—–
„Ich kann deine Neugier verstehen, meine Herkunft und die meiner Geschwister sind ziemlich geheimnisvoll“, nickte Ignis. „Die meisten Götter wissen nicht mal von unserer Existenz, geschweige denn die Sterblichen, die gerade in Arkadien leben. Wir sind unbekannt und vergessen, aber vielleicht war das der Wunsch meines Vaters.“
„Aber warum?“, fragte ich mich.
„Bitte, Meister, denk nicht schlecht von meinem Vater, er hat das nur getan, um uns zu beschützen“, erklärte Ignis. „Ich weiß nicht genau, wovor, aber es könnte das gewesen sein, was seinen Tod verursacht hat. Indem er uns in seinen Schmieden einsperrte, nachdem er einige hundert Jahre mit uns verbracht hatte, beschützte er uns vor dem, was kommen würde … Und obwohl es trostlose, einsame Tage waren, verbrachte ich sie größtenteils schlafend, bis du auftauchtest.
Und jetzt hat sich die Welt verändert und ist sogar mit einer anderen verbunden. Mein Vater ist jetzt tot … und ich kann nicht sagen, dass ich ihn nicht vermisse.“
„Ich verstehe …“, nickte ich. „Es tut mir so leid, Ignis …“
„Schon gut“, lächelte Ignis. „Es ist schon viele Jahre her, dass mein Vater aus mir unbekannten Gründen verstorben ist, aber ich bin mir sicher, dass er jetzt glücklich ist, dass es jemanden wie dich gibt, der sein Vermächtnis weiterführt. Meine anderen Geschwister warten auf dich, also bitte, wann immer du Zeit hast, such sie.“
„Natürlich! Ahh, es ist so viel passiert!
Es tut mir wirklich leid, aber ich werde es in nächster Zeit nicht schaffen. Sobald wir endlich alles hinter uns haben, werde ich mich darum kümmern!“, sagte ich und nickte.
„Ich verstehe, das Leben kann voller Herausforderungen sein, voller Dinge, die wir tun müssen, und anderer, die wir selbst tun wollen. Meine Geschwister sind mir ähnlich, sie haben viel Geduld und können noch etwas warten“, sagte er und nickte.
„Es tut mir wirklich leid …“, seufzte ich.
Ehrlich gesagt fühlte ich mich irgendwie schlecht, dass sie all das durchmachen mussten und dass ich noch drei weitere Geschwister habe, die ich noch finden muss!
Wahrscheinlich sind sie jetzt alle einsam …
„Entschuldige dich bitte nicht, du hast nichts falsch gemacht“, sagte er. „Nun zu anderen Dingen, zum Beispiel, was genau ich bin?
Nun, darauf gibt es vielleicht mehr als eine Antwort … Vater hat uns selbst erschaffen, wir haben keine Mutter. Er hat seine Göttliche Schmiedeflamme und seine Seelenessenz für unsere Geburt verwendet und uns aus seiner lodernden Seele erschaffen. Daher haben wir keine physischen göttlichen Körper wie andere Götter erhalten, sondern sind stattdessen als ätherische, spirituelle Wesen geboren worden.“
„Verstehe, also hatte er keine Frau?“, fragte ich mich.
„Er hatte eine … einmal“, seufzte Ignis. „Ich weiß nicht, was sonst noch mit ihr passiert ist, aber Vater hat nie wirklich über seine Frau gesprochen. Er schien jedoch sehr von ihrem Tod betroffen zu sein. Und der Grund, warum er uns erschaffen hat, war vielleicht, dass er sich weniger einsam fühlen wollte. Vielleicht waren wir die Kinder, die er sich mit ihr gewünscht hatte …“
„Oh …“, seufzte ich. „Nun, das ist … wirklich traurig.“
„Wir haben echt versucht, ihn glücklich zu machen. Wir waren zwei Männer und zwei Frauen, und das haben wir auch geschafft, während der paar hundert Jahre, die wir in seinem Reich gelebt haben. Vater hat gelacht und war glücklich, er hat uns von kleinen Glutresten zu erwachsenen Geistern großgezogen“, erklärte Ignis. „Aber als er von etwas erfahren hat, das kommen würde, hat er schnell beschlossen, sein Erbe zurückzulassen und uns in allen vier Teilen zusammen mit den Fragmenten der Zeit einzuschließen.“
„Fragmente der Zeit …?“, fragte ich mich. „Hat er die selbst bekommen oder …?“
„Ich glaube, andere Götter haben ihm geholfen, ein Tor zur Vergangenheit, damit zukünftige Generationen aus der Vergangenheit und den Fehlern, die wir gemacht haben, lernen können“, erklärte Ignis. „Mit deiner Kraft sind diese Fragmente der Zeit jetzt aber ein eigenes Reich geworden.
