Ein Satz, der zum Ende von jemandem passt, der nichts wert ist.
Sie fragt sich sogar, warum sie überhaupt hier ist.
Amberines Blick verschwamm, und sie bereitete sich auf den unvermeidlichen Schmerz vor. Stattdessen spürte sie ein kühles Gefühl von Wasser auf ihrem Gesicht, das sie wieder zu Bewusstsein riss.
Sie blinzelte schnell und öffnete die Augen. Vor ihr stand Elara mit ausgestreckter Hand, und eine schimmernde Wasserbarriere wirbelte um sie herum.
„Elara?“, krächzte Amberine mit schwacher, zitternder Stimme.
„Steh auf und halt die Klappe“, fauchte Elara und starrte auf den Dämon vor ihnen. „Dieser Dämon ist nicht einmal verletzt“, murmelte sie und biss sich frustriert auf die Lippe.
Amberine rappelte sich mühsam auf, ihr Körper schmerzte von den vorherigen Schlägen. Sie warf einen Blick auf den Dämon und bemerkte seine groteske, verdrehte Gestalt. Die Kreatur war über zwei Meter groß, und unter ihrer dunklen, schuppigen Haut zeichneten sich sehnige Muskeln ab. Ihre Augen leuchteten bösartig rot, und von ihren langen Klauen tropfte eine dunkle, zähflüssige Substanz, die beim Kontakt mit dem Boden zischte und brutzelte.
„Wir sind in Schwierigkeiten“, flüsterte Amberine mit kaum hörbarer Stimme.
„Kein Scherz“, antwortete Elara mit scharfem Tonfall. „Wir brauchen einen Plan.“
Die beiden Mädchen drängten sich aneinander und sprachen leise. „Der Dämon ist schnell und stark“, stellte Amberine fest. „Seine Klauen … sie sind mit etwas Giftigem überzogen.“
Elara nickte und kniff die Augen zusammen. „Und seine Haut … sie ist fast undurchdringlich. Unsere Zaubersprüche hinterlassen kaum Kratzer.“
„Wir müssen zusammenarbeiten“, schlug Amberine vor. „Unsere Kräfte bündeln. Vielleicht finden wir eine Schwachstelle.“
Elara warf Amberine einen unlesbaren Blick zu. „Na gut“, sagte sie knapp. „Aber komm mir nicht in die Quere.“
Mit einem verständnisvollen Nicken wandten sie sich dem Dämon zu, ihre Entschlossenheit wuchs. Amberine beschwor ihre Feuermagie und spürte, wie Ignis‘ Wärme durch sie hindurchströmte. Elaras Wassermagie knisterte in der Luft und umgab sie mit einer schimmernden Aura.
Der Dämon brüllte und stürmte mit erschreckender Geschwindigkeit auf sie zu. Amberine sprang nach links, ihr Feuer wirbelte um sie herum und bildete eine schützende Barriere.
Elara machte es ihr nach, und ein Wasserstrahl schlängelte sich wie eine Schlange um sie herum. Sie bewegten sich synchron, und ihre Zaubersprüche verschmolzen zu einem atemberaubenden Schauspiel aus Elementarmagie.
„Schlagt mit allem, was ihr habt!“, rief Elara und schleuderte einen Wasserstrahl auf das Gesicht des Dämons. Die Kreatur knurrte und wich leicht zurück, als das Wasser ihre Augen traf. Amberine nutzte die Gelegenheit und feuerte eine Salve Feuerbälle auf seine Brust.
Der Dämon brüllte vor Wut und schlug wild mit seinen Klauen um sich. Amberine und Elara wichen aus und duckten sich, ihre Bewegungen flüssig und präzise. Sie tauschten kurze, knappe Anweisungen aus und koordinierten ihre Angriffe mit einer routinierten Leichtigkeit, die ihre Rivalität Lügen strafte.
