Lin Sus Situation war Yan Hongyu, dem ältesten Prinzen, nur allzu vertraut.
Er wusste sogar mehr als Zhou Pingluan.
Um Lin Su als Vertreter des Königreichs Danyan in die Schlacht zu schicken, hatte die königliche Familie in der Tat viel Blut vergossen.
Eine solche Person durfte man sich nicht zum Feind machen, sondern sollte vielmehr versuchen, ein gutes Verhältnis zu ihr aufzubauen.
Nachdem er seinem dummen jüngeren Bruder eine Lektion erteilt hatte, schien es ihm eine gute Idee, sich auf dem Schlachtfeld von Tianjiao nach einer Gelegenheit umzusehen, sich bei Lin Su einzuschmeicheln.
„Das macht Sinn“, nickte Zhou Pingluan leicht, „dann machen wir das so.“
Nachdem ihr heimliches Gespräch beendet war, wandte Yan Hongyu seinen Blick auf eine leere Stelle und versank in Gedanken.
An seiner Seite summten Zhou Pingluans Lippen, während er leise mit den Brüdern der Familie Zhang hinter ihm sprach.
Weiter hinten standen Zhao Jiuming, Qi Mei und Jiang Yunbao zusammen.
Sie kannten sich vorher nicht, aber da die Leute vom Martial Institute und aus der Kaiserstadt zusammenhielten, hatten die drei keine andere Wahl, als sich zusammenzuschließen.
„Sehr interessant“, sagte Zhao Jiuming mit einem verschmitzten Lächeln. „Ich habe gehört, dass der älteste Prinz und der dritte Prinz zerstritten sind. Das scheint also zu stimmen. Ich fürchte, dieser Ausflug zum Teich der Geisterruinen wird nicht friedlich verlaufen.“
„Das ist in der königlichen Familie nichts Ungewöhnliches“, antwortete Qi Mei ruhig und ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Ich bin allerdings ziemlich neugierig auf diesen Tierbändiger namens Lin Su. Hast du schon von ihm gehört?“
„Dieser Vorfall? Welcher Vorfall?“ Zhao Jiuming hob eine Augenbraue. „Erzähl mal!“
„Lin Su kann eins mit seinem Schutzgeist werden und dadurch noch mehr Kraft entfesseln. Deshalb kann er andere Bestienbändiger seines Ranges besiegen“, sagte Qi Mei bedeutungsvoll und warf einen Blick auf Lin Su.
„Eins mit seinem Schutzgeist werden und Bestienbändiger seines Ranges besiegen?“ Zhao Jiumings Augen waren voller Überraschung. „Wie stark kann das sein? Stärker als Kampfkunst?“
„Das weiß ich nicht. Er scheint noch nie gegen Kampfkunstmeister gekämpft zu haben“, schüttelte Qi Mei den Kopf. „Warum sparst du nicht mal mit ihm?“
„Lass lieber, ich bin gerade erst auf der dritten Stufe des Nayuan-Reiches. Ob er sich jetzt vereint oder nicht, ich könnte ihn nicht besiegen“,
Zhao Jiuming schüttelte offen den Kopf und lehnte ohne zu zögern ab. „Vielleicht, wenn ich die siebte oder achte Stufe des Nayuan-Reiches erreicht habe, könnte ich es versuchen.“
„Hey, du Verschwörer.“ Zhao Jiuming fiel plötzlich etwas ein und er drehte den Kopf zu Jiang Yunbao, der schweigend neben ihnen stand. „Du bist doch ein Kampfsportfanatiker. Warum versuchst du es nicht?“
„Ich heiße nicht Verschlossen, sondern Jiang Yunbao“, sagte Jiang Yunbao mit tiefer, heiserer Stimme, die etwas Wildes hatte, „Außerdem spart ich gerne mit anderen, um zu trainieren, und will nicht sterben. Der Typ kommt mir gefährlich vor. Ich werde mich nicht gegen ihn stellen.“
„Na gut“, sagte Zhao Jiuming mit einem Achselzucken, dann wurde sein Gesichtsausdruck etwas streng, als er seine Kraft einsetzte, um durch Stimmübertragung zu kommunizieren: „Vergessen wir das, hat der älteste Prinz euch beiden gestern angesprochen?“
„Er hat mich angesprochen“, nickte Qi Mei leicht.
„Mich hat er auch angesprochen“, sagte Jiang Yunbao ruhig.
„Scheint so, als hätte er mit uns über dasselbe gesprochen.“ Zhao Jiuming lachte leise, und ein kalter Glanz blitzte in seinen Augen auf. „Also, was haltet ihr davon?“
„Bevor wir antworten, sagst du uns doch mal, was du davon hältst. Was denkst du über den Vorschlag des ältesten Prinzen?“ Qi Mei warf Zhao Jiuming einen Blick zu und sprach ruhig.
„Okay, ich fange an“, sagte Zhao Jiuming mit ernster Miene. „Das Schlachtfeld von Tianjiao ist voller Chancen, aber auch voller Gefahren. Danyans Macht dort ist nicht besonders stark, daher ist es sinnvoll, zusammenzuhalten. Wenn der älteste Prinz jedoch erwartet, dass wir uns ihm unterwerfen, dann hat er Wahnvorstellungen.“
„Siehst du, du bist anderer Meinung“, sagte Qi Mei mit einem Anflug von einem Lächeln in den Augen. „Ich bin derselben Meinung. Wir können zusammen reisen, aber uns unterwerfen? Das wird er wohl träumen!“
„Und was ist mit dir, Bruder Yunbao?“, fragte Zhao Jiuming und sah Jiang Yunbao an.