Die Echos, die Phantome der Vergangenheit, sind jetzt Zeitgeister, und ehrlich gesagt glaube ich, dass mein Vater erstaunt und glücklich gewesen wäre, wenn das passiert wäre. In gewisser Weise ist es, als hättest du jetzt die Vergangenheit neu geschrieben, Meister.“
„Das war eigentlich nicht meine Absicht … Nun, eins führte zum anderen …“, seufzte ich. „Jedes dieser Echos der Vergangenheit scheint einen Fragment der Zeit als Kern zu haben, oder? Ich frage mich, ob ich sie mit dem Reich, das ich erschaffen habe, kombinieren könnte … Nun, zuerst müssen wir sie finden.“
„Stimmt“, nickte er. „Obwohl wir uns gewünscht hätten, die Welt erkunden zu können, hat Vater das getan, um uns zu beschützen, und es hat funktioniert. Deshalb hege ich keinen Groll gegen ihn.“
„Ja, ich verstehe das jetzt viel besser, Ignis, danke, dass du mir das alles erzählt hast …“, sagte ich. „Ich schulde dir auch eine Entschuldigung dafür, dass ich nicht immer für dich da war …“
„Nun, ich war nicht allein, Ambil besucht mich täglich, schmiedet mit mir und redet mit mir. Und deine Leute auch, die große Gruppe von Schmieden, die du aus dem Wald der Anfänge mitgebracht hast, zusammen mit Hammer, dem Schmied, sie alle sind mir ans Herz gewachsen. Ich unterrichte die Jungen gerne im Schmieden und so, es ist ziemlich schön zu sehen, wie sie langsam verstehen und lernen, was man ihnen beibringen will.“
„Ich verstehe! Dann bin ich froh, dass sie dir Gesellschaft leisten … Moment mal, wenn ich dich hierher gerufen habe, heißt das dann, dass du jetzt nicht mehr mit ihnen reden kannst?“, fragte ich.
„Ach, die Flammen sind ja noch da, also ist das kein Problem“, sagte er. „Außerdem sind sie gerade alle damit beschäftigt, neue Materialien für den Wiederaufbau des Königreichs zu schmieden. Ambil, Hammer und die anderen Schmiede haben sich auf Wunsch von Königin Camilla dem Leuchtenden Königreich angeschlossen und schmieden ununterbrochen Nägel, Metallpfosten, Stahlrohre und viele andere Dinge für den Wiederaufbau der Stadt.“
„Ooohh! Dann sind sie ja ziemlich beschäftigt“, nickte ich. „Ich bin froh, dass sie ihr Ding machen. Ich hatte schon befürchtet, ich müsste sie retten, aber … ich glaube, es war gut, dass ich nicht da war. Es ist vielleicht besser, wenn sie diese Probleme selbst lösen, damit sie sich nicht zu sehr an meine Hilfe gewöhnen, denn das könnte ihrem eigenen Wachstum schaden.“
„Gesprochen wie ein wahrer Meister“, nickte Ignis. „Das ist in der Tat richtig. Deine Abwesenheit hat den Willen dieser Leute mehr denn je geweckt. Es scheint, dass du gut daran getan hast, hier zu bleiben und dich auszuruhen, Meister. Du hast schon mehr als genug getan, um es milde auszudrücken.“
„Danke, Ignis“, ich fühlte mich glücklicher.
„Jetzt aber genug geplaudert. Sollen wir die Schmiede bauen, Meister?“, sagte er. „Ich glaube, ich habe ein paar Ideen …“
—–
