„Sohn, ich glaube, wir müssen heute ein paar neue Klamotten für dich aussuchen“, meinte Jiang Haidai, während er den kleinen Jungen ansah. „Deine alten Sachen sind viel zu klein geworden. Ich denke, wir sollten sie wegwerfen.“
„Kann ich dann das Glücksentchen haben?“, fragte Meng Guo vorsichtig. Seine schwarzen Augen starrten Jiang Haidai flehentlich an, doch der kleine Junge sagte nichts.
Es dauerte eine Weile, bis Jiang Haidai verstand, was ihr Sohn ihr sagen wollte. Sie blinzelte und erinnerte sich langsam an das kleine Glücksentchen, von dem er sprach, und in dem Moment, als sie sich daran erinnerte, wurden ihre Augen rot.
Als Meng Guo klein war, war er nicht so mutig und frech wie jetzt. Stattdessen wuchs er als ängstlicher Junge auf. Aber einmal bat er seinen Vater um ein kleines Entenkostüm. Herr Meng schlug ihn nicht nur und nannte ihn einen kleinen Stummen, sondern sagte ihm sogar, dass er es nicht wert sei, dafür Geld auszugeben.
Seitdem wurde Meng Guo noch ängstlicher und verunsicherter.
Er traute sich nie, seine Bitte vor ihr oder seinem Vater zu äußern.
Jetzt, wo ihr Sohn endlich aus dem Schatten seiner Vergangenheit getreten war, war Jiang Haidai so glücklich, dass sie sich hinkniete und den kleinen Jungen umarmte. Sie tätschelte ihm den Rücken und sagte zu ihm: „Keine Sorge, Mama besorgt dir alle Entenkostüme, die du willst.“
Da sie fest entschlossen war, ihrem Sohn seinen Wunsch zu erfüllen, verschwendete Jiang Haidai keine Zeit und brachte ihn zu dem Wohnmobil, das Bai Meiyue aus dem Murong-Hof gebracht hatte.
Zhou Hongbei und Shen Zhen kamen auch dazu. Aber Shen Zhen konnte ihre Gedanken nicht von Tong Huan losreißen. Im Gegensatz zu Jiang Haidai, die mehr oder weniger vor ihren Augen aufgewachsen war, hatte Shen Zhen ihre anderen jüngeren Schwestern noch nie gesehen. Daher hatte sie keine klare Vorstellung davon, ob Tong Huan ihre Schwester war oder nicht. Aber irgendetwas an Tong Huan kam ihr sehr vertraut vor, und Shen Zhen konnte nicht anders, als sich um sie zu sorgen.
Sie drehte sich zu Bai Jixuan um und fragte: „Wie geht es Frau Tong jetzt?“
„Ich hab keine Ahnung“, antwortete Bai Jixuan, der sich ebenfalls Sorgen um die junge Frau machte, aber nicht wusste, wie er mit ihr reden sollte. Die beiden waren sozusagen Single, und als er Frau Fang das letzte Mal begegnet war, hatte diese ihn höhnisch angesehen und ihm gesagt, er sei ein schamloser Mann, der aus der Schüssel esse und dabei in den Topf schaue.
Bai Jixuan war von Natur aus ein dünnhäutiger Mann. Als er von seiner ehemaligen Schwiegermutter beschimpft wurde, beschloss er daher, sich von Tong Huan fernzuhalten. Es war eine Sache, dass er beschimpft wurde, aber eine unverheiratete Frau wurde wegen ihm beschimpft – wie konnte er so etwas zulassen?
Also begann er, Abstand zu Tong Huan zu halten.
„Ich weiß nur, dass sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen hat und mit niemandem redet.“
Mutter Bai versuchte zwar, die Frau zum Reden zu bringen, aber Tong Huan sagte nichts und hörte ihr einfach nur zu. Bai Jixuan hatte keine Ahnung, wie es Tong Huan gerade ging.
Er bat Bai Meiyue, mit Tong Huan zu reden, weil er dachte, dass sie ihr vielleicht helfen könnte, die Dinge klarer zu sehen, aber Bai Meiyue lehnte ab. Sie meinte, dass das ganz klar mit Tong Huans eigener psychischer Belastung zu tun habe.
Sie sagte ihm, dass sie nichts tun könnten, solange Tong Huan nicht bereit sei, sich von ihrer Vergangenheit zu lösen.
Dieser Kampf sei nicht ihrer, sondern Tong Huans.
Als Shen Zhen Bai Jixuans Erklärung hörte, presste sie die Lippen zusammen. Auch wenn sie wusste, dass Bai Meiyue Recht hatte, machte sie sich dennoch Sorgen um Tong Huan.
Sie hoffte, dass mit dem Mädchen alles in Ordnung war.
„Ich glaube, wir müssen auch nach Babykleidung suchen“, sagte Doktor Cui zu den anderen Krankenschwestern, während er notierte, was sie alles brauchten. Obwohl sie eine Menge Sachen brauchten, konnten sie immer nur eine Sache auf einmal holen. Vorerst brauchten sie Wickeltücher für die Babys, die gerade wuchsen.
Sonst befürchtete er, dass sie Fieber bekommen würden.
Also fuhren mehr als sechs Autos gleichzeitig aus dem Gebäude.
Als sie jedoch am Eingang der Garage ankamen, fanden sie viele Überlebende vor, die den Eingang wie Türsteher bewachten. Aber dieses Mal machte ihnen niemand Ärger, da sie bereits von Bai Meiyues verrückten Aktionen wussten. Wenn sie es wagten, sie aufzuhalten, würde diese Frau sie vielleicht hier erfrieren lassen.
Es war schon so kalt, wie hätten sie so etwas zulassen können?
Außerdem waren die Straßen voller Zombies, was die Lage ziemlich schwierig machte.
Da sie niemand aufhielt, schloss Bai Meiyue die Augen und begann, die Antiquitäten, die sie aus den Häusern der Reichen gesammelt hatte, gegen Punkte einzutauschen.
Gerade als Bai Meiyues Konvoi aus dem Parkplatz fuhr, kam Bai Feng die Treppe herunter. Er sah gestresst und besorgt aus, als er sein Team zu den Autos führte, die ihnen gehörten.
Doch als er vor dem Auto ankam, sah er eine auffällige Gruppe von Wohnmobilen aus dem Parkplatz fahren. Bai Feng wusste sofort, dass die Wohnmobile Bai Meiyue und ihrem Team gehören mussten.
Als er die Fahrzeuge nacheinander aus dem Parkplatz rollen sah, wurde sein Gesichtsausdruck nachdenklich.
„Bruder Bai“, sagte der Wachmann, der am Parkplatz stand, und strahlte über das ganze Gesicht, als er sah, dass Bai Feng als Nächster aus dem Parkplatz fuhr. „Guten Morgen, fährst du los, um Vorräte zu besorgen?“ Der Mann war äußerst zuvorkommend im Umgang mit Bai Feng. Und warum auch nicht? Dieser Mann war sein Lebensretter.
