Dieser Mistkerl! Als Lei Qian nicht zurückkam, verdrehte Bai Meiyue immer wieder die Augen. Er kam in ihr Zimmer, machte Ärger und nachdem er sie um den Schlaf gebracht hatte, klopfte er sich auf den Hintern und ging.
Sie versuchte wieder einzuschlafen, aber es gelang ihr nicht. Der Duft von Lei Qians Parfüm und der warme Ambergeruch ließen sie nicht los.
Genervt holte Bai Meiyue einen Raumduft heraus und schaltete ihn ein. Aber der nervige Geruch blieb in ihrem Zimmer, genau wie die neckischen Worte dieses Mannes.
Am Ende litt Bai Meiyue unter Schlaflosigkeit und konnte nicht einschlafen. Nachdem sie sich die halbe Nacht hin und her gewälzt hatte, beschloss sie, mit den Kristallkernen in ihren Händen zu meditieren und den Rest über das Tauschsystem einzutauschen.
Am nächsten Morgen klopfte jemand an ihre Tür. Zuerst dachte Bai Meiyue, es sei Lei Qian und wollte ihn ignorieren – bis sie Shen Zhens Stimme hörte.
„Miss Bai, sind Sie da?“
Erst da stand Bai Meiyue vom Bett auf und öffnete die Tür. Als sie die Tür aufstieß, sah sie Shen Zhen draußen stehen. Die Frau sah müde und etwas besorgt aus.
„Was ist los? Ist etwas passiert?“, fragte Bai Meiyue, als sie Shen Zhens Gesichtsausdruck sah.
Shen Zhen schüttelte den Kopf und antwortete: „Es ist nichts. Ich habe Bruder Zhou und die anderen Krankenschwestern gebeten, mir gestern Abend einen Plan des Krankenhauses zu zeichnen. Wir glauben, dass wir gute Arbeit geleistet haben, aber wir sind uns immer noch nicht ganz sicher, wie alles liegt.“
Sie ging in Bai Meiyues Zimmer, unterdrückte ein Gähnen und sagte: „Keiner von uns arbeitet schon lange im Stadtkrankenhaus. Wir wurden kurz nach unserem Eintritt in das Stadtkrankenhaus versetzt.“ Während Shen Zhen sprach, verbarg sie das dunkle Leuchten in ihren Augen. Es hatte keinen Sinn, die Wahrheit zu verheimlichen.
Sie erzählte Bai Meiyue von der Tochter des Dekans, die es nicht ertragen konnte, dass andere Ärzte besser waren als sie, und deshalb ihre Macht nutzte, um sie in kleine Krankenhäuser in der ganzen Stadt zu versetzen. Deshalb kannten weder sie noch Zhou Hongbei die Stadtklinik. Die Karte, die sie angefertigt hatten, war das Ergebnis langem Brainstorming.
Shen Zhen legte den Plan, den sie gezeichnet hatte, auf die Rückseite eines Kartons, den sie in ihrem Schlafzimmer gefunden hatte, und zeigte ihn Bai Meiyue. „Ich hab keine Ahnung, ob dieser Plan stimmt. Aber wir haben unser Bestes gegeben; auf jeden Fall ist es besser, wenn wir alle wachsam bleiben.“
Auf die saubere Seite des Kartons hatte Shen Zhen einen übersichtlichen zweidimensionalen Grundriss des Krankenhauses gezeichnet, auf dem alle Abteilungen zu sehen waren. Das städtische Krankenhaus hatte zehn Stockwerke und der Inkubatorraum befand sich im vierten Stock. Er war weder zu hoch noch zu niedrig gelegen.
Shen Zhen hatte wirklich ihr Bestes gegeben, denn sie hatte alle Stockwerke mit allen Informationen skizziert, einschließlich der Räume innerhalb jeder Abteilung.
Bai Meiyue musste zugeben, dass Shen Zhen ziemlich geschickt war. Sie war nicht nur eine kluge Ärztin, sondern wusste auch, wie man mit nur wenigen Infos einen vollständigen Plan erstellt.
Die beiden Frauen schauten sich gerade ganz entspannt die Karte an, als Lei Qian an die Tür klopfte und fragte: „Können wir reinkommen?“ Er klang echt höflich und elegant, ganz anders als letzte Nacht, als er sich Bai Meiyue gegenüber wie ein Rowdy benommen hatte.
Bai Meiyue hob den Kopf und sah den Mann, der ruhig in der Tür stand, an. Als ihr Blick auf Lei Qian fiel, lächelte er sie einfach an, als wären die Dinge, die er gestern Abend gesagt und getan hatte, nur Bai Meiyues Fantasie gewesen und als wäre gestern Abend nichts passiert.
Sie verdrehte die Augen und senkte gleichgültig den Blick. Als Shen Zhen das sah, warf er einen Blick auf Lei Qian, der auf Bai Meiyues Antwort wartete, und sagte dann zu ihm: „Sie können hereinkommen, Meister Lei.“
Lei Qian lächelte Shen Zhen an und betrat dann mit Lei Yan und dem Rest des Teams den Raum.
Dacheng und Lu Yin fehlten, und Yang Chunhua runzelte die Stirn, was zeigte, dass sie darüber nicht glücklich war.
Bai Meiyue bemerkte die kleinen Veränderungen im Team, sagte aber nichts. Sie würde den Dingen ihren Lauf lassen. Obwohl sie wusste, was für ein Mensch Dacheng war, war Bai Meiyue klar, dass Yang Chunhua ihr vielleicht nicht glauben würde, wenn sie ihr die Wahrheit sagte.
Als Frau, die einst wegen ihrer unglücklichen Liebe ihr Leben verloren hatte, wusste Bai Meiyue, dass es kein Heilmittel für Liebeskummer gab, es sei denn, eine Frau wurde von dem Mann, den sie liebte, betrogen.
Da dies der Fall war, konnte sie die Angelegenheit genauso gut auf sich beruhen lassen.
„Oh, Sie haben wirklich geschickte Hände, Doktor Shen“, lobte Lei Yan, während er die Karte betrachtete, die Shen Zhen auf das Papier gezeichnet hatte.
Lei Yans Lob brachte Shen Zhen zum Lächeln. Sie schüttelte den Kopf und sagte: „Als Medizinstudentin bin ich es gewohnt, Diagramme zu erstellen.“ Dann wandte sie sich an den Rest des Teams und fragte: „Habt ihr irgendwelche Fragen?“
Lei Qian nahm die Karte vom Tisch und fragte: „Ist das eine perfekte Kopie?“
„Nein, ich habe sie nach den Angaben der Krankenschwestern angefertigt“, antwortete Shen Zhen ehrlich. „Aber sie haben mir auch gesagt, dass sie zu beschäftigt sind, um sich den Grundriss des Krankenhauses zu merken. Es ist also möglich, dass dies keine perfekte Kopie des Grundrisses ist.“
Lei Qian nickte und antwortete: „In Ordnung, ich habe mir den Grundriss notiert.“
„Schon?“ Shen Zhen war ziemlich überrascht, als sie hörte, dass der Mann sich den Grundriss bereits gemerkt hatte.
„Mein Bruder hat ein fotografisches Gedächtnis“, bemerkte Lei Yan mit einem Hauch von Stolz in der Stimme. „Er kann sich alles merken, nachdem er es nur einmal gesehen hat. Er war ein Musterschüler, ohne überhaupt zu lernen.“
