Mit einem entschlossenen Seufzer rappelte sie sich auf, ihre Muskeln spannten sich an und protestierten leicht gegen die unerwartete Veränderung der Realität. Mit scharfen, durchdringenden Augen musterte sie ihre Umgebung. „Diesmal eine Wüste, was?“, murmelte sie mit leiser Stimme, die von einer Mischung aus Verärgerung und Resignation erfüllt war.
Sie holte tief Luft, bereitete sich auf alles vor, was vor ihr lag, und machte sich auf den Weg zu den fernen Umrissen eines Dorfes, das in der Hitze flirrte.
Der Sand knirschte unter ihren Stiefeln bei jedem Schritt, jedes Körnchen erinnerte sie an ihre neue Realität. Als sie sich dem Dorf näherte, verzerrte eine Hitzewelle die Luft und ließ die Lehmhäuser vor ihr wie eine Fata Morgana schwanken. Je näher sie kam, desto mehr Details konnte sie erkennen – Menschen, die sich bewegten und ihrem Alltag nachgingen.
Aurelias Gedanken wurden unterbrochen, als eine Frau aus dem Dorf auf sie zukam, in ihren Augen eine Mischung aus Neugier und Vorsicht. Die Frau trug einfache, abgetragene Kleidung, ihr Gesicht war sonnengebräunt und von Sorgenfalten durchzogen. Aurelia hob ihre Hand in einer nicht bedrohlichen Geste. „Ich habe keine bösen Absichten“, erklärte sie fest, ihre Stimme trug trotz der ungewohnten Umgebung die Autorität einer Königin.
Die Frau nickte langsam und musterte sie weiterhin misstrauisch. „Das ist seltsam“, bemerkte sie mit einem lokalen Akzent. „Zwei verschiedene Reisende am selben Tag. Sehr ungewöhnlich.“
Aurelia neigte leicht den Kopf, ihre Neugier war geweckt. „Zwei Reisende?“, wiederholte sie und sah sich um, als könnte der andere Reisende plötzlich auftauchen.
Die Frau nickte, ging aber nicht weiter darauf ein. Stattdessen bedeutete sie Aurelia, ihr ins Dorf zu folgen. „Komm, du siehst aus, als könntest du eine Pause gebrauchen.“
Während sie durch die engen Gassen gingen, wurden Aurelias Augen immer größer, als sie die Details des Dorfes wahrnahm. Kleine Kinder spielten auf den staubigen Straßen, ihr Lachen war ein seltener Ausbruch von Freude in der drückenden Hitze. Händler riefen ihre Waren aus, um Käufer anzulocken, während Bauern ihre kleinen Felder bestellten, ihre Gesichter von Entschlossenheit und Müdigkeit gezeichnet.
Der Ort wirkte ganz normal, doch Aurelia spürte eine unterschwellige Spannung, die sie nicht ignorieren konnte.
Sie blieb wie angewurzelt stehen, als ihr plötzlich ein panischer Gedanke durch den Kopf schoss. „Geld, Geld, Geld …“, murmelte sie und tastete hastig nach ihrer Tasche. Als ihre Hand das beruhigende Gewicht eines mit Münzen gefüllten Lederbeutels umschloss, atmete sie erleichtert auf.
Die Frau bemerkte ihre Reaktion und lächelte verständnisvoll. „Die Sorgen der Reisenden“, sagte sie wissend.
„Wo ist die Herberge?“, fragte Aurelia, wobei ihre Stimme wieder ihren gewohnt ruhigen Ton annahm, während sie die Umgebung musterte.
