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Kapitel 662: Geschichten von den Langohren (4)

Kapitel 662: Geschichten von den Langohren (4)

Die Dämmerung fiel durch das Blätterdach, als würde die Welt ihren letzten goldenen Atemzug machen. Die Äste über uns waren unglaublich weit ausgebreitet, und auf ihrer Oberfläche waren uralte Runen eingraviert, die schwach pulsierten, als würden die Bäume selbst im Schlaf noch an die Magie erinnern.
Licht fiel in langsamen, fleckigen Strahlen herab und fing sich in schwebenden Partikeln leuchtenden Pollens. Die Luft war dick von Alter und Mana – eine Mischung aus Saft, verrottenden Illusionen und dem eisernen Geruch alter Blutmagie.

Draven stand still da.

Er ließ die Stille auf sich wirken.
In der Ferne schwebte ein Blatt durch einen Lichtstrahl, bevor es lautlos landete; selbst diese kleine Bewegung empfand er als störend. Seine Pupillen verengten sich, dann weiteten sie sich wieder und registrierten die kleinsten Veränderungen – wie jeder Atemzug den Pollen aufwirbelte, wie die Runenbänder auf den Ästen mit seinem Herzschlag heller leuchteten und wieder verblassten, wenn er ruhiger wurde.

Das Moos unter seinen Füßen klammerte sich in samtigen Windungen an seine Stiefel, warm und voller Leben.
Runen leuchteten schwach durch das Gewebe und pulsierten in einem Rhythmus, der kaum zu hören war. Jeder Atemzug vibrierte in seiner Brust wie eine gezupfte Saite. Zu seiner Rechten lag eine zerbrochene Statue mit dem Gesicht nach unten, ihr Marmorarm ragte wie ein abgebrochenes Glied in die Luft. Kristalline Laternen, längst erloschen, hingen zerbrochen an den Bäumen, deren Splitter in der Rinde steckten, als wäre der Wald um sie herum gewachsen.
Er drehte sich um und suchte nach Symmetrie. Verlassene Elfenhaine waren wie Hymnen gebaut – eine architektonische Strophe folgte auf die nächste. Aber hier stimmten die Linien nicht: Säulen waren falsch ausgerichtet, Wege von Wurzeln verschluckt, Runenzeichen halb ausgelöscht, als hätte jemand versucht, die Worte aus dem Stein zu beißen. Das war nicht die Erosion der Zeit, das war Sabotage.
Wer entweiht einen Wald voller Wiegenlieder? fragte er sich. Und warum lässt man die Melodie in den Knochen nachklingen?

Er blinzelte langsam, seine Augen passten sich nicht an das Licht an, sondern an seine Erinnerung. Dieser Ort war auf keiner Karte verzeichnet. Nicht mehr. Und doch stand er hier, unberührt und verfallend in der Stille.
Als hätte die Welt selbst vergessen, ihn zu löschen. Tief in seinem Bewusstsein flatterten die Erinnerungen des Prime – federleichte Andeutungen eines Liedes, das einst am Rande eines Schlachtfeldes gesungen worden war, Töne, die zu leise waren, um sie zu verstehen. Er schob den Gedanken beiseite. Später.

Seine Finger zuckten.

Die Luft hier – sie erinnerte sich.
Mana wirbelte in spiralförmigen Spuren um ihn herum und flackerte in sanftem Blau und blassem Gold. Es erinnerte ihn an einen Fluss im Mondlicht – nur sichtbar, wenn man genau hinsah. Er folgte ihnen mit seinem Blick. Sie drifteten nicht wie die Rückstände eines einzelnen Zauberers. Sie überlagerten sich und verflochten sich wie Echos, die in einer Schleife gefangen waren. Ein Dutzend Pfade, die sich überlagerten. Nicht menschlich. Nicht einmal elfisch. Etwas anderes – älter, roh, halb wild.
„Keine Menschen“, murmelte er, kaum lauter als das Rascheln der Blätter. Eine Rune in einer nahe gelegenen Wurzel leuchtete bei dem Geräusch auf und verblasste dann wieder, als hätte sie gelauscht.
Er duckte sich und strich mit seinen behandschuhten Fingern über die moosbewachsene Erde. Die Mana haftete daran und zischte leise. Unter der Wärme spürte er ein Kribbeln, als würden winzige Kiefer an seiner Haut knabbern – Abwehrzauber, die auf eine längst ausgestorbene Blutlinie abgestimmt waren.

