Zhan Tians Angriff wurde abgewehrt.
Der Kriegsgott stand regungslos da, sein großes Schwert auf der Schulter ruhend. Sein Gesichtsausdruck war unlesbar.
Dann nickte er langsam.
„… Du hast es geschafft.“
Die Worte hatten das Gewicht der Anerkennung eines uralten Wesens.
Yun Lintian hustete und spritzte Blut auf den Boden. Aber seine goldgesprenkelten Augen blieben unnachgiebig, als er sich zwang, aufzustehen.
Zhan Tians lippenloses Grinsen kehrte zurück. „Dass du meinem letzten Schlag standhalten konntest. Nicht einmal die anderen Urgötter konnten das von sich behaupten.“
Er hob seine Hand –
Eine purpurrote Kugel aus reiner Kampfessenz materialisierte sich über seiner Handfläche und pulsierte mit unvorstellbarer Kraft.
„Meine Autorität gehört dir, Yun Lintian.“
Die Kugel schoss nach vorne und schlug gegen Yun Lintians Brust.
BOOM!
In dem Moment, als Zhan Tians Autorität in ihn eindrang, wurde Yun Lintians Blick weiß.
Es war nicht nur Kraft – es war ein Ozean aus Kampfessenz, roh und ungezähmt, der seinen ramponierten Körper wie ein brechender Damm überschwemmte. Sein Göttlicher Kern, der bereits bis an seine Grenzen belastet war, zitterte heftig, als er versuchte, die gewaltige Energie zu absorbieren.
KNACK!
Ein Knochen in seinem Arm brach unter dem Druck. Dann noch einer. Und noch einer.
Seine Meridiane schwollen an wie überfüllte Flüsse und drohten zu platzen.
Seine Muskeln verdrehten sich und formten sich neu, rissen auseinander und wuchsen wieder zusammen, in einem endlosen Kreislauf aus Zerstörung und Wiedergeburt.
„Guh—!“ Blut spritzte aus Yun Litians Mund, als er auf ein Knie sank. Seine Hände gruben sich in die Erde, seine Finger brachen die Steine unter ihm.
Linlin und Qingqing eilten herbei, aber eine Schockwelle aus purpurroter Energie schleuderte sie zurück.
„Großer Bruder Yun!“, schrie Linlin, während ihr kleiner Körper über den Boden rutschte.
Qingqings Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Sein Körper hält das nicht aus!“
Yun Lintian brüllte, Adern traten an seiner Haut hervor, während die Kraft des Kriegsgottes in ihm tobte.
Es war, als hätte er einen Stern verschluckt.
Jede Zelle seines Körpers brannte. Sein Blut kochte. Seine Seele zitterte.
Erinnerungen – nicht seine eigenen – überschwemmten seinen Geist.
Endlose Schlachtfelder.
Berge von Leichen.
Der Geschmack von Blut und Stahl.
Der unerbittliche Wille zu kämpfen, zu siegen, zu überleben.
Zhan Tians Lebenszeit voller Kriege strömte in ihn hinein und drohte, sein ganzes Wesen zu überwältigen.
Yun Litians Bewusstsein flackerte.
Dunkelheit breitete sich aus.
„Fall“, flüsterte eine Stimme – der Instinkt des Krieges selbst. „Unterwirf dich.“
Seine Sicht verschwamm. Sein Körper schrie vor Qual.
Aber dann –
Ein Funke.
Die Krone des Königs des Jenseits flammte auf, ihr strahlendes Licht durchdrang den blutroten Sturm. Die sechs Urgewalten in ihm erwachten und schwangen im Einklang mit der Kraft des Kriegsgottes.
Sie prallten auf die Essenz des Kriegsgottes, nicht um sie zu unterdrücken, sondern um sie zu zähmen.
Un Litians Zähne zerbrachen, so fest presste er sie aufeinander.
„Ich … weigere mich … zu brechen!“
Sein göttlicher Kern drehte sich wie verrückt, seine Kapazität dehnte sich unter dem Druck aus. Seine Knochen zerbrachen und wurden neu geschmiedet, dichter und stärker. Seine Meridiane weiteten sich und nahmen die tobende Energie auf.
KNACK! KNACK! KNACK!
Sein Körper wurde umgestaltet.
Zhan Tian sah mit verschränkten Armen schweigend zu. Diese Prüfung kannte keine Gnade – entweder passte sich Yun Lintian an oder er ging drauf.
Und Yun Lintian passte sich an.
Langsam, qualvoll begann sich der Sturm in ihm zu beruhigen.
Die Kraft des Kriegsgottes, einst eine tobende Bestie, beugte sich nun seinem Willen.
Sein Atem wurde ruhiger. Sein Zittern hörte auf.
Dann –
BOOM!
Eine Schockwelle brach aus seinem Körper hervor und schleuderte Staub in alle Richtungen.
