Als Zhang Yu Gui Shens Worte hörte, wurde sie ganz blass. Selbst wenn sie sterben müsste, würde sie Yun Lintian niemals als ihren Meister anerkennen.
„Das ist ein Befehl“, sagte Gui Shen gnadenlos.
„Bitte töte mich“, sagte Zhang Yu traurig. „Ich habe nur einen Meister, weder in diesem Leben noch im nächsten.“
Gui Shen sah sie eindringlich an, blieb aber still.
In diesem Moment hatte Gui Xuan sein Essen beendet und ging zum Teich, um zu spielen. Doch plötzlich bemerkte er Zhang Yu und neigte neugierig den Kopf, um sie anzusehen.
Zhang Yu schien etwas zu bemerken und drehte sich zu der kleinen Schildkröte um. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. „Das …“
„Er ist die nächste Generation. Gui Xuan“, sagte Gui Shen. „Von jetzt an wird er unter Yun Lintians Obhut stehen.“
Zhang Yu fasste sich wieder und lehnte entschieden ab. „Nein, das kannst du nicht machen, Meister. Der junge Meister Xuan darf ihm nicht folgen.“
Gui Shen ignorierte sie und zeigte mit dem Finger auf die kleine Schildkröte. Sofort leuchteten die Runen auf Gui Xuans Panzer auf und schwangen mit den Runen auf Yun Lintians Haut mit.
Zhang Yu war schockiert und konnte es kaum glauben. Offensichtlich waren die Leben von Yun Lintian und Gui Xuan jetzt miteinander verbunden. Sie würden sich bis zum letzten Tag ihres Lebens nicht mehr trennen.
„Wie konntest du ihm das antun, Meister? Weißt du nicht, welche Gefahren ihn erwarten?“, schrie Zhang Yu wütend.
Meister Bai warf Gui Shen einen Blick zu und sagte: „Ich habe dir gesagt, du sollst deine Zeit damit verbringen, sie zu unterrichten. Das ist das Ergebnis deiner Nachlässigkeit.“
Gui Shen leugnete es nicht. Es war in der Tat seine Schuld, dass er Zhang Yu nicht unterrichtet hatte.
Diese Frau war zwar loyal, aber auch stur bis auf die Knochen und stellte Gui Shens Interessen immer über alles andere.
Während Zhang Yu wütend war, näherte sich Gui Xuan ihr und kletterte auf ihren Schoß. Er neigte den Kopf leicht, als wolle er sie trösten.
Zhang Yu war von seiner Handlung überrascht. Sie beruhigte sich und fragte: „Willst du, dass ich dir folge, junger Meister Xuan?“
Gui Xuan nickte leicht und sprang von ihrem Schoß in den Lotusteich.
Zhang Yu starrte Gui Xuan benommen an. Ihr Gesicht war voller Unsicherheit, da sie nicht wusste, was sie in dieser Situation tun sollte. Gui Xuan würde definitiv bei Yun Lintian bleiben. Egal, wie sehr sie Yun Lintian hasste, Zhang Yu musste bei ihrem jungen Meister bleiben.
Das bereitete ihr Kopfzerbrechen.
Gui Shen hatte es nicht eilig. Er wartete ruhig auf Zhang Yus Entscheidung.
Einen Moment später hob Zhang Yu den Kopf und sprach mit unerschütterlicher Entschlossenheit. „Ich verstehe, Meister. Ich werde mein Bestes tun, um den jungen Meister Xuan zu beschützen.“
„Öffne dein Seelentor“, sagte Gui Shen ausdruckslos.
Zhang Yu biss sich auf die Lippe und öffnete widerwillig ihr Seelentor.
Gui Shen zeigte mit dem Finger auf sie, und eine seltsame Rune schoss auf sie zu und prägte sich in ihre Seele ein. Von nun an würde Yun Lintian ihr Meister sein.
Zhang Yu atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und sagte: „Meister, ich muss dir etwas sagen. Shan Mujin hat ein Stück deiner Hülle bekommen. Leider konnte ich ihn nicht töten.“
„Das ist egal“, sagte Gui Shen ganz ruhig. „Er wird nicht entkommen können, wenn die Zeit gekommen ist.“
Zhang Yu runzelte die Stirn und warf einen Blick auf Yun Lintian, der ganz in die Verfeinerung der Blutquelle vertieft war.
