Der große Tag war endlich da – ein Tag, der über die Zukunft der Hochelfen entscheiden und den Glanz ihrer geliebten künstlichen Sonne zurückbringen würde.
Obwohl sie im Laufe der Jahrhunderte deutlich verblasst war, hatte die Hoffnung auf ihre Wiederentzündung im ganzen Königreich für eine ausgelassene Stimmung gesorgt.
Die ganze Stadt war voller Feierlichkeiten, in Farben und Lichtern getaucht, jede Straße war ein Beweis für die Kunstfertigkeit und Tradition der Elfen.
Aus silbernem und goldenem Efeu geflochtene Girlanden hingen von hohen Bögen herab und funkelten wie Sterne in der Morgensonne, während verzauberte Kristalle über den Straßen schwebten und ein sanftes, warmes Licht warfen, das wie von selbst zu atmen schien.
Zarte Wandteppiche aus bestickter Seide schmückten jedes Gebäude und erzählten die alten Geschichten von der Einheit und Widerstandsfähigkeit der Hochelfen. Überall war ein Summen von Schöpfungsmagie zu hören, während subtile Zaubersprüche kleine Blumenblüten oder wirbelnde Lichter hervorbrachten, die von Passanten und Kindern gleichermaßen mit müheloser Anmut gewirkt wurden. Magie war hier so selbstverständlich wie das Atmen, ein Ausdruck des Lebens selbst, der jeden Winkel der Elfenstadt durchdrang.
„Oh, sie haben nicht gelogen, als sie sagten, dass die Hochelfen vor der Ankunft der Dämonen-Königsfamilien die Säulen der alten Unterwelt waren“, lobte Perseus aus einer Ecke, sein Gesicht unter einer Kapuze versteckt.
Aber das war nicht alles, er musste die Magie, die ganz natürlich aus seinem Körper strömte, mit heiliger Kraft verbergen.
Neben ihm stand eine Gruppe Werwölfe, die ähnlich gekleidet waren und sich ebenfalls vor Blicken versteckten.
Und natürlich noch eine weitere Person, die unbedingt mitkommen wollte … Tomato.
Sie hatte auf dem Weg hierher bereits die Magie in zwei Straßen zerstört und hätte sie alle auffliegen lassen, wenn Perseus nicht die Kontrolle über die Situation übernommen hätte, doch sie tat so, als wäre es überhaupt nicht ihre Schuld gewesen.
Mit Vandoras Hilfe hatten sie diesen Ort aufspüren können, indem sie ein Gerät entwickelt hatten, mit dem sie die Ansammlung von Schöpfungsmagie in der Unterwelt verfolgen konnten.
Selbst Perseus musste zugeben, dass dieser Ort sehr gut versteckt war.
Er befand sich sogar unter den Ruinen der alten Stadt der Hochelfen. Kein Wunder, dass die königlichen Familien der Dämonen ihn nicht entdeckt hatten.
Er war direkt vor ihrer Nase versteckt.
Es war nicht einfach gewesen, hier reinzukommen, vor allem wegen der Befestigungsanlagen rund um die Stadt.
Aber selbst Perseus konnte sehen, dass die Hochelfen in Sachen Sicherheit nachlässig geworden waren, da sie schon so lange sicher und versteckt gelebt hatten.
Lange Zeit des Friedens hatte noch nie gut für den Verstand gewesen.
Tomato hatte einen kleinen Teil ihrer Verteidigung außer Gefecht gesetzt und sie durchgelassen.
Ihr Plan war, den Schatz zu klauen, von dem gesagt wurde, dass er sogar den ewigen Frühling erschaffen könne.
Die größte Quelle der Schöpfungsmagie der Hochelfen.
Was sie aber nicht wussten, war, dass sie zu so einer festlichen Zeit kommen würden, was sie dazu brachte, ihren Plan zu überdenken.
Denn auch wenn die äußere Sicherheit vielleicht lax war, war es im Inneren ziemlich streng.
Das zeigte, wie wertvoll dieser Schatz für diese Leute war.
