Am Ende hat Elayne mehr von Rose gelernt als Rose von ihr. Rose hat es anscheinend einfach geliebt, über sich selbst zu reden, und hat ihr schließlich von ihrer Vergangenheit, ihrer Kindheit, ihrem Leben und sogar vom Vatikan, von Monstern auf der ganzen Welt und anderen „übernatürlichen“ Menschen erzählt.
Sie bestanden nicht nur aus Menschen, die Magie einsetzen konnten, sondern es gab auch übernatürliche Blutlinien mit Kräften, die wie Magie waren, aber über solche Beschränkungen hinausgingen. Familien von versteckten Übermenschen, die gegeneinander um Territorium und Reichtümer kämpften und gleichzeitig die Monster jagten, die offenbar schon immer auf der Welt existiert hatten.
Allerdings in sehr geringer Anzahl und in kleineren Mengen als heute.
Alte Monster waren selten, höchstens drei oder fünf große Monster pro Gebiet, im Gegensatz zu den Hunderten von Monstern, die heute, nach dem ersten Kontakt, in den verschiedenen Gebieten der Welt existieren.
Monster schienen in gewisser Weise als „Kryptiden“ angesehen worden zu sein, und schon die Jagd auf einen einzigen Monster war für diese übernatürlichen Agenturen sehr lukrativ, sodass sie um die Jagd auf diese Monster konkurrierten, um an wertvolle Materialien und Ähnliches zu gelangen.
Jetzt, wo Monster einfach überall auftauchten, gerieten sie in Panik. Die Agenturen konnten die erweckten Kräfte der Menschen und die überall existierenden Monster nicht mehr lange geheim halten. Und dieses Tor, das sich gerade geöffnet hatte, könnte einen Dominoeffekt auslösen, durch den all diese Dinge der Öffentlichkeit offenbart würden.
„Wir jagen seit Beginn der Woche Monster“, sagte Elayne. „Wir finden sie meistens im Wald. Die stärkeren und größeren Tiere dort scheinen die höchste Wahrscheinlichkeit zu haben, zu Monstern zu mutieren. Heute Morgen hatten wir es mit der größten Anzahl an Monstern zu tun, darunter auch Hollows, die zu größeren und aggressiveren Formen mutiert sind.“
„Puh, dann habt ihr uns das Leben gerettet“, seufzte Rose. „Im Ernst, vielen Dank. Wir haben länger gebraucht, als wir gedacht hatten, weil einer unserer Freunde zu Fuß gehen wollte, statt mit dem Auto zu fahren … Also mussten wir die ganze Zeit diesem Ding, das ihr Phantasmos nennt, zu Fuß folgen. Mit dem Auto wären wir vielleicht früher angekommen …“
„J-Ja … wahrscheinlich“, nickte Elayne. „Es war ziemlich anstrengend. Und jetzt das? Ich frage mich, ob es meinen Freunden wirklich gut geht, und deinen natürlich auch. Wenn möglich, sollten wir das hier so schnell wie möglich hinter uns bringen. Wenn wir den Boss dieses Dungeons töten können, bricht er vielleicht zusammen.“
„Hoh, das ist eine interessante Theorie. Und das ist Phantasmos, oder?“, fragte Rose.
„Ja.“ Elayne nickte. „Ich kann seine Anwesenheit in den Tiefen dieses Dungeons spüren. Er versteckt sich und wartet nur darauf, dass wir von den Monstern in diesem Dungeon gefressen werden. Außerdem sagt mir mein Geist, dass die Monster aus dem Dungeon-Tor kommen könnten, wenn wir zu lange brauchen. Wir müssen uns beeilen.“
„Interessant, das klingt sehr nach einem Webroman, den ich mal gelesen habe. Wenn das alles wirklich so ist, dann steht uns ein verdammt schneller Lauf bevor“, seufzte Rose. „Na dann, lass uns losrennen – ungh…!“
Doch bevor die energiegeladene Rose sich mit Elayne durch den Kerker stürmen konnte, fiel sie plötzlich auf die Knie und rang nach Luft.