„Wenn ich bereit wäre zuzustimmen, wäre ich nicht bis jetzt ohne Fraktion“, erklärte Jiang Yunbao ruhig. „Ich bin es gewohnt, unabhängig zu sein. Nachdem ich das Tianjiao-Schlachtfeld betreten habe, werde ich, sobald ich die fünfte oder sechste Stufe des Nayuan-Reiches erreicht habe, alleine agieren.“
„Wie wäre es dann, wenn wir drei zusammenbleiben?“, schlug Zhao Jiuming vor. „Die Schüler der Kampfkunstakademie sehen auf uns Sprösslinge aus angesehenen Familien herab, und die Vier aus der Kaiserstadt sind so aggressiv und verlangen unsere Unterwerfung. Wir könnten genauso gut ein Trio bilden, um uns gegenseitig zu unterstützen.“
„Klar“, sagte Qi Mei ganz ruhig.
Dann schauten beide zu Jiang Yunbao.
Jiang Yunbao dachte kurz nach und sagte dann: „Siebte Stufe.“ Mehr Inhalte findest du in My Virtual Library Empire
„Das geht klar“, sagte Zhao Jiuming mit einem Lächeln.
Bis Jiang Yunbao die siebte Stufe des Nayuan-Reiches erreicht hat, werden die beiden wahrscheinlich auch schon so weit sein.
Bis dahin, wenn Jiang Yunbao ging, würden die beiden auch stark genug sein, um auf eigenen Beinen zu stehen.
Während alle plauderten, kam ein riesiger Adler vom Himmel herab.
„Meine jungen Freunde, danke fürs Warten“, sagte ein Mann mittleren Alters in goldenen Roben, der auf dem Rücken des riesigen Adlers stand. Er war ziemlich höflich zu den zwölf Leuten, die kurz davor standen, das Schlachtfeld der Wunderkinder zu betreten.
Obwohl seine Kraft weit über der aller anderen lag.
Aber dies waren die Wunderkinder des Großreichs Yan, die das Schlachtfeld betraten, und sie waren nicht zu unterschätzen.
Alle lehnten schnell jede Unannehmlichkeit ab und nahmen ihren Platz auf dem Rücken des riesigen Adlers ein, bereit, sich zum Teich der Geisterruinen zu begeben.
Kurz darauf stieg der riesige Adler in die Höhe.
Lin Su saß auf dem Rücken des riesigen Adlers, schaute neugierig auf den monarchischen Riesenadler unter ihm und drehte den Kopf, um leise zu fragen: „Bruder Yan, ist der dritte Unterstützer ein Tierbändiger?“
Aus dem Gespräch von gerade eben hatte er erfahren, dass der Mann in der goldenen Robe ein dritter Unterstützer der königlichen Familie war.
„Nein.“ Bevor Yan Susen antworten konnte, meldete sich der dritte Unterstützer, der ebenfalls Lin Sus Stimme gehört hatte, mit einem Lachen zu Wort: „Lin Su, mein junger Freund, du hast das missverstanden.
Die Unterstützer des Heiligtums der königlichen Familie befinden sich alle auf der Ebene des Himmelsfliegenden Reiches in der Kampfkunst und sind keine Bestienbändiger.“
„Dann ist das hier …“ Lin Su zeigte neugierig auf den riesigen Adler unter ihnen.
„Kampfkrieger können keinen Wächtertiervertrag mit mythischen Tieren schließen, aber mythische Tiere sind intelligent. Es ist dennoch möglich, sie zu unterwerfen und ihnen mit Gewalt Gehorsam zu erzwingen“, sagte der dritte Unterstützer und tätschelte den riesigen Adler unter ihm. „Dieser riesige Adler wurde von mir persönlich unterworfen, um mir als Reittier zu dienen.“
Ist das überhaupt möglich?
Lin Su wurde klar.
Richtig, Krieger haben die Kraft, mythische Bestien zu unterwerfen, also gibt es neben dem Töten natürlich auch die Möglichkeit, sie zu bändigen.
Mythische Bestien, die auf diese Weise gebändigt wurden, können ohne einen Schutzvertrags vielleicht nicht im Kampf zusammenarbeiten, aber sie als Reittiere für alltägliche Reisen zu nutzen, ist kein Problem.
Nachdem er seine Zweifel ausgeräumt hatte, begann Lin Su leise mit Yan Susen zu plaudern.
Es dauerte nicht lange, bis der Körper des riesigen Adlers langsam herabstieg.
Sie waren in einem extrem abgelegenen Tal angekommen. Im Tal waberte Nebel und wirbelte in der Luft herum.
In der Mitte des Tals, aus einem unergründlichen Teich, sprudelte endlos silberweißes Licht hervor, das die Berghänge beleuchtete und alles in einen silberweißen Schein tauchte.
Ohne dass man es ihm sagen musste, wusste Lin Su bereits, dass dieser tiefe Teich ihr Ziel war.
Der Teich der Geisterruinen.
