Sie war mal überrascht gewesen, in dieser trostlosen Welt einen Funken Hoffnung zu finden. Versteckt zwischen gequälten Seelen und schroffen Felsen dachte sie, sie könnte es vielleicht aushalten, vielleicht sogar entkommen. Aber sie wusste nicht, wie sehr sie sich irrte. Dieser Teufel, der diese Ödnis heimsuchte, hatte sie markiert und jagte sie gnadenlos.
Als er sie das zweite Mal fand, biss er ihr die Nasenwurzel ab, mit einem grotesken Knacken. Der Schmerz war unerträglich, eine brennende Qual, die ihre Sicht verschwimmen ließ und ihr den Kopf schwirren ließ. Blut spritzte aus der Wunde, warm und dick, und drohte sie zu ersticken, als es ihren Mund und ihre Kehle füllte. Sie würgte und hustete, rang nach Luft, jeder Atemzug ein verzweifeltes Röcheln gegen das Blut, das ihre Atemwege füllte.
Der Teufel, mit seinem grausamen, verdrehten Sinn für Spaß, benutzte seine Chaosmagie, um die Blutung zu stoppen. Die Wunde verschloss sich mit einer unheimlichen, unnatürlichen Schnelligkeit und ließ sie nach Luft schnappen, während der metallische Geschmack von Blut noch immer schwer auf ihrer Zunge lag. Es ließ sie wieder los, sein spöttisches Lachen hallte in ihren Ohren und erinnerte sie auf erschreckende Weise an ihre Hilflosigkeit, als es wieder verschwand.
Es dauerte nicht lange, bis sie begriff, dass sie nichts weiter war als eine halb aufgegessene Tüte Kartoffelchips im Kühlschrank, an der der Teufel knabbern konnte, wann immer er Hunger hatte.
Jedes Mal, wenn er hungrig wurde, würde er sie finden, egal wo sie sich versteckte. Die eisige Landschaft bot keinen Schutz, die Felsen und gequälten Seelen waren stumme Zeugen ihrer Qualen.
Der Teufel schränkte ihre Bewegungsfreiheit nicht ein, fast als wolle er sie verspotten, um ihr zu zeigen, dass er sie immer finden würde, egal wohin sie ging. Er ging sogar so weit, sie vor anderen Teufeln zu beschützen, um sicherzustellen, dass ihr Leiden sein exklusives Vergnügen blieb. Sie war sowohl seine Nahrung als auch seine Abwechslung, ein Spielzeug, mit dem er nach Belieben spielen konnte.
Ein anderes Mal kam er wieder, um sie zu holen. Diesmal nahm er ihr das zweite Auge. Es war brutal, die Krallen des Teufels gruben sich in ihr Gesicht und rissen das Auge mit einem widerlichen Knacken aus der Augenhöhle.
Diesmal konnte sie sich nicht zurückhalten und schrie, ein rauer, verzweifelter Schrei, der durch die Höhlen hallte. Blut strömte über ihr Gesicht, vermischte sich mit ihren Tränen, der Schmerz war blendend und alles verschlingend.
Sie hatte kein Auge mehr, ihre Welt war komplett dunkel, ein Spiegel ihrer Schmerzen. Der Teufel schien sich an ihrer Qual zu weiden, sein Lachen hallte wie eine eindringliche Melodie in der kalten, dunklen Luft.
Jetzt war sie blind und stolperte durch die eisige Dunkelheit, die Hände ausgestreckt, um sich an den schroffen Felsen entlangzutasten. Sie hatte keinen Nasenrücken mehr, ihr Gesicht war eine groteske Maske der Verstümmelung, ihr Atem ging rau und rasselnd durch die offene Wunde. Die eisige Luft brannte auf ihrer offenen Haut, der Schmerz erinnerte sie ständig an ihre Qualen.
Jeder Tag war ein neuer Albtraum, die Gegenwart des Teufels ein bedrohlicher Schatten über ihrem zerbrochenen Dasein. Sie war allein in der Dunkelheit, ihre Sinne waren geschärft für die Geräusche und Empfindungen um sie herum.