„Kreaturen. Dutzende von ihnen. Aber … das Gewebe ist elfisch.“
Er hob die Hand und schnüffelte. Ein schwacher Geruch nach versengten Federn und kaltem Quarz hing in der Luft, die Visitenkarte von Geistwesen, die zu lebenden Wächtern geschmiedet worden waren. Ihre Auren hatten sich nicht aufgelöst, sie waren abgesaugt worden. Erntet. Sein Kiefer presste sich zusammen.
Dämonen fraßen zuerst die Erinnerungen, dann das Fleisch. Wenn sie hier gewesen wären, hätte jede Rune nach Korrosion geschmeckt. Doch die Glyphen pulsierten noch – verwundet, aber hartnäckig am Leben. Das bedeutete Einmischung, nicht Verschlingung.

Er stand auf. Sein Blick wanderte zu Laethiel.

Der Junge hatte sich nicht bewegt. Er lag regungslos wie eine Statue unter dem Wurzelgeflecht, in das Sylara ihn gelegt hatte.
Silberweiße Haarsträhnen fächerten sich wie verschüttetes Mondlicht über das Moos. Sein Atem war zu gleichmäßig, seine Glieder zu still – kein unruhiges Zucken, kein Traumzittern. Jeder Teil von ihm lag wie in einer Pose, fast zeremoniell, seine Brust hob und senkte sich in einem unmöglichen Tempo: eine Einatmung alle neun Sekunden, eine Ausatmung alle neun Sekunden. Ein sterbliches Kind würde in diesem Rhythmus ersticken.

Draven starrte ihn lange an, ohne zu blinzeln.

„Das ist kein Junge“, dachte er. „Und schon gar kein Kind.“
Er ließ seinen Blick in das Spektrum jenseits der Sichtweite gleiten. Mana-Fäden stiegen aus Laethiels Brustkorb empor – zart silbern, zerbrachen in violette Splitter, bevor sie sich zu unmöglichen Knoten wieder verbanden. Es war nicht der chaotische Wirbel eines verwundeten Magiers, sondern ein Muster, ein Uhrwerk. Der Junge war ein Grundpfeiler, der selbst im Bewusstlosigkeit noch versuchte, die zerbrochene Symphonie des Hains zu regulieren.
Eine subtile Angst regte sich in Draven – keine Angst um sich selbst, sondern eine berechnende Angst. Wenn der Samen einen lebenden Avatar erschaffen hatte, bedeutete das, dass die Sicherheitsmechanismen des Hains zusammenbrachen. Und wenn dieser Avatar starb, würde etwas weit Schlimmeres kommen, um die Lücke zu füllen.

Seine Hand schwebte an seiner Seite. Er berührte keine Waffe. Er war nur wachsam – bereit, sie zu ziehen, falls dieser lebende Eckpfeiler sich in etwas weniger Zahmes verwandeln sollte.
Dann drehte er sich um und ging wortlos davon.

Er bewegte sich wie ein Schatten über zerbrochene Steinplatten und ließ seine Sinne ausbreiten. Wo hatte die Verderbnis begonnen? Welche Wurzel, welche Gesangslinie? Die Antworten lagen vor ihm, nicht hier. Und er vertraute Sylara – trotz ihres mercenary pragmatism – dass sie den Jungen am Leben halten würde, bis die nächste Entscheidung getroffen war.

Sylara bemerkte es zunächst nicht.
Sie kniete neben Laethiel und war fasziniert. Alles an ihm war ein Widerspruch. Seine Glieder waren zart, fast zerbrechlich – aber seine Haut schimmerte leicht, wie Perlenstaub im Mondlicht. Seine Ohren waren länger als die aller Elfen, die sie jemals in einem Buch gesehen hatte, und helles Haar fiel wie silberne Fäden über seine Stirn. Und seine Mana …

Sie war keine Magierin. Das musste sie auch nicht sein.

Sie konnte es spüren.
Wie ein Wiegenlied, das ihre Sinne umhüllte. Ein Lied, das leise und langsam in ihre Knochen summte. Jeder Takt floss in den nächsten und glättete die zerfaserten Ränder ihrer Nerven. Ihr Herzschlag verlangsamte sich. Ihr Atem, der zuvor noch schnell von der Schlacht gepresst worden war, beruhigte sich und passte sich dem gleichen Neuntaktrhythmus der schlafenden Gestalt an. Sie konnte etwas hören, ganz leise. Kein Geräusch. Nicht wirklich.
Eher wie Emotionen, die durch Magie gesungen wurden – Staunen, gemischt mit Trauer, Triumph, der die Risse des Schreckens übermalte.

Farben verschoben sich am Rande ihres Blickfeldes – zartes Grün, trauriges Blau, Blitze von neugeborenem Gold. Sie spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen, ohne dass Traurigkeit sie dazu veranlasste. Erinnerungen, die nicht ihre eigenen waren, schwebten durch ihren Kopf: eine Mutter, die im Sternenlicht sang, eine Stadt aus lebendem Holz, ein Versprechen, das auf poliertem Kristall geschworen wurde.
Sie schwankte, gefangen in der Strömung fremder Nostalgie.

Sie beugte sich näher zu ihm.

