Bai Meiyue sah, wie sehr Lu Yin und Dacheng darauf aus waren, sich Lei Qian anzuschließen. Sie waren zu allem bereit, um diesem Mann zu gefallen, auch wenn es nur ein bisschen war, aber sie war anders. Sie hatte keine großen Ambitionen, solange ihre Familie satt wurde und alle gesund und munter waren.
Sie wollte Lei Qian nicht an ihrer Seite behalten; da sie genau wusste, dass er in seinem früheren Leben ohne sie zurechtgekommen war, glaubte Bai Meiyue, dass er auch in Zukunft zurechtkommen würde.
Die Stimmung wurde kalt. Bai Meiyue lächelte hilflos; sie wusste, dass sie die Aufrichtigkeit dieses Mannes mit Füßen getreten hatte und er wütend auf sie war, aber sie konnte nichts tun.
Sie wollte nur, dass alle ein gutes Leben führten, ohne in Schwierigkeiten zu geraten.
Sie atmete tief aus und ging weg, ohne Lei Qian anzusehen. Doch sie hatte nur ein paar Schritte gemacht, als der Mann sie in den kleinen Hausmeisterraum zog. Er drückte sie gegen die Wand und hob ihr Kinn mit den Fingern an.
„Fremde? Hast du Fremde gesehen, die wissen, wie sie schmecken?“ Lei Qian war so wütend, dass er lachte. „Ich sage dir, dass du mich nicht verlassen kannst. Ich weiß, dass ich ein Arschloch bin, weil ich dich bitte, bei mir zu bleiben, obwohl ich die Gefahren kenne, aber ich möchte dich lieber an meiner Seite behalten und dich mit allem, was ich habe, beschützen, anstatt dich gehen zu lassen.“
„Wenn du wolltest, dass wir Fremde bleiben, hättest du mich nicht suchen sollen; ich hätte gedacht, dass du mich hasst, und hätte dich ebenfalls gemieden. Du verschwendest nicht meine Zeit; ich bin bereit, das zu tun. Ich will es tun. Solange es dich betrifft, werde ich gerne alles für dich tun. Ich habe dich nie gebeten, mir zu antworten. Du kannst bei mir bleiben und meine Aufrichtigkeit spüren.“
„Wenn du findest, dass ich mich gut benehme, dann sag mir Bescheid.“
Lei Qian geriet wirklich in Panik. Gerade eben kam Bai Meiyue ihm wie eine Fremde vor, und er wusste, dass er sie für immer verlieren würde, wenn er ihr nicht hinterherlief. Deshalb überlegte er nicht lange und rannte ihr hinterher, ohne nachzudenken.
Er kniete fast auf dem Boden und flehte sie an, keine Grenze zwischen ihnen zu ziehen. Er hatte jahrelang darauf gewartet, ihr nachzulaufen; wie konnte er es akzeptieren, so einfach mit ihr Schluss zu machen? Er konnte es nicht.
Er ließ Bai Meiyue nicht los; als sie sah, dass der Mann sich weigerte, sie loszulassen, war Bai Meiyue sprachlos. Musste sie Lei Qian daran erinnern, dass er ein großer Boss und ein dominanter CEO war? Warum benahm er sich vor ihr so?
„Es ist nicht so schlimm, wie du denkst –“
„Ich höre dir nicht zu!“ Lei Qian hielt sich die Ohren zu und verließ den kleinen Raum. Da Bai Meiyue ihn nicht loslassen wollte, konnte er sich genauso gut wie ein Rowdy benehmen!
Als Bai Meiyue sah, wie er sich wie ein Kind aufführte, war sie sprachlos.
Das Gespräch lief doch gut, warum musste er sich so anstellen? Sie wollte ihm hinterherlaufen und weiter mit ihm reden. Aber dann hielt sie inne und schaute auf ihren Bauch. Wenn Lei Qian sie gerade von vorne umarmt hätte, hätte er gemerkt, dass etwas nicht stimmte.
Bai Meiyue überlegte kurz und änderte dann ihren Plan. Es war besser, den Mann in Ruhe zu lassen und sich zu beruhigen. Sobald sich beide beruhigt hatten, würden sie die Angelegenheit noch einmal besprechen.
Lei Qian kehrte mit zusammengebissenen Zähnen nach Hause zurück. Als die Eltern Lei ihren Sohn zurückkommen sahen, wollten sie ihn umarmen, aber als sie sahen, wie er mit den Zähnen knirschte, als wolle er sie abbeißen, hielten sie inne und sahen sich ratlos an.
Sie hatten keine Ahnung, was passiert war oder wer ihrem Sohn Feuer unterm Hintern gemacht hatte, aber es war besser, im Moment still zu bleiben.
Lei Qian ging in sein Zimmer zurück und setzte sich wütend hin. Er konnte nicht verstehen, was in Bai Meiyues Kopf vorging; manchmal wollte er ihr den Schädel aufbrechen, um zu sehen, was in ihrem Kopf vor sich ging. Sie hatte einfach so viele Gedanken und erzählte ihm nie etwas. Er wusste, dass sie etwas bedrückte, aber er konnte ihr nur helfen, wenn sie ihm sagte, was mit ihr los war!
„Du willst mich wegschicken, nachdem du meinen Körper benutzt hast? Keine Chance, ich werde dich niemals gehen lassen, Bai Meiyue!“
„Hatschi!“ Bai Meiyue nieste, als sie mit den Kindern, Babys, Ärzten und Krankenschwestern in die Penthouse-Wohnung zurückkehrte. Sie bat sie, im zweiten Stock zu wohnen, wo es ein paar Zimmer gab, die sie nutzen konnten.
Die anderen bat sie, sich in den leeren Wohnungen eine Unterkunft zu suchen. Es gab keine andere Möglichkeit.
Ihr Penthouse bot einfach nicht genug Platz, um all diese Leute unterzubringen.
„Yueyue, du bist zurück.“
„Papa! Willkommen zu Hause.“
Yan Wanning eilte zusammen mit ihren beiden Enkeln aus der Küche, die sich auf Bai Jixuan stürzten, während Yan Wanning ihre Tochter zu sich zog und sie fest umarmte. Die Art, wie sie Bai Meiyue umarmte, war, als hätte sie sie sehr lange nicht gesehen.
Es ging einfach nicht anders. Yan Wanning wusste, dass ihre Tochter fähig war, aber in ihren Augen war Bai Meiyue immer noch ein junges Mädchen, das den Schutz ihrer Eltern brauchte.
Deshalb hatte sie in den letzten Wochen viele Sorgen gehabt.
„Mama, gib mir was zu essen.“ Bai Meiyue tätschelte der älteren Frau den Rücken, um sie zu trösten, und sagte zu ihr: „Ich habe wirklich Hunger.“
