Als Zhao Yebai, Gui Zu und Qiao Fan den imaginären Stein in Yang Menglis Handfläche sahen, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig. Leider konnten sie nichts tun, um sie daran zu hindern, ihn zu aktivieren.
Mit einem Summen erschien vor allen Leuten ein violetter Lichtvorhang. Darauf war eine Szene zu sehen, in der Gui Zu und Qiao Fan aufgeregt auf Zhao Yebai zustürmten. Alle konnten hören, wie die drei zugaben, Werwölfe zu sein. Ganz zu schweigen von der ungewöhnlich hohen Kraft, die sie gezeigt hatten. Es hätte nicht offensichtlicher sein können.
Sofort schauten die Dorfbewohner und Ärzte zu Zhao Yebai und bestätigten still ihre Stimmen in ihren Köpfen.
Zhao Yebais Gesicht verzerrte sich. Das hatte er überhaupt nicht erwartet. Er hatte Yang Mengli damals eindeutig überprüft und nichts Ungewöhnliches festgestellt. Wie hatte sie das geschafft, ohne dass er davon wusste?
Nicht nur er, auch Yun Lintian hatte davon nichts mitbekommen. Yang Menglis Intelligenz war nicht zu unterschätzen.
Yang Mengli lächelte kalt und fragte: „Was jetzt, Zhao Yebai? Willst du wieder herumhacken? Die Leute hier sind nicht dumm. Sie lassen sich nicht so leicht ein zweites Mal täuschen.“
Yang Menglis Worte waren eine Warnung an die Dorfbewohner und Ärzte. Wenn sie Zhao Yebai weiterhin glauben würden, wären sie mehr als dumm.
„Das ist eine Lüge! Das hast du dir selbst ausgedacht. Lasst euch nicht von ihr täuschen.“ Zhao Yebais Gedanken waren durcheinander. Wenn er jetzt nichts sagen würde, würde er zweifellos bald vor Gericht gestellt werden und sein Leben verlieren.
„Eine Lüge?“ In diesem Moment trat Hua Wanru plötzlich vor. Sie zeigte auf den violetten imaginären Stein in Yang Menglis Handfläche und fuhr fort: „Schaut ihn euch genau an. Ist das ein gewöhnlicher imaginärer Stein?“
Alle schauten sich den imaginären Stein genau an, und jemand, der sich auskannte, rief schnell: „Das ist der Mond-Imaginärstein. Er kann nicht zerstört oder zertreten werden. Geschweige denn, dass man ein falsches Bild darauf fälschen könnte!“
Daran gab es keinen Zweifel. Niemand stellte die Echtheit in Frage, sondern alle drehten sich zu Zhao Yebai um, als würden sie darauf warten, was er jetzt sagen würde.
Zhao Yebais Gesicht wurde blass. Er wusste, dass er jetzt erledigt war.
„Da alle ihre Stimme abgegeben haben, werde ich jetzt das Ergebnis bekannt geben.“ Bevor Zhao Yebai etwas sagen konnte, klatschte Hongyue in die Hände und sagte laut.
Sie schaute mit einem verschmitzten Lächeln in die Menge, bis ihr Blick auf Zhao Yebai fiel, dessen Herz daraufhin einen Schlag aussetzte.
„Herzlichen Glückwunsch, Herr Zhao Yebai. Du hast mit insgesamt siebenundvierzig Stimmen die meisten Stimmen erhalten. Auf dem zweiten Platz liegt Herr Yun Lintian mit siebenundzwanzig Stimmen“, verkündete Hongyue. „Bitte begrüßt Herrn Zhao Yebai auf der Bühne.“
Als ihre Stimme verstummte, wurde Zhao Yebais ganzer Körper sofort von einer unwiderstehlichen Kraft umhüllt. Im nächsten Moment flog er unwillkürlich auf den Lynchpfahl zu und landete davor. Egal, wie sehr er sich auch anstrengte, er konnte sich nicht aus der Kraft um ihn herum befreien und konnte nur ehrlich dastehen.