Ihre Hand streckte sich aus, ihre Fingerspitzen nur wenige Zentimeter von seiner Wange entfernt – nicht nur aus Neugier, sondern aus einem tiefen Bedürfnis, die Melodie zu berühren, um zu beweisen, dass sie echt war. Irgendwo in der Ferne nahm sie Vyriks unruhiges Knurren wahr, spürte, wie die Chimäre ihr gegen das Bein stieß, aber der Klang verschwamm, übertönt von diesem unmöglichen Lied.

„Sylara.“

Die zweite Chance des bösen Professors

Die zweite Chance des bösen Professors

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Draven ist ein Zauberprofessor in einer Fantasiewelt. Er ist auch ein Graf, der seit seiner Jugend für seine bösen Taten und Fehler bekannt ist. Sein Untergang ist auf einen Fluch zurückzuführen, der sein intellektuelles Potenzial und seine Talente behindert. Schließlich wird er zum Bösewicht und verliert alles, was ihm lieb ist: seine Geschwister, seine Verlobte, sein Haus, sein Anwesen und vieles mehr. Nach einem elenden Tod wird er in der modernen Welt als Dravis Granger wiedergeboren. In seinem neuen Leben wächst er zu einem hochintelligenten Menschen heran, der nichts von seinem früheren Leben weiß, und wird junger Professor für Maschinenbau und Forscher. Allerdings hat er eine seltsame Obsession, ein Spiel zu entwickeln, angetrieben von lebhaften Vorstellungen von einer anderen Welt. Diese Obsession führt ihn dazu, ein Spiel zu entwickeln, das sein früheres Leben widerspiegelt. Als er seine virtuelle Realität fertigstellt, gewinnt er seine Erinnerungen an die Vergangenheit zurück. Überwältigt von intensiven Emotionen – Wut, Traurigkeit und der Erkenntnis seiner früheren Hässlichkeit – erleidet er einen tödlichen Herzinfarkt. In seinen letzten Augenblicken hört er eine Stimme, die anscheinend aus der Welt selbst kommt und ihm die Chance bietet, in seine ursprüngliche Fantasiewelt zurückzukehren. Allerdings würde er nur die Erinnerungen an sein modernes Leben behalten, nicht die Fehler seines ersten Lebens. Er stimmt zu und wird erneut wiedergeboren, diesmal mit dem Wissen eines modernen Professors für Maschinenbau. Aber eines zeichnet Dravis Granger aus: Er ist nicht nur ein Professor für Maschinenbau. Er ist nicht nur ein geradliniger, genialer Professor. Er hat seine Ideale, und die Welt ist für seinen großen Idealismus zu voller Bösewichte. Also strebt er mit seinem brillanten Verstand danach, ein Mastermind zu werden. Aber nicht als Bösewicht, sondern als jemand, der die Hoffnung in Polizei und Gerechtigkeit verloren hat und beschlossen hat, den Menschen mit eigenen Händen zu helfen. Er sammelte Opfer und holte handverlesene Talente an seine Seite, um mit ihnen mehrere verrückte Stunts zu machen, Attentate zu verüben, Fallen zu stellen und den Abschaum der Welt auszurotten. Aber jetzt, in dieser Fantasiewelt, muss er gegen mehrere Fraktionen überleben, die ihn töten wollen, sein Reich schützen, seine Geschwister beschützen, seine Verlobte beschützen und das Wichtigste: die Welt beschützen. Aber er hatte den Dravis aus der modernen Welt nicht verloren. Als Professor am Morgen, als Graf am Nachmittag und als dunkler Ritter in der Nacht. _____________________________ "Du hast meinem Schüler wehgetan." Draven steht still da, keine Mana scheint von ihm auszugehen, nur ein einziger stirnrunzelnder Blick. Ein Stirnrunzeln, das ausreicht, um den Raum schwer werden zu lassen. "Als Lehrer glaubst du, ich würde dich ungestraft davonkommen lassen?" "Du scheinst zu glauben, dass mir deine Position wichtig ist, Prinz Hermit. Aber glaub mir", Draven machte einen langsamen Schritt. "Nicht einmal dein Vater könnte dich vor mir beschützen." _____________________________ Tägliches Update 2 Kapitel = 14 Kapitel/Woche Einige freundliche Belohnungen 100 Powerstones = +2 Kapitel an diesem Tag 200 Powerstones = +4 Kapitel an diesem Tag 50 Golden Tickets = +4 Kapitel an diesem Tag 1 Geschenk = +4 Kapitel an diesem Tag _____________________________ Teil der "King of Kings"-Reihe Der Roman "Die zweite Chance des bösen Professors" ist ein beliebter Light Novel aus den Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Romantik, Tragödie . Geschrieben vom Autor Arkalphaze . Lies den Roman "The Villain Professor's Second Chance" kostenlos online.

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