Er tauchte an einem Ort mit einer bedrückenden Atmosphäre auf.
Rote Blitze zuckten durch die aufgewühlten schwarzen Wolken über ihm.
Riesige rote Schwerter fielen vom Himmel und teilten die Wolken.
Sie trafen auf die tausendäugigen Säulen – hoch aufragende, verdrehte Strukturen, die sowohl lebendig als auch uralt wirkten.
Jeder Aufprall sandte eine Schockwelle nach außen.
Die Explosion hüllte die Gegend in ein blendendes Inferno und verwandelte alles in der Nähe in Asche, während die Luft nach verbranntem Ozon und verkohlter Erde roch.
Weit entfernt, unter einem sturmgepeitschten Himmel, in dem der Donner wie Kriegstrommeln grollte, kämpfte Neo gegen einen hundertköpfigen Riesenwurm.
Bei jedem Zusammenprall bebte der Boden.
Risse breiteten sich wie Spinnweben über die Erde aus.
Berggipfel in der Ferne brachen zusammen, als Schockwellen nach außen rollten.
Die Intensität des Kampfes war weitaus höher als alles, was Professor Daniel zuvor zwischen Neo und Angel gesehen hatte.
War es zuvor noch ein Kampf gewesen, so tobte nun eine regelrechte Schlacht zwischen den beiden.
Neo war stark genug geworden, um den Engel zu zwingen, mit voller Kraft zu kämpfen.
Ihre Schläge konnten den Himmel erschüttern und die Kontinentalkruste auseinanderreißen.
Obwohl Neo immer stärker wurde, war er noch weit vom Sieg entfernt.
Die sich windenden Säulen und Maden, die sie umgaben, waren alle Teil des Körpers des Engels.
Neo musste sie alle töten, wenn er den Engel besiegen wollte.
Das schien fast unmöglich.
Da er das wusste, konzentrierte er sich stattdessen darauf, den Engel zu unterwerfen.
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Göttliche Schwertkunst, siebte Haltung: Tenraizen
Ein vertikaler weißer Hieb schoss aus Neos Klinge und erhellte das Schlachtfeld wie eine Säule aus göttlichem Licht.
Der Angriff spaltete die Erde und riss eine mehrere Kilometer tiefe Schlucht auf.
Tief unten brodelte Lava und tauchte den Abgrund in ein purpurrotes Licht.
Neo hatte keine Zeit, mit Professor Daniel zu sprechen.
Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Kampf mit dem Engel.
Die Szene um Professor Daniel veränderte sich erneut.
Was er als Nächstes sah, war eine Fortsetzung des Kampfes, doch die Umgebung hatte sich drastisch verändert.
Die Landschaft war nicht wiederzuerkennen – riesige Schwerter aus gehärtetem rotem Metall ragten aus dem Boden.
Einige waren zerbrochen.
Einige sahen neu aus.
Der Himmel war ewig grau und die Luft schwer vom Geruch verbrannter Erde und Asche.
Professor Daniel konnte nicht mehr sagen, wie viele Jahre zwischen diesen Momenten der Beobachtung vergangen waren.
Er konnte jedoch spüren, dass sowohl Neo als auch der Engel ohne Pause gekämpft hatten.
Keiner von beiden sprach oder wich zurück.
Ihr Zusammenprall glich dem Kampf zweier wilder Tiere, die sich hemmungslos bekämpften.
Die Welt bebte, während ihr Kampf weiterging.
Die Folgen könnten zum Zusammenbruch der gesamten Erde führen.
Plötzlich änderte sich die Szene erneut.
Das Chaos hatte sich gelegt.
Der Himmel zerbrach nicht mehr vor göttlicher Energie und die Erde bebte nicht mehr endlos.
Die Intensität hatte nachgelassen und die Welt war zwar vernichtet, aber nicht mehr am Zerbrechen.
Es schien, als würde der Krieg zwischen Neo und dem Engel endlich zu Ende gehen.
In der Stille, die nur vom Wind durch die Trümmer des Schlachtfeldes unterbrochen wurde, hörte Professor Daniel Neos Stimme.
„Das ist das Ende.“
Vierte Stufe der Segnung: Der Abstieg in die Hölle.
Der Boden bebte, als purpurrote Ketten aus der verbrannten Erde hervorbrachen.
Sie schossen auf die sich windenden Maden und die tausendäugigen Säulen zu.
