Jiang Li fand den Mann echt brutal. Warum? Warum nur? Warum hat er sie so behandelt? Das Traurigste daran war, dass sie diesen Mann immer noch nicht aufgeben konnte. Auch wenn Su Hu sie so behandelt hatte, hatte er ihr doch auch Freundlichkeit gezeigt.
Noch wichtiger war, dass er ihr erster Mann war, und obwohl sie Widerstand gezeigt hatte, hatte sie ihm erlaubt, mit ihr zu machen, was er wollte. Und doch, als sie aufwachte, ließ der Mann, der sich letzte Nacht wie ein ausgehungerter Wolf verhalten hatte, sie allein und verließ sie.
Er war wirklich herzlos.
Seine kalten Worte hallten in ihren Ohren wider wie brodelnde Lava, die heruntertropfte.
„Tsk, tsk, hast du etwa geglaubt, ich meine es ernst mit dir? Ich habe nur mit dir gespielt, du dumme Schlampe.“
„Du willst immer noch mit mir zusammen sein? Was zum Teufel? Weißt du überhaupt, wer Bai Xue ist? Sie ist die Erbin der Bai-Familie und hat unzählige Beziehungen.
Was hast du ihr gegenüber schon zu bieten? Vielleicht weißt du nicht mal etwas über ihre Familie. Das würde mich nicht wundern. Eine billige Frau wie du, was weißt du schon über sie?“
„Was für eine Idiotin. Hast du in so kurzer Zeit wirklich Gefühle für mich entwickelt? Haha, wie kann es eine Frau wie dich geben?“
Jiang Li bedeckte ihre Augen und schluchzte leise, während dicke Tränen fielen. Sie weinte eine Weile, bevor sie den Kopf hob und sich die Tränen aus den Augen wischte. Als sie die Augen öffnete, war in ihnen wieder Hass zu sehen. Su Hu! Bai Xue! Die Familie Bai – wenn sich ihre Wege jemals wieder kreuzen sollten, würde sie ihnen das niemals verzeihen!
Sie würde sie auf jeden Fall für das bezahlen lassen, was sie ihr angetan hatten.
Bai Meiyue sah zu, wie die Frau zusammenbrach, und verzog ihre Lippen zu einem sadistischen Lächeln. Obwohl sie wusste, dass das, was sie getan hatte, grausam war, bereute Bai Meiyue es nicht. Es gab eine Zeit, in der diese Frau viele Frauen auf genau diese Weise ruiniert hatte. Im Vergleich zu ihnen hatte sie noch Glück gehabt, da sie Jiang Li nur falsche Erinnerungen eingeimpft hatte.
In der Vergangenheit wurde jede Frau, die versuchte, sich Su Hu zu nähern, von dieser Frau getötet oder in den Tod getrieben. Das konnte man als gerechte Strafe für ihre Taten betrachten.
Bai Meiyue spottete und drehte sich um, um wegzugehen. Sie hatte viel Zeit mit dieser Frau verbracht und wollte keine weitere Zeit mit ihr verschwenden.
Lei Qian hielt den Wohnwagen vor einem Babyfachgeschäft an, wo Zhou Hongbei und Doktor Cui ausstiegen und ins Geschäft stürmten, wo sie alles packten, was sie in die Finger kriegen konnten.
Bai Meiyue ging ebenfalls ins Geschäft und schnappte sich ein paar Milchpumpen. Da ihr Körper noch viel zu jung war, hatte ihr Sohn beim letzten Mal Schwierigkeiten gehabt, Milch aus ihrer Brust zu saugen.
Obwohl Bai Meiyue sich gut ernährte, war sie sich nicht sicher, ob ihr Körper genug Milch produzieren würde. Da das so war, wollte sie lieber auf Nummer sicher gehen und sich einen Vorrat anlegen.
Während sie die Milchpumpen nahm, ging Jiang Haidai durch den Laden und suchte die Klamotten und die Entchenjacke, die ihr Sohn wollte, und packte sie in ihre Tasche. Sie legte noch ein paar Hosen und Hemden dazu, zusammen mit ein paar Schuhen.
Sie nahm sogar ein paar größere Hemden aus den Regalen. Ihr Sohn wuchs, wer weiß, wann diese Klamotten ihm zu klein werden würden?
Als Bai Meiyue Jiang Haidais fürsorgliche Handlungen sah, presste sie die Lippen zusammen. Obwohl sie viele Klamotten für ihren Sohn eingekauft hatte, hatte sie tatsächlich vergessen, ein paar Kleinkindklamotten für ihn mitzunehmen.
Babys wachsen viel zu schnell. Es würde nicht lange dauern, bis er ein Kleinkind sein würde. Wo würde sie dann Klamotten für ihren Sohn herbekommen? Sie ging sofort zur Kleiderabteilung und fing an, die Klamotten aus den Regalen zu ziehen.
„Frau Bai, kaufen Sie auch Kleidung für die Kinder?“, fragte Zhou Hongbei, als er sah, wie Bai Meiyue die Kleider aus den Regalen zog.
Seine Verwirrung war nicht unbegründet, denn Bai Meiyue hatte kein Kind, das alt genug war, um Kleidung für fünf- bis sechsjährige Kinder zu tragen.
Bai Meiyue hielt inne, bevor sie den Kopf hob, den Mann anlächelte und sagte: „Das kann man so sagen.“
Nachdem sie das gesagt hatte, suchte sie auch noch ein paar Kleidungsstücke für die anderen Kinder aus. Sie hatte Angst, dass sie Verdacht erregen könnte, wenn sie nicht vorsichtig war.
Als sie an den Regalen im Umstandsmode-Laden vorbeiging, fiel ihr Blick auf ein paar Umstandskleider. Sie hatte zwar schon ein paar in ihrer Raumtasche, aber als Bai Meiyue sah, dass diese Kleider aus feinster Baumwolle gefertigt waren, leuchteten ihre Augen auf.
Diese Kleider würden im Sommer sehr nützlich sein. In ihrem früheren Leben hatte sie ihren Sohn mitten im Sommer zur Welt gebracht. Allerdings war es eine Frühgeburt gewesen.
Jedenfalls war es bei ihrer letzten Schwangerschaft sehr heiß gewesen und sie hatte die dicken und unbequemen Stoffe nicht ertragen können.
Lei Qian hingegen suchte ein paar samtige Nachtwäsche für Bai Meiyue aus. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, trug die Frau ein sehr dünnes Nachthemd. Obwohl er wusste, dass sie ein eiskaltes Herz hatte, fand er dennoch, dass Bai Meiyue viel zu leichtsinnig mit sich selbst umging. Wie konnte sie bei diesem kalten Wetter nur dieses durchsichtige Nachthemd tragen?
Es war für ihn selbstverständlich, ihr etwas Warmes mitzubringen. Da sie nicht in seinen Armen schlafen konnte, wollte er ihr etwas mitbringen, das sie an ihn erinnern würde.
Ihr Team war echt schnell, und nachdem sie das Milchpulver, die Windeln und die Kleidung eingepackt hatten, traten sie aus dem Laden und sahen, wie jemand versuchte, ihr Wohnmobil zu stehlen. Und dieser Jemand war jemand, den sie kannten.
