—–
Das endlose helle Licht, die Farben, alles, was ich für eine göttliche Welt gehalten hatte, war in Wirklichkeit einfach nur Yggdrasil selbst! Ich glaube, wir sind in ihre eigentliche Seele eingetreten. Und irgendwie funktionierte ihre Seele ähnlich wie eine göttliche Welt?
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, macht es Sinn, dass Yggdrasil so mächtig war, wenn sie von Yggdragon abstammt.
Der ursprüngliche Yggdragon war das, was der Dämonenkönig hätte sein sollen, eine perfekte Schöpfung, eine perfekte Kombination aller Götter und Gottheiten in einem.
Es machte Sinn, dass sie so mächtig war, selbst als das, was Yggdragon nach seinem „Tod“ wurde, oder, wenn wir es etwas ausgefallener ausdrücken wollen, als das, was sie wurde, nachdem Yggdragon in einen endlosen Schlaf gefallen war.
All diese Brillanz, die mich fast vollständig verschlungen hätte, war nur ihr eigenes Selbst, ihre eigene Seele. Ohne Titania wäre ich vielleicht gestorben. Und ich weiß nicht, ob nur mein Spiel-Avatar davon betroffen gewesen wäre.
Das fühlte sich schließlich sehr verbunden mit meiner echten, tatsächlichen Seele an.
Doch hier sind wir nun. Titania führte mich immer höher und höher, bis wir endlich auf sie trafen, oder vielleicht auf die Verkörperung dessen, was wir für sie gehalten hatten.
Es war wieder nur ein Baum. Ein riesiger Baum aus Regenbogenlicht. Bei näherer Betrachtung bemerkte ich, dass alle Lichter von ihren Wurzeln kamen und sich überall ausbreiteten.
Es gab kein Gesicht, keine Augen, keine menschenähnliche Gestalt, anders als bei Verdant.
„Mutter …“, sagte Titania und blickte mit Tränen in den Augen nach oben. „Du bist es wirklich, Mutter … Ich habe dich so sehr vermisst.“
„Hahh … S-Sie ist Yggdrasil?“, fragte ich und schnappte nach Luft. Obwohl meine Seele keine Luft zum Atmen brauchte, fühlte es sich an, als würde mir in Yggdrasils Gegenwart die Luft wegbleiben.
„Ich bin es.“
Eine Stimme hallte durch alles, meine Seele, unsere Seelen, das göttliche Reich, die Seele, die Welt und sogar die Realität und alles, was ich wahrnahm. Alle meine Sinne schwangen mit, als sie sprach.
Es fühlte sich an, als würde sich mein Kopf drehen!
„Mein Kind, Titania? Bist du das? Du scheinst jetzt so groß zu sein. Und du … Du bist diejenige, die meine Wurzeln geheilt hat? Seltsam. Du fühlst dich mir und meiner Vorgängerin ähnlich.“
Yggdrasil sprach erneut.
Ugh! Das tut weh!
Es tut weh, ihr nur zuzuhören.
Aber ich habe keine Wahl.
Ich muss mich hinsetzen und ihr einfach zuhören.
Ich muss diesen mächtigen Druck ertragen, das, was sie ist.
„M-Mutter … Ja, ich bin es.“ Titania nickte weinend.
„Ja … Hahh … Wir kommen von einem anderen Ort.“
Ich sprach. „Wir kommen aus einer Zeit, die du vielleicht für die Zukunft hältst. Wir sind durch ein göttliches Verlies durch dieses Fragment der Vergangenheit gelangt, um eine Katastrophe zu verhindern, oder vielleicht sogar viele!“
„Die Zukunft …“ Yggdrasil schwieg einen Moment lang. „Ihr lügt nicht. Ich habe eure Seelen gelesen. Eure Ehrlichkeit ist die Wahrheit. Eure Worte … Seid ihr ehrlich? Wie kann das sein …“
Ich hätte nie gedacht, dass Yggdrasil so viele Worte machen würde, wo sie so hoch und mächtig ist. Sie klingt echt wie eine ahnungslose Frau, irgendwie wie ich.
Ich schätze, wir sind uns in vielen Dingen ähnlich.
