Es gab Explosionen mit starken Schockwellen.
Als alles wieder ruhig war, lag der Körper des Nekromanten in Fetzen.
Er hatte dank der Verteidigungszauber überlebt.
Neo stand ganz ruhig da.
Selbst nach diesem massiven Angriff war er kaum außer Atem.
„Hehehehe…“
Der Nekromant fing an zu lachen.
Sein Kichern wurde zu manischem Gelächter.
„Ich verstehe. So ist das also!“
„…?“
Neo war zwar verwirrt, beeilte sich aber nicht, den Kampf zu beenden.
Er konnte das Fenster nicht verlassen, bevor sich der Eingang wieder öffnete.
Es blieb noch viel Zeit.
Außerdem wartete er darauf, dass sein Schatten erschien.
Allerdings waren die Chancen dafür gering, da er seinem Schatten bisher noch nicht begegnet war.
„Du musst der Anführer der Erwachten sein!
Deshalb bist du so stark.“
Der Nekromant zeigte mit seinem langen, spitzen Finger auf Neo.
Obwohl er schrie, lag Stolz in seinem Blick.
„Die verdammte Hanma-Familie muss Jahrhunderte damit verbracht haben, dich auszubilden.“
Er nickte vor sich hin, als hätte er alles verstanden.
„Nachdem sie ihre ultimative Waffe vorbereitet hatten – dich –, haben sie das Siegel geöffnet und dich hierher geschickt, um gegen mich zu kämpfen!“
„Wovon redest du?“
Neo runzelte die Stirn.
„Ich bin nur ein Akademiestudent. Niemand hat mich hierher geschickt.“
„Du brauchst nicht zu lügen. Jemand, der so stark ist wie du, muss der Stärkste sein oder zumindest zu den Stärksten gehören …“
„Hör auf, dir was vorzumachen.“
„Ich bin stark, aber weit davon entfernt, der Stärkste zu sein.“
Der Nekromant grinste.
Er blieb bei seiner Vermutung.
„Ach ja? Dann spiel mal mit. Wenn du nicht der Stärkste bist, wo würdest du dich dann einordnen?“
„Ich zum Beispiel war auf Augenhöhe mit den Titanen und den Revolutionären, die sich ihnen entgegenstellten.“
„Ich war einer der Pioniere der Apokalypse-Ära!“
Neo schnalzte mit der Zunge.
Die Jahrhunderte der Einsamkeit schienen den Nekromanten durcheinandergebracht zu haben.
Auch wenn er in der Vergangenheit stark gewesen war, war er längst übertroffen worden.
„Antworte mir, Starker.“ Drängte der Nekromant.
„Ich bin irgendwo unter den 25 besten Schülern meiner Akademie.“
„Hmm … Ist die Akademie der Name der Organisation, die von den stärksten Erwachten regiert wird? Dort …“
„Das ist nur in meiner Akademie.“
Neo unterbrach den Nekromanten und fuhr fort.
„Ich bin gerade mal unter den ersten 100, wenn man die Halbgötter mitzählt, die in meinem Alter sind und nicht in die Akademie aufgenommen wurden, oder diejenigen, die magische Drogen oder verbotene Techniken benutzt haben, um stärker zu werden.“
Seine Worte ließen den Nekromanten erstarren.
Neo ignorierte seinen Schock und fuhr fort.
„Das sind alle, die in meiner Altersgruppe mit mir gleichauf sind.
Wenn wir von Halbgöttern sprechen, die mich leicht vernichten können, dann gibt es mindestens eine Million von ihnen.
Die Zahl steigt auf Milliarden, wenn wir die mythischen Bestien, Monster und jenseitigen Wesen in den Elementardimensionen mitzählen.“
Neo zuckte mit den Schultern.
„Ich bin stark, aber bei weitem nicht der Stärkste.“
„Lüg nicht …“
Der Nekromant runzelte die Stirn.
„Glaubst du wirklich, ich würde dir diese dreisten Lügen glauben?
„Was ist mit den Titanen? Was ist mit dem Widerstand? Was ist mit ihnen?
„Wenn du nur durchschnittlich bist, was sind sie dann? Götter?“
„Ja. Sie sind vor Jahrhunderten zu Göttern geworden.“
„…“
Der Nekromant schluckte seine Worte herunter.
