Tiefenstufe 3, Südseite
Die bedrückende Präsenz des Schattenelementars lastete schwer auf ihm.
Sie zerfraß alles in seiner Umgebung.
„Wo bin ich gelandet?“
Harrison sah sich um.
Er stand mitten auf einer Lichtung.
Die Energie seiner einzigartigen Fertigkeit „Unbesiegbar“ pulsierte durch seinen Körper.
Seine Muskeln spannten sich an.
Er umklammerte sein Schwert fester und starrte seinen Schatten auf der anderen Seite der Lichtung an.
Der Schatten hatte dasselbe Gesicht, schwang dasselbe Schwert, aber seine Präsenz war dunkler.
Er wirkte unheimlich.
„Du weißt, dass du nicht gewinnen kannst.
Du bist nur ein Schatten von mir.“
Der Schatten grinste über seine Sticheleien.
Ein Schatten ahmte das Original nach.
Er war immer schwächer.
Dafür kannte er das Original besser als das Original selbst.
Harrisons Schatten stürmte ohne ein weiteres Wort vor.
Ihre Schwerter prallten aufeinander.
Eine Sturm aus goldenen und schwarzen Funken flog durch die Luft und der Boden unter ihnen bebte.
Harrison drängte vorwärts.
Er nutzte seine überlegene Kraft, um den Schatten mit roher Gewalt zurückzudrängen.
Der Schatten neigte die Klinge und ließ Harrisons Schwert abrutschen.
Harrison griff erneut an.
Sein Schatten rollte zur Seite und wich dem mächtigen goldenen Blitzschlag seiner Klinge aus.
Er drehte sich auf den Füßen und schlug auf Harrisons Seite ein.
Der Schlag prallte harmlos von Harrisons zäher Haut ab.
„Unbesiegbar“ verstärkte alle Fähigkeiten erheblich.
Die Verstärkung wirkte bei jedem anders.
In Harrisons Fall erhöhte sie seine Verteidigung am stärksten.
Harrison zuckte kaum zusammen, als der Angriff des Schattens ihn traf.
Er grinste.
Blitze zuckten um seine Klinge, als er nach unten schlug.
Sein Schatten sprang gerade noch rechtzeitig zurück.
Der Boden, auf dem der Schatten noch vor einem Moment gestanden hatte, war versengt und rauchte.
„Du kannst mir nicht einmal ein Kratzer zufügen.
Du wirst niemals gewinnen.“ Harrison grinste.
Das Original konnte niemals gegen seinen Schatten gewinnen?
Das mochte für alle anderen gelten, aber Harrison war anders.
Er war ein Genie.
Er würde nicht verlieren.
Niemals.
Der Schatten grinste weiter, als er Harrison angriff, diesmal schneller.
Seine Schläge wurden präziser.
Harrison wehrte jeden Schlag mühelos ab.
Aber er merkte, dass etwas nicht stimmte.
Die Bewegungen des Schattens waren nicht zufällig – sie waren absichtlich, fast einstudiert.
Jedes Mal, wenn er zur Gegenwehr ansetzte, war der Schatten bereits einen Schritt voraus.
Er wich aus und parierte mit unheimlicher Präzision.
Harrison knurrte frustriert.
Er hob sein Schwert hoch und beschwor einen Blitz aus dem Himmel herab.
„Einzigartige Fertigkeit: Blitzschlag.“
Die Luft um ihn herum summte vor Elektrizität.
Er führte die Klinge in einem kraftvollen, schnellen Bogen nach unten.
Ein goldener Blitzbogen senkte sich herab.
Sein Schatten wich nicht aus.
Er wich gerade so weit zur Seite, dass der Blitz ihn verfehlte und neben ihm auf den Boden einschlug.
Die berechnete Präzision ließ Harrison sprachlos zurück.
Bevor er reagieren konnte, schloss der Schatten die Distanz zwischen ihnen in einem Augenblick.
Er verschwand in einem schwarzen Blitzbogen und tauchte mit einem Blitz vor ihm wieder auf.
Das Schwert des Schattens schlug auf sein Handgelenk.
Der Angriff hatte kaum Kraft.
Er würde Harrison niemals verletzen, schon gar nicht, wenn er unter dem Einfluss von „Unbesiegbar“ stand.
