Eine Gruppe von Leuten von der Magierturm-Akademie, angeführt vom Kanzler und begleitet vom Bischof der Weißen Kirche, betrat mit einem Gefühl der Dringlichkeit den Saal. Ihre Gesichter zeigten eine Mischung aus Sorge und Entschlossenheit, als sie sich auf den Weg zur Mitte des Saals machten, wo die Königin stand. Als sie sie erreichten, knieten sie alle gleichzeitig nieder und senkten ihre Köpfe in tiefer Ehrerbietung und Entschuldigung.
„Eure Majestät, wir schämen uns zutiefst für unsere Verspätung“, sagte der Kanzler mit reumütiger Stimme. „Wir sind so schnell wie möglich gekommen, aber es scheint, als seien wir zu spät.“
Die Königin, eine Gestalt von königlicher Gelassenheit, sah sie mit neutralem Gesichtsausdruck an. Ihre Augen verrieten jedoch einen Hauch von Enttäuschung. Sie nahm sich einen Moment Zeit, um sich einen Überblick zu verschaffen, und ihr Blick blieb auf dem beschädigten Saal und den erschöpften Gesichtern ihrer Untertanen haften.
„Es ist in der Tat eine große Schande“, sagte sie schließlich mit ruhiger, autoritärer Stimme. „Dank der Bemühungen von Graf Drakhan und den anderen anwesenden Adligen ist die unmittelbare Gefahr jedoch bereits gebannt.“
Ihre Worte sorgten für Aufregung unter den Versammelten. Verwirrtes Gemurmel und neugierige Fragen gingen durch die Menge, und viele runzelten die Stirn, verwirrt von der Aussage der Königin.
Der Kanzler lächelte jedoch nur und sah sie wissend an.
Die Königin fuhr mit fester Stimme fort: „Ich überlasse die weiteren Ermittlungen deinen fähigen Händen, Kanzler. Ich will eine gründliche Untersuchung dieses Vorfalls. Ich will wissen, wer hinter diesem Angriff steckt und was der wahre Grund für diesen Anschlag war, der meinem Bruder beinahe das Leben gekostet hätte.“
Der Kanzler neigte erneut den Kopf. „Wie Ihr befiehlt, Eure Majestät. Wir werden die Wahrheit aufdecken.“
Der Blick der Königin wanderte zu dem Bischof, der bis jetzt geschwiegen hatte. „Bischof, ich vertraue darauf, dass Ihr in dieser Angelegenheit die notwendige Unterstützung seitens der Kirche leisten werdet. Das geistige Wohlergehen unseres Königreichs darf nicht außer Acht gelassen werden.“
Der Bischof nickte ernst. „Natürlich, Eure Majestät. Die Weiße Kirche wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um bei dieser Untersuchung zu helfen und die Sicherheit unseres Volkes zu gewährleisten. Besonders in einem dämonischen Fall wie diesem werden wir alles tun, was in unserer Macht steht.“
Nachdem sie ihre Anweisungen gegeben hatte, wandte die Königin ihre Aufmerksamkeit wieder dem Saal zu. Die Adligen und Wachen begannen, wieder etwas Ordnung herzustellen, kümmerten sich um die Verletzten und räumten die Trümmer weg.
Die Königin blieb ganz ruhig, aber in ihren Augen war eine gewisse Entschlossenheit zu sehen.
Als der Kanzler und der Bischof von ihren Knien aufstanden, begannen sie, ihre Bemühungen zu koordinieren. Die Magier der Magierturm-Akademie verteilten sich, untersuchten die Überreste der dämonischen Invasion und sammelten alle magischen Rückstände, die Hinweise liefern könnten. Der Bischof und seine Geistlichen gingen zu den Verwundeten, um sie zu heilen und zu trösten.
Trotz der ruhigen Fassade war die Spannung im Saal spürbar. Die Adligen flüsterten untereinander und spekulierten über die wahre Natur des Angriffs und die Identität der Drahtzieher. Draven wurde vermisst, und viele fragten sich, inwieweit er in die Ereignisse verwickelt war und warum er so schnell verschwunden war.