„Links!“, rief Elara, und Amberine duckte sich gerade noch rechtzeitig, um einem Schlag der Klauen des Dämons auszuweichen. Sie rollte sich zur Seite, kam auf einem Knie hoch und schleuderte einen weiteren Feuerball auf die Flanke der Kreatur. Die Flammen leckten an ihrer Haut, aber der Dämon zuckte kaum zusammen und fixierte Amberine mit einem mörderischen Blick.
„Lenke es ab!“, befahl Elara, während ihre Hände komplizierte Muster zeichneten, um einen mächtigen Zauber vorzubereiten.
Amberine nickte, ihr Herz pochte. Sie holte tief Luft und stürmte auf den Dämon zu, ihr Feuer loderte hell. Die Kreatur sprang auf sie zu und schlug mit ihren Klauen durch die Luft. Amberine drehte und wand sich und wich jedem Schlag knapp aus. Sie konnte die Hitze von Ignis‘ Kraft durch sich strömen spüren, die ihre Bewegungen beflügelte.
„Jetzt!“, schrie Elara, und eine Flutwelle brach aus ihren Händen hervor und schlug mit der Wucht einer Flutwelle auf den Dämon ein. Die Kreatur taumelte und verlor das Gleichgewicht.
Amberine nutzte den Moment, sammelte all ihre verbleibende Kraft und schleuderte einen gewaltigen Feuerball auf den Kopf des Dämons. Die Flammen verschlangen die Kreatur, die ein ohrenbetäubendes Brüllen ausstieß und sich vor Schmerzen krümmte.
Für einen kurzen, hoffnungsvollen Moment schien es, als könnten sie es schaffen. Aber der Dämon schüttelte den Angriff ab, seine Augen brannten vor neuer Wut. Er schlug mit seinen Klauen zu, und Amberine hatte kaum Zeit zu reagieren. Der Aufprall schleuderte sie zu Boden, und Schmerzen durchzuckten ihren Körper.
Elara eilte zu ihr, ihre Wasserbarriere flackerte, während sie sich mühsam aufrecht hielt. „Wir sind nicht stark genug“, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Es ist zu mächtig.“
Amberines Blick verschwamm, und sie kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben. „Wir müssen es weiter versuchen“, keuchte sie. „Wir dürfen es nicht gewinnen lassen.“
Elara nickte, entschlossenheit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie rappelten sich auf, bereit, sich dem Dämon erneut zu stellen. Aber die Kreatur war unerbittlich, ihre Angriffe wurden mit jeder Sekunde heftiger.
Während sie kämpften, gingen ihnen Draven’s Lektionen durch den Kopf. Seine kalte, gleichgültige Stimme hallte in ihren Gedanken wider und leitete ihre Bewegungen.
„Versteht das Grundprinzip eures Zaubers“, hatte Draven gesagt. „Ohne das werdet ihr nur Schatten werfen.“
Amberine konzentrierte sich auf den Kern ihrer Feuermagie und spürte, wie die Hitze und Intensität in ihr wuchs. Sie schleuderte einen weiteren Feuerball auf den Dämon und zielte auf eine verwundbare Stelle unter seinem Arm. Die Flammen trafen ihr Ziel, und die Kreatur stieß ein kehliges Knurren aus.
„Elara, jetzt!“, rief Amberine, und Elara reagierte mit einem mächtigen Wasserstrahl, der genau auf dieselbe Stelle zielte. Die vereinten Kräfte ihrer Zauber erzeugten eine Dampfwolke, die den Dämon vorübergehend blendete.
„Weg!“, befahl Elara, und sie sprangen zur Seite, um den wild um sich schlagenden Klauen des Dämons auszuweichen.
„Die Elemente sind keine Feinde“, hatte Draven in einer anderen Lektion gesagt. „Sie sind Partner in einem Tanz. Jede Bewegung muss verstanden, antizipiert und präzise gekontert werden.“
Amberine und Elara bewegten sich mit neu gewonnener Synchronität, ihre Zaubersprüche verschmolzen zu einem nahtlosen Tanz aus Feuer und Wasser. Sie griffen den Dämon aus verschiedenen Winkeln an und brachten ihn aus dem Gleichgewicht und die Orientierung.
