Als Lu Ling den aufgeregten Ausdruck auf Bai Meiyues Gesicht sah, kicherte er innerlich. Gleichzeitig war er voller Verachtung für Bai Meiyue. Wie konnte diese Frau es wagen, sich ihm gegenüber so hochnäsig zu benehmen? Hatte sie sich nicht auch beim letzten Mal, als sie die Firma verlassen hatte, so hochnäsig verhalten?
Obwohl er auf Bai Meiyue herabblickte, tat Lu Ling dennoch so, als sei er besorgt und aufmerksam. Er sprach zu Bai Meiyue wie ein fürsorglicher Älterer: „Das stimmt. Es gibt da einen kleinen Job, den du übernehmen kannst. Ich verspreche dir, dass ich dich großzügig bezahlen werde, solange du ihn gut machst.“
Hehe, natürlich hat er gelogen. Sobald er Bai Meiyue erfolgreich in Mister Clyntons Bett gebracht hat, wird er diese Frau in der Hand haben. Mal sehen, ob sie es dann noch wagt, sich ihm gegenüber so selbstgefällig zu benehmen.
„Chef Li“, sagte Bai Meiyue, trat näher an den ahnungslosen Mann heran und sagte zu ihm: „Wie kann ich Ihnen jemals danken?“
„Oh, du musst mir nicht danken, nur …“ Lu Ling hatte gerade gesprochen, als Bai Meiyue seinen Kiefer packte, ihn aufriss und ihm eine stinkende rote Pille in den Mund stopfte.
Lu Ling:??
Lu Ling:!!
„Was hast du mir da gegeben?“ Er versuchte, das Ding aus seinem Mund zu spucken, musste aber feststellen, dass es tatsächlich geschmolzen war.
Bai Meiyue blieb ganz ruhig, als sie ihm die harte Wahrheit sagte: „Neues Gift, das ich auf dem Schwarzmarkt bekommen habe.“
„Was?!“ Lu Ling war fassungslos. Er sah Bai Meiyue mit schockierten Augen an – diese Frau – sie hatte ihm tatsächlich Gift gegeben? Hatte sie keine Angst vor dem Tod?
„Bai Meiyue, du!“
Lu Ling erhob seine Stimme, aber als Bai Meiyue ihn ansah, wagte er kein Wort mehr zu sagen. Es war nicht seine Schuld; der Blick, den Bai Meiyue ihm zuwarf, war voller Mordlust. Es war, als würde sie ihn bei einem falschen Wort bei lebendigem Leib häuten.
„Reg dich nicht auf; solange du auf mich hörst, wird dir nichts passieren.“
Lu Lings Miene verdüsterte sich; er hätte nie gedacht, dass er einmal vor Bai Meiyue den Kopf senken müsste.
Mit mürrischem Blick fragte er: „Und wenn ich das nicht tue?“
„Dein Körper wird langsam verrotten und deine Organe werden nach und nach versagen. Innerhalb eines Monats wirst du sterben.“
Lu Ling:!!!!
Wie kam diese Frau nur auf so etwas Giftiges?
„Hör auf, mich anzulügen.“ Lu Ling hatte Angst, aber ein Teil von ihm glaubte nicht, dass Bai Meiyue es wagen würde, ihm so etwas anzutun.
Als sie seine Worte hörte, amüsierte sich Bai Meiyue. Sie verzog die Lippen und sagte zu Lu Ling: „Ich verlange ja nicht, dass du mir glaubst; schließlich ist nicht mein Leben in Gefahr.“
Sie hielt inne und fügte hinzu: „Du kannst dich untersuchen lassen, wenn du willst.“ Mit einem bösen, aber verführerischen Lächeln im Gesicht sagte sie zu Lu Ling: „Aber das Ergebnis wird sich nicht ändern. Da du jedoch so nett zu mir warst, gebe ich dir drei Tage Zeit. Wenn du überleben willst …“
Sie holte eine Liste mit Waffen sowie einer Yacht, die sie haben wollte, hervor und zeigte sie Lu Ling.
„Liefer diese zum Lagerhaus D in der südlichen Stadt. Sobald du den Auftrag erfüllt hast, schicke ich dir das Gegenmittel.“
Nachdem sie gesprochen hatte, verließ Bai Meiyue ohne eine Sekunde zu verlieren die Station.
Lu Ling, der zurückblieb, um über Bai Meiyues Worte nachzudenken und sie zu verdauen, ballte vor Wut und Unglauben die Fäuste.
Natürlich glaubte er kein einziges Wort, das aus Bai Meiyues Mund kam.
Wie konnte es so ein Gift geben? Und selbst wenn es eines gäbe, wie hätte Bai Meiyue es in die Hände bekommen können?
Er glaubte nicht, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
„Warte nur, Bai Meiyue“, spuckte Lu Ling auf den Boden. Er fühlte sich gedemütigt, als er daran dachte, wie Bai Meiyue ihn ausgetrickst hatte. „Sobald ich aus dem Krankenhaus raus bin, werde ich mich um dich kümmern.“
Bai Meiyue kümmerten Lu Ling und seine Flüche nicht. Sie verließ das Krankenhaus, als sie einen Anruf von der Polizeistation erhielt, dass Bai Qingshi mit ihr sprechen wolle.
Als Bai Meiyue die Worte der Polizisten hörte, blitzten ihre Augen auf. Sie wusste, was dieser miese Typ ihr sagen wollte, und lehnte sofort ab: „Officers, muss ich mich wirklich mit ihm treffen? Wenn ich ihn sehe, habe ich Angst, dass ich mich an den Tag erinnere, an dem er mich geschubst hat …“ Sie unterdrückte ein vorgetäuschtes Schluchzen, um das Mitleid der Polizisten zu erregen.
Sie stimmten nicht nur zu, ihr das Treffen zu ersparen, sondern schimpften sogar mit Bai Qingshi, weil er so schamlos war. Nachdem sie Bai Meiyue ein paar tröstende Worte gesagt hatten, beendeten sie das Gespräch.
„Hm, glaubst du etwa, ich hab noch Zeit, mit dir zu spielen?“, spottete Bai Meiyue, als sie auf den dunklen Bildschirm starrte.
Am nächsten Morgen
wachte Bai Meiyue mit einer dünnen Wasserschicht auf der Haut auf. Ihre Augen blitzten auf, als sie versuchte, aus dem Bett aufzustehen, nur um festzustellen, dass sie tatsächlich hohes Fieber hatte! Was war los? War sie vor der Apokalypse erwacht oder war das Datum der Katastrophe vorverlegt worden?
Bai Meiyue hatte keine Ahnung, aber sie beschloss, so schnell wie möglich mehr Vorräte anzulegen. Sie stand auf und bestellte eine Schüssel Haferbrei; da sie sich nicht gut fühlte, hatte Bai Meiyue keine andere Wahl, als sich vorerst zu schonen.
Sobald ihre Fähigkeit erwacht war, würde sich eine ihrer Sorgen legen.
Sie hatte gerade den Brei aufgegessen, als es an ihrer Wohnungstür klingelte, was sie zusammenzucken ließ. Wer störte sie so früh am Morgen? Bai Meiyue rappelte sich vom Sofa auf und ging zur Tür, wo sie durch die Gegensprechanlage nach dem Besucher sah.
Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz begann schnell und heftig zu schlagen.