Das Flüstern der verdammten Seelen, das Knirschen des Eises unter ihren Füßen, die allgegenwärtige Kälte, die an ihren Knochen nagte. Sie konnte die Augen des Teufels auf sich spüren, immer beobachtend, immer wartend.
An diesem Ort, an dem Hoffnung eine grausame Illusion war, war sie in einem Kreislauf aus Schmerz und Terror gefangen. Das Lachen des Teufels verfolgte sie auf Schritt und Tritt und erinnerte sie daran, dass ihr Leiden noch lange nicht vorbei war. Sie war seine Gefangene, sein Spielzeug, eine lebende Seele in einer gefrorenen Hölle, die eine Qual erdulden musste, die kein Ende zu nehmen schien.
Aber wenn es richtig wehtat, wollte das Universum auch was beibringen oder eher schenken.
Athena hatte schon immer unglaubliche Sinne gehabt. Sie konnte allein am Atem erkennen, ob jemand log.
Einmal konnte sie sogar anhand der Windrichtung feststellen, wohin Lenny drei Tage später gegangen war. Praktisch gesehen war sie mit ihren Sinnen unübertroffen. Jetzt, in unvorstellbaren Schmerzen und blind, begann sie, die Welt in einem anderen Licht zu sehen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Alles begann kurz nachdem der Teufel gekommen war, um ihr das Fleisch vom Unterarm zu reißen. Sie konnte das groteske Kauen hören, als der Teufel weg ging.
Zu diesem Zeitpunkt flossen keine Tränen mehr aus ihren Augen; sie war jenseits des Weinens. Sie konnte nur noch in die Richtung lauschen, in die er gegangen war.
Überraschenderweise konnte sie jedoch, obwohl ihr Fleisch von ihrem Körper gerissen worden war, es immer noch spüren – nicht auf ihrer Haut, sondern im Magen des Teufels, der es ihr abgezogen hatte. Es war, als würde dieser Teil von ihr schreien, wieder mit ihr verbunden zu werden, und sie spürte und hörte diesen Schrei.
Und da bemerkte sie noch etwas anderes. In ihrem Körper kommunizierten ihre Zellen miteinander. Es war ein erschreckendes Gefühl, das sie zu überwältigen schien, und sie verlor sogar zweimal das Bewusstsein. Aber beim dritten Mal gelang es ihr, das Geräusch nach Belieben zu reduzieren und einer Zelle nach der anderen zuzuhören.
In ihrem erhöhten Bewusstseinszustand entdeckte sie, wie sie kommunizierten. Es geschah durch Energie – eine reine, echte Energie, die wie eine Symphonie des Lebens durch ihren Körper strömte.
Diese neue Erkenntnis brachte eine seltsame Klarheit mit sich. Sie konnte die Energiefelder der gequälten Seelen um sich herum spüren, die pulsierende Lebenskraft der Felsen, in denen verdammte Geister gefangen waren, und sogar die unheimliche Aura der Dämonen, die durch diese gefrorene Ödnis streiften.
Diese Erkenntnis war sowohl ein Geschenk als auch ein Fluch. Der Schmerz blieb, scharf und unerbittlich, aber jetzt hatte sie ein Werkzeug – einen Weg, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, die sie umgab. Athena begann, diese neu entdeckte Fähigkeit zu nutzen und konzentrierte sich auf die Energie um sich herum, um auf eine Weise zu „sehen“, wie sie es noch nie zuvor getan hatte.
Während sie lauschte, wurde ihr klar, dass sie nicht eine Person war, wie sie immer geglaubt hatte. Das bedeutete aber nicht, dass sie mehr als eine Person war. Vielmehr bedeutete es, dass sie keine Person war, aber auch kein Objekt oder Subjekt.
Stattdessen war sie Energie mit einem Bewusstsein ihrer selbst.