Er konnte Neo nicht glauben.
Allerdings wusste er, dass Neo keinen Grund hatte, zu lügen.
„Was … was ist die höchste Stufe der Erwachten in deiner Zeit?“, fragte der Nekromant.
Er wollte es wissen.
Die Mythen, die stärksten Erwachten, waren die Erwachten der zweiten Stufe.
Neo öffnete den Mund.
„Ich würde sie als Erwachte der fünften Stufe bezeichnen, wenn ich die Begriffe aus deiner Zeit verwenden würde.“
„Was ist mit den Göttern?“
„Ihre Stärke lässt sich nicht in Stufen messen.“
Der Nekromant ließ den Kopf sinken.
Sein Blick verlor seinen Glanz.
„Was habe ich jahrhundertelang getan? Wenn ich so schwach bin, habe ich dann nichts als meine Zeit verschwendet?“
„….“
Neo antwortete nicht.
Der Geistessamen, den der Nekromant kultiviert hatte, hatte das Potenzial, die Welt zu erschüttern.
Allerdings war der Geistessamen instabil.
Wie es aussah, hatte der Nekromant nicht die mentale Stärke, um die Last des Geistessamens zu tragen, der aus dem Groll von Hunderten von Seelen kultiviert worden war.
In gewisser Weise hatte er also tatsächlich seine Zeit verschwendet.
„Wenn du deine Antworten hast, werde ich dich jetzt erledigen.“
Neo ging auf den Nekromanten zu.
Er legte seine Handfläche auf den Kopf des Nekromanten.
Das Monster wehrte sich nicht.
Er glaubte zwar voll und ganz, dass er nicht sterben kann, aber es war ihm einfach egal.
Neo aktivierte seinen Segen.
Das Leben des Nekromanten spielte sich in seinem Kopf ab.
Ein Mann reiste mit seiner Familie durch das Land.
Seine Kinder waren total aufgeregt, weil sie zum ersten Mal in einem Flugzeug saßen.
Das Lächeln seiner Familie wärmte sein Herz.
Er fand es lohnenswert, einen Teil der Ersparnisse seiner Familie für diese Reise auszugeben, als plötzlich die Apokalypse hereinbrach.
Das Flugzeug stürzte ab und der Mann war der einzige Überlebende.
Jahre später wurde ihm klar, dass er in dem Moment, als die Apokalypse begann, erwacht war und das Element des Todes genutzt hatte, um sich selbst zu retten.
Er war begabt in der Kunst der Todeselemente.
Bis dahin hatte der Mann wie ein Geist gelebt.
Diese Erkenntnis gab ihm jedoch einen Sinn.
Er würde seine Familie wieder zum Leben erwecken.
Er beschäftigte sich mit dem verbotenen Zweig des Todes – der Nekromantie.
Die Seelenjäger aus der Unterwelt wurden geschickt, um sich um den Mann zu kümmern.
Er besiegte sie mühelos.
Der Mann, berauscht von seinen Kräften, begann, Opfer zu bringen, um noch stärker zu werden.
Er war mächtig.
So mächtig, dass die Titanen und der Widerstand, angeführt von Zeus und Ares, ihre Differenzen beiseite legen mussten, um ihn aufzuhalten.
Erst als die Familie Hanma eingriff, begann der Mann zu verlieren.
Die Familie Hamna beschäftigte sich mit der Kunst der Nekromantie und wurde aus irgendeinem seltsamen Grund nicht von den Seelenjägern gejagt.
Mit dem Wissen der Familie Hamna über die Stärken und Schwächen der Nekromantie zwangen die Titanen und die Widerstandsbewegung den Mann, sich in einen [Riss] zurückzuziehen, der mit der Schattenwelt verbunden war.
Besiegt, erkannte der Mann, dass er in dem Riss zwischen seiner Welt und der Welt der Schatten gefangen war.
Aber er verzweifelte nicht.
Er war nicht allein.
Er benutzte die Menschen, die er entführt und getötet hatte, nahm ihre Seelen gefangen und quälte sie jahrhundertelang.
Der Groll, der aus den Seelen entstand, war ein hervorragender Nährboden für den Samen der Dunkelheit.
Jahrhunderte später, als der Mann langsam sein Zeitgefühl verlor, öffnete sich plötzlich der Eingang zum Riss von der anderen Seite.
