Auch wenn die Welt unterging, konnte Shen Zhen ihre Verantwortung als Ärztin nicht einfach so hinschmeißen. War das nicht der Grund, warum Shen Zhen ihr letztes Mal das Leben gerettet hatte? Die beiden hatten nichts miteinander zu tun, und trotzdem hat Shen Zhen gegen Bai Qingshi gekämpft, als der Mann sie allein lassen und das Kind in ihrem Bauch sterben lassen wollte.
Shen Zhen verließ ihr Zuhause, um ihre Schwestern zu suchen, aber sie gab nie auf, das Leben von Menschen in Not zu retten. Deshalb war Bai Meiyue ein bisschen in Versuchung. Was, wenn Shen Zhen ins Stadtkrankenhaus gegangen war? Schließlich waren dort die meisten Patienten vor dem Tsunami aufgenommen worden.
Da das so war, bestand die Möglichkeit, dass Shen Zhen dorthin gegangen war.
Außerdem gab es nicht weit vom Krankenhaus ein Waisenhaus. Shen Zhen musste dort gesucht haben, in der Hoffnung, wenigstens eine ihrer Schwestern zu finden.
Bai Meiyue trommelte mit den Fingern und ihre Gedanken wanderten zu den Kindern im Waisenhaus. Es bestand zwar die Möglichkeit, dass die Kinder im Waisenhaus bereits tot waren, aber was, wenn einige von ihnen überlebt hatten? Dann mussten sie auf jemanden warten, der sie rettete.
Sie war jetzt Mutter und ihr mütterlicher Instinkt überwältigte sie. Wenn sie daran dachte, wie diese Kinder hungern und sich in einem dunklen Raum vor den Zombies verstecken mussten, konnte Bai Meiyue nicht anders, als daran zu denken, diese Kinder zu retten.
Sie wollte zwar keine Schmarotzer in ihr Haus aufnehmen, aber diese Kinder waren etwas anderes als erwachsene Menschen, die sich nicht selbst schützen konnten.
Aber das Penthouse war im Moment ein Chaos. Die Fahrt zum städtischen Krankenhaus war auch nicht gerade kurz. Sie würde mindestens sechs Stunden brauchen, um das Krankenhaus zu erreichen, da es im Zentrum der Stadt lag. Noch wichtiger war, dass das städtische Krankenhaus der Ort war, an dem die meisten Patienten der Stadt aufgenommen wurden.
Es musste inzwischen ein Sammelpunkt für Zombies sein. Wenn sie jetzt zum städtischen Krankenhaus fahren würde, befürchtete sie, dass sie in ein oder zwei Tagen nicht zurückkehren könnte. Es würde mindestens drei Tage dauern, die ganze Zombiehorde zu bekämpfen und die Kinder im Waisenhaus zu retten.
Bai Meiyue konnte nicht so lange von zu Hause wegbleiben. Wenn sie rausging, würden die anderen Überlebenden versuchen, ihrer Mutter die Vorräte wegzunehmen, und Bai Qingshi würde seine Position als Vater von ihr und ihren beiden Brüdern ausnutzen, um ihre Mutter zu unterdrücken.
Solange sie da war, würde er es sich zumindest zweimal überlegen, bevor er etwas unternahm.
Und ihre Mutter mitzunehmen, kam überhaupt nicht in Frage. Wenn niemand zurückblieb, um das Penthouse zu bewachen, würden diese Bastarde ihr Haus in eine Banditenhöhle verwandeln.
Sie musste noch ein bisschen warten. Bis ihre beiden Brüder stark genug waren, um das Haus selbst zu beschützen.
Bis dahin konnte sie nur daran denken, das Haus zu bewachen.
Aber plötzlich kam ihr ein anderer Gedanke: Was, wenn die Kinder es nicht bis dahin aushalten konnten? Shen Zhen war eine kluge Frau; sie konnte durchhalten, bis jemand sie rettete. Aber die Kinder würden das vielleicht nicht schaffen!
Und wenn eines dieser Kinder Shen Zhens Schwester war, wäre der Verlust doppelt so groß. Was, wenn Shen Zhen wieder denselben verrückten Weg einschlug?
So viele Menschen retten, wie sie konnte, nur weil sie ihre Schwestern nicht retten konnte?
Sie runzelte die Stirn und überlegte, was sie in dieser Situation tun sollte.
Während Bai Meiyue sich um die Rettung unschuldiger Menschen sorgte, verließ Meng Qibao das Penthouse, um etwas Chiliöl zu holen, das er von den Flüchtlingen gerettet hatte. Da es nichts war, was den Magen füllen konnte, hatten sich die anderen auch nicht darum gekümmert.
Kaum war er die Treppe hinaufgestiegen, stieß er auf Meng Anzhi, Bai Xue, Su Hu und die anderen zerzausten Überlebenden.
Als Meng Anzhi Meng Qibao sah, leuchteten ihre Augen auf. Sie wollte gerade ihren Cousin rufen, als sie das Öl an seinem Mund sah. Auch wenn Meng Anzhi stumm war, war sie nicht dumm. Sie begriff schnell, was los war, und ihr Gesichtsausdruck wurde kalt.
„Meng Qibao!“
Als Meng Anzhi Meng Qibaos mit Öl und Gewürzen verschmierten Mund sah, konnte sie nicht anders, als wütend zu schreien. Sie hatte darauf gewartet, dass Bai Feng zurückkam und die Vorräte mitbrachte, aber Bai Feng kam nicht zurück und sie konnten ihn nicht erreichen, da es in diesem Gebäude kein Netz gab. Aber niemand traute sich, hinauszugehen und das Risiko einzugehen.
Also kauerten alle in ihren Häusern und aßen nichts. Ihre Mägen knurrten und klebten ihnen am Rücken, besonders ihrer. Meng Anzhi war so hungrig, dass sie fast ohnmächtig wurde.
Ihr Schrei war so laut, dass er die Wände des Penthouse durchdrang, da Meng Qibao die elektrische Tür geöffnet hatte, sie aber losließ, als sich jemand näherte und die Tür wieder schloss.
Diese Leute konnten ihm Ärger machen, aber nicht Bai Meiyue und ihrer Familie.
Meng Suisui hörte den Schrei ihrer Cousine und presste die Lippen zusammen. Ihre Finger, die die Essstäbchen hielten, zitterten. Sie legte sie schnell in die Schüssel und eilte dann aus dem Haus, Bai Meiyue hinter ihr her.
Auch sie wollte sehen, was für Ärger Bai Xue diesmal anrichten würde.
Yan Wanning sah ihre beiden Söhne an, die ihr nachschauten und dann Bai Meiyue hinterherliefen. Auch wenn ihre Schwester mit diesem Ärger fertig werden würde, konnten sie nicht einfach tatenlos zusehen. Also rannten sie ihrer Schwester sofort hinterher.
