BOOOOOOM!
Eine Schockwelle aus verzerrter Realität breitete sich aus. Das Schwarze Loch schrie, sein Gravitationsfeld zerbrach, als die Chaosenergie sich in seinen Kern fraß. Für einen Moment stand der gesamte Wirbel still, mitten im Zusammenbruch eingefroren.
Dann –
CRACK!
Das schwarze Loch zerbrach, seine Struktur löste sich auf wie ein zerrissener Wandteppich. Das verschlungene Sternenlicht brach in einer blendenden Explosion hervor und tauchte die Leere in goldene und silberne Streifen.
Stille.
Die Präsenz des Verschlingers pulsierte – nicht vor Wut, sondern mit etwas, das fast wie … Zustimmung wirkte.
„GUT GEMACHT“, räumte er ein.
Die abgrundtiefe Kluft hinter ihm öffnete sich wieder.
„ICH LASS DICH NOCH EIN WENIGE LÄNGER LEBEN. WERDE STÄRKER. UND WENN DU VERSAGST … WERDE ICH ALLES VERSCHLINGEN, WAS DU LIEBST.“
Damit glitt der Verschlinger zurück in die Leere, seine Gestalt löste sich auf wie Rauch.
„WIR SEHEN UNS WIEDER … AM ENDE ALLER DINGE.“
Dann –
Stille.
Yun Lintian stand allein inmitten der verblassenden Sternentrümmer.
Sein Griff um das Gotterschwert festigte sich.
Das war kein Sieg.
Es war eine Warnung.
Es gab immer jemanden, der stärker war als du.
Seit Yun Lintian begonnen hatte, die Kräfte der Urgötter zu verfeinern und seine Stärke deutlich gewachsen war, war auch sein Selbstvertrauen drastisch gestiegen. Er glaubte, dass zumindest keiner der derzeitigen Urgötter ihm gewachsen war.
Das Erscheinen des Verschlingers war jedoch eine harte Erinnerung daran, dass all seine derzeitige Kraft eindeutig nicht ausreichte, um sein Volk zu beschützen.
Yun Lintian atmete tief aus. Er sah sich kurz um, bevor er von diesem Ort verschwand.
Der Raum kehrte allmählich in seinen ursprünglichen Zustand zurück, als Yun Lintian und der Verschlinger verschwanden.
Eine Weile später tauchten zwei Gestalten aus dem Nichts auf. Es waren niemand anderes als Tantai Xue und Kai Xuan, der Chaosritter mit dem höchsten Rang.
„Seine Stärke hat sich deutlich verbessert. Ich bin nicht mehr sein Gegner“, sagte Kai Xuan mit schwerer Stimme.
Tantai Xue lächelte, als wäre es ihr egal. „Das macht nichts. Je stärker er ist, desto besser für uns.“
Kai Xuan warf ihr einen Blick zu und sagte nichts.
Obwohl er der stärkste Chaosritter war, war sein Status nicht hoch genug, um das Geheimnis seines Meisters, des Herrn des Chaos, zu erfahren. Er hatte keine Ahnung, warum sein Meister Yun Lintian ständig mit Informationen fütterte und ihm half, stärker zu werden.
Tantai Xue sah sich kurz um und sagte: „Es ist Zeit. Lass uns gehen. Bald gibt es ein Festmahl.“
Ihre Augen verrieten einen Hauch von Mordlust.
Kai Xuan sagte nichts weiter, riss den Raum auf und verschwand zusammen mit Tantai Xue.
***
Yun Lintian trat durch den Raumriss und tauchte im großen Innenhof seiner Residenz auf. In dem Moment, als seine Füße den Boden berührten, hallten erleichterte Seufzer und eilige Schritte um ihn herum.
„Lintian!“
„Großer Bruder Yun!“
Yun Qianxue war die Erste, die ihn erreichte. Ihr weißes Haar flatterte, als sie seine Arme packte und ihn mit eisigen Augen nach Verletzungen absuchte. Hinter ihr drängten sich Long Qingxuan, Lin Xinyao, Mu Qiuxue, Shen Liqiu, Ye Ling, Yang Ningchang, Lynn, Han Bingling und Hei Yue, ihre Gesichter eine Mischung aus Sorge und Erleichterung.
Linlin und Qingqing huschten zwischen den Beinen hindurch und sprangen dann auf Yun Lintians Schultern, wobei ihre winzigen Krallen sich fest an seiner Robe festkrallten.
„Du bist in Ordnung!“, quietschte Linlin und zuckte mit den Ohren.