Die Frau zeigte auf eine schmale Straße, die von bescheidenen, sonnenverbrannten Lehmhäusern gesäumt war. „Gleich dort, das letzte Gebäude auf der rechten Seite.“
Aurelia nickte dankbar und machte sich auf den Weg, wobei ihre scharfen Augen jedes Detail des Dorfes beobachteten. Sie bemerkte die Müdigkeit in den Gesichtern der Menschen, die Art, wie sie sich mit einer Art grimmiger Entschlossenheit bewegten. „Wofür zum Teufel wurde ich hierher gerufen?“, murmelte sie vor sich hin und schüttelte frustriert den Kopf. „Dieses Dorf scheint doch ganz in Ordnung zu sein.“
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie eine Gruppe von Männern sah, die sich in der Nähe eines Brunnens versammelt hatten und leise und eindringlich miteinander sprachen. Sie verlangsamte ihre Schritte und strengte sich an, um Bruchstücke ihrer Worte zu verstehen. „Ein weiterer Angriff … wir halten nicht mehr lange durch … wir brauchen Hilfe …“
Das ungute Gefühl, das sie schon vorher gehabt hatte, wurde stärker. Offensichtlich war in diesem Dorf mehr los, als man auf den ersten Blick sehen konnte. Sie nahm sich vor, der Sache näher nachzugehen.
Als sie weiter zur Herberge ging, kam sie an einem kleinen Marktplatz vorbei, auf dem reges Treiben herrschte. Ein Gewürzhändler fiel ihr ins Auge, dessen bunte Waren sich von der tristen Kulisse des Dorfes abhoben. Der intensive Duft wehte ihr entgegen und lenkte sie kurz, aber willkommen ab.
„Frische Gewürze aus den südlichen Dünen!“, rief der Verkäufer, als er ihr Interesse bemerkte. „Die besten Preise, die du finden kannst!“
Aurelia blieb stehen und überlegte. „Vielleicht später“, sagte sie mit einem höflichen Lächeln und ging weiter. Sie hatte Wichtigeres zu tun.
Am Rande des Marktplatzes hatte ein älterer Mann Mühe, einen schweren Sack Getreide zu tragen. Ohne zu zögern trat Aurelia vor. „Lass mich dir helfen“, bot sie an und nahm ihm den Sack mühelos ab.
Der alte Mann sah sie überrascht und dankbar an. „Danke, junge Dame“, sagte er mit leicht zitternder Stimme. „Es gibt nicht mehr viele, die so freundlich sind.“
Aurelia nickte. „Ist schon okay. Ich mach nur, was ich kann.“
Als sie weg ging, konnte sie das Gefühl nicht loswerden, dass sie beobachtet wurde. Sie schaute über ihre Schulter, sah aber nichts Ungewöhnliches. Trotzdem blieb das Gefühl und verstärkte ihr wachsendes Unbehagen.
Gerade als sie die Herberge erreichen wollte, brach am Dorfeingang ein Tumult aus. Aurelia griff instinktiv nach ihrem Schwert und drehte sich um, um zu sehen, was los war. Eine Gruppe Dorfbewohner, deren Gesichter vor Angst blass waren, rannte in die Dorfmitte und schrie Warnungen.
„Dämonen! Es kommen Dämonen!“
Zuerst runzelten die Dorfbewohner nur die Stirn und schauten skeptisch. Aber als mehr als zwanzig Dämonen in Sicht kamen, deren monströse Gestalten sich grotesk verdrehten, brach Panik aus. Die Dämonen waren ein albtraumhafter Anblick – riesige Kreaturen mit schuppiger Haut wie Rüstungen, Augen, die vor böser Absicht brannten, und Klauen, die im grellen Sonnenlicht glänzten.
Ihr Gebrüll hallte durch das Dorf und ließ Aurelia einen Schauer über den Rücken laufen.
„Scheiße …“
Die wenigen Wachen, die sichtlich Angst hatten, rannten zur Glocke, um Alarm zu schlagen. Der Klang der Glocke hallte durch das Dorf, ein verzweifelter Hilferuf. Die restlichen Wachen eilten zum Dorfeingang, ihre Hände zitterten, als sie ihre Waffen umklammerten.
„Diesmal sind es also Dämonen, was?“, murmelte Aurelia und zog mit einer schnellen, geübten Bewegung ihr Schwert. Ihr Herz pochte in ihrer Brust, als sie auf die Dämonen zusprintete. Die Wachen riefen ihr Fragen zu und wollten wissen, wer sie sei, aber sie ignorierte sie. „Ich bin hier, um zu helfen“, sagte sie knapp, ohne ihren Lauf zu unterbrechen.
