BOOM!
Der Gott der Ordnung konnte den Angriff gerade noch abwehren, doch Yun Lintian tauchte hinter ihm auf, nachdem er den Speer als Ablenkung benutzt hatte.
„Regel Nummer drei“, flüsterte Yun Lintian. „Der Angreifer macht immer den ersten Schritt.“
Seine Handfläche traf Tian Guis Wirbelsäule und brachte die reine Energie der Ordnung durcheinander.
„ARGH!“, schrie Tian Gui – ein Laut, den noch nie jemand von dem starren Gott gehört hatte. Seine makellosen silbernen Roben waren asymmetrisch zerknittert.
Hei Xuan jubelte. „Das ist es! Brich ihm …“
RIIIP!
Der Raum riss auf und zwölf goldgerüstete Krieger stürzten herab – Yang Chens Elite-Sonnengarde.
„TÖTET SIE ALLE!“, brüllte Yang Chen.
Die Verstärkung stürmte vor –
doch dann griff Ping Heng endlich ein.
„Genug.“
Der Gott des Gleichgewichts klatschte einmal.
BOOOOOOM!
Alle Kämpfer erstarrten mitten in ihrer Bewegung – außer Yun Lintian und Tian Gui, die in ihrem eigenen Willenskampf gefangen waren.
Ping Hengs Stimme klang göttlich und autoritär: „Diese Welt kann einen solchen Konflikt nicht ertragen. Ihr werdet aufhören.“
Tian Gui, außer Atem, starrte Yun Lintian an. „Du … verstößt gegen die Ordnung …“
Yun Lintian, ebenso mitgenommen, gab zurück: „Und du verstößt gegen die Gerechtigkeit.“
Die Pattsituation hätte weitergehen können –
bis sich eine weitere Raumspalte öffnete.
Alle Köpfe drehten sich um, als eine anmutige Gestalt in mondweißen Gewändern herabstieg.
Yin Yue, die Mondgöttin.
Ihre silbernen Augen schweiften über das Schlachtfeld, bevor sie auf den schwer verwundeten Yang Chen fielen.
„… Erbärmlich.“
Dieses eine Wort traf Yang Chen härter als jeder Angriff.
Yin Yues silberne Augen wanderten zu Yun Lintian.
Dann – ohne Vorwarnung – griff sie an.
Eine sichelförmige Klinge aus verdichtetem Mondlicht materialisierte sich in ihrer Hand und schlug mit erschreckender Geschwindigkeit auf Yun Litians Kehle zu.
KLANG!
Yun Lintian konnte gerade noch rechtzeitig seine Lanze heben, wurde aber von der Wucht der Wucht zurückgeschleudert. Seine Augen verengten sich. „Oh?“
Hei Xuans Gesicht verdunkelte sich. „Yin Yue! Bist du verrückt geworden?“
Ping Hengs Finger zuckten, sein Gesichtsausdruck war grimmig. „Sie ist nicht verrückt … sie ist auf Nian Shis Seite.“
Yang Chen, der immer noch blutend am Boden lag, lachte plötzlich trotz seiner Schmerzen.
„Hah! Yin Yue steht tatsächlich auf unserer Seite!“ Seine goldenen Augen funkelten triumphierend. „Dein Ende ist gekommen, du Bengel!“
Xing Wu war zwar schwer verletzt, schaffte es aber, ein schwaches Lächeln zu zeigen. „Nian Shis Einfluss ist … größer, als du gedacht hast.“
Yin Yue sagte nichts. Ihr schönes Gesicht blieb emotionslos, als sie erneut ihre sichelförmige Klinge hob – diesmal sammelte sich das Mondlicht zu einem tödlichen Wirbel um sie herum.
Hei Xuan trat vor, Schatten umhüllten seinen geschwächten Körper. „Verdammt! Yin Yue, wie konntest du nur …“
Yun Lintian bewegte sich plötzlich.
BOOM!
Seine Lanze prallte gegen Yin Yues Klinge und erzeugte Schockwellen, die die verbleibenden schwebenden Inseln zerschmetterten. Er wartete nicht – er konterte, seine Bewegungen waren trotz seiner Verletzungen flüssig und präzise.
Yin Yues Augen blitzten überrascht auf. Sie hatte nicht erwartet, dass er sich so schnell erholen würde.
Tian Gui sah seine Chance gekommen und hob die Hände. „Der Befehl lautet …“
SCHLAG!
Yun Lintian wirbelte in der Luft herum und sein Speer durchschlug Tian Guis göttliche Verkündigung, bevor sie Wirkung zeigen konnte. „Keine Regeln mehr“, knurrte er.
Xing Wu versuchte wegzukriechen, aber Yun Lintian schnippte mit dem Finger –
BANG!
Eine schwarze Schachfigur materialisierte sich unter Xing Wu und nagelte ihn am Boden fest. „Bleib stehen.“
Yang Chen brüllte und mobilisierte seine letzten Kräfte. „Sonnenlegionen! JETZT!“
Die zwölf goldgerüsteten Krieger stürmten vor –
Gerade als Yin Yue, Tian Gui und Yang Chen einen koordinierten Angriff starteten.
Vier gegen einen.