Doch trotz ihrer Bemühungen war die Widerstandsfähigkeit des Dämons erstaunlich. Er schüttelte ihre Angriffe mit fast lässiger Leichtigkeit ab, sein dunkles Mana schützte ihn vor den schlimmsten Schäden.
„Wir tun nicht genug“, keuchte Amberine, ihr Atem ging stoßweise. „Wir brauchen mehr Kraft.“
Elara nickte, ihr Gesicht war blass vor Anstrengung. „Aber wo sollen wir die hernehmen?“
Bevor sie einen neuen Plan aushecken konnten, brüllte der Dämon und stürmte auf sie zu, seine Klauen schlugen mit tödlicher Präzision durch die Luft. Amberine und Elara versuchten, sich zu verteidigen, aber die Kreatur war zu schnell, zu stark.
Mit einem widerlichen Knall wurden sie gegen die Wände der Halle geschleudert, der Aufprall raubte ihnen den Atem. Amberines Sicht verschwamm und ihr wurde schwindelig. Ignis‘ Stimme hallte in ihrem Kopf und rief nach ihr, aber sie konnte nicht antworten. Die Welt um sie herum wurde schwarz und sie verlor das Bewusstsein.
Während Amberine da lag, ihr Körper schmerzte und ihr Geist davongleitete, hörte sie Ignis‘ verzweifelte Rufe immer leiser werden. Sie versuchte, nach ihm zu greifen, die Kraft zu finden, sich zu wehren, aber es war zwecklos. Der Dämon ragte über ihr und Elara auf, seine Augen glänzten grausam und triumphierend.
In ihren letzten Augenblicken dachte Amberine an Draven’s Lektionen, an Elara’s Entschlossenheit und an das Feuer, das noch immer in ihr brannte. Sie weigerte sich aufzugeben und den Dämon gewinnen zu lassen. Aber ihre Kraft war erschöpft und die Dunkelheit umhüllte sie.
Das Letzte, was sie hörte, war Ignis‘ Stimme, die ihren Namen rief, bevor alles schwarz wurde.
Ist das das Ende? Amberines Gedanken drifteten in der Dunkelheit. Sie fühlte sich total versagt und bereute alles. Elara, mit ihrer nervigen Arroganz, hatte versucht, ihr zu helfen. Und jetzt würde Elara wegen ihr auch sterben. Amberine verfluchte sich für ihre Schwäche, dafür, dass sie jemand anderen mit in den Abgrund gerissen hatte.
Sie erinnerte sich an den Moment, als der Dämon aufgetaucht war, an die schiere Kraft, die er ausgestrahlt hatte. Er war zu stark für neue Magier wie sie. Ein Monster wie dieses hätte nicht ihre Verantwortung sein dürfen. Der Gedanke, dass Elaras Potenzial wegen ihr ausgelöscht werden würde, war unerträglich. Elara hätte mit ihrem Talent und ihrer Entschlossenheit eine großartige Magierin werden können.
Aber jetzt …
Amberine spürte, wie sie immer tiefer in den Abgrund rutschte, wie die Dunkelheit sie in sich hinein zog. Ihr Körper war taub, ihre Gedanken zerstreuten sich wie Blätter im Wind. Sie war kurz davor aufzugeben, als eine kalte, befehlende Stimme die Stille durchbrach.
„Konzentrier dich, du Idiotin.“
Die Worte durchdrangen die Dunkelheit, scharf und unerbittlich.
Amberines Bewusstsein kehrte zurück, ihre Augen flatterten auf. Der kalte, gleichgültige Blick von Draven ragte über ihr auf. Seine Präsenz stand in krassem Gegensatz zu dem Chaos um sie herum, eine Säule aus eisiger Entschlossenheit.
„Draven …“, flüsterte Amberine, ihre Stimme kaum hörbar.
„Du bist noch nicht fertig“, sagte Draven mit harter Stimme. „Steh auf.“