Es war eine Weile still, nur der ekelerregende Geruch von Blut stieg allen in der Nähe in die Nase und man hörte, wie es in großen Mengen herausströmte.
Die Ältesten und Beschützer der Sekte schauten Wu Long nicht nur sprachlos an, sondern sogar voller Angst, denn sie hätten nie gedacht, dass so jemand Gefährlicher mit ihnen unterwegs war.
Liu Li hingegen hatte einen erleuchteten Ausdruck im Gesicht, und ein tiefes Leuchten blitzte in ihren Augen auf. Als Wu Long diese Szene sah, lächelte er.
„Herzlichen Glückwunsch, Älteste Liu, zu deinem Durchbruch im Schwert-Dao“, sagte er zu ihr mit aufrichtiger Fürsorge in den Augen, was für die anderen äußerst seltsam anzusehen war, da sie seine Worte nicht mit seinem Verhalten von vor wenigen Augenblicken in Einklang bringen konnten, aber für sie war es unglaublich herzerwärmend.
„Mm, danke, das ist alles deinem Schwertgeist zu verdanken“, nickte sie mit einem glücklichen Lächeln.
„Nein, mein Schwertgeist hat dir nur diese kleine Chance gegeben, genutzt hast du sie ganz allein mit deinem Talent und deiner Hingabe und vor allem mit deiner eigenen Anstrengung“, sagte er mit einem charmanten Lächeln.
Ihr Lächeln wurde ein wenig schüchtern, als ihre blassen Wangen leicht erröteten. Ein unerklärliches Gefühl beschlich sie und ließ ihr Herz höher schlagen. Je besser sie ihn kennenlernte, desto unergründlicher wurde er für sie, aber aus irgendeinem Grund machte ihr das keine Angst und weckte auch keine Zweifel, als ob ihr angeborenes Vertrauen in ihn tief in ihrer Seele verankert wäre.
„Mein Freund, könnten wir vielleicht einen Moment deiner Zeit in Anspruch nehmen?“, fragte Wu Long, als er sich an den Mann wandte, der Wu Long und seine Begleiter beschützt hatte.
In diesem Moment ertönte eine Stimme hinter Wu Long und auf der anderen Straßenseite, wo ein älterer Mann vor denen stand, die die Herberge verteidigten.
Der alte Mann sah für alle anderen wie ein gewöhnlicher Sterblicher aus, aber Wu Long konnte erkennen, dass er ein beeindruckender Praktizierender des Kernbildungsreichs war, der erste, den er in dieser Welt gesehen hatte, da er noch nicht einmal Praktizierende des Fundamentbau-Reiches gesehen hatte.
Man schätzte, dass es weltweit nur etwas mehr als hundert Praktizierende der Kernbildungsstufe gab, daher war dieser alte Mann eine seltene Erscheinung. Er trug wie alle anderen eine Holzmaske und seine Kleidung war ebenfalls schlicht.
Hätte er sich bei dem früheren Angriff bewegt, wären alle Angreifer längst tot gewesen, aber anscheinend traute er sich nicht, sich von der Person, die sie beschützte, zu entfernen, aus Angst, dass ihr in seiner Abwesenheit ein donnernder Schlag Schaden zufügen könnte.
Selbst jetzt war nicht weit hinter dem alten Mann eine Gestalt zu erkennen, die durch die Schiebetür der Herberge und die Menschen vor den Blicken verborgen war, sodass er nicht weit von ihrem Schutzziel entfernt war.
Und er hatte tatsächlich Recht damit, denn Wu Long spürte sowohl die Anwesenheit dieses alten Mannes als auch die Anwesenheit eines versteckten Kämpfers auf seinem Niveau, der nicht weit von hier war und nach dem gescheiterten Angriff verschwunden war. Er wartete höchstwahrscheinlich darauf, dass der alte Mann sich der Verteidigung anschloss, um dann zuzuschlagen.
„Wir werden hier übernachten, es ist schon spät und ich bin ziemlich müde, wir können morgen reden“, sagte Wu Long zu ihnen und ging in die Tiefen der Herberge, während er zu den Leuten neben ihm sagte: „Ich werde die Ältesten bitten müssen, sich um die kaiserlichen Wachen zu kümmern, wenn sie zur Untersuchung eintreffen.“
Die beiden Ältesten nickten benommen, während Liu Li sich ebenfalls entschuldigte, da sie ihr neues Verständnis und ihre Errungenschaften festigen musste.