Und es kam noch mehr. Heute war auch der Tag, an dem der neue Anführer der Stadt und der Hochelfen gekrönt werden sollte.
Ihr Timing hätte wirklich nicht schlechter sein können.
Andererseits war Perseus sehr an dieser Stadt interessiert.
Es war etwas, das er nicht erklären konnte, wie eine Art Anziehungskraft.
Von dem Moment an, als er diesen Ort betrat, spürte er einen Ruf seiner Verwandten. Fast so wie damals, als er Tomato zum ersten Mal begegnet war.
Aber es war viel stärker und weckte in ihm den Wunsch, sich zu verbeugen.
Es war ein echt seltsames Gefühl. Was Perseus nicht wusste, war, dass Tomato dasselbe Gefühl hatte.
Die ganze Zeit über waren ihre Sinne wachsam und suchten in der Luft nach der Quelle dieses Gefühls.
Währenddessen ragte im Herzen des Königreichs die Arena wie ein Juwel inmitten von polierten Steinstraßen und kristallklaren Türmen empor.
Obwohl Tausende von Elfen dort versammelt waren, die alle gespannt auf die Ereignisse des Tages warteten, war der Ort makellos sauber.
Es war der Stolz der Hochelfen, dass kein Ort, egal wie groß die Menschenmenge war, den Schmutz der Übernutzung trug. Glänzende Marmorsitze und -böden funkelten im Licht, makellos gehalten durch verzauberte Schutzzauber und fleißige Wächter, die ebenso stolz auf ihre Arbeit waren wie jeder Krieger in der Schlacht.
Die Luft war klar und frisch, duftete nach Geißblatt und Minze, getragen von einer Brise, die durch die Arena wehte und durch Magie gekühlt wurde, um die Wärme so vieler Menschen an einem Ort abzuweisen.
Elfen jeden Alters und jeder Herkunft hatten sich hier versammelt, gekleidet in wallende Roben, die mit den Symbolen ihrer Familien und ihrer magischen Begabungen verziert waren.
Einige trugen kompliziert geflochtene Kränze aus Silber oder Blättern, andere hatten kleine Amulette in ihr Haar geflochten – jedes ein Zeichen für Glück und Stärke in den bevorstehenden Prüfungen. Und trotz der bevorstehenden Entscheidung herrschte eine unterschwellige Freude unter den Versammelten. Kleine Kinder huschten zwischen den Menschenmassen hin und her, ihr Lachen klang wie Glöckchen, während Verkäufer sich anmutig bewegten und verzauberte Leckereien anboten, die funkelten oder leuchteten und die kleinen Gesichter vor Staunen erstrahlen ließen.
Die Hauptbühne war mit fließenden Bannern drapiert, die aus einem seltenen Stoff gefertigt waren, der so verzaubert war, dass er die leuchtenden Farben der Morgen- und Abenddämmerung widerspiegelte. Auf einer einzigen erhöhten Plattform stand eine glänzende Kugel – das uralte Herz ihrer künstlichen Sonne –, die darauf wartete, vom auserwählten Herrscher wieder entzündet zu werden. Daneben glänzte ein zeremonieller Thron aus reinem Alabaster im Sonnenlicht und wartete auf seinen neuen Besitzer, der das Königreich in eine neue Ära führen würde.
Dies war nicht nur ein Tag, an dem ein Herrscher gekrönt wurde, sondern auch ein Tag, an dem die Hoffnung wiedererweckt wurde, ein Tag, an dem die Verbindung zwischen der Magie und ihrem Volk erneuert wurde.
Als die letzten Gäste ihre Plätze einnahmen, legte sich eine erwartungsvolle Stille über die Menge, und alle Augen richteten sich auf die Mitte, wo bald die Anwärter herantreten würden. Es war ein Tag, der für die Ewigkeit bestimmt war, ein Tag des Neuanfangs.
Und obwohl die Sonne unterging, strahlte der Geist der Hochelfen heller denn je und war bereit, neu zu entflammen.
Aber sie waren nicht allein. Denn im Schatten schienen auch andere ungebetene Gäste der Dunkelheit ihre Chance gekommen zu sehen, zu glänzen …