Harrison ignorierte den Angriff.
Er hätte ihn abwehren können.
Aber dann passierte etwas Unerwartetes.
…!
Harrisons Griff versagte und das Schwert glitt ihm aus der Hand.
Der Schatten nutzte die Gelegenheit.
Er versetzte Harrison einen heftigen Tritt in die Brust.
Harrison taumelte zurück.
Schock und Schmerz blitzten in seinen Augen auf.
Seine Haut war zäh, aber die Stelle, an der der Schatten ihn getroffen hatte, lag direkt unter seinem Brustbein.
Eine Stelle, von der Harrison nicht einmal wusste, dass sie verwundbar war.
„Wie …?“
Seine Stimme versagte.
Er hatte Schwierigkeiten zu atmen und konnte nicht richtig sprechen.
Der Schatten beobachtete seine Bewegungen und grinste weiter.
Da wurde Harrison klar:
„Ein Schatten kennt das Original besser als das Original selbst.“
„Meine Schwächen, meine Gewohnheiten, meine Ängste. Er weiß alles über mich.“
Harrisons Herz pochte in seiner Brust.
Zum ersten Mal fühlte er sich wirklich bloßgestellt.
Als gäbe es nichts, was er verbergen könnte.
Die Schläge des Schattens waren nicht zufällig.
Sie waren kalkuliert und zielten auf Stellen, die Harrison nicht instinktiv verteidigte.
„Er kennt mich besser als ich mich selbst.“
Der Schatten griff ihn erneut an.
Seine Klinge zielte auf Harrisons Handgelenke, Ellbogen und den unteren Rücken – Stellen, an denen Harrison nicht zweimal nachdachte.
Jeder Schlag war schwächer als Harrisons Schläge.
Aber sie waren präziser.
Harrison biss die Zähne zusammen und wehrte einen weiteren Angriff ab.
„Ich darf hier nicht verlieren!“
„Ich nicht!“
Der Schatten nutzte seine Gewohnheiten aus.
Harrison, der immer mit roher Gewalt kämpfte, war im Nachteil.
Harrisons Schatten duckte sich unter einem wilden Schwinger von ihm weg.
Er schlug ihm quer über die Rippen.
Harrison stöhnte vor Schmerz.
Es hätte keine Wunde geben dürfen, aber der Schatten, der Invincible nachahmen konnte, war ihm ebenbürtig.
Er zog sich zurück, bevor Harrison zurückschlagen konnte.
Das spöttische Lächeln des Schattens wurde breiter.
Als würde er ihn verspotten.
Ihn als Schwächling bezeichnen.
Als Verlierer.
Harrisons Augen verengten sich.
Er wollte sich gehen lassen und in rasender Wut angreifen.
Aber er hielt sich zurück.
Er wusste, dass ein Angriff ohne Plan ihn umbringen würde.
„Vorhersehbar.“
Dieses Wort hallte in seinem Kopf wider.
Es schnitt tiefer als jedes Schwert.
Der Schatten war nicht stärker.
Er spielte nur mit Harrisons Schwächen.
Seinen Gewohnheiten.
Seiner Überheblichkeit.
Plötzlich wurde ihm klar:
„Meine Gewohnheiten.“
Der Schatten wusste genau, wo er zuschlagen würde, wo er treten würde, wie er sich bewegen würde.
Nicht die Stärke des Schattens war das Problem – es war Harrisons eigene Berechenbarkeit.
Er hatte sich seit jeher auf dieselben Bewegungen und dieselben Strategien verlassen.
Der Schatten besiegte ihn nicht.
Er besiegte sich selbst.
Harrison musste sich selbst übertreffen.
Das war der einzige Weg, um zu gewinnen.
„Alle sind mit ihren eigenen Kämpfen beschäftigt. Sie können mir nicht helfen. Wenn ich verliere, sterbe ich.“
Harrison konnte sein Herz gegen seine Brust schlagen hören.
Er war in Gefahr und verspürte einen Nervenkitzel wie nie zuvor.
Harrison grinste wild.
Die goldenen Blitze, die um ihn herum zuckten, flammten auf.
Sein Atem verlangsamte sich.