Amberine, die noch immer von der Schlacht erschüttert war, beobachtete den Verlauf der Ermittlungen.
Sie spürte den Blick der Königin auf sich und den anderen Adligen, die so tapfer gekämpft hatten. Das Gefühl der Erleichterung nach ihrem Sieg wurde nun von den unbeantworteten Fragen überschattet.
Elara näherte sich Amberine, ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Erschöpfung und Neugier. „Was glaubst du, werden sie finden?“, fragte sie leise und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen.
Amberine schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber was auch immer es ist, es muss wichtig sein, meinst du nicht? Sonst würde die Königin keine so gründliche Untersuchung verlangen.“
Elara nickte nachdenklich. „Dravens Taten heute Nacht … sie waren außergewöhnlich. Ich habe noch nie zuvor solche Magie gesehen. Ich schätze, das Niveau eines Professors ist anders, also ist das zu erwarten.“
Amberine warf Elara einen Blick zu und bemerkte die Bewunderung in ihrer Stimme. „Ich gebe zu, das war großartig. Aber da ist noch etwas anderes an ihm. Etwas … Tieferes.“
Ihre Unterhaltung wurde von einer Magierin aus dem Magierturm unterbrochen. Die junge Frau verbeugte sich leicht, bevor sie sprach. „Entschuldigt mich, Lady Amberine, Lady Elara. Der Kanzler bittet um Eure Anwesenheit. Er möchte mit denen sprechen, die direkt an der Schlacht beteiligt waren.“
Amberine sah Elara an, bevor sie nickte. „Natürlich. Geh voran.“
Sie folgten der Magierin durch den Saal und schlängelten sich zwischen Gruppen von Adligen und Wachen hindurch. Die Schäden waren größer, als Amberine zunächst gedacht hatte. Der Marmorboden war rissig und mit dunklen Flecken übersät, und die einst prächtigen Kronleuchter hingen schief, ihre Kristalle zerbrochen.
Während sie gingen, spürte Amberine ein mulmiges Gefühl im Magen. „Elara, glaubst du, wir kriegen Ärger?“, flüsterte sie.
Elara schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube nicht. Wir haben unser Bestes gegeben. Außerdem hat die Königin selbst gesehen, wie wir gekämpft haben.“
Amberine seufzte und versuchte, sich zu beruhigen. „Du hast wohl recht.“
Der Kanzler stand in der Mitte der Halle und unterhielt sich mit der Königin und dem Bischof. Als Amberine und Elara näher kamen, drehte er sich um und sah sie mit ruhigem, autoritärem Blick an.
Während sie dem Magier durch die Halle folgten, spürten Amberine und Elara eine mächtige Mana-Aura, die vom Kanzler ausging. Es war eine spürbare Kraft, eine überwältigende Präsenz, die ihre Herzen höher schlagen und ihre Schritte stocken ließ.
Die schiere Kraft seines Manas reichte aus, um sie nervös zu machen und sie an die unglaubliche Macht zu erinnern, die er besaß.
Als sie sich dem Kanzler näherten, wurde die Intensität seiner Aura fast erdrückend. Ihr Atem ging schneller und ein Gefühl der Beklemmung ergriff sie. Doch gerade als die Spannung ihren Höhepunkt erreichte, hob der Kanzler die Hand und ein beruhigendes Licht umhüllte sie.
Der Heilzauber war wie eine sanfte Brise, die über ihre Körper strömte und ihre Schmerzen linderte. Die Wärme der Magie drang in ihre Muskeln ein und ließ die Schmerzen und Prellungen aus dem Kampf verschwinden. Ihre Nerven beruhigten sich und ein Gefühl der Ruhe überkam sie.
