„Keine Schachfigur“, korrigierte Tantai Sun. „Eine willige Teilnehmerin.“ Er deutete auf Yun Ling. „Genauso wie sie einst eine willige Beschützerin war. Sag mir, alter Freund, träumst du immer noch von dieser zerstörten Zeitlinie? Von all den Leben, die du nicht retten konntest?“
Yun Lings Schwert summte leise. „Ich träume nur davon, dich zu töten.“
Yun Ling machte den ersten Schritt. Ihr blaues Schwert beschrieb einen perfekten Bogen durch die Leere, seine Klinge summte vor temporaler Energie. Tantai Sun blockierte den Schlag mit seiner bloßen Hand, Funken sprühten, wo Klinge auf Fleisch traf.
BOOOOM!
Die Leere erbebte, als Yun Lings Schwert auf Tantai Suns Handfläche traf. Die Schockwelle zerschmetterte die Überreste der himmlischen Trümmer in der Nähe und schleuderte Fragmente spiralförmig in den Abgrund.
Yue Yun und Hell Asura tauschten einen Blick, bevor sie sich leicht zurückzogen, ihre Körper immer noch angespannt, bereit, jeden Moment einzugreifen.
„Tret zurück“, befahl Yun Ling mit ruhiger Stimme, die jedoch das Gewicht absoluter Autorität trug. „Hilf den anderen. Er gehört mir.“
Yue Yun zögerte nur eine Sekunde, bevor sie nickte. Sie kannte Yun Lings Stärke – diese Frau hatte einst gegen den Zusammenbruch einer ganzen Zeitlinie gekämpft. Wenn jemand Tantai Sun gegenübertreten konnte, dann war sie es.
Mit einem letzten Blick auf den maskierten Mann verschwanden Yue Yun und Hell Asura in einem Lichtblitz und kehrten auf das Schlachtfeld zurück, wo die Armeen des Chaos ihren unerbittlichen Angriff fortsetzten.
Tantai Sun lachte leise, seine gesichtslose Maske neigte sich leicht. „Wie nostalgisch. Als wir das letzte Mal kämpften, bist du nur knapp mit dem Leben davongekommen.“
Yun Ling ging nicht auf die Provokation ein. Ihr blaues Schwert glänzte mit einem ätherischen Licht, die Klinge summte vor verdichteter Energie. „Dieses Mal werde ich nicht fliehen müssen.“
Sie setzte zum Angriff an.
Der Raum selbst zerbrach unter ihren Schritten, als sie augenblicklich vor Tantai Sun erschien. Ihr Schwert senkte sich – ein einfacher Hieb, doch er trug das Gewicht eines kollabierenden Sterns.
Tantai Sun drehte sein Handgelenk, und eine schwarze Hellebarde materialisierte sich in seiner Hand, die den Schlag mit einem ohrenbetäubenden KLANG abfing!
Die Kollision sandte Schockwellen nach außen, die die Struktur der Realität um sie herum verzerrten.
„Du hast dich verbessert“, meinte Tantai Sun mit einem Anflug von Belustigung in der Stimme. „Aber das wird nichts nützen. Yun Lintian wird in den Händen meines Meisters sterben, genau wie alles andere in dieser verdammten Zeit.“
Yun Lings Gesichtsausdruck blieb gelassen. „Dein Meister überschätzt sich.“
Sie drehte ihre Klinge, und die Schwertklinge entflammte plötzlich in einer schillernden Farbenpracht – jede Farbe stand für ein anderes Gotteszeichen des Gesetzes: das Zeichen des Schwertgottes, das Zeichen des Gottes der Zerstörung und das Zeichen des Gottes des Raums.
Die schiere Dichte der göttlichen Kraft ließ die umgebende Leere erzittern.
Tantai Sun veränderte leicht seine Haltung und umklammerte seine Hellebarde fester. „Beeindruckend. Aber glaubst du wirklich, dass Gesetze allein mich besiegen können?“
Als Antwort strahlte sein eigener Körper eine bedrückende Aura aus. Um ihn herum manifestierten sich Zeichen des Chaos – verdrehte, sich windende Symbole, die sich der natürlichen Ordnung widersetzten – das Zeichen des Chaosgottes, das Zeichen des Verderbnisgottes und das Zeichen des Vernichtungsgottes.
Die beiden standen inmitten eines Sturms aus aufeinanderprallenden Energien, während der Kosmos unter ihrem Druck ächzte.
Dann trafen sie erneut aufeinander.
BOOOM!!
Der Kampf war ein Wirbelwind aus unmöglicher Geschwindigkeit und vernichtender Kraft. Jeder Schlag zerschmetterte Fragmente der Realität und hinterließ Narben in der Raumzeit.
Yun Lings Schwertkunst war makellos – jede Bewegung präzise, jeder Schlag trug das Gewicht unzähliger Jahre der Verfeinerung. Sie schwang ihre Zeichen Gottes mit furchterregender Meisterschaft und beugte die Gesetze der Existenz ihrem Willen.
In einem Moment hielt sie die Zeit mitten in einem Schwung an und ihre Klinge glitt an Tantai Suns Abwehr vorbei.