Obwohl sie die meiste Zeit im Reich des Todes verbrachte, behielt sie die Lage im Reich der Götter von Zeit zu Zeit im Auge. Das Auftauchen von Yun Lintian sorgte im Reich der Götter für Aufruhr. In den letzten zehn Jahren gab es hinter den Kulissen viele Aktivitäten.
Yun Lintian hatte wahrscheinlich keine Ahnung, dass es Leute gab, die sich so sehr dafür eingesetzt hatten, ihn heimlich am Leben zu erhalten. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass das alles umsonst war.
Meister Bai wandte sich an Lan Qinghe und fragte: „Ich wollte dich schon seit einiger Zeit etwas fragen. Da du offenbar etwas über Yun Lintian weißt, solltest du auch wissen, wer der wahre Feind ist … Wer ist es?“
In den vergangenen Jahrtausenden hatte Meister Bai sich den Kopf zerbrochen, um die Bedeutung hinter den Handlungen des Königs jenseits des Himmels zu verstehen.
Zuerst dachte er, der König jenseits des Himmels hätte all das getan, um das Reich der Götter zu beschützen. Aber Meister Bai hatte immer das Gefühl, dass etwas Größeres dahintersteckte.
Gui Shen und Zhang Yu schauten ebenfalls zu Lan Qinghe und warteten auf ihre Erklärung.
„Der wahre Feind?“, fragte Lan Qinghe sanft. „Ihr alle seid dazu bestimmt, in diesem Krieg als Kanonenfutter zu dienen. Ihr müsst das nicht wissen.“
Meister Bai runzelte die Stirn und fragte: „Ist es der Stamm der Urgötter? Ich denke, dass ihr Anführer mindestens ein wahrer Gott sein muss.“
„Die?“, Lan Qinghe schüttelte den Kopf. „Die sind nur eine Gruppe von Schachfiguren.“
Meister Bai, Gui Shen und Zhang Yu waren schockiert. Sie hatten die immense Macht des Stammes der Urgötter mit eigenen Augen gesehen, und die waren nur Schachfiguren? Wie mächtig war dann der wahre Feind?
Meister Bai warf Yun Lintian einen Blick zu und sagte: „Dann ist er …“
Plötzlich tat ihm Yun Lintian leid. Er wusste um Yun Lintians oberstes Ziel – in Frieden mit den Menschen um ihn herum zu leben … Das schien jetzt schwer zu erreichen zu sein.
Lan Qinghe sah Yun Lintian an und sagte leise: „Es ist seine Pflicht als Schicksalsträger. Er wird seinem Schicksal niemals entkommen können … nicht einmal der Tod kann es aufhalten.“
Meister Bai und Gui Shen sahen sich erstaunt an … Was für ein Schicksal war das? Nicht einmal sein Tod konnte es aufhalten.
„Ich habe zu viel gesagt“, sagte Lan Qinghe plötzlich. Sie winkte mit der Hand, und Meister Bai und Zhang Yu zitterten plötzlich.
Einen Moment später runzelten Meister Bai und Zhang Yu tief die Stirn. Sie hatten das Gefühl, als würde ein Teil ihres Körpers fehlen.
Gui Shen sah die Szene und verstand alles. Lan Qinghe hatte ihre Erinnerungen an das vorherige Gespräch gelöscht.
„Worüber haben wir gerade gesprochen?“, fragte Meister Bai Lan Qinghe misstrauisch.
Lan Qinghe genoss schweigend das Gebäck.
Meister Bai war genervt und wollte etwas sagen. Plötzlich strömte die Aura um Yun Lintian herum wie ein Sturm.
In diesem Moment leuchteten die alten Runen auf Yun Lintians Körper hell auf, und sein Körper sog die Aura um ihn herum wie verrückt auf.
„Seltsam. Das sollte nicht so schnell gehen.“ Lan Qinghe legte die Gabel aus ihrer Hand und starrte Yun Lintian neugierig an.