Es war nicht das erste Mal, dass sie in ein unbekanntes Land gerufen wurde, um eine Stadt oder eine Person zu verteidigen, jedes Mal, nachdem sie eingeschlafen war. Es war ein endloser Kreislauf aus Kämpfen und Blutvergießen, ein Fluch, der sie verfolgte, solange sie sich erinnern konnte. Egal, wie oft sie bei diesen Missionen starb, sie wurde immer wieder zum Leben erweckt und musste kämpfen, bis die Aufgabe erfüllt war.
Manchmal brauchte es nur ein paar Todesfälle, manchmal Hunderte.
Es war eine endlose, qualvolle Tortur.
Als die Dämonen näher kamen, begann der Kampf ernsthaft. Aurelia begann mit einer Stichflamme, die sie mit einer Handbewegung heraufbeschwor. Die Magie schoss vorwärts, aber nur ein Dämon fiel, sein Körper wurde vom Feuer verschlungen. Sie schnalzte frustriert mit der Zunge und verfluchte ihre vernachlässigten magischen Fähigkeiten. Sie zog ihr Schwert, dessen Klinge im grellen Licht glänzte, und stürzte sich in den Kampf.
Ihre Bewegungen waren präzise und tödlich. Sie wich dem ersten Schlag des Dämons aus und drehte ihren Körper anmutig aus der Gefahrenzone. Mit einem schnellen, nach oben gerichteten Hieb rammte sie ihr Schwert in seinen ungeschützten Bauch und spürte das widerliche Knirschen von Metall auf Knochen. Sie zog ihre Klinge zurück und drehte sich zum nächsten Angreifer, ihre Füße bewegten sich in einem tödlichen Kampftanz.
Jeder Schwung ihres Schwertes war ein berechneter Schlag, der darauf abzielte, zu verstümmeln oder zu töten. Sie spürte den Widerstand, als ihre Klinge Fleisch und Knochen durchschnitten, und der heiße Sprühnebel des Blutes markierte ihre Siege.
Der Kampf war heftig. Sie spürte die Anspannung in ihren Muskeln, das Brennen der Anstrengung, während sie den unerbittlichen Angriffen standhielt. Sie wehrte einen brutalen Schlag einer Dämonenklauen ab, dessen Wucht in ihrem Arm nachhallte. Sie konterte mit einer schnellen, schneidenden Bewegung und trennte den Arm des Dämons von seinem Körper. Die Kreatur heulte vor Schmerz, ihr dunkles Blut spritzte auf den Boden.
Aurelia nahm sich einen Moment Zeit, um zu Atem zu kommen, und ließ ihren Blick über das Schlachtfeld schweifen. Sie hatte es geschafft, sechs Dämonen zu töten, aber der Kampf war noch lange nicht vorbei. Sie fluchte leise, als sie zwei der Wachen zu Boden fallen sah, deren Körper leblos auf dem Boden lagen. Wut trieb sie an, und sie stürmte auf die Dämonen zu, bereit, die Gefallenen zu rächen.
Doch bevor sie zuschlagen konnte, tauchte eine Gestalt in einer Assassinenrobe auf, die sich mit einer fast hypnotisierenden Anmut bewegte. Die Gestalt schwang zwei gekrümmte Klingen, die sie mit tödlicher Effizienz schwang und die Dämonen in Stücke schnitt. Mit einer einzigen atemberaubenden Bewegung enthauptete der Assassine zwei Dämonen, deren Körper zu einem Haufen auf den Boden fielen.
Aurelia hielt inne und kniff die Augen zusammen, während sie den Neuankömmling beobachtete.
Die Fähigkeiten des Attentäters waren unbestreitbar, jede seiner Bewegungen war präzise und tödlich. Sie konnte die intensive Konzentration in seinen Augen sehen, die Entschlossenheit, die ihrer eigenen in nichts nachstand. Er war ein Verbündeter, zumindest für den Moment.
„Wer bist du?“, fragte sie mit gezücktem Schwert.
Der Attentäter warf ihr einen Blick zu, sein Gesicht teilweise von einer Maske verdeckt. „Keine Zeit für Vorstellungsrunden“, antwortete er knapp mit ruhiger Stimme. „Wir müssen das zu Ende bringen.“