Er konzentrierte sich nicht darauf, seinen Schatten mit Kraft zu überwältigen, sondern darauf, die Muster zu durchbrechen, die der Schatten ausnutzte.
„Ich kann das gewinnen. Ich muss nur klüger kämpfen.“
Als der Schatten erneut nach vorne sprang, reagierte Harrison nicht mit roher Gewalt.
Er wich zur Seite aus.
Normalerweise hätte er den Angriff frontal abgewehrt.
Seine plötzliche Bewegung überraschte den Schatten.
Seine Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, unfähig, die Ursache für diese Veränderung zu begreifen.
Harrison nutzte den Moment.
Er führte das Schwert in einem schnellen, unerwarteten Winkel nach unten.
Die Klinge knisterte golden und traf die Schulter des Schattens.
Der Schatten taumelte.
Er biss die Zähne zusammen vor Schmerz.
Die Wunde war nur oberflächlich, da der nachgeahmte Unbesiegbare sie verstärkt hatte.
Aber der Angriff erschütterte den Schatten.
Harrison drängte vorwärts.
Er änderte seinen Stil und bewegte sich unvorhersehbar.
Seine Schläge waren anders – abgewinkelt, zeitlich abgestimmt und mit einer Kraft, die die Schatten nicht erwartet hatten.
Nachdem Harrison seine Schwäche erkannt hatte, befreite er sich von seinen alten Gewohnheiten, und zum ersten Mal hatte der Schatten Mühe, mitzuhalten.
Die beiden tauschten Schlag um Schlag aus.
Ihre Gestalten verschwammen.
Sie sahen aus wie Blitze, die in einem Tanz der Wut und des Chaos umherflackerten.
Harrison bewegte sich präzise.
Er versuchte, die kleine Lücke auszunutzen, die er geschaffen hatte.
Sein Selbstvertrauen kehrte zurück, stärker denn je.
Der Schatten war in der Defensive.
Er konnte Harrisons Angriffe kaum abwehren.
„Ich hab’s dir gesagt“, knurrte Harrison mit entschlossener Stimme. „Du bist nur ein Schatten.“
Im letzten Moment beschwor Harrison einen gewaltigen Blitz aus dem Himmel herab.
Dieser war viel größer und stärker als zuvor.
Die Luft knisterte vor Elektrizität, als er ihn mit einem vernichtenden Schlag direkt auf den Kopf des Schattens niedersausen ließ.
Aber.
Gerade als der Angriff sein Ziel erreichen wollte, grinste der Schatten.
…!
Ein schwarzes Portal öffnete sich zwischen ihnen.
Harrisons Schlag verschwand harmlos darin.
„Lucas Shadow hilft ihm…?“
Bevor Harrison überhaupt begreifen konnte, was geschah, tauchte der Schatten hinter ihm wieder auf.
Er schlug zu.
Der Schlag war nicht stark, das musste er auch nicht sein.
Er traf Harrisons Nacken – die einzige Stelle, an der seine undurchdringliche Haut am schwächsten war.
Harrisons Körper verkrampfte sich, als die Klinge des Schattens einen Blitz direkt in seine Wirbelsäule schickte.
Sein Schwert glitt ihm aus der Hand und seine Beine knickten ein.
Er sank auf die Knie und rang nach Luft.
Der Schatten stand über ihm.
Er grinste triumphierend.
„Dieser verdammte Mistkerl …!“
Der Schatten ignorierte seine Wut.
Er packte seinen Kopf mit beiden Händen.
Plötzlich zitterte die Gestalt des Schattens.
Seine Haut zerfiel in schwarze Energiepartikel, die in Harrisons Körper eindrangen.
Harrison versuchte sich mit aller Kraft zu wehren, während der Schatten versuchte, von ihm Besitz zu ergreifen.
Nach dem letzten Angriff des Schattens auf seinen Nacken konnte er sich nicht mehr bewegen.
Seine göttliche Energie floss langsam wie Schlamm, da der Unbesiegbare am Ende seiner Kräfte war und er seine Zaubersprüche nicht einsetzen konnte.
Harrison biss die Zähne zusammen.
Er versuchte, durchzuhalten und nach einem Weg zu suchen, den Schatten aufzuhalten.