Als Yu Wuying Chi Jixing verfolgen wollte, war dieser schon komplett im Sternenmeer verschwunden. Sie konnte nur noch ernst auf den blendenden Fluss starren.
Kong Hui und Jiang Taiyu kamen hinzu und schauten auf das Sternenmeer.
„Neben Chi Jixing sollten noch die anderen sein. Wenn sie ungefähr so stark sind wie er, dann stecken wir jetzt wohl in Schwierigkeiten“, sagte Kong Hui ernst.
Im Vergleich zu den anderen Regionen war die östliche göttliche Region relativ schwach. Wenn andere Teufelsgötter wie Chi Jixing gleichzeitig kamen, wären die Folgen unvorstellbar.
Jiang Taiyu sah Kong Hui an und fragte:
„Ist deine Verletzung noch nicht verheilt?“
Kong Hui nickte zugehörig. „Ich habe all die Jahre geschlafen, aber meine Verletzung ist nicht viel besser geworden. Die Kraft des Urchaos ist wie ein Fluch.“
Während des Großen Krieges in der Vergangenheit wurde Kong Hui von den Angehörigen des Urgottstammes schwer verletzt und versuchte seitdem, sich zu erholen, aber eine vollständige Genesung war noch lange nicht in Sicht.
Jiang Taiyu ging es derweil viel besser. Er nutzte die Kraft des Ewigen Flusses, den exklusiven göttlichen Schatz des Reiches des Ewigen Flussgottes, um sich zu erholen. Außerdem waren seine Verletzungen viel leichter als die von Kong Hui. Nachdem er Zehntausende von Jahren im Fluss verbracht hatte, hatte er mindestens achtzig Prozent seiner Höchstform wiedererlangt.
Leider konnte er die Restkraft des Urchaos in seinem Körper immer noch nicht entfernen.
„Wenn nur der Meister hier wäre. Er müsste einen Weg finden, damit umzugehen“, seufzte Kong Hui leise.
Jiang Taiyu schwieg. Ihr Meister, der König jenseits des Himmels, war nicht mehr da, und ob sein Nachfolger seine Macht vollständig übernehmen konnte, war noch unklar. Er wusste nicht, was er in Zukunft tun sollte.
Kong Hui wandte sich an Yu Wuying und fragte: „Sollen wir die anderen benachrichtigen, Schwester Yu?“
„Seltsam …“, sagte Yu Wuying plötzlich. Ihr Blick war auf das Meer der Sterne gerichtet, während sie die Augenbrauen zusammenzog.
Kong Hui und Jiang Taiyu waren verwirrt und beobachteten das Meer der Sterne aufmerksam.
„Wartet mal. Wo ist der Raumsturm hin?“, fragte Kong Hui plötzlich, als ihm etwas auffiel. Normalerweise erschien das Meer der Sterne mit einem mächtigen Raumsturm, aber hier sah er nach dem ersten Auftauchen nichts davon mehr.
„Es dehnt sich ständig aus“, sagte Yu Wuying. „Es wird wahrscheinlich für immer hierbleiben.“
Die Gesichter von Kong Hui und Jiang Taiyu veränderten sich drastisch. Auch sie sahen, wie sich der Rand des Sternenmeeres allmählich ausdehnte und die verstreuten Meteoriten in der Nähe Stück für Stück verschlang. Wenn sich das Sternenmeer weiter ausdehnte, würde es unweigerlich alle Sterne der östlichen göttlichen Region in sich hineinziehen.
„Was hat der Meister noch mal dazu gesagt?“, fragte Kong Hui mit leicht gerunzelter Stirn. „Er hat uns doch gesagt, wir sollen uns davon fernhalten, oder?“
„Der Meister hat gesagt, dass wir nicht überleben würden, wenn wir hineingehen. Es gäbe unzählige Gefahren darin“, erinnerte sich Jiang Taiyu an die Worte des Königs jenseits des Himmels. „Ich habe ihn privat danach gefragt, aber seine Antwort war vage. Es war, als wolle er uns nichts darüber erzählen.“
Kong Hui runzelte die Stirn. „Lasst uns erst mal einen Weg finden, das zu verhindern. Sonst haben wir keinen Platz zum Bleiben.“
Während er sprach, holte er die goldene Glocke, die „Himmel verhüllende Glocke“, hervor und machte sich bereit, eine Barriere zu errichten.
