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Kapitel 660: Geschichten von den Langohren (2)

Kapitel 660: Geschichten von den Langohren (2)

„Vertrau mir“, sagte er mit leiser, bestimmter Stimme. „Das werde ich nicht.“

Eine einzelne spiralförmige Rune leuchtete durch seine Mana auf, so subtil in die Wand eingraviert, dass sie unbemerkt geblieben war. Der Stein begann weich zu werden, wie Wachs, das unter dem Feuer schmilzt. An den Rändern blühte Licht auf und schob den Felsen beiseite, als wäre er nichts weiter als ein Vorhang, der darauf wartete, gezogen zu werden.
Sylara hielt den Atem an. „Du willst dich durch festen Fels schmelzen?“

Draven stand auf und trat zurück. Die Wand pulsierte vor Energie und verschmolz zu einer durchsichtigen Barriere. Sie flackerte wie eine Hitzewelle, und auf ihrer Oberfläche tanzten silberblaue Lichtadern. Dahinter lag nur Dunkelheit – aber mit dieser Dunkelheit kam das schwache Echo von etwas Lebendigem.
„Eine Grenze“, wiederholte Draven und ließ die Worte wie Staub in der stickigen Luft hängen. Sein Atem kristallisierte sich zu silbernem Nebel vor dem pulsierenden Schleier. Aus der Nähe erinnerte ihn die Oberfläche an mondbeschienenes Wasser – Schicht um Schicht durchscheinender Wellen, die nie ganz brachen und jede mit einer leicht anderen Note summten. Manasparks schwebten in den Falten und flatterten wie in Bernstein gefangene Glühwürmchen.
Die zarte Süße von Frühlingsblüten vermischte sich mit dem metallischen Duft alter Schutzzauber, ein Parfüm, das in keine der ihm bekannten Höhlen passte.

Sylara musterte das Leuchten und runzelte die Stirn. „Ich sehe nur Licht und bekomme Kopfschmerzen.“ Sie streckte zögernd zwei Finger aus. Die Luft in der Nähe des Schleiers kribbelte, störte ihre Chimärenverbindung und ließ eine Gänsehaut auf ihrem Arm entstehen.
„Und du denkst, es ist klug, da reinzugehen?“

„Es geht nicht um Klugheit“, sagte er mit einer Stimme, die so ruhig war wie stilles Wasser. „Es geht um einen Plan.“

Als sie skeptisch die Augenbrauen hob, erklärte Draven: „Wir stehen vor einem Tor, das in das Gewebe zweier Erinnerungen geschrieben ist – der Erinnerung des Berges und einer Erinnerung, die weiter entfernt ist. Wenn wir zögern, wird es uns als Fremde erkennen und sich schließen.“
„Und was genau bedeutet das in einfachen Worten?“

„Es bedeutet“, antwortete Draven und warf ihr einen Seitenblick zu, „dass jenseits dieser Wand die Welt noch nicht entschieden hat, ob sie wach ist oder noch träumt.“ Er hielt ihren Blick einen Herzschlag lang fest und trat dann vor.

Die Barriere verschluckte ihn ohne ein Plätschern. Für einen Augenblick zerstreute sich seine Silhouette in Fäden aus Sternenlicht. Dann war er einfach verschwunden.
Sylara’s Puls schlug schneller. Vyrik knurrte und die Flügel der großen Chimäre entfalteten sich halb in Aufregung. Sie kratzte das Tier beruhigend an der Feder- und Fellhaube. „Ganz ruhig“, flüsterte sie – obwohl ihre eigene Stimme zitterte.

Sie nahm all ihren Mut zusammen, umklammerte den Dolch an ihrem Gürtel fester, atmete tief ein und stürzte hindurch.
Das Universum zuckte.

Es gab keinen Aufprall, kein Teleportationsruckeln. Stattdessen spürte sie, wie ihr Herzschlag in sich zusammenfiel und wie ein Trommelschlag in einer riesigen, hohlen Kathedrale des Geistes widerhallte.
Geräusche, die keine Geräusche waren, streiften ihre Ohren – Flöten, geschnitzt aus lebenden Ästen, Kinder, die unter einem Blätterdach kicherten. Ihr Blick zerfiel in verschwommene Bilder: eine silberne Hirschkuh, die durch die Dämmerung sprang, eine Stadt mit kristallinen Türmen, die unter drei Monden leuchtete, ein Kreis von Gestalten in Roben, die ein Wiegenlied zu den Sternen sangen. Nichts davon gehörte ihr, doch jedes Flackern haftete an ihrer Haut wie Tau.

