Bai Meiyue hob den Kopf und sah den Mann an, der zusammen mit Ni Baoguo auf sie zugerannt kam. Es war derselbe Mann, der zuvor in der Nähe ihres SUV herumlungerte und erwischt worden war.
„Bai Meiyue, warum bist du schon wieder hier?“, fragte Ni Baoguo, als er sah, dass die Frau, die Meister Jiang Ärger bereitet hatte, Bai Meiyue war, und er konnte nicht anders, als sich zu versteifen.
Er hatte noch immer nicht vergessen, in welche Schwierigkeiten er geraten war, als er sich das letzte Mal mit Bai Meiyue angelegt hatte.
Diese Frau war nicht nur kalt und gleichgültig, sie war auch ziemlich skrupellos! Sie hatte ihn tatsächlich mehr als drei Stunden lang auf der Straße liegen lassen; wenn er nicht als Nutzer kleinerer Fähigkeiten erwacht wäre, wäre er genauso gestorben wie der junge Mann.
Obwohl er Bai Meiyue und ihren Bruder immer noch dafür hasste, dass sie seinen Vater getötet hatten, wusste er, dass er sich nicht gegen sie wehren konnte. Er dachte, dass er, sobald er erwacht war, diese Frau eines Tages dazu bringen würde, ihren Kopf zu senken und vor ihm zu betteln. Aber jetzt war er als Windnutzer erwacht.
Und seine Fähigkeit war so schwach, dass sie fast vernachlässigbar war! Mit dieser armseligen Fähigkeit konnte er nicht einmal die Röcke von Frauen anheben, geschweige denn Bai Meiyue schlagen. Die kleine Unruhe, die er mit seiner Fähigkeit verursachte, reichte aus, um Bai Meiyue drei Tage und zwei Nächte lang zum Lachen zu bringen.
„Was meinst du damit?“ Bai Meiyue hob eine Augenbraue. Ihre Stimme wurde außergewöhnlich kalt, als sie den Mann vor ihr fragte: „Was habe ich dir getan, dass du mich so fragst?“
Ni Baoguo holte tief Luft. Er wusste, dass diese Frau verrückt war, aber er saß jetzt auf einem Tiger und konnte nicht mehr absteigen. Dieser Mann war sein dritter Onkel und er hatte ihn gesucht, nachdem der Tsunami ihn und seine Familie vertrieben hatte.
Dritter Onkel Ni war heute früh zu ihm gekommen und hatte ihn gefragt, ob er in dem Gebäude viel zu sagen habe. Weil Ni Baogup vor seinem Onkel angeben wollte, hatte er gesagt, dass er tatsächlich ziemlich viel zu sagen habe.
Sein Onkel erzählte ihm dann, dass ihm jemand am Morgen Ärger gemacht und ihn blamiert hatte. Hätte er gewusst, dass diese Person Bai Meiyue war, hätte er vor seinem Onkel niemals so geprahlt!
Verdammt. Jetzt steckte er in Schwierigkeiten.
„Baoguo, was machst du da? Warum stehst du so verdutzt da?“, fragte der dritte Onkel Ni mit einem vorwurfsvollen Blick. „Diese Frau hat mir Ärger gemacht. Ich habe mich nur umgesehen, und sie hat mich behandelt, als wäre ich ein Dieb.“
Der dritte Onkel Ni hatte zwar tatsächlich um Bai Meiyues Auto herumgelungert, um etwas zu stehlen, aber er hatte nichts mitgenommen, sodass Bai Meiyue keine Beweise hatte!
Was konnte sie ihm schon antun? Sein Neffe war der Manager dieses Gebäudes.
„Was habe ich getan?“ Bai Meiyue drehte langsam den Kopf und sah den älteren Mann an, der sie beschuldigte. Obwohl sie weder ihre Stimme erhob noch Anzeichen von Wut zeigte, versteifte sich Ni Baoguo dennoch.
„Sie …“
Bevor der dritte Onkel Ni noch ein Wort sagen konnte, hielt Ni Baoguo ihm die Hand vor den Mund. Er senkte den Kopf, verbeugte sich vor Bai Meiyue und entschuldigte sich. „Es tut mir leid, er ist noch neu hier und versteht daher vieles nicht.“
Dann, bevor sein Onkel noch ein Wort sagen konnte, zog er ihn mit sich fort.
Bai Meiyue sah den beiden Männern nach und grinste höhnisch. Hm.
Dachten die etwa, sie sei so leicht einzuschüchtern?
„Was war denn da los?“ Zhou Hongbei war angesichts dieser Wendung der Ereignisse einfach sprachlos. Die beiden Männer waren mit so einem Aufgebot gekommen, um Bai Meiyue zu suchen, und gingen nun, ohne ihr irgendetwas anzutun.
Shen Zhen hingegen runzelte die Stirn, drehte sich zu Bai Meiyue um und fragte: „Ist das in Ordnung? Die beiden Männer sahen nicht gerade wie nette Leute aus.“
„Ist schon gut“, sagte Bai Meiyue und verzog ihre Lippen zu einem verächtlichen Grinsen. Die beiden Männer waren zwar keine guten Menschen, aber sie war auch nicht gerade freundlich zu ihnen. Wenn sie wieder Ärger machen würden, hätte sie mehr als eine Möglichkeit, mit ihnen fertig zu werden.
„Lasst uns gehen“, sagte sie zu den anderen und ging zum SUV.
Ni Baoguo hingegen zog seinen dritten Onkel mit sich in die Lobby des Gebäudes.
Der dritte Onkel Ni, der ohne jede Erklärung weggezerrt worden war, war einfach sprachlos. Er grub seine Fersen in den Boden und starrte seinen Neffen an. Er sagte: „Was glaubst du, was du da tust? Ich habe dich gebeten, dieser Schlampe eine Lektion zu erteilen, und du schleppst mich hierher. Sag mir, Baoguo, siehst du auf mich, diesen alten Mann, herab? Oder bist du auf das hübsche Gesicht dieser Schlampe hereingefallen?“
Je mehr der dritte Onkel Ni darüber nachdachte, desto mehr glaubte er, dass mit Ni Baoguo etwas nicht stimmte. Dieser Mann hatte doch klar gesagt, dass er der Person, die seinen Onkel schikaniert hatte, eine Lektion erteilen würde, aber in dem Moment, als er das Gesicht dieser Frau sah, drehte er sich um und ging weg.
Was hatte das zu bedeuten? Bedeutete das nicht, dass Ni Baoguo etwas für diese Frau empfand?
Als Ni Baoguo die Worte seines dritten Onkels hörte, war er so wütend, dass er fast eine Mundvoll Blut ausspuckte. Er rollte mit den Augen und sagte dann zu seinem dritten Onkel: „Kennst du diese Frau überhaupt? Weißt du, wer sie ist, dritter Onkel?“
„Wer ist sie?“, fragte der dritte Onkel Ni mit gerunzelter Stirn.
„Das ist die Verrückte Bai!“, spottete Ni Baoguo mit kaltem Blick. „Die, die Menschen im Handumdrehen zerhackt, mit Flammenwerfern verbrannt und an mutierte Ratten verfüttert hat. Wenn du dir Ärger einhandeln willst, dann mach nur weiter so. Mach noch mehr Aufsehen!“
„Aber ich trau mich nicht, gegen diese Frau zu kämpfen! Ich bin noch zu jung, um zu sterben!“