Während alle auf Zhao Yebai schauten, überlegte Yun Lintian, wie er 27 Stimmen bekommen hatte. Von den 74 Leuten hier waren 20 als Werwölfe gezählt worden, der Rest waren Dorfbewohner und Ärzte. Das hieß, dass sieben Leute auf seiner Seite für ihn gestimmt hatten … Wer waren sie?
Lin Xinyao, Yang Mengli und Hua Wanru waren sich dessen ebenfalls bewusst. Sie starrten aufmerksam in die Menge und versuchten, anhand der Gesichtsausdrücke irgendwelche Hinweise zu finden. Leider konnten sie letztendlich nichts entdecken.
„Du hast diesmal Glück gehabt“, hallte plötzlich Wang Jues Stimme in Yun Lintians Kopf.
Als Yun Lintian seine Aufmerksamkeit auf Wang Jue richtete, sah er, wie dieser ihn kalt anlächelte und eine Geste machte, als würde er ihm die Kehle durchschneiden. Yun Lintian reagierte nicht darauf und wandte seinen Kopf zu Zhao Yebai.
Wang Jue war wütend, als er sah, dass Yun Lintian ihn ignorierte, aber er konnte im Moment nichts tun.
„Du hast eine Minute Zeit, dich zu verteidigen. Du kannst jetzt anfangen.“ Hongyue verschränkte die Arme vor ihrer flachen Brust und sah Zhao Yebai interessiert an.
Zhao Yebais Gesicht lief vor Wut rot an. Da es nun so weit gekommen war, musste er sich nicht mehr zurückhalten. Er drehte sich zu Wang Jue um und brüllte: „Beeil dich und überleg dir, wie du mir helfen kannst!“
Die Menge folgte Zhao Yebais Blick und sah Wang Jue dort stehen. Nach Zhao Yebais Worten war Wang Jue zweifellos ein Werwolf.
Wang Jue runzelte die Stirn und schimpfte innerlich mit Zhao Yebai. Sein Gesicht wurde kalt, als er sagte: „Zhao Yebai, wenn du sterben willst, kannst du das alleine tun. Was bringt es, mich anzuschreien?“
Er hielt kurz inne und wandte sich an Yun Lintian. „Hat er dir gesagt, dass du das tun sollst?“
Sofort drehten sich alle fragend zu Yun Lintian um. In diesem Moment erinnerten sie sich daran, dass Yun Lintian bei der Abstimmung den zweiten Platz belegt hatte … Warum hatte er so viele Stimmen bekommen?
Angesichts der zweifelnden Blicke aller blieb Yun Lintian still und hatte nicht die Absicht, sich zu verteidigen, da er das für unnötig hielt.
Hua Wanru war jedoch anders. Sie konnte das nicht tolerieren und sagte laut: „Was soll dieser Blick von euch? Es sind eindeutig die Werwölfe, die Bruder Yun loswerden wollen.“ Sie ließ ihren Blick kalt über die Menge schweifen und fuhr fort: „Lasst mich nicht wissen, wer die sieben Leute sind, die für ihn gestimmt haben. Glaubt ihr etwa, ihr könnt überleben, wenn ihr euch auf die Seite der Werwölfe schlagt? Heh, ihr Idioten.“
Als sie das hörten, wurde der Menge sofort klar, was los war. Sie warfen sich vorsichtige Blicke zu und versuchten, die Verräter zu finden.
Während alle sich ansahen, hörten sie Zhao Yebai wütend brüllen: „Haltet die Klappe! Ich kann es euch allen klar sagen. Wang Jue ist ein Werwolf. Er macht sich selbst zum Anführer und sagt uns, wir sollen für Yun Lintian stimmen. Warum? Natürlich, weil er Angst vor ihm hat.
Alle Dorfbewohner und Ärzte, hört mir zu. Wenn ihr dieses Spiel gewinnen wollt, müsst ihr Yun Lintian beschützen. Er ist eure einzige Hoffnung, mit Wang Jue fertig zu werden.“
Yun Lintian und Lin Xinyao waren überrascht, als sie das hörten. Was wollte Zhao Yebai erreichen, indem er Wang Jue plötzlich bloßstellte? Mitleid erregen?
