Es war sein zombiefizierter Vater.
Melinoë zuckte zusammen, als sie ihren Vater in seinem jetzigen Zustand sah.
„Schließ die Augen“, sagte Dios.
Sie tat, was er sagte.
Dios nahm das Schwert aus dem Haufen von Schätzen.
Er wollte nicht, dass seine Schwester sah, wie er ihren Vater tötete, nicht mit einem Lächeln im Gesicht.
Ein Hieb, und es war vorbei.
Obwohl die Zombies stärker waren als normale Menschen, war Dios in Bezug auf seine körperlichen Fähigkeiten schon immer ein unmenschlicher Freak gewesen.
Er hatte noch nie jemanden getroffen, der besser war als er.
„Lass uns gehen. Halte deine Augen geschlossen, bis wir diesen Ort verlassen haben.“
Dios half seiner Schwester aus der Schatzkammer.
An diesem Tag veränderte sich die Welt.
Zombies, mythische Kreaturen und Monster, die direkt aus Comics zu stammen schienen, tauchten auf.
Ein kleiner Teil der Menschen begann, übernatürliche Kräfte zu entwickeln.
Sie wurden als Götter verehrt.
Dios und Melinoë gehörten zur Mehrheit.
Sie blieben unerweckt.
Dios war nicht traurig.
Auch wenn die Welt innerhalb eines Tages zur Hölle geworden war, war er frei.
Melinoë hingegen gab sich weiterhin die Schuld für die Apokalypse.
Ihrer Meinung nach war das Öffnen des silbernen Würfels die Ursache für alles.
Niemand glaubte ihr wirklich.
Die beiden Geschwister streiften an den Küsten Amerikas umher.
Sie trafen alle möglichen Leute.
„Alter, schau dir das an. Die nennen sich wirklich ‚Titanen'“, sagte Aides. „Verdammt, ihr Anführer nennt sich Kronos.“
Aides lachte, während er in der Bar trank.
Melinoë saß neben ihm und hing an seinen Lippen.
Dios saß etwas abseits, da Melinoë es nicht mochte, wenn er sich in ihre „Zweisamkeit“ einmischte.
„Verdammt, als Kind war sie immer nur Dios hier, Dios da, aber dieser Mistkerl hat sie mir weggenommen.“
Er kippte einen weiteren Shot hinunter und weinte sich die Seele aus dem Leib.
Obwohl er es nicht zeigte, war er glücklich.
Melinoë überwand ihr Trauma dank Aides‘ Hilfe.
Während Dios einen Schluck nach dem anderen trank, nahm er die Zeitung zur Hand.
Die Zeitungen wurden nicht mehr gedruckt, als die Apokalypse begann.
Die Titanen führten sie wieder ein.
Sie waren ein Zeichen ihrer Macht, ihrer Autorität und ein Versprechen, dass sie die Gesellschaft wieder zu dem machen würden, was sie einmal war.
Dios bemerkte das Foto von Kronos auf der Titelseite.
Er erstarrte.
Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen Kopf.
„Francis …?“
Neos Ego kam zum Vorschein, als er Francis erkannte.
Francis, Klein und Neo waren Freunde aus Kindertagen.
Neo hätte ihn niemals mit jemand anderem verwechseln können.
Die unbekannte Kraft versuchte, Neos Ego zu unterdrücken.
Aber er hielt durch.
„Warum heißt … Francis … Kronos?“
Neo hatte das Gefühl, sein Kopf würde zerreißen.
Er blätterte hastig durch die Zeitung.
„Scheiße …“
Es war seine Welt.
Die Länder, die Orte, die Menschen.
Auch wenn sie nach der Apokalypse verändert worden waren, erkannte Neo sie dennoch wieder.
Ein Kellner kam auf ihn zu.
„Sir, ist alles in Ordnung?“
„Ja, ich hab nur leichte Kopfschmerzen. Nichts Ernstes.“
Dios massierte seine Schläfen.
„Was ist mit mir passiert?“ Er starrte auf die aufgeschlagene Zeitung. „Ich fühle mich, als hätte ich gerade einen Blackout gehabt.“
Da er nichts Ungewöhnliches an sich feststellen konnte, ignorierte er das Problem.
Ein paar Monate später verkündete Melinoë ihm die Neuigkeit.
„Aides hat mir einen Heiratsantrag gemacht! Wir sind jetzt offiziell zusammen!“
„Was…?“
Dios stotterte.