Nicht nur in Bezug auf unsere Rasse und Magie.
„Es ist die Wahrheit, großer Baum …“, versuchte ich respektvoll zu sagen. „Wir wollen verhindern, dass eine Katastrophe über Cloudia, den schwebenden Kontinent, hereinbricht. Eine Katastrophe, die später auch den dritten Dämonenkönig hervorbringen würde, der dein Ende herbeiführen würde, indem er deine Kinder, die göttlichen Bestien, täuscht und einer Gehirnwäsche unterzieht …! Ugh …“
„Ein dritter Dämonenkönig …“, sagte Yggdrasil. „In meinem langen Leben hatte ich nur sehr wenige Gelegenheiten zu sprechen. Verzeih mir also meine Manieren, aber ich kann dir einfach nicht helfen.“
„Eh? Aber … warum?“, rief ich.
„Meine Kräfte sind, egal wie du sie einschätzt, nicht die stärksten“, sagte sie. „Ich bin eine Hülle, die Hülle eines ehemaligen Gottes. Auch wenn ich mächtig erscheinen mag, bin ich doch stagniert. Ich verbreite nur Leben, das war der letzte Wunsch des Yggdragon. Ich kann Leben überall verbreiten. Aber ich kann dir nicht helfen, die Dämonenkönige zu besiegen. Sie sind außerhalb meiner Macht.“
„Wir müssen sie nicht besiegen …!“, stöhnte ich und versuchte, mich klarer auszudrücken. „Ich brauche nur deine Hilfe. Wir müssen ein Ritual verhindern, das etwas aus der Hölle heraufbeschwören könnte! Wenn wir das verhindern und dann den Kultisten töten können, kann vielleicht alles andere aufgehalten werden. Du musst dein Leben nicht riskieren. Das verlangen wir nicht von dir.“
„…“ Sie blieb still. „Aber wie willst du das machen?“
„Ich werde meine Domäne erweitern und alle meine verrückten Fähigkeiten einsetzen, um das zu schaffen“, sagte ich ihr. „Du musst mir nur deine Essenz und etwas von deiner göttlichen Seelenkraft injizieren … Und … Hahh … Und dann kann ich meine Domäne erweitern, bis wir unser Ziel erreichen.“
„Ich habe noch nie daran gedacht, so etwas zu tun. Du kannst Domänen erschaffen?“ fragte sie. „Das ist nichts, was … Nun, vielleicht … aber …“
Trotz all der Lobeshymnen und der Liebe, die ihr entgegengebracht wurden, war ihr wahres Ich voller Zweifel. Sie klang wie eine Frau, die mit ihren eigenen Gefühlen und ihrer eigenen Rolle haderte.
Ich glaube, ich konnte nicht anders, als ein wenig Mitgefühl für sie zu empfinden, wenn auch nicht viel.
„Hier.“
Ich gab ihr das Accessoire, das Mercedes mir gegeben hatte, und ihre Kräfte ließen es zu ihrer baumförmigen Astralgestalt schweben.
„Das ist … ein Relikt aus den Schuppen meines Vorgängers, aus Yggdragon“, sagte sie. „Es enthält einen winzigen Teil ihrer Kräfte, einen ganz winzigen Teil. Aber er ist noch da …“
„Es stammt von Mercedes, einer Frau, die wirklich viel durchgemacht hat, wirklich viel …“, seufzte ich. „Sie will ihre Heimat retten und auch diese Kultisten davon abhalten, das Leben aller zu ruinieren. Es ist schon passiert, und … wir wollen nicht, dass es noch einmal passiert … Also bitte, hilf uns, bitte … hilf uns!“
„Mutter … Bitte hilf ihr. Planta ist ein toller Mensch. Jemand, der den Wald, den du zurückgelassen hast, beschützen wird, jemand, der alle seine Bewohner beschützt und liebt …“, weinte Titania. „Und jemand, der es sogar geschafft hat, dir ähnlich zu werden, sie trägt dein Vermächtnis weiter.“
„…“
Yggdrasil schwieg erneut.
Bis sie schließlich sprach.
„Na gut.“
—–
