Die Wachen, die auf Streife waren, schauten in den Gang, sahen den kleinen Welpen, der in den Brunnen gefallen war, und kicherten fröhlich. Der rechte Wächter hockte sich hin, schaute Ciyi genau an und sagte dann zu seinem Partner: „Sollen wir ihn mitnehmen? Ich hab gehört, dass Hundefleisch richtig satt macht.“
Als Ciyi die Worte der Wachen hörte, versteifte sie sich und knurrte warnend.
Als die beiden Wachen das sahen, amüsierten sie sich noch mehr. Der linke lachte und gurrte: „Ach, kleiner Welpe, hast du verstanden, was wir gesagt haben?“
Natürlich glaubte keiner der beiden Wachen, dass Ciyi verstehen konnte, was sie sagten. Sie neckten sie nur, weil der kleine Welpe sie anknurrte, nachdem der rechte Wachmann gesagt hatte, dass er ihn essen würde.
Die beiden Wachen kicherten immer noch, während Ciyi die dummen Menschen anstarrte, die sie auf die leichte Schulter nahmen. Ihr Gesichtsausdruck war halb genervt, halb verächtlich. Es gab wohl nicht viele Menschen, die so schlau waren wie Bai Meiyue. Sie sahen sie und dachten, sie sei weich.
Dachten sie nicht an die vielen mutierten Bestien, als sie sie sahen? Wie konnten sie sie wie einen normalen Welpen behandeln?
Ciyi schüttelte innerlich den Kopf, bevor sie die beiden Männer mit scharfen Eiszapfen angriff.
Die dünnen Nadeln drangen in die Haut der beiden Wachen ein, und die Männer, die gelacht und Ciyi verspottet hatten, verstummten. Sie erstarrten, als wären sie zu Statuen geworden, und fielen dann rückwärts um, als eine dünne Eisschicht sie von Kopf bis Fuß bedeckte. Ciyi sah die beiden gefrorenen Skulpturen an und schnaubte.
Das hatten sie davon, wenn sie sie unterschätzten. Hatten sie gedacht, sie sei nur ein zufälliges Jungtier von der Straße? Pah. Idioten.
Ciyi schlug mit dem Schwanz und marschierte weiter. Als sie die beiden anderen Wachen gefunden hatte, schlug sie sie genauso wie die anderen k.o. und schickte dann eine mentale Welle an Bai Meiyue, um ihr mitzuteilen, dass die Wachen ausgeschaltet waren.
Als Bai Meiyue die Nachricht erhielt, drehte sie sich zu ihrem Team um und nickte. Sie hatte Ciyi und ihre Fähigkeiten unterschätzt. Als die kleine Welpin ihr gesagt hatte, dass sie ihr folgen wolle, hatte Bai Meiyue gedacht, dass die Kleine zu viel nachdachte. Wie sollte sie denn mit so gefährlichen Dingen fertig werden? Aber sie hatte Ciyi unterschätzt.
Als Wan Guofu und die anderen ihr Zeichen sahen, waren sie etwas verblüfft. Das war alles? Aber sie überlegten kurz und stiegen dann in den Brunnen hinab. Dort sahen sie zwei Männer, die erfroren waren.
Sie schnappten alle nach Luft, aber niemand sagte ein Wort. Sie wussten, dass Bai Meiyue skrupellos war, aber sie schienen ihre Grausamkeit unterschätzt zu haben.
Mo zog die beiden Männer zur Seite und begrub sie mit Yang Chunhuas Hilfe unter einem Meter Erde. So würde niemand, selbst wenn jemand etwas verdächtigte, irgendwelche Spuren von den beiden Männern finden.
Nachdem sie sich um die beiden Leichen gekümmert hatten, ging die Gruppe weiter. Je weiter sie kamen, desto mehr Fallen stießen sie auf. Zum Glück war Frau Ai dabei, sodass sie den meisten ausweichen konnten und nichts Großes auslösten. Kein Wunder, dass Frau Ai darauf bestanden hatte, mitzukommen.
Sie hatte Angst, dass sie in Fallen tappen würden!
Je weiter sie kamen, desto mehr Fallen tauchten auf. Ganz zu schweigen davon, dass es so viele sich kreuzende Wege gab, dass sie mit Sicherheit in Schwierigkeiten geraten wären, wenn sie den falschen genommen hätten. Der gesamte Gang war verworren und unübersichtlich.
Bai Meiyue verzog die Lippen. In der Vergangenheit hatte sie Boss Yun nicht finden können, weil er sich wirklich gut verstecken konnte und überall in der Stadt solche Kaninchenhöhlen gegraben hatte. Als sie ihn endlich in die Enge getrieben hatte, kam Bai Meiyue sich vor, als hätte man sie wie eine Närrin an der Nase herumgeführt.
Diesmal aber konnte sie ihn mit der Hilfe von Frau Ai ziemlich schnell aufspüren. Ihre Augen blitzten amüsiert, als sie sich an die erbärmliche und unansehnliche Szene erinnerte, die sie gesehen hatte, als sie Boss Yun in ihrem früheren Leben in die Enge getrieben hatte. Würde dieser Mann in diesem Leben genauso handeln? Bai Meiyue konnte nicht umhin, sich das zu fragen.
Frau Ai brachte sie zum Ende des Ganges und zeigte dann auf den Eingang zum anderen Korridor. Sie sagte: „Von hier aus kannst du geradeaus gehen. Boss Yun hat große Angst, dass er jeden Tag ermordet wird, deshalb schläft er nie im selben Zimmer.
Gleichzeitig hat er Angst, dass niemand herausfindet, wo er ist, oder ihn richtig bewacht, deshalb lässt er einen Beutel mit duftendem Gras zurück. Es riecht nach Lavendel und anderen Kräutern.“
„Er glaubt, dass er sich so verstecken kann, weil alle denken, dass eine Frau in den Gemächern schläft.“
Als Bai Meiyue ihre Worte hörte, kicherte sie leise. Natürlich war Boss Yun nichts weiter als ein Feigling, der versuchte, sich als großer, böser Wolf auszugeben. Aber in Wahrheit würde er schneller rennen als eine schwache Frau, wenn etwas passierte. Das war auch der Grund, warum Bai Meiyue diesen Mann nie ernst genommen hatte.
Das Team ließ Madame Ai bei Ciyi zurück und folgte dem Weg, den sie ihnen gezeigt hatte. Es dauerte nicht lange, bis sie aus dem Tunnel kletterten und sich in einem alten Hotel wiederfanden. Vielleicht war Boss Yun sicher, dass niemand die Verteidigungsanlagen überwinden könnte, die er im unterirdischen Gang errichtet hatte.
Daher gab es keinen einzigen Wachmann, der den Flur, in dem sich der Mann aufhielt, bewachte und das gesamte Gelände patrouillierte.