Als sich der Staub legte, stand Yun Lintian da.
Seine zerfetzten Roben hingen nur noch an seinem Körper und enthüllten einen Körper, der vom Krieg gezeichnet war – jeder Muskel perfekt trainiert, jede Narbe ein Zeugnis des Überlebens. Seine goldgesprenkelten Augen brannten mit neuer Intensität, und in seinem Blick lag das Gewicht unzähliger Schlachten.
Linlin schnappte nach Luft. „Er … er hat es geschafft!“
Qingqing hielt sich die kleine Hand vor den Mund. „Seine Ausstrahlung … sie ist jetzt ganz anders!“
Zhan Tians lippenloser Mund verzog sich zu einem zufriedenen Grinsen.
„Gut gemacht.“
Zwei Worte – eine Anerkennung, die nur wenige in der Geschichte jemals verdient hatten.
Yun Lintian atmete aus, sein Atem roch schwach nach Blut und Stahl. Er ballte seine Finger und spürte die unwirkliche Kraft, die durch sie strömte.
Das war die Autorität des Kriegsgottes – nicht nur Stärke, sondern der Instinkt des Kampfes selbst.
Zhan Tians massive Gestalt begann zu verblassen, seine Prüfung war beendet.
„Merke dir dieses Gefühl, Yun Lintian“, donnerte der Kriegsgott. „Im Krieg geht es nicht nur um Macht – es geht darum, durchzuhalten, sich anzupassen und zu siegen.“
Zhan Tians verblassende Gestalt wurde plötzlich wieder fest. Seine pupillenlosen Augen glänzten nachdenklich, als er Yun Lintian ansah.
„Bevor ich gehe“, donnerte der Kriegsgott, „gibt es noch eine letzte Sache.“
Mit einem metallischen Kreischen rammte er sein riesiges Großschwert zwischen ihnen in den Boden. Die Waffe ragte höher als Yun Lintian empor, ihre geschwärzte Stahlklinge war mit alten Runen bedeckt, die mit purpurrotem Licht pulsierten.
„Dies“, sagte Zhan Tian und legte seine massive Hand auf den Schwertgriff, „ist der Himmelszerreißer.“
In dem Moment, als der Name ausgesprochen wurde, zitterte die Klinge und setzte eine Welle von Tötungsabsicht frei, die so dicht war, dass sich die Luft selbst schwer anfühlte.
Linlins Fell sträubte sich. „Dieses Schwert … es lebt!“
Qingqing zitterte. „Es hat so viel Blut getrunken …“
Zhan Tian lachte düster. „Geschmiedet aus dem Herzen eines sterbenden Sterns und getränkt im Blut von zehntausend Göttern. Diese Klinge begleitet mich seit Beginn des ersten Krieges.“
Seine Finger fuhren eine tiefe Rille entlang der flachen Seite der Klinge. „Diese Markierung stammt von dem Moment, als ich die Ur-Leere-Kreatur in zwei Hälften geteilt habe. Diese Absplitterung hier stammt von der Enthauptung des Titanen der endlosen Sandwüste.“
Yun Lintian starrte die Waffe an und spürte ihre Gier. Es war nicht nur ein Schwert – es war eine lebende Chronik der Zerstörung.
Zhan Tians Blick wurde ernst. „Ich weiß, dass du im Herzen ein Schwertkämpfer bist. Dieses Großschwert ist nicht dein Stil.“ Er grinste. „Aber ich werde eine so gute Waffe nicht verstauben lassen, nur weil ihr neuer Besitzer spitze Stöcke bevorzugt.“
Damit riss er den Himmelszerreißer aus dem Boden und reichte ihn Yun Lintian zu dessen Überraschung mit dem Griff voran.
„Nimm es.“
Die Worte hatten das Gewicht eines göttlichen Befehls.
Yun Lintian zögerte nur einen Augenblick, bevor er den massiven Griff umfasste. In dem Moment, als seine Finger den mit Leder umwickelten Griff berührten –
BOOM!
Eine Vision explodierte in seinem Kopf:
Ein Schlachtfeld, das sich bis zum Horizont erstreckte. Berge von Leichen. Flüsse aus Blut. Und in der Mitte stand Zhan Tian auf einer Pyramide aus toten Göttern, Heaven Sunderer tropfte von goldenem Ichor.
Die Vision verschwand so schnell, wie sie gekommen war, und ließ Yun Lintian nach Luft schnappen. Das Schwert war schwerer, als es aussah – nicht in physischem Gewicht, sondern in karmischer Last. Jedes Leben, das es genommen hatte, jede Schlacht, die es geschlagen hatte – diese Geschichte lastete nun auf seiner Seele.
Zhan Tian sah amüsiert zu. „Es mag dich. Das ist gut – der letzte, der versucht hat, es ohne seine Zustimmung zu führen, hat seine Arme verloren.“