war nach hinten gekämmt, und seine durchdringenden Augen musterten Enel mit Verachtung. Als Victor eintrat, sprang der Mann stramm und salutierte, sein Respekt für seinen Anführer war absolut.
„Commander Kael“, begrüßte Victor ihn mit fester, aber lockerer Stimme.
Kael nickte anerkennend. „Lord Alpha Victor“, antwortete er mit tiefer, befehlender Stimme. Sein Blick huschte kurz zu Enel, und seine Abscheu war deutlich zu sehen. „Und … das ist derjenige, den du mitgebracht hast?“
Victor blieb cool. „Das ist Enel. Der Sohn, den Allison mit dem adoptierten Prinzen der Elfen gezeugt hat. Er ist hier, um sich zu beweisen.“
Kaels Lippen verzogen sich zu einem leichten Grinsen, das er jedoch schnell verbarg. Sein Ruf eilte ihm voraus – Kael war der gefürchtetste Verhörer des Rudels und ein Veteran unzähliger Schlachten. Geschichten über seine brutale Effizienz waren unter den Werwölfen weit verbreitet. Er war ein Mann, der Stärke und Loyalität über alles schätzte, und Enels Anwesenheit missfiel ihm sichtlich.
„In der Tat … Er hat viel zu beweisen“, murmelte Kael leise, aber laut genug, dass Enel es hören konnte.
Enel grinste, sagte aber nichts, unbeeindruckt von der Verachtung des Kommandanten.
Durch eine einseitige, durchsichtige Glasscheibe war der Gefangene gut zu sehen.
Auf der anderen Seite der Scheibe bot sich ein grausamer Anblick: Therion, der gefallene Engel, war mit vier leuchtenden Stäben, die seine Flügel durchbohrten, am Boden festgenagelt. Die Stäbe strahlten eine unheimliche, dämonische Energie aus, die ihn bewegungsunfähig machte.
Der Raum, in dem Therion gefangen gehalten wurde, war mit leuchtenden Runen verziert, deren Licht im Rhythmus pulsierte und ihn wie Siegel festhielt. Mehrere Werwölfe umringten ihn, einige knurrten leise, während andere ihn mit Fragen beschimpften. Therions einst makellose Gestalt war zerschlagen und verletzt, seine einst strahlenden vier Flügel waren nun stumpf und leblos.
Kael warf einen Blick auf die Szene und dann wieder auf Victor. „Er redet nicht“, sagte der Kommandant. „Noch nicht. Aber das wird er. Das tun sie immer.“
„Und wie lange dauert die Folter schon?“ Victor drehte sich zu ihm um.
„In unserer Zeit ein paar Stunden, aber der Raum selbst ist eine Halbebene, und dort vergeht die Zeit anders. Für den Engel sind es etwa vier Monate.“ Der Kommandant klang ein wenig enttäuscht. Immerhin bedeutete das, dass er einen Gefangenen vier Monate lang ohne Ergebnis gefoltert hatte.
Andererseits hatte Enel damit gerechnet. Gefallene Engel gab es in verschiedenen Größen, aber sie waren ein sehr geduldiges und widerstandsfähiges Völkchen.
Uriel, der Enel viel beigebracht hatte, hatte Hunderte von Jahren Folter durch eine königliche Dämonenfamilie überlebt.
Zweifellos würde dieser hier anders sein.
Victor verschränkte die Arme und beobachtete die Szene mit berechnendem Blick. Dann wandte er sich an Enel.
„Mal sehen, was Enel mit ihm anstellen kann.“
Kael sah Enel an. Er war nicht beeindruckt.
Er musste laut lachen. „Mein Herr Alpha, du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass ein Kind dieser blumigen Hochelfen etwas kann, was selbst ich nicht kann. Ich meine … sieh ihn dir doch an. Er ist noch grün hinter den Ohren. Was in aller Welt könnte so ein Bengel schon über das Herausziehen von Informationen wissen? Ich schlage vor, er geht zurück und saugt weiter an Allisons Titten.“
Die Soldaten um ihn herum brachen in Gelächter aus, versuchten aber, es so gut wie möglich zu verbergen.
Allerdings hatten sie alle denselben Blick in den Augen, als sie Enel ansahen.
Schließlich war das für sie nur ein Kind.
Victors Gesichtsausdruck veränderte sich, und Kommandant Kael schluckte schwer, als er mit der Hand winkte, um Victors Befehl zu bestätigen.
„Wie du wünschst, Alpha.“
Enels Augen funkelten interessiert, als er Therion durch das Glas musterte.
Das Gelächter störte ihn nicht im Geringsten.
Das leichte Flackern seines Lächelns deutete darauf hin, dass sich in seinem Kopf bereits ein Plan formte … Schließlich war das Ziel Folter. Und Enel oder besser gesagt Lenny konnte sogar Sand zum Weinen bringen …