Warum fünf? Weil, wenn Bai Meiyue was passieren würde, sie alle zu lebenden Leichen würden. Wenn Bai Meiyue sie verlassen würde, wären sie nie mehr dieselben.
Bai Meiyue spürte die Sorgen ihrer Brüder und streckte die Hände aus, um ihre Hände zu halten. Mit beruhigender Stimme sagte sie zu ihnen: „Ich weiß, dass ihr euch Sorgen um mich macht, aber ich verspreche euch, dass mir nichts passieren wird. Ich bin zuversichtlich, dass mir nichts passieren wird.“ Sie hob den Kopf und sah ihre beiden Brüder an; obwohl sie über ihre Entscheidung verärgert zu sein schienen, wusste Bai Meiyue, dass sie sich nur Sorgen um sie machten.
Sie schüttelte ihre Hände und sagte zu ihnen: „Macht euch keine Sorgen, Bruder Zhan und Bruder Jixuan. Ihr müsst nur warten, bis eure Nichte oder euer Neffe geboren ist.“
Obwohl Bai Meiyues Worte voller Zuversicht waren, glaubten die beiden Bai-Brüder ihr nicht ganz.
Wie sollten ihre Sorgen mit ein paar Worten zerstreut werden? Sie lächelten Bai Meiyue einfach an und warfen sich gleichzeitig besorgte Blicke zu. Bai Zhan hob die Hand, tätschelte Bai Meiyue den Kopf, sagte noch ein paar Worte zu ihr und verabschiedete sich.
Erst dann stand Bai Jixuan von seinem Stuhl auf und starrte sie an, genau wie damals, als sie noch Kinder waren. Jedes Mal, wenn Bai Meiyue etwas falsch gemacht hatte, hatte er sie auf dieselbe Weise angestarrt.
Er sagte jedoch nichts zu Bai Meiyue und verließ das Gewächshaus.
Bai Meiyue sah ihren beiden Brüdern nach und legte leise ihre Hand auf ihren Bauch. Sie tröstete ihren Sohn: „Keine Sorge, Cai Cai. Deine Onkel sehen vielleicht so aus, als würden sie sich nicht über deine Ankunft freuen, aber sie freuen sich wirklich, glaub mir. Sie werden dich am meisten lieben. Wenn du hier bist, zeig ihnen, dass deine Mutter keinen Fehler gemacht hat, dich zu behalten. Sei deiner Großmutter gegenüber gehorsam und deinen Onkeln gegenüber respektvoll.“
Als sie jung war, hatte sie nie etwas getan, was andere um sie hätte sorgen lassen können. Schließlich wusste sie, dass ihr niemand helfen würde, wenn sie in Schwierigkeiten geriet. Dies war das erste Mal, dass sie für sich selbst einstand, obwohl sie wusste, dass dies ihre Familie verärgern würde.
Es war nicht so, dass Bai Meiyue nicht wusste, dass ihre Handlungen ihrer Familie nur Ärger einbringen würden, aber seit sie Mutter war, war ihr Sohn ihre oberste Priorität und niemand sonst. Auch wenn das ein bisschen egoistisch wirkte.
Selbst wenn ihre Familie wegen ihrer Entscheidung besorgt und traurig war, würde sie ihre Meinung nicht ändern, egal was passierte.
Bai Meiyue blieb im Gewächshaus und starrte eine Weile in den Mond, bevor sie sich still in ihr Zimmer zurückzog. Sie konnte nur hoffen, dass ihre beiden Brüder und ihre Mutter sich nach einer Nacht Ruhe wieder beruhigen würden.
Am nächsten Morgen hatte Bai Meiyue nicht vor, aufzustehen, aber ihr kleiner Sohn hatte andere Pläne.
Vielleicht wusste er, dass sein Vater für eine Weile weg sein würde, und fing deshalb fast sofort an, sich daneben zu benehmen. Bai Meiyue musste mehr als dreimal am Morgen aufstehen und ins Badezimmer eilen, und beim vierten Mal war sie zu müde, um sich noch auf das Bett zu legen; sie schloss die Augen und saß einfach auf dem Bett und versuchte, sich zu konzentrieren.
Aber leider!
Ihr Sohn war total sauer und wollte einen Wutanfall kriegen. So was hatte er noch nie gemacht, aber seit er erfahren hatte, dass sein Vater weggehen würde, machte er seiner Mutter das Leben zur Hölle.
Genervt von der ständigen Übelkeit, verließ Bai Meiyue das Zimmer, zog ihre Pantoffeln an und ging auf den Balkon. Es war so kalt, dass sie zitterte, aber um ihres Sohnes willen musste sie hinausgehen und auf die Straße hinunterblicken.
Zum Glück wusste sie, wann Lei Qian gehen würde, sodass ihre Mühen, aufzustehen und auf den Balkon zu gehen, nicht umsonst waren. Sie sah auf Lei Qian hinunter, der mit seiner Schwester und Lu Yu auf der Suche nach seinem Großvater war. Vielleicht spürte der Mann ihren intensiven Blick, denn eine Sekunde später hob er den Kopf und der ernste Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand augenblicklich.
Er hob die Hand und winkte Bai Meiyue zu, die ohne etwas zu sagen zurückwinkte.
Sie wartete, bis der Mann weg war, und kehrte dann in ihr Zimmer zurück. Dort angekommen, schaute sie auf ihren Bauch und schimpfte wütend mit ihrem Sohn: „Bist du jetzt glücklich? Bist du jetzt zufrieden, dass du deinen Vater gesehen hast?“
Ihr Sohn blieb daraufhin ganz ruhig.
Als Bai Meiyue das sah, war sie so wütend, dass sie laut lachte; dieser Bengel hatte tatsächlich begonnen, sich mehr zu seinem Vater als zu ihr zu hingezogen zu fühlen. Und er war noch nicht einmal geboren.
Als sie nach unten ging, sah sie ihre Mutter und ihre beiden Brüder mit blauen Augen. Es war klar, dass sie kein Auge zugetan hatten. Bai Meiyue wollte nicht gleich morgens eine Standpauke hören und schlich sich sofort aus dem Haus.
Als Mutter Bai Bai Meiyue schleichen sah, rannte sie ihr sofort hinterher.
„Wo gehst du hin? Yueyue, komm zurück! Du brauchst ausreichend Ruhe! Yueyue!“ Mutter Bai sah ihre Tochter an, die mit hilflosem Blick aus dem Haus rannte. Sie wollte sie zurückrufen, aber Bai Meiyue schaute nicht einmal zurück.
Im Erdgeschoss fand sie Yun Chuan zusammen mit Wan Guo Fu. Die beiden waren am Morgen losgezogen und hatten eine Ladung scharfer Streifen gefunden. Sie grinsten über beide Ohren, während sie auf den Haufen scharfer Streifen schauten, den sie mitgebracht hatten.
„Fräulein Bai! Schau mal, wir haben die beliebten scharfen Streifen ergattert!“