Die Leute um den alten Mann herum waren sichtlich unzufrieden mit Wu Longs abweisender Haltung, was man trotz ihrer Holzmasken an ihrer Körpersprache erkennen konnte, aber der alte Mann winkte nur ab, um sie zu beruhigen, und ging zurück in seine Herberge.
Kurz darauf traf eine Gruppe kaiserlicher Wachen aus der Stadtvilla mit Beamten ein, die mit den Ermittlungen und der Säuberung des Tatorts begannen.
Zuerst kamen sie mit einer arroganten Haltung, aber nachdem sie sich ein wenig mit den Gästen der Herberge gegenüber von Wu Longs Gruppe unterhalten hatten, änderte sich ihr Verhalten schlagartig. Sie konzentrierten sich plötzlich darauf, den Tatort aufzuräumen und Schaulustige zu vertreiben, und beeilten sich mit ein paar einfachen Fragen an die Leute vom Yin-Yang-Einheitspalast, den Fall schnell abzuschließen.
Da es bis spät in die Nacht zu einem so großen Zwischenfall gekommen war, konnte die Gruppe bis zum Morgen nicht viel Ruhe finden, und da die Älteste Liu etwas Zeit zum Meditieren und zur Konsolidierung ihrer Errungenschaften benötigte, wurde beschlossen, den Aufenthalt in dieser Herberge um ein oder zwei Tage zu verlängern.
Die Herberge bot ihnen einen kostenlosen Service, einen Rabatt auf ihren zusätzlichen Aufenthalt und war insgesamt höflicher und sorgfältiger im Umgang mit den Leuten vom Yin-Yang-Einheitspalast.
Der Manager, ein Mann, den man nur als „rund“ beschreiben konnte, da alles an ihm rund war, gab sich alle Mühe, ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, lächelte ständig, sagte schmeichelhafte Worte und wischte sich mit unzähligen Taschentüchern den Schweiß ab.
Wu Long kehrte in sein Zimmer zurück, und der kalte Schweiß, den er zurückgehalten hatte, brach aus ihm hervor. Trotz seiner verbesserten körperlichen Verfassung und der Tatsache, dass er nicht mehr Kraft seiner Schwertkunst eingesetzt hatte als zuvor, als er die Blauzungen-Purpur-Eidechse getötet hatte, hatte er sie doch in größerem Umfang eingesetzt, sodass sein Körper einer Belastung ausgesetzt war, die ihn nun überall taub und schmerzhaft fühlen ließ.
Er nahm ein paar Erholungspillen, die er von Zhao Wuji „geerbt“ hatte, und meditierte, um sich zu erholen. Er musste heute eine Pause vom Training einlegen, da er noch schlafen musste, sonst hätte er die Müdigkeit nicht vollständig abbauen können.
Am nächsten Morgen hatte Liu Li kein Training, weil sie mit Meditation beschäftigt war und sich nicht ablenken lassen wollte, aber Wu Long wachte wie immer auf, setzte sich mit einem Grashalm zwischen den Zähnen in den Innenhof der Herberge, schaute den vorbeiziehenden Wolken zu und genoss den Duft des Frühstücks, das in den Herbergen, Restaurants und Haushalten rundherum zubereitet wurde.
Sein Magen knurrte vor Vorfreude, was ihn zum Lachen brachte, da er solche Geräusche aus seinem eigenen Körper schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gehört hatte. Seltsamerweise war er darüber jedoch nicht so bestürzt oder traurig wie zu Beginn seines neuen Lebens, als er noch dringend etwas zu essen und zu trinken brauchte.
Er begrüßte dieses Gefühl sogar, da es eine Art Vorfreude in ihm weckte. Bald sah er aus dem Augenwinkel etwas Rundes und Glänzendes auf sich zukommen und drehte den Kopf, um den Wirt in seiner bunten Robe zu sehen, der von ein paar Bediensteten mit Essen bedient wurde. Der Wirt trug gewöhnlich einen extrem langen Hut, der ihn manchmal wie einen kochenden Kolben aus der Alchemie aussehen ließ.
„Verehrter Gast! Da du diesen Platz im Freien zu bevorzugen scheinst, haben wir dir dein Frühstück hierher gebracht“, sagte er mit einem Lächeln, das sein ganzes Gesicht zu erhellen schien.
