„Wir haben starke Verteidiger“, sagte Neo.
Es wurde still im Raum.
Jack stand auf und ging im Raum auf und ab.
Der Holzboden knarrte unter seinen Schritten.
Er hatte in nur wenigen Minuten die Wahrheit hinter vielen Geheimnissen entdeckt – Geheimnissen, die jemand wie er nicht wissen sollte.
Seine Gedanken rasten, während er über die Auswirkungen all dessen nachdachte, was er gerade erfahren hatte.
Ein paar Minuten später kehrte er zu seinem Platz zurück.
Sein Gesicht war blass.
„Seufz, es gibt noch vieles, was ich nicht verstehe, aber konzentrieren wir uns darauf, warum du mich hierher gerufen hast.
Warum soll ich die Knochen ausgraben?“, fragte Jack und versuchte, das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zu lenken.
„Zunächst einmal gibt es nicht viele Knochen.
Luna glaubt, es seien viele, aber es war Zufall, dass sie genau an der Stelle war, an der die meisten Knochen lagen“, erklärte Neo.
„Von wie vielen Knochen reden wir hier?“, fragte Jack.
„Genug, um über hundert Waffen herzustellen.“
„Hundert Wahre Seelenwaffen?“
„Beruhige dich. Keine Wahre-Seelen-Waffen. Geister sind nicht so leicht zu finden. Ich glaube nicht, dass sich in diesen Knochen noch Geister befinden.“
Neo ließ vieles unklar.
Zum einen konnten Geister nur in Lebewesen entstehen.
Mit anderen Worten: Die Leere-Wesen, denen die Knochen gehörten, waren nicht tot. Zumindest technisch gesehen. Sie waren jedoch geschwächt. Sehr sogar.
„Ich verstehe. Aber was ist mit der Todesaura, die Luna Barten beim Graben gefunden hat?“, fragte Jack.
Luna Barten dachte, die gesamte Kontinentalkruste sei eine Leiche.
Der Grund dafür war die Todesaura, die von überall her kam.
Wenn die Todesaura nicht von den Knochen kam, woher kam sie dann?
Neo sah Jack mit einem seltsamen Blick an.
„Ist dir klar, dass du gerade eine dumme Frage gestellt hast?“, sagte Neo. „Was glaubst du, was unter der Welt vorhanden ist, das die Aura des Todes freisetzt?“
„Etwas, das unter der Welt vorhanden ist. Oh!“
Jacks Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, was Neo meinte.
„Es ist die Unterwelt! Moment mal, aber ich dachte, die Unterwelt existiert in einer anderen Dimension? Wie kann sie dann unter der Welt sein?“
„Sie befindet sich in einer anderen Dimension, die innerhalb der Erde existiert“, erklärte Neo.
Jack nickte langsam.
Es war einen Moment lang still im Raum.
Plötzlich veränderte sich Jacks Gesichtsausdruck, als ihm eine weitere Frage einfiel.
„Was ist mit dem Blutmeer? Warum hat es eine Aura des Todes, wenn es nicht das Blut von Oceanus ist?“
„Das Blutmeer ist aus dem Blut von jemandem entstanden, glaube ich zumindest. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht von Okeanos stammt.“
„Du weißt nicht, woher das Blutmeer kommt?“, fragte Jack skeptisch.
„Ich weiß es nicht.“
Jack schien nicht überzeugt.
Er ging nicht weiter auf das Thema ein und lenkte das Gespräch zurück zum vorherigen Punkt.
„Ich glaube, ich verstehe, warum du willst, dass ich mit allen zur Ausgrabung gehe. Du willst, dass ich die Knochen an mich nehme, bevor jemand anderes sie in die Finger bekommt.“
„Das ist richtig.“
Neo nickte und fügte hinzu:
„Um ehrlich zu sein, da die Knochen den Void Entities gehören, wäre es eigentlich richtig, die Behörden zu benachrichtigen.
Aber ich schicke euch dorthin.
„Weil es für euch alle eine gute Trainingsmöglichkeit ist. Und ich will die Knochen mit niemandem teilen“, erklärte Neo.
Neo war ein richtiger Aufsteiger geworden.