Amberine schloss die Augen und genoss das Gefühl der Magie. Es war, als würde sie in eine weiche, kuschelige Decke gehüllt, und der Schmerz und die Erschöpfung schmolzen dahin. Als sie die Augen wieder öffnete, fühlte sie sich wie neu geboren, ihre Kräfte waren zurückgekehrt.
Elara sah den Kanzler an, ihre Augen strahlten vor Dankbarkeit. „Danke, Kanzler“, sagte sie mit einer Stimme voller aufrichtiger Wertschätzung. „Deine Magie ist unglaublich.“
Der Kanzler lächelte warm, seine Ausstrahlung war jetzt eher beruhigend als einschüchternd. „Es ist meine Pflicht, für das Wohlergehen unserer Verteidiger zu sorgen“, sagte er freundlich. „Ihr habt tapfer gekämpft und verdient es, geheilt zu werden.“
Amberine nickte und empfand neuen Respekt für den Kanzler. „Wir werden unser Bestes tun, um alle Informationen zu liefern, die bei den Ermittlungen helfen könnten“, sagte sie mit fester, selbstbewusster Stimme.
Das Lächeln des Kanzlers wurde breiter. „Wir wissen deine Tapferkeit und deine Mithilfe sehr zu schätzen. Jetzt erzähl mir bitte alles, woran du dich von dem Angriff erinnern kannst. Kein Detail ist zu unwichtig.“
Während Amberine und Elara die Ereignisse des Abends schilderten, hörte der Kanzler aufmerksam zu und stellte gelegentlich Fragen, um bestimmte Punkte zu klären. Der Bischof, der daneben stand, trug ebenfalls seine Erkenntnisse bei und griff dabei auf sein umfangreiches Wissen über dunkle Magie und dämonische Kräfte zurück.
Durch ihre gemeinsamen Bemühungen begann sich ein klareres Bild des Angriffs abzuzeichnen. Die dämonische Invasion war kein zufälliger Akt des Chaos, sondern ein sorgfältig geplanter Angriff mit einem bestimmten Ziel. Die Beteiligung des Ork-Magiers und des dunklen Geistes, der den Darsteller besessen hatte, deutete auf eine größere Verschwörung hin, die tief in das Herz des Königreichs reichte.
Amberines Stimme zitterte leicht, als sie sich an den Moment erinnerte, als der Ork-Magier aufgetaucht war. „Er war so mächtig … So etwas habe ich noch nie erlebt. Es war, als würde er seine Kraft aus einer anderen Quelle beziehen.“
Elara nickte mit blassem Gesicht. „Und dieser dunkle Geist … Er war furchterregend. Ich konnte seine Bosheit spüren. Er wollte uns nicht nur verletzen, er wollte alles zerstören.“
Die Königin, die die Diskussion aus der Ferne beobachtete, schien mit jeder Sekunde entschlossener zu werden. Sie wandte sich an die versammelten Adligen und Wachen, ihre Stimme klang autoritär.
„Wir werden nicht ruhen, bis wir die Wahrheit hinter diesem Angriff aufgedeckt haben“, erklärte sie. „Unser Königreich ist einer großen Bedrohung ausgesetzt, und wir müssen wachsam bleiben. Ich erwarte von jedem von euch, dass ihr euch an den Ermittlungen beteiligt und die Sicherheit unseres Volkes gewährleistet.“
Ihre Worte wurden mit einem Chor von Bekräftigungen beantwortet, und die Adligen und Wachen gelobten ihre Loyalität und Unterstützung. Die Entschlossenheit der Königin war ansteckend und gab allen Anwesenden ein neues Gefühl der Zielstrebigkeit.
Als der Abend zu Ende ging, ging die Untersuchung ernsthaft weiter. Die Magier des Magischen Turms und die Geistlichen der Weißen Kirche arbeiteten unermüdlich, angetrieben von der unerschütterlichen Entschlossenheit der Königin. Amberine und Elara blieben trotz ihrer Erschöpfung im Zentrum der Ermittlungen, denn ihre Erfahrungen und Erkenntnisse erwiesen sich als unschätzbar wertvoll.