Dann wurde der Boden wieder fest.
Sylara blinzelte heftig. Ein smaragdgrüner Schein ersetzte die trüben Fackeln der Höhle, kühl und lebendig. Sie atmete ein und würgte fast an der Intensität – Erde, feucht von jahrhundertelangem Humus, Luft, durchzogen vom Duft ferner Blüten, ein schwacher elektrischer Geruch von aktiven Runen. Um sie herum ragten Bäume empor, die so massiv waren, dass ihre untersten Äste wie lebende Brücken herabhingen.
Unter der Rinde funkelten Runen in dünnen Konstellationen, die flackerten, wenn eine Brise die Blätter bewegte.

Draven stand ein paar Schritte vor ihr, eine Handfläche gegen einen Stamm gedrückt, der breiter war als ein Haus. Das Licht der Runen zeichnete ein wechselndes Mosaik auf sein Gesicht – mal gelassen, mal streng. Er drehte sich nicht um, als sie neben ihm taumelte.
Sylara sog den Anblick in sich auf: gewölbte Holzstege, die von Ranken umschlungen waren; umgestürzte Türme aus hellem Stein, die wie zerbrochene Rippen aus dem Moos ragten; ein zerfallener Torbogen, dessen Schlussstein noch immer von halb funktionierenden Glyphen summte. Überall schwebten ätherische Staubkörnchen, winzige Illusionssplitter, die pulsierten, wenn sie sich bewegten, und sich zu Phantomblütenblättern formten, bevor sie sich wieder auflösten.
„Was … war das?“, brachte sie leise hervor, als hätte sie Angst, den Hain aus seinem Schlummer zu wecken. Vyrik schlich hinter ihr her, seine Krallen versanken in so dichtem Moos, dass selbst seine schweren Schritte gedämpft wurden. Die Kiefer der Chimäre öffneten sich zu einem vorsichtigen Knurren.

„Erinnerungen“, sagte Draven und wandte sich endlich zu ihr um. Seine Iris reflektierte das Runenlicht – quicksilverfarben und scharf. „Aber nicht unsere.“

Sie öffnete den Mund, um weiterzufragen, schloss ihn aber wieder, als ein fernes Glockenspiel durch die Blätter drang. Es klang wie Wind, der durch Kristall strömte, hatte aber einen bewussten Rhythmus. Sie erkannte, dass der Hain für sich selbst sang.
Sie drehten sich langsam im Kreis und nahmen das Panorama in sich auf. Hinter verworrenen Wurzeln schlängelte sich ein ausgetrockneter Bachlauf durch das Unterholz, dessen steiniger Boden mit eingravierten Symbolen übersät war. Zu ihrer Linken ragte eine zerfallene Säulenhalle empor, deren Marmorsäulen mit Reliefs von bekleideten Wächtern mit Laternen voller Samen verziert waren. Das Moos hatte die meisten Details verschlungen, aber es war noch genug übrig, damit Sylara die länglichen Ohren und hohen Wangenknochen der Hochelfen erkennen konnte.
„Dieser Ort ist auf keiner aktuellen Karte verzeichnet“, flüsterte sie. Ihr Blick wanderte zu einer Brücke über ihnen, wo verblasste Seidenbanner – jetzt zerfetzte Bänder – zwischen hölzernen Balustraden hingen. „Das kann nicht sein.“

„Das liegt daran, dass die Kartographen keine Spuren hinterlassen haben“, sagte Draven. Sein Tonfall war sachlich, doch darunter schwang etwas wie Ehrfurcht mit.
„Oder wenn sie es versucht haben, hat die Karte es vergessen.“

Sie runzelte die Stirn. „Orte verschwinden nicht einfach aus dem Gedächtnis.“

„Doch, das tun sie“, entgegnete er und kniff nachdenklich die Augen zusammen. Er deutete auf den nächsten mit Runen verzierten Baumstamm. „Wenn man sie dazu zwingt.“
Es wurde wieder still, nur unterbrochen vom leisen Rascheln kleiner Eidechsen, die über farnbedeckte Wurzeln huschten. Sylara nahm ihren Bogen ab, hielt ihn locker in der Hand, während sie sich umdrehte und die Schatten nach Bewegungen absuchte. Der Wald wirkte lebendig, aber nicht feindselig, wie eine Bibliothek, in der jedes Blatt eine Seite voller schlummernder Geschichten war.
„Wo sind wir?“, flüsterte sie.

