Yun Lintian und Long Xuan tauchten wieder in einem Bambuswald auf. Yun Lintian schaute sich kurz um und nickte beeindruckt. Die Gegend war super sauber und erfrischend, als ob nichts Schmutziges hier reinkönnte.
„Lass uns gehen“, sagte Long Xuan und ging los.
Als Long Xuan und Yun Lintian tiefer in den Bambushain vordrangen, wurde die Luft schwer von einer uralten, mystischen Energie. Die Bambusstämme, die zuvor sanft im Wind gewiegt hatten, standen nun aufrecht und starr da, und ihre Blätter raschelten mit einem überirdischen Flüstern.
Das Sonnenlicht, das durch das dichte Blätterdach fiel, warf fleckige Schatten auf den Waldboden und schuf eine ätherische Atmosphäre, die Yun Lintian einen Schauer über den Rücken jagte.
Long Xuan, mit grimmiger und entschlossener Miene, ging voran, seine Schritte waren leise und zielstrebig. Yun Lintian folgte ihm dicht auf den Fersen, seine Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft. Er konnte die Anwesenheit von etwas Urtümlichem und Mächtigen spüren, das in den Tiefen des Bambushains lauerte, eine Urkraft, die ihn sowohl faszinierte als auch erschreckte.
Plötzlich teilten sich die Bambusstämme und gaben den Blick auf einen atemberaubenden Anblick frei. Vor ihnen erstreckte sich ein üppiger, smaragdgrüner Wald, dessen Blätterdach ein Teppich aus leuchtenden Grüntönen bildete. Sonnenstrahlen drangen durch die Blätter und tauchten den Waldboden in ein sanftes, goldenes Licht.
Eine leichte Brise trug den Duft von Wildblumen und feuchter Erde herbei und erfüllte die Luft mit einem Gefühl von Ruhe und Frieden.
Aber was Yun Lintian wirklich faszinierte, waren die unzähligen winzigen Gestalten, die zwischen den Bäumen umherflatterten. Es waren Waldfeen, ätherische Wesen aus purer Lebensenergie, deren Gestalten in schillernden Farben leuchteten. Ihr Lachen, das wie das Klingeln von Windspielen klang, erfüllte die Luft und schuf eine Symphonie aus Freude und Staunen.
Die Waldfeen, angezogen von Yun Lintians reiner und sanfter Ausstrahlung, scharten sich um ihn und streckten ihre winzigen Hände aus, um sein Gesicht und seine Haare zu berühren. Sie kicherten und tanzten, ihre Bewegungen anmutig und fließend wie Blätter im sanften Wind.
Yun Lintian, dessen Herz von Wärme und Staunen erfüllt war, lächelte den verspielten Wesen zu.
Long Xuan hingegen blieb distanziert und zeigte keine Regung.
Die Waldfeen spürten die Aura des Todes, die ihn umgab, hielten Abstand und ihr Lachen verstummte, als sie sich in die Tiefen des Waldes zurückzogen.
Long Xuan bemerkte Yun Lintians Faszination für die Waldfeen und seufzte schwer. „Sie sind wunderschön, nicht wahr?“, sagte er mit trauriger Stimme. „Aber sie sind auch zerbrechlich und können leicht von der Dunkelheit ausgelöscht werden, die diese Welt heimsucht.“
Yun Lintians Lächeln verschwand und machte einem besorgten Ausdruck Platz. „Was meinst du damit?“, fragte er.
Long Xuans Blick wurde hart. „Die Wesen der Leere“, sagte er mit bitterer Stimme. „Sie werden von Orten mit reiner Lebensenergie angezogen, wie diesem Wald. Sie ernähren sich davon und verderben und zerstören alles, was ihnen im Weg steht.“
Yun Lintian sah ihn an und fragte: „Wusstest du schon die ganze Zeit von ihnen?“
„Ich habe ein paar von ihnen getroffen. Es waren Überbleibsel, die zurückgeblieben waren“, sagte Long Xuan mit einem Seufzer. „Als alles passierte, war ich nicht bei meinem großen Bruder. Sonst hätte ich meine Schwägerin beschützen können.“
Yun Lintian hob die Augenbrauen. Er wusste zwar, dass seine Schwiegermutter Long Xi schwer verletzt war, aber er wusste nicht, wie es ihr aktuell ging. Es war schwer zu sagen, ob er ihr helfen konnte.
„Sie wurde also von den Void Creatures verletzt?“, fragte er zur Bestätigung.
