„Hm?“ Yun Lintian schien was zu bemerken. Er drehte sich mit gerunzelter Stirn um und schaute auf die Stelle, wo vorher der Regenbogenwolkenlotus gewesen war.
„Eine Raumfluktuation?“, fragte Nantian Lingyan plötzlich. Auch sie hatte was wahrgenommen.
Yun Lintian blieb stehen und sagte: „Lasst uns zurückgehen und nachsehen.“
Daraufhin eilten alle schnell zu der Stelle und fanden den Körper eines Mannes, der neben der Lotusblume im Teich schwamm. An der Stelle seines Herzens war ein kleines Loch. Das war offensichtlich die Todesursache.
„Was ist hier passiert?“, fragte Nantian Lingyan die erstarrte Gruppe und schaute sie kalt an.
Ein Mann, der anscheinend der Anführer der Gruppe war, kam wieder zu sich und erklärte hastig: „Wir haben keine Ahnung, Göttliche Phönix-Fee. Vorhin wollte Qiao Feng die Lotusblume holen, aber plötzlich erschien aus dem Nichts ein Raumriss und schoss ein schwarzes Licht auf ihn.“
„Ein Riss im Raum? … Das kann auf keinen Fall jemand aus dem Profunden Reich der Herrscher. Wie konnte das hier passieren?“, fragte Tong Mi’er skeptisch.
Normalerweise hat nur der Monarch genug Kraft, um einen Riss im Raum zu verursachen, und aufgrund der Beschränkungen der Insel sollte es hier keinen einzigen Monarchen geben … Was genau ist hier passiert?
Yun Lintian schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein. Es gibt viele Praktizierende, die das Element Raum beherrschen. Sie könnten den Raum ohne Probleme manipulieren. Außerdem muss es nicht unbedingt von Menschenhand geschaffen sein. Vergiss nicht, dass die Einschränkungen, denen wir jetzt ausgesetzt sind, von einer hochrangigen Formation stammen. Wer weiß? Vielleicht gibt es hier noch andere Formationen, von denen wir nichts wissen.“
Während er sprach, öffnete Yun Lintian seine Himmelsaugen und suchte die Umgebung ab. Zu seiner Überraschung fand er an diesem Ort nichts. Hier war keine einzige Spur von Abgrundenergie zu sehen … Was zum Teufel war dieses schwarze Licht?
„Vielleicht sind unsere Schwestern und Brüder darauf gestoßen?“, äußerte Xue Qianqian ihre Zweifel.
Tong Mi’er und die anderen schwiegen, da ihnen im Moment nichts einfiel.
Yun Lintian dachte einen Moment nach und sagte dann: „Ich versuche es mal.“
Ohne auf die Reaktion der anderen zu warten, war Yun Lintian bereits über dem Regenbogenwolkenlotus erschienen und streckte die Hand aus, um ihn zu greifen.
Unter den wachsamen Blicken aller konnte er den Lotus jedoch problemlos mitnehmen.
Yun Lintian flog zurück zum Ufer und sah sich noch einmal kurz um, um sich zu vergewissern. Das Ergebnis war das gleiche. Es war nichts zu sehen.
„Vielleicht hat es einmal ausgelöst und ist dann verschwunden?“, fragte Nantian Lingyan unsicher.
„Oder hat es sich ein schwaches Ziel ausgesucht?“, fügte Tong Mi’er hinzu.
Yun Lintian glaubte das nicht. Da seine Himmelsaugen keine einzige Spur finden konnten, war er sich ziemlich sicher, dass es das Werk von jemandem war und nicht von einer Formation. Sonst hätte er zumindest einige Energieflüsse hier sehen müssen.
Yun Lintian wollte das aber nicht sagen, da er nicht sicher war, ob diese Person noch in der Nähe war.
Yun Lintian wandte sich dem Mann in der Ferne zu und warf ihm den Regenbogenwolken-Lotus zu. „Nimm ihn.“
Der Mann fing die Lotusblume unbewusst auf und wusste nicht, was er sagen sollte. „Das …“
Yun Lintian konzentrierte seine innere Energie, hob die im Teich treibende Leiche aus dem Wasser und schob sie dem Mann entgegen. „Menschen sterben auf der Suche nach Reichtum, Vögel sterben auf der Suche nach Nahrung. Wenn das deine Denkweise ist, kannst du deine Reise fortsetzen.“
Nachdem er seinen Satz beendet hatte, drehte sich Yun Lintian um und ging, ohne jemanden zu grüßen, in Richtung Inselmitte.