Die Ketten wickelten sich um sie, zogen sich mit einem Geräusch wie knirschendem Metall zusammen und zogen sie mit unerbittlicher Kraft nach unten.
Die Säulen stürzten mit einem donnernden Krachen um.
Ihre Fragmente zersplitterten über das blutgetränkte Schlachtfeld.
Die Maden schrien.
Doch die Ketten der Hölle rissen nicht.
Sie ließen nicht los.
Neo hatte eine Hölle in seiner Seele.
Die vierte Stufe der Segnung ermöglichte es ihm, diese Hölle in die Realität zu bringen.
Er zwang die Ketten, alles gefesselt zu halten.
Da die Maden und die tausendäugigen Säulen Teile des Körpers des Engels waren, musste er sie alle in Ketten legen, um ihn wirklich zu unterwerfen.
Neo blieb still, als der Engel auf die Erde stürzte.
Dieser schrie ihn an und schleuderte ihm Flüche und giftige Beleidigungen entgegen.
Er starrte den verzweifelten Engel nur an.
Unbeschreibliche Emotionen brannten in seinem Blick.
2.478 Jahre.
Er hatte fast zweieinhalb Jahrtausende gebraucht, um den Engel zu unterwerfen.
Endlich hatte er es geschafft.
Neo schloss die Augen.
Er genoss den Moment.
Als er die Augen wieder öffnete, war sein Blick wieder eisig ruhig.
Er hatte den Engel besiegt.
Aber er war noch weit vom Sieg entfernt.
Die Welt war noch nicht gerettet.
„Professor Daniel …“
Neo ging auf seinen Meister zu.
„Danke, dass du auf mich gewartet hast“, sagte er mit einem schwachen Lächeln.
„Ist schon gut.“
Professor Daniels Gesicht zeigte kaum Emotionen.
Seine sonst so strengen Züge blieben gelassen, obwohl seine Augen Spuren von anhaltender Besorgnis verrieten.
Nachdem er endlich Zeit gehabt hatte, seine Gedanken zu ordnen, war er wieder zur Ruhe gekommen.
Er musste einen klaren Kopf behalten, wenn er Neo helfen wollte.
Mit ruhiger Stimme fragte er:
„Wen hast du vor, in die Vergangenheit zu schicken?“
„Meine Absicht“, antwortete Neo.
Er streckte seine Handfläche nach vorne.
Seine Finger öffneten sich, und in ihrer Mitte entzündete sich ein sanftes Leuchten.
Seine Absicht materialisierte sich als zarte, tanzende weiße Fäden, die sich über seiner Hand sanft verflochten und wirbelten.
„Ich werde meine Techniken und meine Erleuchtung in die Absicht übertragen“, fuhr Neo fort. „Und wir werden diese Absicht in die Vergangenheit schicken.
Jeder, der dieser Absicht begegnet, kann meine Techniken erben.“
Neo konnte die Welt nicht retten.
Und er konnte nicht in die Vergangenheit zurückkehren.
Aber das war in Ordnung.
Als gescheiterter Held hatte er einen reichen Erfahrungsschatz.
Er würde ihn nutzen, um einen neuen, würdigen Helden heranzubilden.
Neos Blick heftete sich auf Professor Daniel.
„Mein Nachfolger wird derjenige sein, der das Kind von Mana rettet.“
Es herrschte Stille.
Nur das Geräusch der Schreie und Flüche des Engels lag in der Luft.
„Du wirst deine Erleuchtung und deine Fähigkeiten verlieren, wenn du diese Übertragungstechnik anwendest.
„Wolltest du deshalb den Engel besiegen, bevor du deine Absicht in die Vergangenheit geschickt hast?“, fragte Professor Daniel.
Er wusste von der Übertragungstechnik.
Sie würde Neo seiner hart erarbeiteten Fähigkeiten berauben.
Neo lächelte, als er Professor Daniels Besorgnis bemerkte.
Er schüttelte den Kopf.
„Ich werde nichts verlieren.
Die Erleuchtung der meisten Menschen kommt aus einem momentanen Einfall. Aber meine Erleuchtung kommt aus dem vollständigen Verständnis meiner Techniken.
Ich kann die Erleuchtung leicht wiedererlangen.“
Für andere war es fast unmöglich, die Erleuchtung wiederzuerlangen.
Die Erleuchtung kam plötzlich über sie.
Aber Neo war anders.