„Solltest du nicht lieber eine fähigere Partnerin suchen? Aides ist nicht einmal erwacht. Er ist…“
„Dios, gratuliere mir einfach.“
„… Glückwunsch.“
Dios hätte nie gedacht, dass sein Leben noch schlimmer werden könnte.
Aber es wurde schlimmer.
Er erfuhr, dass Aides seine Schwester heiraten würde.
Verdammt, wer heiratet schon nach nur drei Jahren Beziehung? Dieser Mistkerl verarscht meine Schwester.
Dios fühlte sich, als hätte er gegen Aides verloren.
Das Schlimmste war, dass Aides ein fähiger Typ war.
Er hatte keine Schwächen.
Nimmt sie jetzt den Namen Hargraves an?
Igitt, wer hat denn diesen Namen? Kingsley ist doch viel besser.
Dios weinte sich in der Morgendämmerung die Seele aus dem Leib.
Er sah das Foto von Aides, wie er Kronos die Hand schüttelte, auf der Titelseite der Zeitung.
Der Mann seiner Schwester war verdammt erfolgreich!
Bald war der Tag der Hochzeit.
Mittlerweile war es für Dios zur Gewohnheit geworden, morgens als Erstes die Zeitung zu lesen.
Sie brachte immer schlechte Nachrichten, und er wollte sie so schnell wie möglich hinter sich bringen.
„Mhm?“
Dios las die Schlagzeile.
„Die Titanen und ihr Anführer Kronos haben versprochen, den Verantwortlichen für die Apokalypse zu töten und denen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die in ihrem grausamen Gefolge ihre Angehörigen verloren haben.“
Eine unheilvolle Vorahnung beschlich sein Herz.
„Hahaha, das kann unmöglich sein.
Ich bilde mir nur etwas ein.“
Sein Herz wollte sich nicht beruhigen.
„Ich schätze, ich werde ihnen früher als geplant begegnen.“
Dios ging zu dem Haus, in dem Aides und Melinoë lebten.
Das unheilvolle Gefühl wollte nicht verschwinden.
Es wurde immer stärker.
Bevor er sich versah, rannte Dios los.
Er betete weiter für ihre Sicherheit.
Seine Gebete wurden nicht erhört.
Er fand ihr Haus zerstört vor.
Als wäre es von einem Taifun getroffen worden.
„Melinoë! Aides!“
Dios räumte so schnell er konnte die Trümmer beiseite.
Seine Fingernägel brachen ab und seine Haut war aufgerissen, aber er achtete nicht darauf.
Er fand Melinoë.
Dios versuchte, ihren Puls zu fühlen.
„Ahhhhh …“
Ein herzzerreißender Schrei entrang sich seinen Lippen.
Er versuchte, sie wiederzubeleben.
Nichts half.
Melinoë war tot.
Tränen liefen ihm über die Wangen und er konnte nicht aufhören zu weinen.
„Ich werde sie töten.“
„Ich werde sie töten!“
Goldene Blitze zuckten um Dios herum.
Zum ersten Mal ließ er sich gehen.
Riesige Blitze schlugen vom Himmel ein und zerstörten die Stadt.
Dios schnippte mit den Fingern.
Die Trümmer wurden weggefegt und gaben den Blick auf die kaum noch lebenden Aides darunter frei.
„Hast du den Titanen von dem silbernen Würfel und Melinoë erzählt?“
„Würdest du mir glauben, wenn ich nein sage?“
„…“
„Hahaha, deine Augen verraten dich. Du glaubst wirklich, ich hätte sie verraten.“
Blut floss weiter aus Aides‘ Wunden.
Er hatte nicht mehr lange zu leben.
„Ich schätze, ich kann dich in diesem Leben nicht überzeugen.“
„…“
„Wir sehen uns wieder, Dios. Ich frage mich, ob du mir das nächste Mal zuhören wirst.“
Aides hörte auf zu atmen.
Trotz seiner widersprüchlichen Gefühle begrub Dios Aides und Melinoë gemeinsam.
Gerade als er fertig war, durchzuckte ein Impuls die Luft.
„Das ist seltsam. Ein neu erweckter hat eine ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht?“
Kronos, der die Zeit angehalten hatte, ging auf Dios zu.
Er untersuchte die Gegend, als plötzlich goldene Blitze um Dios herum zuckten.
Unter Kronos‘ schockiertem Blick bewegte sich Dios, obwohl die Zeit eingefroren war.
„W-wie?“
„Ich habe meiner Schwester ein Versprechen gegeben.“
Dios schwebte in den Himmel.
Der Himmel verdunkelte sich und dichte Blitze zuckten.
„Ich werde jeden einzelnen von euch Titanen töten.“