Anders als früher konnte er die Knochen der Leere-Wesen mit wahrer Dunkelheit verschlingen.
„Ich frage mich, wie viel Kraft ich davon bekomme“, dachte er.
„Das ist eigentlich eine gute Möglichkeit für uns, zu trainieren“, murmelte Jack.
Seine Gedanken rasten.
Er hatte bereits einmal den Gipfel des Ranges eines Empyrean Demigod der Stufe 3 erreicht.
Er konnte diesen Rang wieder erreichen. Diesmal viel schneller.
Außerdem gab es in ihrer Welt mehr Ressourcen, die das Wachstum eines Demigods beschleunigen konnten.
Jack glaubte, dass er nur 1–3 Jahre brauchen würde, um den Rang eines Empyrean der Stufe 3 zu erreichen, im Gegensatz zu früher, als er dafür dreißig Jahre gebraucht hatte.
„Er scheint aufgeregt zu sein“, dachte Neo.
Während des Zeitalters der Götter war Jack damit beschäftigt gewesen, anderen zu helfen.
Hochrangige Erwachte wie er sollten Zivilisten und Städte vor Monstern beschützen.
Das half Jack, seine Grundlagen stark zu festigen – es gab damals nur wenige Erwachte mit Empyrean-Rang, die Jack besiegen konnten –, aber es verlangsamte seinen Fortschritt.
„Durch die täglichen Kämpfe wurden seine Grundlagen solide, aber das verlangsamte seinen Aufstieg in der Rangliste.“
Dieses Mal konnte Jack, der bereits wusste, wie man perfekte Grundlagen schafft, sich darauf konzentrieren, so schnell wie möglich aufzusteigen.
„Das ist die beste Idee!“, grinste Jack.
Sein Lächeln erstarb jedoch plötzlich.
„Was ist mit der Akademie? Ich bezweifle, dass sie uns erlauben werden, monatelang auf Ausgrabung zu gehen.“
„Studenten im zweiten Semester können Missionen außerhalb der Akademie übernehmen, wenn ein älterer Student sie beaufsichtigt.
Frag Amelia. Ich glaube nicht, dass sie euch ablehnen wird“, antwortete Neo. „Wenn sie nein sagt, frage ich jemanden aus dem Studentenrat.“
„Das sollte klappen.“
Jack unterhielt sich noch ein wenig mit Neo, bevor er ging.
Die Tür quietschte, als sie geöffnet und geschlossen wurde, und Neo blieb allein im Raum zurück.
Neo streckte seinen Hals.
„Ich glaube, ich habe meine Aufgaben hier erledigt. Jetzt kann ich endlich in die Unterwelt gehen“, murmelte Neo vor sich hin und stand auf.
Er griff nach seinem Sensenmann-Abzeichen und zog es heraus.
„Ich frage mich, ob dieses Ding funktioniert.“
Die Zeitlinie hatte sich geändert und Neo war technisch gesehen kein Sensenmann mehr.
Das Abzeichen, das ihm einst die Reise zwischen der Unterwelt und der Welt der Lebenden ermöglichte, sollte eigentlich nicht mehr funktionieren.
Aber es bestand die Möglichkeit, dass sich jemand unter den Sensenmännern daran erinnerte, dass Neo ein Sensenmann geworden war, und ihm den 73. Platz als Sensenmann freigehalten hatte.
„Mal sehen, ob das Ding funktioniert.“
Gerade als Neo das Abzeichen benutzen wollte, unterbrach ihn ein plötzliches Geräusch.
Mehrere Bildschirme erschienen vor seinen Augen.
Lies die neuesten Kapitel in My Virtual Library Empire
[Statusbildschirm aktualisiert.]
[Benutzer Neo Hargraves kann jetzt sein Statusprofil anzeigen.]
Neo hob die Augenbrauen.
„Das Ding wurde endlich aktualisiert?“
Er fragte sich, warum die Aktualisierung so lange gedauert hatte.
Soweit er wusste, sollte das nicht länger als ein paar Minuten dauern.
„Es hat keinen Sinn, über Dinge nachzudenken, auf die ich keine Antwort finde“, sagte Neo. „Ich konzentriere mich lieber auf wichtige Dinge.
„Status.“