„Danke, ich weiß deine Gastfreundschaft zu schätzen, aber ich brauche niemanden, der mich bedient, stell einfach das Essen hin und geh wieder“, sagte er, während er sich schon auf das Essen freute, dessen Duft ihn umgab.
„Selbstverständlich, verehrter Gast, wir werden uns nach deinem Wunsch richten. Genieße deinen Aufenthalt“, sagte der Manager und nickte mehrmals schnell hintereinander, sodass seine runde Wange Wellen schlug, und gab den Dienern ein Zeichen, die das Essen, das für zehn Personen vorbereitet schien, auf den Steintisch im Garten des Innenhofs stellten und dann mit ihnen gingen.
Die Bediensteten, die alle nur die hübschesten weiblichen Bediensteten des Gasthauses waren, obwohl es hier viele männliche Bedienstete gab, sahen etwas widerwillig und bedauernd aus, als sie gehen wollten, wagten es aber nicht, zu verweilen.
„Wenn ihr jedoch nicht warten möchtet, sondern mich begleiten wollt, werde ich die Gesellschaft von Schönheiten niemals ablehnen“, fügte er mit einem charmanten Lächeln hinzu.
„Natürlich seid ihr alle für heute entschuldigt“, sagte er, als Freude und Schüchternheit auf ihren Gesichtern zu sehen waren, und auch der Wirt schien glücklich, dass sich seine Aufmerksamkeit ausgezahlt hatte, und eilte davon.
Wu Long setzte sich an den Steintisch und begann zu essen, wobei er das Essen, die Aussicht und die Gesellschaft der hübschen Frauen um ihn herum genoss. Sie alle unterhielten sich und lachten wie ein Schwarm exquisiter Vögel, die sangen.
Kurz darauf sah er eine Gestalt im Innenhof, die anscheinend jemanden suchte, aber als sie ihn sah, zögerte sie, ihn zu stören.
Er lächelte und winkte ihr zur Begrüßung zu.
Hua Ziyan näherte sich ihm mit anmutigen Bewegungen.
„Guten Morgen, Wu Long“, begrüßte sie ihn mit einem Lächeln.
„Guten Morgen, wenn du noch nicht gefrühstückt hast, komm doch zu uns“, sagte er lächelnd und deutete auf den Steintisch, der zu klein war, um so viel Essen aufzunehmen, sodass er ziemlich komisch aussah.
„Hehe, ich glaube, nach deinem Auftritt gestern Abend sind wir wirklich wichtige Gäste geworden“, sagte sie, während sie ihn neugierig und mit einem Hauch von Bewunderung in den Augen ansah und sich an den Tisch setzte, der nun komplett besetzt war.
„Nun, so ist das Leben wohl, meine Damen, ihr müsst nicht so zurückhaltend sein. Die Fee Hua hier ist meine Mitstudentin in unserer Sekte, eine sehr freundliche Person, die euch nichts Böses will“, antwortete er und beruhigte die Dienstmädchen, die sich etwas unwohl zu fühlen schienen, als eine so himmlische Schönheit mit einem viel höheren Status auftauchte und Wu Long so nah zu sein schien.
Hua Ziyan lächelte sie ebenfalls an und versicherte ihnen, dass sie ruhig weiterlachen und die Zeit genießen könnten. Nach einer Weile kehrte das Lachen in den Innenhofgarten zurück, der nun viel blühender zu sein schien.
Als sie fertig waren, gingen die Dienstmädchen lächelnd und kichernd davon, während Wu Long und Hua Ziyan einen Spaziergang durch den Garten machten.
„Übrigens, du hast mir gesagt, ich soll dich nur Wu Long nennen, aber mich weiterhin ‚Fee Hua‘ nennen. Könntest du diese Ungleichheit aufheben?“, fragte Hua Ziyan plötzlich, während sie sich unterhielten.
„Natürlich, wie soll ich dich nennen?“, fragte er mit einem leichten Lächeln.
„… Ziyan, du kannst mich einfach so nennen“, sagte sie nach einer kurzen Pause und mit zögerlicher Stimme, während sie zu Boden schaute.
„Haha, sehr gut, du solltest wissen, dass es mir sehr schwerfällt, diese Bitte abzulehnen“, sagte er mit einem Lachen und setzte ihre belanglose Unterhaltung mit einem Anflug von Lachen in den Augen fort, während sie es vermied, ihn direkt anzusehen.