Nantian Lingyan, Xue Qianqian und die anderen sagten nichts und folgten Yun Lintian schnell.
Währenddessen zögerte Tong Mi’er kurz und sagte zu der Gruppe von Männern: „Ich schlage vor, dass ihr alle diese Insel verlasst.“
Danach drehte sie sich um und folgte Yun Lintian.
„Bruder Su … Ich denke, wir sollten …“ Als er Yun Lintians Gruppe davonziehen sah, sagte ein junger Mann hinter dem Anführer nervös.
Der Anführer, Bruder Su, warf einen Blick auf den leblosen Körper seines Kameraden in seinen Armen und sagte entschlossen: „Geht. Wir gehen jetzt.“ Was für ein Witz! Was war wichtiger als das Leben?
***
„Verschont mich … Ugh!“ Auf der anderen Seite der Insel kroch ein abgemagerter Mann mittleren Alters über den Boden und sah mehrere Männer mit roten Totenkopf-Emblemen auf ihrer Kleidung voller Angst an. Bevor er um sein Leben flehen konnte, schwang ein stämmiger Mann in der Nähe eine riesige Machete auf den Hals des Mannes mittleren Alters und enthauptete ihn schließlich.
„Nein, Onkel Kang!“
In der Ferne wurde eine junge Frau von zwei Männern festgehalten. Ihre Augen waren voller Verzweiflung, als sie ihren sterbenden Onkel ansah.
Die beiden waren wandernde Praktizierende, die hierher gekommen waren, um ihr Glück zu versuchen. Anscheinend hatten sie kein Glück. Nachdem sie auf der Insel gelandet waren, stießen sie direkt auf eine Gruppe von Piraten mit roten Totenköpfen. Sie hatten alle Mittel ausgeschöpft, um sich zu wehren, aber es war letztlich vergeblich.
„Hehehe! Sei nicht traurig, Mädchen. Von jetzt an wird der große Bruder dich begleiten.“ Der Mann mit der langen Narbe im Gesicht neben ihr lachte unanständig, während er das Gesicht der Frau streichelte.
Die junge Frau biss die Zähne zusammen, ertrug die Demütigung und weinte vor Verzweiflung. Sie konnte bereits ahnen, was als Nächstes mit ihr geschehen würde. Leider hatten diese Bestien ihre tief verborgene Kraft vollständig blockiert, bevor sie Selbstmord begehen konnte.
„Halt das Ding zwischen deinen Beinen zurück. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.“ Der Mann mit der Machete runzelte die Stirn und schimpfte mit seinen Kameraden.
Der Mann mit der Narbe schnalzte unzufrieden mit der Zunge, aber er wusste, dass der Mann mit der Machete Recht hatte. Er zog die Frau hoch und knurrte. „Lauf! Mit dir rechne ich später ab.“
Die Frau wurde vorwärtsgeschubst. Sie hatte keine andere Wahl, als diesen Bestien in den Wald zu folgen. Ihre Augen suchten ständig nach einem Weg, um aus dieser misslichen Lage zu entkommen.
„Denk nicht darüber nach. Ich würde dir sofort die Beine abschneiden.“ Der Mann mit den Narben schnaubte kalt, da er die Gedanken der Frau lesen konnte.
Die Frau biss sich auf die Lippen und zwang sich, ruhig zu bleiben. Wenn sie ihre Beine verlieren würde, hätte sie keine Überlebenschance mehr.
Der Mann mit der Machete, der voranging, blieb plötzlich stehen, und die anderen folgten ihm. Er sah sich wachsam um, da sein Instinkt ihm sagte, dass etwas nicht stimmte.
„Jiejiejie! Nicht schlecht für Abschaum wie euch.“ Plötzlich ertönte ein kaltes, bizarres Lachen, das alle in Alarmbereitschaft versetzte.
