Gerade als die Dämonen in die Schlacht stürmten, brach auf dem Schlachtfeld Chaos aus.
Aber Therion stieg sofort anmutig in den Himmel auf, seine ätherischen Flügel leuchteten vor strahlender Energie.
Er schwebte über dem Gemetzel, breitete seine vier Flügel aus und murmelte: „*Atem der unbändigen Leidenschaft*“.
Aus den Federn seiner Flügel strömte eine wogende Wolke aus reinem weißem Rauch wie ein Fluss herab und überflutete die gefallenen Engel unter ihm. Der Nebel bewegte sich zielstrebig, wirbelte um jeden Engel herum und drang in ihre Lungen ein, während sie nach Luft schnappten.
Zunächst war die Wirkung subtil – ein sanftes Schimmern in ihren Adern und eine Aura neu gewonnener Kraft. Doch dann brannten ihre Augen und wurden rot.
Die anmutigen Gesichter der Engel verwandelten sich plötzlich in groteske Masken wilder Wut. Ihre Muskeln spannten sich unnatürlich an, und ihre engelhafte Schönheit wich einer bestialischen Barbarei. Mit kehligen Schreien wandten sie sich den Dämonen zu, ihre Bewegungen waren jetzt ruckartig und aggressiv.
In einer plötzlichen, kollektiven Raserei stürmten die gefallenen Engel vorwärts.
Sie hatten nichts mehr von der Eleganz göttlicher Techniken, sie rissen die Dämonen mit unerbittlicher Grausamkeit in Stücke.
Und das Zerreißen von Gliedmaßen war hier und da an der Tagesordnung auf dem Schlachtfeld, Blut spritzte in solcher Raserei überallhin, als hätten sich mehrere Facetten gleichzeitig geöffnet, sowohl bei den Dämonen als auch bei den Engeln.
Ein Engel, dem ein Arm fehlte und der stark blutete, stürzte sich auf einen Dämon des Greed-Clans, der doppelt so groß war wie er, und riss ihm mit gezackten Zähnen die Kehle auf.
Ein anderer, dessen Flügel abgetrennt war und schlaff herunterhing, nutzte seine letzten Kräfte, um einem Dämon mit bloßen Händen die Augen auszureißen, bevor er dessen Kopf wiederholt auf den Boden schlug.
Selbst schwer verwundet – mit abgehackten Gliedmaßen oder aufgeschlitzten Oberkörpern – weigerten sich die Engel, sich zurückzuziehen.
Sie kämpften weiter, bissen, kratzten und spießten sich in ihrem rasenden Zustand auf, um möglichst viel Schaden anzurichten. Das Schlachtfeld verwandelte sich in eine groteske Schönheit von entfesselter Brutalität.
Enel beobachtete das Geschehen aus seiner Ecke, sein Gesicht zu einer Mischung aus Ekel und Unbehagen verzerrt. „Das ist keine Strategie.
Das ist Wahnsinn“, murmelte er mit tief gerunzelter Stirn. Die Engel, die einst das Symbol für kalkulierte Eleganz gewesen waren, waren zu sinnlosen Bestien verkommen.
Sie griffen wahllos an und rissen Dämonen in Stücke, selbst wenn sie tödlich verwundet waren. Einige Engel benutzten sogar ihre Zähne und zerbrochenen Knochen als Waffen, obwohl sie ausgeweidet waren. Ihre Schreie waren keine Befehle oder Kampfrufe mehr – es waren urwüchsige Schreie der Wut und des Schmerzes.
Die Dämonen, die anfangs noch selbstbewusst gewesen waren, begannen zu wanken. Selbst die neu herbeigerufenen Dämonen der Familie Greed wurden zurückgedrängt, ihre Arroganz wich Angst. Ein riesiger Dämon, der die anderen überragte, schlug mit seiner massiven Axt auf den Oberkörper eines Engels ein und spaltete ihn in zwei Hälften – doch die obere Hälfte des Engels klammerte sich an sein Gesicht und riss ihm mit blutigen Fingern die Augen aus.
Belakors blutrote Augen huschten zwischen dem Gemetzel und Therion hin und her. Sein Mund verzog sich zu einem seltenen Knurren. „Was für eine Hexerei ist das?“, zischte er und trat einen Schritt zurück. Selbst der Dämonenkommandant Greed, dessen Zigarre nur noch ein Stummel war, wirkte verunsichert. „Die sind … verrückt“, murmelte er, wobei seine dröhnende Stimme einen Hauch von Zögern verriet.