Der Nekromant versuchte, in die Welt einzudringen und weitere Seelen zu entführen, um sie zu quälen.
Ein schwarzhaariger Schwertkämpfer versperrte ihm den Weg –
Neo atmete leicht aus, als die Erinnerung endete.
Seine Augen leuchteten.
Seine Hand war von einer sternenklaren, ätherischen Aura umgeben, als er den Mund öffnete.
„Niles Radcliffe, du hast ein Leben voller Sünden geführt.
Du hast nicht nur deine Familie vergessen – den Grund, warum du ein Nekromant geworden bist –, sondern dich auch von deiner Macht berauschen lassen und Gräueltaten begangen, die das Leben von Zehntausenden unschuldiger Seelen zerstört haben.
Selbst nachdem du versiegelt wurdest, hast du nie Buße getan.
Du hast die Seelen weiterer Unschuldiger gequält, um dich selbst zu stärken.
Du, Niles Radcliffe, bist ein Sünder.“
Der Nekromant merkte, dass etwas nicht stimmte.
Neo wollte ihn nicht töten.
Aber seine Sinne warnten ihn, als würde ein Angriff kommen, der ihm das Leben nehmen könnte.
„Ich verurteile dich zu 1500 Jahren Haft im 5. Kreis der Hölle.“
Ketten schossen aus dem Boden und fesselten den Nekromanten.
Sie begannen, ihn in den Boden zu ziehen.
„Du … was machst du da?
Wer bist du, dass du über mich richtest?“, schrie der Nekromant, Panik in seiner Stimme.
Die Ketten verbrannten seine Seele und ließen ihn weinen.
Er starrte Neo an.
„Du verdammter Junge. Ich habe mit dir als Gleicher gesprochen, und so behandelst du mich?
Sieh dich an! Deine Seele ist noch verfluchter als meine! Deine Sünden sind weitaus schwerer als alles, was ich angehäuft habe!
Du hast kein Recht, über mich zu urteilen …“
Der Nekromant konnte seinen Satz nicht beenden und wurde von den Ketten der Hölle weggezogen.
„Es war leicht, den Nekromanten zu besiegen, da er eine Seele war und mein Segen Seelen richten kann.“
Neo schaute auf seine Hand.
Er musste unweigerlich an die Worte des Nekromanten denken.
„Meine Sünden“, murmelte Neo.
Indem er die Dunkelheit nutzte, um die Seelen anderer zu verschlingen, konnte er ihre Werte und Fähigkeiten erlangen, aber er übernahm auch ihre Sünden.
Es war keine Überraschung, dass Neos Seele für den Nekromanten verdorben aussah, da er viele Wesen verschlungen hatte und nun ihre Sünden trug.
Neo schüttelte den Kopf und sah auf die Knochen, die aus dem Boden ragten.
Jeder Knochen war ein Gefängnis für eine andere Seele.
Er legte seine Handflächen aneinander, sammelte die Kraft seines Segens und drückte sie in den Boden.
Das Land wurde von einem sternenklaren Schein überzogen.
Hunderte von Erinnerungen begannen in Neos Kopf zu spielen.
Die Seelen weinten.
Sie ließen die Klagen in ihren Herzen heraus.
Neo hörte ihnen geduldig zu wie ein Elternteil.
Er konnte die Leben sehen, die sie gelebt hatten.
Einige von ihnen waren gefangen genommen worden, als der Nekromant zu fliehen versuchte.
Sie waren unschuldig und hatten ein gutes Leben geführt.
Neo schickte sie in den Kreislauf der Wiedergeburt.
Einige von ihnen waren Sünder.
Neo schickte sie nicht in die Hölle, da sie bereits unter den Händen des Nekromanten gelitten hatten.
Er verwandelte ihre Seelen mit Hilfe des Segens in reine göttliche Energie und ließ sie eins werden mit der Welt.
Einige der Seelen waren unschuldig, wollten aber nicht wiedergeboren werden.
Die jahrhundertelange Qual unter dem Nekromanten hatte ihren Lebenswillen zerstört.
Neo nutzte den Segen, um ihre Seelen zu beruhigen.
Wenn sie danach immer noch den Tod wünschten, ließ er sie eins mit der Welt werden.
[??? ist mit deinem Urteil zufrieden.]
[Du hast erhalten …]