„Uff … Ahhh, ich bin müde.“
„Eh?! Aber du bist doch eine Dhampir?“
„Ja, das bin ich, das bedeutet, dass ich nur die Hälfte der Kräfte eines Vampirs habe, dafür aber auch nicht die meisten ihrer Schwächen. Allerdings habe ich noch einige davon. Ich habe seit fast einer Woche kein frisches Blut mehr getrunken. Und alle Blutkonserven, die ich dabei hatte, sind weg, seit wir hierher gesaugt wurden …“
„Blut?“
Elayne schien sich Sorgen um Rose zu machen. Obwohl sie sehr alt war, sah sie jung aus und erinnerte sie irgendwie an ihre eigene Tochter. Ihr mütterlicher Instinkt übernahm schnell die Kontrolle über ihre Gefühle.
„Na gut, wird das funktionieren?“, fragte Elayne und schnitt sich plötzlich in die Hand, woraufhin glänzend rotes Blut herausfloss.
„W-Was?! Ist das nicht gefährlich?!“, geriet Rose in Panik, obwohl ihre blauen Augen langsam rot wurden und sie anfing, über den Geruch des frischen Blutes zu sabbern, das so reich an Nährstoffen und Mana war.
„Keine Sorge, ich bin nicht gerade ein normaler Mensch“, sagte Elayne. „Hier, trink so viel du brauchst.“
„E-Elayne …“, Rose errötete leicht, packte plötzlich ihr Handgelenk und begann, daran zu lecken.
Es tat ein bisschen weh, aber etwas in Roses Speichel ließ den Schmerz sehr schnell verschwinden, wie eine betäubende Chemikalie, die manche blutsaugende Tiere haben.
„Hmmm~ Ahhh~ So süß…“ Rose errötete noch mehr, wurde schnell etwas aufgeregt und sprang über Elayne hinweg.
„Uwaah! W-Was machst du da?!“ Elayne war überrascht.
„M-Mehr…! MEHR!“ Rose saugte weiter an ihrem Handgelenk, während sie Elayne mit ihren Beinen festhielt.
„D-Das ist ein bisschen unanständig…“, sagte Elayne, während sie sich etwas unwohl fühlte. „Nimm das!“
BONK!
Elayne schlug Rose auf den Kopf, woraufhin Rose schnell wieder zu sich kam und erschrocken zurückschreckte.
„A-Ah! W-Was habe ich getan?! Es tut mir leid! Dein Blut war so süß und aromatisch …“, seufzte sie.
„Ich-Ich merke, dass es dir geschmeckt hat. Mein Blut ist etwas Besonderes. Sagen wir mal, ich bin so etwas wie … ein Halbgeist? Schau mal.“
Elayne zeigte ihre Regenerationskräfte, als ihre Wunde in nur einem Augenblick durch ihr eigenes Fleisch und ihre Haut geheilt wurde, die sich in Wurzeln, Äste und Rinde verwandelten. Sogar eine winzige Blume wuchs an der Stelle, an der sie gewesen war.
„Häh?! D-Das ist … nicht einmal Meisterdruiden sind zu solch fortgeschrittener Polymorphie fähig!“
sagte Rose. „Aber das Blut, das ich getrunken habe, war so reichhaltig, dass ich mich voller Energie fühle. Na gut, als Entschuldigung bringe ich dich selbst dorthin! Zeig mir den Weg.“
FLUOSH!
Plötzlich verwandelte sich Roses gesamte Blutaura in ein riesiges wolfsähnliches Tier aus rotem Blut, das Rose und Elayne schnell auf seinen Rücken nahm.
„WOOF!“
„Das ist mein Vertrauter, ich habe ihn Crimson genannt. Er lebt in meinem Blut“, sagte Rose mit einem Lächeln und streichelte ihren riesigen Crimson Wolf.
„W-Wow …“, Elayne war beeindruckt. „Na gut, dann zeig ich dir den Weg! Es geht dort entlang! Beeil dich!“
„Okay!“, nickte Rose. „Crimson, los!“
„WOOOF!“
Crimson rannte mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Dungeon. Aber schon nach wenigen Sekunden tauchte eine große Gruppe Untoter vor ihnen auf.
„Wartet! Sind das Skelette?“, fragte Elayne panisch.
„Sieht so aus!“, sagte Rose. „Aber sie sind nicht allein …“
Hinter der Armee von Skeletten tauchte eine größere Gestalt auf, die eine abgenutzte Rüstung und Waffen trug.
„Willkommen im Labyrinth der Toten, Sterbliche! Ich bin Gustaf, der Todesgeneral des Krieges! Stellt euch mir!“
Es war schon ziemlich klar, dass jemand so gerissen wie Phantasmos sie nicht einfach so durch seinen Dungeon laufen lassen würde …
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