Währenddessen schwebte Therion über dem Chaos, sein Gesichtsausdruck gleichgültig, als ginge ihn der Wahnsinn unter ihm nichts an. Das Schlachtfeld brannte vor Gewalt, aber er warf nicht einmal einen Blick auf seine sich windenden Geschwister. Stattdessen wandte er sich Enel zu.
„Was für ein Durcheinander“, murmelte Therion mit seinem gewohnt ruhigen britischen Akzent. Dann schoss er mit einem plötzlichen Sprint auf Enel zu, wobei seine leuchtenden Flügel eine Lichtspur in der Luft hinterließen. Bevor Enel reagieren konnte, schoss Therions Hand hervor, packte ihn fest am Hals und hob ihn mühelos vom Boden hoch.
Enel wehrte sich und krallte seine Hände in Therions unerbittlichen Griff. Seine Füße baumelten in der Luft, während er nach Luft schnappte, seine goldenen Augen weit aufgerissen vor Panik. „Lass mich los!“, würgte er hervor, seine Stimme angestrengt.
Therion neigte den Kopf und musterte Enel, als würde er ein Insekt untersuchen. Seine ruhige Haltung machte das Ganze noch unheimlicher. „Du hast das Chaos gut inszeniert, kleiner Wolf“, sagte er leise und verstärkte seinen Griff ein wenig, „aber ich glaube, es ist Zeit, dass du dieses Spiel aufgibst. Du bist clever, ja, aber Cleverness wird dich jetzt nicht retten.“
Unter ihnen tobte die Schlacht weiter, aber selbst inmitten des Wirbelsturms richteten sich alle Augen auf Therion und den würgenden Enel.
Therion hob eine Hand, krümmte die Finger und flüsterte in der alten, melodiösen Sprache der Engel. Die Luft flimmerte vor göttlicher Kraft, und das Gesetz der Befehlsgewalt manifestierte sich schwach leuchtend auf Enels Stirn.
Die goldenen Augen des Engels glänzten vor gnadenloser Entschlossenheit, als er näher trat und seine Hand nach dem strahlenden Symbol ausstreckte.
„Du würdest es nicht freiwillig aufgeben, Junge“, sagte Therion in einem eiskalten, herablassenden Ton. „Dann werde ich es mit Gewalt nehmen. Selbst wenn ich dafür deine Seele zerreißen muss, um es zurückzuholen.“ Seine Stimme, ruhig und doch voller Grausamkeit, ließ die Zuschauer, Enels Geschwister, erschauern.
Enel schnappte nach Luft und sein Körper zitterte, als er den ätherischen Sog spürte. Es war, als würden unsichtbare Hände sich in sein Innerstes graben und versuchen, das Gesetz der Befehlsgewalt aus dem Kern seiner Existenz zu reißen. Er atmete flach und keuchend, sein Gesicht verzog sich vor Schmerz, während er gegen die überwältigende Kraft des Engels ankämpfte.
Plötzlich durchbrach ein kehliges Stöhnen das Chaos. Allison, die verzweifelt zugesehen hatte, sank auf alle viere. Ihr Körper zuckte heftig, ihre Muskeln spannten sich an und dehnten sich, als ihre Verwandlung begann.
Schneeweißes Fell brach aus ihrem Körper hervor und schimmerte im chaotischen Licht des Schlachtfeldes. Ihre menschlichen Züge verzerrten sich, ihr Kiefer verlängerte sich zu einer wilden, wolfsähnlichen Schnauze. Ihre Augen leuchteten mit einem durchdringenden silbernen Licht und fixierten Therion.
Ihre Krallen, scharf wie Rasierklingen, ragten aus ihren Fingern hervor, als sie einen urwüchsigen Schrei ausstieß, der durch die Arena hallte.
„Weg von ihm!“, brüllte sie mit einer Stimme, die eine eindringliche Mischung aus Mensch und Tier war und von roher Entschlossenheit erfüllt war.
Alison stürzte sich mit erschreckender Geschwindigkeit vorwärts, ihre kräftigen Gliedmaßen trieben sie wie einen weißen Blitz voran. Sie ignorierte den Schmerz, der ihren Körper von der plötzlichen Verwandlung durchzuckte, und konzentrierte sich nur auf den Engel, der Enel das Leben aus dem Leib drückte.
Als sie Therion erreichte, schlug sie mit ihren Klauen mit unfehlbarer Präzision nach seiner Kehle. Sie stöhnte und schrie vor Anstrengung und legte ihre ganze Kraft in den Angriff. Doch gerade als ihre Klauen seinen Hals hätten durchschneiden sollen, gingen sie durch ihn hindurch, als wäre er aus Nebel.
Therions Gestalt flimmerte leicht, und ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen … „Du hast verloren …“