Bai Meiyue grinste die Menge an, als sie sich umdrehten und mit eingezogenen Schwänzen davonrannten. Sie wusste, dass diese Leute ihr in den nächsten Tagen keinen Ärger machen würden, was ihr ganz recht war.
Dann drehte sie sich zu den beiden Geschwistern um und sagte zu ihnen: „Kommt mit mir. Ich gebe euch zwei Säcke Reis und zwei Pfund Schweinebauch.
Weil ihr eure Arbeit gut gemacht habt, könnt ihr euch jeder drei Gewürze aussuchen, die ihr möchtet. Besprecht das unter euch.“
Obwohl Bai Meiyue streng war, hatte sie doch ein Herz. Sie wusste, dass die beiden Geschwister all ihren Mut aufgebracht hatten, um ihre Ängste und Hindernisse zu überwinden, und da sie ihre Arbeit so gut gemacht hatten, wollte sie ihnen eine zusätzliche Belohnung geben.
„Yueyue, du bist so nett“, sagte Lei Qian, als er hörte, dass Bai Meiyue den beiden Geschwistern erlaubte, Gewürze mitzunehmen. Er wusste, wie schwer es war, an Gewürze zu kommen. Reis und Fleisch konnten sie zwar bekommen, aber Gewürze? Die waren echt schwer zu finden.
Doch kaum hatte er ausgesprochen, drehte sich Bai Meiyue um und warf ihm einen bösen Blick zu. Dieser dumme Kerl, sie wollte doch ein Zeichen setzen und den anderen Angst einjagen. Und er nannte sie freundlich.
Lei Qian merkte auch, dass er vielleicht etwas Falsches gesagt hatte, und berührte seine Nasenspitze.
Bai Meiyue verdrehte die Augen und ging zurück in ihr Haus. Sie ging direkt in die Küche, holte zwei Säcke Reis und zwei Pfund Schweinebauch heraus und stellte alles in den Wohnraum. Sie fragte Meng Suisui: „Hast du dir schon überlegt, welche Gewürze du möchtest?“
Meng Suisui, die Bai Meiyue gefolgt war, nickte. „Mein Bruder und ich haben darüber gesprochen.
Wir brauchen eine Flasche Sojasauce, Zucker, Salz, etwas weißen Essig, Wein und Knoblauchpaste.“
Bai Meiyue nickte, holte die restlichen Gewürze und stellte sie auf den Tisch. Als sie mit den wichtigen Dingen fertig war, drehte sie sich um und ging zurück in die Küche, wo sie nach etwas zu essen suchte.
Sie hatte gerade eine Schüssel und Essstäbchen in die Hand genommen, als sie spürte, dass ihre Mutter kam.
Sie sagte zu ihr: „Mama, du bist hier? Gut, ich wollte mit dir reden. Ich glaube, ich muss heute weg und komme vielleicht ein paar Tage nicht zurück. Die Vorräte gehen zur Neige und ich denke, wir sollten ein paar Tiere kaufen. Du kannst sie im Stall im Gewächshaus halten. Das Wetter wird kälter und die Vorräte werden nur noch schneller aufgebraucht sein.“
„Wohin willst du? Und was meinst du mit ein paar Tagen?“, fragte Mutter Bai scharf, als sie hörte, dass Bai Meiyue weggehen wollte. Sie war gekommen, weil sie sich Sorgen machte, dass Bai Qingshis harte Worte ihre Tochter verletzt haben könnten, und nun sagte Bai Meiyue ihr, dass sie weggehen würde?
Dieses Mädchen. Warum war sie so anders als andere Frauen?
Da war auch noch die Sache mit Bai Meiyues häufigem Erbrechen und ihrer Übelkeit. Sie hatte bemerkt, dass Bai Meiyue das letzte Mal, als sie ihr Papaya serviert hatte, kein einziges Stück angerührt und alles ihren Neffen gegeben hatte.
Aber bevor sie ihre Tochter trösten und ihr Fragen stellen konnte, erfuhr sie, dass Bai Meiyue für mehrere Tage weggehen würde. Wie konnte das sein?
Ihre Gedanken schweiften ab und sie machte sich Sorgen um ihre Tochter. Sie sagte zu ihr: „Warum gehst du raus? Hast du zu viele Vorräte verteilt? Du dummes Mädchen, warum musstest du dich mit diesen Idioten anlegen? Lass sie doch einfach schreien, wenn sie wollen.“
„Soll ich mitkommen? Ich mache mir Sorgen, wenn du alleine gehst.“
„Entspann dich, Mama, ich gehe nicht alleine. Mein älterer Bruder und mein zweiter Bruder kommen mit mir, und ich glaube, Meister Lei wird uns auch folgen.“
Da Lei Qian sie gestern Abend gebeten hatte, mit ihm zu gehen, würde er ihr bestimmt folgen. Sie hatte gedacht, dass sie alleine gehen würde, sobald der Mann weg war, aber das schien schwierig zu werden.
Sie hatte zwar keine Angst davor, alleine zu gehen, schließlich hatte sie schon viele Missionen alleine bestanden. Wenn überhaupt, würde ein Team sie nur behindern.
So wie die, die sie mitgenommen und später an die Front geschickt hatten.
Allerdings wusste sie, dass Lei Qian nicht zu Hause bleiben würde, selbst wenn sie ihn bitten würde, auf sie zu warten. Außerdem vertraute ihre Mutter Lei Qian eindeutig mehr als ihren Brüdern. Vielleicht lag es daran, dass Lei Qian der große Chef einer Firma war, während ihre Brüder ihr ganzes Leben lang nur auf dem Feld gearbeitet hatten.
Wenn sie Lei Qian mitnahm, würde ihre Mutter also beruhigter sein.
Und tatsächlich, als Yan Wanning hörte, dass Bai Meiyue Lei Qian mitnehmen wollte, entspannte sie sich sichtlich.
Dennoch sagte sie zu Bai Meiyue: „Aber ist das wirklich nötig? Selbst wenn du zwei Säcke Reis verteilst, hat Ah Qian doch jede Menge Vorräte mitgebracht.“
„Mama, schau dir das Wetter an. Ich bin mir sicher, dass es in ein paar Tagen in der Stadt frieren wird. Wenn das passiert, werden die Tiere, die wir jetzt holen können, sterben. Ist es nicht besser, sie jetzt zu holen? So können wir sie aufziehen und haben mehr Fleisch zu essen; wenn sie erfrieren, was machen wir dann?“
„Und dann ist da noch die Sache mit den Medikamenten. Wir haben vielleicht genug zu essen und zu trinken, aber wir haben keine Medikamente gegen Erkältungen und Fieber. Was machen wir, wenn Han’er und Que’er krank werden? Was machen wir dann? Ein so kleines Kind wie Ah Que kann man nicht mit Fieber allein lassen, das kann tödlich enden! Ich muss Medikamente für die Kinder besorgen, Mama.“
Obwohl sie sagte, es sei für ihre Neffen, wollte sie in Wahrheit Shen Zhen und Multivitamine für ihren Sohn suchen. Als Bai Cai geboren wurde, war er so winzig und miaute wie ein Kätzchen, ganz zu schweigen davon, dass er bei der kleinsten Wetteränderung krank wurde.
Sie musste sicherstellen, dass so etwas nicht noch einmal passierte.