Doch Yu Wuying hielt ihn plötzlich zurück. „Das ist nicht nötig.“
Kong Hui und Jiang Taiyu schauten sie verwirrt an.
Yu Wuying gab keine Erklärung ab, aber in ihren Augen blitzte etwas Seltsames auf, als hätte sie an etwas gedacht.
Kong Hui und Jiang Taiyu konnten sich nur verwirrt ansehen, als sie das sahen …
***
„Wie schön es hier ist.“ Yun Lintian schaute voller Staunen auf den funkelnden Vorhang aus Mondlicht über seinem Kopf. Er spazierte gerade durch eine belebte Straße in der Göttlichen Mondstadt.
Nachdem er das Reich des Mystischen Gottes verlassen hatte, beschloss Yun Lintian, Yue Chuntao zurück in das Reich des Mondgottes zu folgen, da er einen sicheren Ort brauchte, um dort zu warten, bis das Meer der Sterne erschien.
Gleichzeitig wollte er mit Yue Hua über vergangene und zukünftige Ereignisse sprechen.
Das Reich des Mondgottes hatte seine Grenzen geschlossen, seit Hongyue, der rote Mondgottkaiser, im letzten Großen Krieg „getötet“ worden war, und Menschen, die das Reich verlassen oder betreten wollten, mussten sich einer strengen Kontrolle unterziehen.
Doch statt dass mehr Leute wegzogen, entschieden sich die meisten Einheimischen und Ausländer, wegen der absoluten Sicherheit hier zu bleiben. Auch wenn sie keinen Handel zwischen den Reichen betreiben konnten, konnten sie hier zumindest friedlich leben.
„Warte, bis du meine Wohnung oben auf dem Göttlichen Mondgipfel siehst“, sagte Yue Chuntao und verzog die Lippen, während ihre Augen nach Essen auf beiden Seiten der Straße suchten.
Yun Lintian nickte und fragte: „Übrigens, wie viele Männer gibt es in deinem Clan?“
„Nicht viele“, antwortete Yue Chuntao beiläufig.
„Wie habt ihr dann Leute rekrutiert?“, fragte Yun Lintian neugierig.
„Normalerweise rekrutieren wir jeden, der die Kraft des Mondes empfangen kann. Aber wie du weißt, steht der Mond für Yin-Energie. Deshalb sind die meisten unserer besten Praktizierenden Frauen.“
Yue Chuntao erklärte. „Männer wie Yue Qi haben etwas Besonderes, wie eine einzigartige Ader oder einen besonderen Körperbau.“
„Gibt es also keine Ehepaare?“, fragte Yun Lintian weiter.
„Es gibt einige. Aber wir wählen die Leute nicht nach ihrer Abstammung aus. Selbst wenn wir eines Tages Kinder haben sollten, werden sie nicht unbedingt die nächsten Mondgötterkaiser sein“, antwortete Yue Chuntao.
Yun Lintian war während des letzten Teils sprachlos. Dieses Mädchen meinte das wahrscheinlich nicht ernst, oder?
Yun Lintian zögerte kurz und entschied sich zu fragen: „Wie bist du dann geboren worden?“
Als sie diese Frage hörte, zeigte sich ein Hauch von Traurigkeit auf Yue Chuntaos Gesicht, als sie antwortete: „Keine Ahnung. Großmutter sagte, ich sei aus der Kraft des Mondes geboren worden.“
„Entschuldige“, entschuldigte sich Yun Lintian schnell.
Yue Chuntao winkte ab und sagte: „Schon gut. Ich bin nicht traurig, weil ich keine Eltern habe, sondern weil ich mich darüber wundere. Schau doch, ich habe Fleisch und Blut. Wie könnte ich aus der Kraft des Mondes geboren sein?“
„Das stimmt.“
Yun Lintian nickte. „Apropos, ich habe auch keine Ahnung, wie ich geboren wurde. Als ich wieder zu mir kam, war ich bereits in der Nebelwolken-Sekte.“
Yun Lintian hatte sich zuvor nie Gedanken über dieses Geheimnis gemacht, aber als er an Macht gewann, begann er erneut daran zu zweifeln. Wer waren seine Eltern in diesem Leben? Wo waren sie? Und wer war die mysteriöse Frau, die ihn zur Nebelwolken-Sekte gebracht hatte?