Im nächsten riss sie den Raum auseinander und schuf einen Spalt, der seinen Gegenangriff verschluckte.
Doch Tantai Sun war nicht weniger beeindruckend. Seine Hellebarde bewegte sich in unheimlichen, unvorhersehbaren Rhythmen, als würde sie zwischen den Fäden des Schicksals selbst tanzen. Wo Yun Ling Ordnung schuf, schwelgte er im Chaos.
Wenn sie mit zerstörerischer Kraft zuschlug, löste er sie in Nichts auf.
Wenn sie die Zeit zurückdrehte, um seinen Schlag rückgängig zu machen, verzerrte er den Zeitfluss und machte ihn instabil.
Sie kämpften hin und her, ohne dass einer von beiden einen entscheidenden Vorteil erringen konnte.
„Du hältst dich zurück“, spottete Tantai Sun, als sie sich kurz voneinander lösten. „Hast du Angst, diese zerbrechliche Welt zu zerstören?“
Yun Ling atmete langsam aus, ihr Schwert ruhig. „Nein. Ich messe nur, wie tief du gefallen bist.“
Seine Maske verbarg seinen Gesichtsausdruck, aber seine Stimme wurde düster. „Gefallen? Ich bin über die Fesseln deiner sogenannten ‚Ordnung‘ hinausgestiegen.“
Yun Ling antwortete nicht. Stattdessen verschwand sie.
Keine Geschwindigkeit – keine Teleportation. Sie hörte einfach auf, im aktuellen Moment zu existieren.
Tantai Suns Kopf schnellte zur Seite, gerade als ihr Schwert aus einer Falte in der Zeit auftauchte und auf seinen Hals zielte.
KLANG!
Seine Hellebarde konnte gerade noch rechtzeitig abwehren, aber die Wucht schleuderte ihn rückwärts durch die Leere.
Zum ersten Mal zeigte sich ein Anflug von Verärgerung in seinem Gesicht. „Du hast dich schon immer auf Tricks verlassen.“
Yun Ling tauchte wieder auf, ihr Schwert summte. „Und du hast immer zu viel geredet.“
Sie hob ihre Klinge, und der Kosmos selbst schien den Atem anzuhalten.
Dann –
„Himmlische Vernichtungskunst – Endgültiges Urteil.“
Ihr Schwert senkte sich.
Die Leere spaltete sich.
Eine Klinge aus reinem göttlichem Urteil, geschmiedet aus der vereinten Kraft all ihrer Gottzeichen, zerriss die Existenz selbst. Es war ein Schlag, der das Schicksal trennen, das Schicksal neu schreiben und alles auslöschen sollte, was sich ihm in den Weg stellte.
Tantai Suns Maske barst.
Zum ersten Mal bewegte er sich mit Eile. Seine Hellebarde wirbelte herum und beschwor einen Wirbel aus chaotischer Energie, während er brüllte:
„Chaosverschlingender Abgrund!“
Die beiden höchsten Techniken prallten aufeinander.
Und dann –
Stille.
Eine Sphäre der absoluten Vernichtung breitete sich dort aus, wo sie aufeinanderprallten, und verschluckte Licht, Ton und sogar das Konzept des Raums.
Als die Explosion endlich abklang, standen die beiden Gestalten inmitten der Trümmer der zerbrochenen Realität.
Yun Lings Roben waren zerfetzt, Blut tropfte von ihrer Lippe.
Tantai Suns Maske war komplett zerbrochen und enthüllte ein Gesicht, das gleichzeitig jung und uralt war, seine Augen brannten mit chaotischen Flammen. Eine tiefe Wunde verlief über seine Brust, aus der schwarze Energie sickerte.
Einen langen Moment lang sagte keiner was.
Dann lachte Tantai Sun.
„Gut. Sehr gut.“ Er wischte sich das schwarze Blut von den Lippen. „Deshalb findet mein Meister dich so interessant.“
Yun Lings Griff um ihr Schwert wurde nicht schwächer. „Die Zeit deines Meisters läuft ab.“
Tantai Suns Lächeln war eiskalt. „Das werden wir sehen.“
Mit diesen Worten begann sein Körper sich in chaotischen Nebel aufzulösen, seine Gestalt zerfiel wie eine zerbrochene Illusion.
„Aber denk daran, Yun Ling“, hallte seine Stimme nach, während er verschwand. „Egal, wie stark du bist … du kannst das Unvermeidliche nicht aufhalten.“
Dann war er weg.
Yun Ling stand allein in den Trümmern ihrer Schlacht, ihr Schwert summte noch immer von der Restkraft.
Sie atmete langsam aus, ihre goldenen Augen spiegelten den fernen Krieg unter ihr wider.
Die Schlacht war noch lange nicht vorbei.
Und irgendwo, in den Tiefen der Unterwelt, kämpfte Yun Lintian immer noch seinen eigenen Krieg – einen Krieg, der über das Schicksal aller Lebewesen entscheiden würde.
Sie ballte die Faust.
Sie durften nicht verlieren …