Yue Yun lehnte sich mit verschränkten Armen an eine Säule in der Nähe, aber die Anspannung in ihren Schultern ließ sichtbar nach. „Das hat aber lange gedauert.“
Lin Yitong stand einen Schritt hinter der Gruppe und ließ ihren smaragdgrünen Blick auf Yun Lintians Gesicht ruhen. Sie war es gewesen, die die Nachricht vom Erscheinen des Verschlingers überbracht hatte, und die Angst in ihrem Herzen war noch nicht ganz verschwunden.
Yun Lintian lächelte, und seine sonst so scharfen Gesichtszüge wurden weicher. „Ich bin zurück.“
Long Qingxuan, die immer die Fassung bewahrte, sprach als Erste. „Schwester Lin hat uns alles erzählt. Der Verschlinger …“ Ihre Stimme verstummte, und die unausgesprochene Frage hing in der Luft.
„Es ist vorerst erledigt“, sagte Yun Lintian mit ruhiger, aber fester Stimme. Er ging nicht näher darauf ein – jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sie mit der unheilvollen Warnung des Verschlingers zu belasten.
Han Bingling, die immer aufmerksam war, kniff die Augen zusammen, drängte aber nicht weiter. Stattdessen lächelte sie und hakte sich bei ihm unter. „Gut. Dann bleibst du doch eine Weile, oder?“
Die anderen Frauen tauschten Blicke aus, eine stille Übereinkunft zwischen ihnen.
Yun Lintian lachte leise. „Ja, das werde ich.“
Er hatte nicht bemerkt, wie sehr er das vermisst hatte – ihre Anwesenheit, ihre Stimmen, die Art, wie die Luft selbst leichter zu sein schien, wenn sie in der Nähe waren. Die Kämpfe, die Intrigen, das endlose Streben nach Macht … für diesen Moment erlaubte er sich, all das beiseite zu schieben.
Der Abend verging wie im Flug, begleitet von Gelächter und Geschichten. Der große Saal des Palastes war erfüllt vom Duft von Spirituosen und Delikatessen, und das sanfte Licht der Laternen tauchte die versammelte Gruppe in einen warmen Schein.
Yun Qianxue saß neben Yun Lintian, ihre übliche Kühle schmolz ein wenig dahin, als sie seine Tasse auffüllte. „Du warst zu lange weg“, flüsterte sie, gerade laut genug, dass er sie hören konnte.
Er sah ihr in die Augen und berührte kurz ihre Finger. „Ich weiß.“
Auf der anderen Seite des Tisches waren Lin Xinyao und Mu Qiuxue in eine lebhafte Diskussion mit Yang Ningchang über eine obskure alchemistische Technik vertieft, während Shen Liqiu und Ye Ling leise mit Lynn plauderten. Hei Yue, die wie immer still beobachtete, nippte an ihrem Wein und warf gelegentlich einen Blick auf Yun Lintian, als wollte sie sich vergewissern, dass er wirklich da war.
Qingqing, die auf Linlins Kopf saß, kicherte, als sie ein Stück Obst von Yue Yuns Teller stibitzte.
Lin Yitong, die neben Linlin saß, beobachtete die Szene mit einem sanften Lächeln. Sie hatte so lange in Einsamkeit verbracht und die Geheimnisse der Wahren Holzgeister bewacht, dass ihr diese Wärme noch fremd war – aber nicht unwillkommen.
Yun Lintian lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ seinen Blick über alle schweifen. Dafür hatte er gekämpft. Deshalb durfte er niemals verlieren.
Als sich alle anderen zurückgezogen hatten, stand Yun Lintian im Garten und starrte in den sternenklaren Himmel.
Die Worte des Verschlingers hallten in seinem Kopf wider.
„Wenn du versagst … werde ich alles verschlingen, was du liebst.“
Eine Gestalt näherte sich von hinten – Yue Yun, deren Haare im Mondlicht glänzten.
„Du grübelst“, stellte sie unverblümt fest.
Yun Lintian leugnete es nicht. „Der Verschlinger ist nicht wie die Feinde, denen wir bisher begegnet sind. Er zerstört nicht nur – er verschlingt die Existenz selbst.“
Yue Yun schnaubte. „Na und? Du wirst ihn töten. Das ist doch deine Aufgabe.“
Er warf ihr einen amüsierten Blick zu. „Du hast so viel Vertrauen in mich?“
Sie sah ihm direkt in die Augen. „Natürlich. Warum wäre ich sonst hier?“
Es herrschte einen Moment lang Stille zwischen ihnen.
Ein unerklärliches Gefühl stieg in Yun Lintian auf. Er schien eine Verbindung zwischen sich und Yue Yun zu spüren. Es war kein Gefühl zwischen Mann und Frau, sondern etwas anderes …
Dann lächelte Yun Lintian. „Dann werde ich dich besser nicht enttäuschen.“
Die Nacht zog sich hin, die Last der Zukunft war für einen Moment gebannt. Für den Moment herrschte Frieden.
Für den Moment gab es ein Zuhause …