„Ja“, nickte Long Xuan ernst. „Hast du diese alten Knacker nicht gesehen? Ihre Verletzung ist schlimmer als ihre.“
Er drehte sich zu Yun Lintian um und verbeugte sich tief. „Bitte rette sie. Ich flehe dich an.“
Yun Lintian war von Long Xuans plötzlicher Handlung überrascht. Er hätte nicht erwartet, dass jemand so stolz wie Long Xuan den Kopf senken und andere anflehen würde.
Yun Lintian winkte ab und meinte: „Sie ist meine Schwiegermutter. Klar werde ich mein Bestes tun, um sie zu retten. Das musst du nicht tun.“
Long Xuan holte tief Luft und sagte: „Danke.“
„Lass uns gehen“, drängte Yun Lintian. Er wollte die legendäre Drachenkönigin sehen.
Bald erreichten die beiden einen Bambushain, in dessen Mitte ein kleines, elegantes Bambushaus stand. Das Haus war von üppig grünen Bambusstämmen umgeben, die sich sanft im Wind wiegten und eine ruhige, friedliche Atmosphäre schufen. In der Nähe floss ein kleiner Bach, dessen leises Plätschern die friedliche Stimmung noch verstärkte.
Als sie sich dem Bambushaus näherten, tauchte eine Gestalt aus der Tür auf. Es war Long Qingxuan, deren Gesicht eine sanfte Wärme ausstrahlte, die Yun Lintians Herz zum Schmelzen brachte. Ihr langes, wallendes Haar fiel ihr über den Rücken und umrahmte ihre zarten Gesichtszüge. Ihre Augen, einst voller Sorge und Unsicherheit, funkelten nun vor Freude und Erleichterung.
„Ehemann!“, rief sie mit einer Stimme, die vor Überraschung und Hochstimmung bebte.
Sie eilte mit ausgestreckten Armen auf ihn zu und umarmte ihn fest.
Yun Lintian erwiderte ihre Umarmung, sein Herz schwoll vor Liebe und Dankbarkeit an. Er hatte sie sehr vermisst, und die Wärme ihrer Gegenwart erfüllte ihn mit einem Gefühl von Frieden und Zufriedenheit.
„Es tut mir leid“, sagte er leise.
„Ich wusste, dass dir nichts passieren würde“, antwortete Long Qingxuan sanft.
Die beiden umarmten sich eine Weile, bevor sie sich wieder trennten.
Long Xuan beobachtete das Wiedersehen mit einem Lächeln, sein Herz war erfüllt von einer bittersüßen Mischung aus Freude und Traurigkeit. Er freute sich für seinen Bruder und seine Schwägerin, aber er konnte einen Stich der Einsamkeit nicht unterdrücken. Er war so lange isoliert gewesen, abgeschnitten von der Welt und den Menschen, die ihm wichtig waren.
Long Qingxuan drehte sich zu ihm um. Ihre Augen waren voller Sorge. „Geht es dir gut, Onkel?“
Long Xuans Herz zitterte leicht. Es war das erste Mal, dass Long Qingxuan ihn Onkel genannt hatte. Er war überglücklich und antwortete schnell: „Mir geht es gut.“
Long Qingxuans Blick wurde weich. „Ich bin so froh, dass du zurück bist. Mama macht sich Sorgen um dich“, sagte sie.
Long Xuan lächelte und sagte nichts. Er würde später eine Gelegenheit finden, mit den fünf Drachenvorfahren abzurechnen.
„Wir gehen schon mal rein“, sagte Long Qingxuan und führte Yun Lintian sanft zum Bambushaus. Ihre Hand, die seine umfasste, fühlte sich weich und beruhigend an, eine beruhigende Präsenz inmitten der
Ungewissheit.
Als sie das Haus betraten, überkam sie eine Welle der Ruhe. Die Einrichtung war spärlich, strahlte jedoch Eleganz und Raffinesse aus. An den Wänden standen Regale mit alten Schriftrollen und Jadeornamenten, und die Luft duftete nach Sandelholz-Räucherstäbchen.
In der Mitte des Raumes saß auf einer einfachen Bambusmatte eine Frau von ätherischer Schönheit. Ihr langes, silbernes Haar fiel ihr wie ein Wasserfall über den Rücken, und ihre Augen strahlten trotz ihrer Müdigkeit ein inneres Leuchten aus, das den Raum erhellte.
Sie war Long Xi, die Drachenkönigin des Lichts, und ihre Anwesenheit flößte sowohl Respekt als auch Ehrfurcht ein.