Draven neigte den Kopf und lauschte einem Geräusch, das niemand sonst hören konnte. Es vibrierte in seinen Knochen wie eine Stimmgabel in einer Kathedrale und führte seine Zunge und seine Erinnerung mit gleicher Leichtigkeit.

„Çalethar“, sagte er schließlich und ließ den Namen über seinen Gaumen rollen wie einen edlen Wein, der aus einem verlorenen Keller wiedergefunden wurde. „Der Wald, der wartet.“
Sylara blieb mitten im Schritt stehen, die Lippen leicht geöffnet. Mondbeschneite Strähnen ihres Haares lösten sich aus ihrem Zopf, als sie ihn mit einem Blick ansah, der zwischen Ehrfurcht und Verzweiflung schwankte. „Du machst Witze. Gelehrte behandeln Çalethar wie eine Gutenachtgeschichte. Einen Pilgermythos. Eine Fußnote, begraben unter einem halben Jahrtausend Staub.“
Draven verzog den Mund zu einem kaum erkennbaren Lächeln. „Die meisten Wahrheiten beginnen so – sie werden ignoriert, dann geleugnet und schließlich verzweifelt verteidigt, sobald die Menschen erkennen, was sie wirklich bedeuten.“
Eine Stille legte sich über sie, dicht wie Samt. Der Wind seufzte durch die hoch aufragenden, mit Runen verzierten Stämme und hob Duftschwaden auf – Amberharz, feuchte Erde, eine süße Würze, die Sylara an getrocknete Sternfrüchte erinnerte, die in Wüstenlagern gewärmt worden waren. Jedes Blatt schien in ihrer Gegenwart zu zittern, als wäre der Wald selbst erwacht, um die Eindringlinge zu beobachten, die es wagten, seinen Schlaf zu stören.
Sie gingen vorsichtig und bedächtig gemeinsam voran. Die Waldwege waren gesäumt von zerbrochenen Illusionen, halb festen Echos längst vergangener Leben. Zwei durchsichtige Kinder huschten über die moosigen Steinplatten und jagten einen Ball aus Licht; einen Augenblick später löste sich die Vision in schwebende Staubkörnchen auf. Weiter vorne enthüllte die ansteigende Kurve eines Pavillons geisterhafte Tänzer, die in seidenen Gewändern wirbelten, bevor sie wieder ins Nichts verschwanden.
Sylara stockte mehr als einmal der Atem. Ihr Jagdinstinkt gebot ihr, bei jedem flüchtigen Schatten in ihrem Augenwinkel einen Pfeil zu ziehen, doch ein tieferer Instinkt sagte ihr, dass diese Phantome ihr nichts Böses wollten. Sie waren Schatten, die die Erinnerung des Hains warf – Reflexionen, keine Bedrohungen.

„Was glaubst du, was all das antreibt?“, flüsterte sie mit gedämpfter Stimme. „Kein lebender Magier könnte Illusionen so lange aufrechterhalten.“
Draven kniete sich hin, um Moos von einem Kopfstein zu wischen. „Restströme der Ley-Linien“, überlegte er. „Und etwas Älteres. Gedankenformen, die in die Baumwurzeln selbst eingewoben sind. Dieser Ort ist auf eine Weise lebendig, die selbst die Elfen nicht mehr dokumentieren.“

Sylara hockte sich neben ihn und fuhr mit den Fingerspitzen über denselben Stein. Ein Schauer lief ihr über das Handgelenk – statisch, neugierig, aufregend. „Fühlt sich an wie ein Herzschlag.“
„Oder wie das Echo eines Herzschlags“, stimmte er zu.

Ein plötzliches Aufleuchten auf dem Weg ließ Sylara nach links blicken. Sie stand auf und ging auf einen massiven Baumstamm zu, der an der Basis gespalten war. Ein dunkler Fleck verunreinigte die alte Rinde.
„Da ist Blut“, stellte sie mit angespannter Stimme fest. Sie drückte ihre behandschuhten Finger auf den sapfarbenen Fleck und spürte, wie die Rinde darunter leicht pulsierte. „Nicht erst seit ein paar Stunden. Höchstens seit ein paar Tagen.“

Die zweite Chance des bösen Professors

Die zweite Chance des bösen Professors

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Draven ist ein Zauberprofessor in einer Fantasiewelt. Er ist auch ein Graf, der seit seiner Jugend für seine bösen Taten und Fehler bekannt ist. