—–
Wegen Nieve’s Bedenken und um das Protokoll eines Ritters zu befolgen, sammelte sie die Soldaten und Ritter, mit denen wir gesprochen hatten. Sie erklärte ihnen, dass Florie wahrscheinlich die Schuldige sei. Die Leute waren schockiert. Florie schien einigen aufgrund von Nieve’s Geschichten gut bekannt zu sein. Sie hatte ihren Freunden jeden Tag von ihr erzählt, als sie noch Soldatin war, bevor sie zur magischen Ritterin aufstieg.
Deshalb waren sie überrascht und sogar skeptisch, als sie ihnen sagte, dass Florie die Täterin sein könnte. Nieve selbst wollte das auch nicht glauben, aber es war besser, sich zu vergewissern, indem sie dorthin gingen, sie festnahmen, verhörten und mit magischen Artefakten überprüften, ob sie die Wahrheit sagte oder nicht.
Dann würden alle unsere Zweifel ausgeräumt sein. Ich hoffte wirklich, dass Florie nicht die Täterin war. Ich betete aufrichtig zu Gott, dass sie nicht diejenige war, die dahintersteckte. Auch wenn das alles nur ein Spiel war, auch wenn das alles nur virtuelle Realität war, war es für uns alle so real, dass wir in dieses ganze Drama verwickelt worden waren … Ich hatte Nieve wirklich lieb gewonnen, sie ist ein guter Mensch.
Und Florie auch … Ich hoffe nur … Ich hoffe, es ist nichts von dem, was wir uns vorstellen.
Rita und Titan waren auch total ernst und haben fast nichts gesagt, während alles passiert ist. Ich war auch ziemlich still. Es war klar, dass sie genauso wie ich total in die Geschichte dieser Quest verwickelt waren. Es fühlte sich an, als würden wir nicht nur einen Film sehen, sondern Teil davon sein. Das hat dem Ganzen eine ganz andere Atmosphäre gegeben, finde ich.
Nachdem alles vorbereitet war, gingen wir zu Nieves Haus, einem großen Haus auf einem großen Baum, in das sogar Leute von unserer Größe hineinpassten, also gingen wir alle mit ihr zur Haustür. Als wir näher kamen, hörten wir Geräusche aus dem Inneren. Die Ritter und Soldaten versteckten sich um den Baum herum und warteten auf Nieves Signal, um einzudringen und Florie zu überwältigen, damit sie sich nicht wehren konnte.
„Ah, große Schwester? Bist du da? Warte kurz, ich mache auf!“, hallte Flories Stimme, als sie zur Tür flog, sie öffnete und uns fröhlich begrüßte, als wäre nichts gewesen. „Oooh! Planta! Oh, und deine Freunde sind auch da! Ihr seid die Retter der Stadt! Ich bin so froh, euch wiederzusehen, gesund und munter! Kommt rein, das Mittagessen ist fast fertig!“
„Du hast Mittagessen gemacht?“, fragte Nieve.
„Ja … Ich habe darüber nachgedacht, wie ihr euch nach allem, was gestern passiert ist, wohl fühlen müsst, und habe beschlossen, etwas für euch zu kochen. Du kochst ja immer, aber diesmal wollte ich das machen … Es ist vielleicht nicht so gut geworden“, seufzte Florie.
„Ich verstehe … Danke … für deine Großzügigkeit, Florie.“ Nieve seufzte mit einem traurigen Gesichtsausdruck.
Wir betraten den Raum und setzten uns um den Tisch herum. Titan konnte seine Größe tatsächlich auf fast die gleiche wie unsere reduzieren, sodass sogar er in diesem großen Haus essen konnte.
Florie servierte uns schnell das Essen, einen leckeren Eintopf mit Schlangenfleisch, Kartoffeln und Karotten. Das Schlangenfleisch war essbar und ungiftig, nur ihre Zähne waren giftig, manchmal auch ihre Schuppen. Es gab aber auch verschiedene ungiftige Arten, sodass das Fleisch hier unbedenklich war. Sie hatte nicht vor, uns zu vergiften, wie ich ursprünglich gedacht hatte.
Sie scheint keine Ahnung zu haben, dass wir sie für die Täterin halten. Ist sie so verschlagen, dass sie glaubt, ihre Schauspielerei würde reichen, oder versucht sie, sich so zu verhalten wie immer, in der Hoffnung, dass wir Mitleid mit ihr haben und einfach versuchen, jemand anderen zu finden, der das Gleiche getan hat wie sie und ihr ähnlich sieht?
Während uns das leckere Essen serviert wurde, blieben wir jedoch still, bis sie sich zu uns setzte, um mit uns zu essen.
„Hä? Was ist los? Warum esst ihr nicht … Es schmeckt doch gut, oder?“, fragte Florie und sah uns an.
„Florie …“, sagte Nieve, ihr Gesicht verdunkelte sich und … sie sah traurig aus.
„Hä? Was ist los?“, fragte Florie. „Warum seid ihr alle so traurig? Ich weiß, dass das gestern ziemlich heftig war, aber wir kriegen das schon hin, oder? Es gibt Hoffnung …“
„Florie, sag mir die Wahrheit“, sagte Nieve.
„Eh …?“, fragte Florie verwirrt.
„Ich habe dich all die Jahre großgezogen, seit ich dich vergiftet und verlassen im Wald gefunden habe, wo du dem Tod geweiht warst … Ich … Ich habe mich seitdem um dich gekümmert, als wärst du meine echte Schwester, mit all meiner Liebe … Vielleicht weil ich meine Eltern früh verloren habe, brauchte ich jemanden an meiner Seite. Ich habe mein Leben der Aufgabe gewidmet, dich großzuziehen, aber … Ich bin … Ich möchte nur, dass du mir die Wahrheit sagst.
Was auch immer es ist, ich werde … einen Weg finden, damit du überleben kannst“, sagte Nieve und sah Florie mitleidig an.
„Eh …? Ü-Überleben?“, fragte Florie.
„Florie … gestern hattest du Öl an den Händen, oder?“, fragte ich.
„Hä? I-Ich… ja…“, sagte sie schüchtern. „I-Ich habe nur hier etwas geputzt und mir dabei die Hände schmutzig gemacht… Es war nichts Schlimmes!“
„Die Soldaten auf den Mauern haben dich gesehen, ein Mädchen genau wie du, mit schwarzen, ölverschmierten Händen, das mit den Golems gespielt hat…“, sagte Nieve. „Warst du dort?“
„Eh? Ah … I-Ich … Ich war das nicht … Das muss jemand anderes gewesen sein …! Große Schwester, wovon redest du überhaupt? Willst du damit etwas andeuten?“, fragte Florie ungläubig, während ihre Augen vor Sorge und Angst immer größer wurden.
„Florie! Sie haben dich gesehen, es kann unmöglich jemand geben, der genauso aussieht wie du, das gleiche Kleid trägt und nur wenige Stunden bevor du nach Hause gekommen bist, schwarze Hände hatte…“, sagte Nieve.
„Aber ich war draußen, als das passiert ist!“, sagte Florie.
„Nein, du bist mit Planta zurückgekommen, bevor das passiert ist“, sagte Nieve. „Planta war bis zum Abend eingesperrt, du hattest genug Zeit, um alles zu tun, was du wolltest.“
„… Das ist eine Lüge! Ich war… Ich habe nichts Schlimmes getan!“, weinte Florie.
„Sie lügt…“, sagte ich, während ich eine kleine schwarze Kugel in meinen Händen hielt, ein Artefakt, das Lügen aufdecken konnte.
—–