Yun Lintian grinste. „Endlich eine Herausforderung.“
Er hob seinen Speer –
Doch bevor die Angriffe ihr Ziel erreichen konnten, fiel ein warmes Licht auf das Schlachtfeld.
Qing Yun, die Göttin des Lebens.
Ihre smaragdgrünen Roben flatterten, als sie neben Yun Lintian erschien, und ihre sanfte Aura neutralisierte sofort die Angriffe. Die Sonnenlegionen erstarrten mitten im Angriff, ihre Waffen lösten sich in Blütenblätter auf. Yin Yues Mondlichtklinge zerbrach wie Glas. Tian Guis Befehlsketten verwandelten sich in Staub.
Stille.
Yin Yues silberne Augen verengten sich leicht. „Endlich bist du gekommen.“
Qing Yun lächelte sanft. „Hallo, Yin Yue. Lange nicht gesehen.“
Yang Chen wurde blass. „N-nein … Nian Shi hat gesagt, du würdest dich nicht einmischen!“
Qing Yun wandte ihren Blick ihm zu, ihr Gesichtsausdruck war immer noch freundlich, aber ihre Stimme fest. „Nian Shi sagt vieles. Nur wenig davon ist wahr.“
Dann sah sie Yun Lintian an, ihr Tonfall fast mütterlich. „Warum bist du nicht zuerst zu mir gekommen? Du hättest eine Nachricht bekommen müssen, bevor du hierher kommst, oder?“
Yun Lintian war etwas überrascht. Er wischte sich das Blut von den Lippen. „Das hatte ich vor, Seniorin. Ich hatte hier nur etwas zu tun.“
Qing Yun seufzte. „Ich verstehe.“
Ihr Blick wanderte zurück zu Yin Yue und den anderen. Die Wärme in ihren Augen verblasste ein wenig. „Geht. Sofort.“
Yin Yue zögerte.
Tian Gui biss die Zähne zusammen. „Du stellst dich auf seine Seite? Auf die Seite eines Sterblichen?“
Qing Yuns Stimme blieb sanft, aber die Schwere dahinter war unüberhörbar. „Ich stelle mich auf die Seite des Lebens. Und im Moment bedroht ihr es.“
Es folgte eine angespannte Stille.
Yin Yues sichelförmige Klinge formte sich erneut in ihrer Hand, ihr Mondlicht pulsierte nun mit unheimlichen purpurroten Adern. „Wir ziehen uns nicht zurück.“
Die Waffen der Sonnenlegionen materialisierten sich wieder – nun mit demselben blutigen Mondlicht befleckt.
Tian Guis Ketten der Ordnung tauchten wieder auf, neu geschmiedet mit gezackten Kanten. „Die Gesetze des Schöpfers verlangen, dass diese Variable ausgelöscht wird.“
Qing Yun seufzte. Ein einzelnes grünes Blatt flatterte von ihrem Ärmel.
BOOM!
Das Blatt explodierte in tausend Ranken, die sich um die Solarlegionen in voller Angriffsstellung wickelten, Yin Yues Klinge abfingen und Tian Guis Ketten ablenkten.
Währenddessen blieb Qing Yun vollkommen regungslos stehen.
Yun Lintian murmelte: „So stark.“
Hei Xuan grinste. „Natürlich. Sie ist eine der Stärksten unter uns.“
Yin Yues Augen blitzten. Sie war nicht wütend – nur konzentriert. Ihre Finger tanzten und webten Mondzeichen in die Luft.
„Mondfall.“
Die Welt verdunkelte sich, als ein Phantom-Mond herabstieg und sein blasses Licht Qing Yuns Ranken auflöste.
Tian Gui nutzte die Gelegenheit. „Befehl des Ordens: Alle Verteidigungen sollen versagen!“
Die verbleibenden Ranken verdorrten augenblicklich.
Yang Chen lachte wild. „JETZT!“
Die vier Urgötter griffen gleichzeitig an.
Qing Yun bewegte sich endlich.
Einen Schritt nach vorne –
Ihr Fuß berührte den Boden, und Blumen blühten auf dem Schlachtfeld. Nicht irgendwelche Blumen – Urlotusse, die das Mondlicht absorbierten, die Sonnenflammen neutralisierten und die Sternenpfeile umlenkten.
Nur Tian Guis Ketten blieben übrig, aber sie zitterten gegen eine unsichtbare Barriere um Qing Yun.
Yun Lintian sah nicht nur zu. Während Qing Yun verteidigte, griff er an.
Der Weiße Drachenspeer wurde zu einem verschwommenen Fleck, als er Yang Chens Sonnenspeer beiseite trat. Dann radelte er Xing Wus Wange mit einem blitzschnellen Stoß auf und nutzte den Rückstoß, um sich in einen vernichtenden Hieb gegen Tian Gui zu drehen.
KLANG!
Yin Yue fing ihn im letzten Moment ab, ihre sichelförmige Klinge verhakte sich mit seinem Speer. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
„Du bist beeindruckend“, flüsterte sie, „deshalb musst du vernichtet werden.“
„Wirklich?“ Yun Lintian lächelte schwach. „Versuch es.“
Yin Yues Augen blitzten auf und Mondfeuer brach zwischen ihnen hervor, das Yun Lintian zurückdrängte.
Qing Yun erschien neben ihm und legte ihre sanfte Hand auf seine Schulter. „Gemeinsam.“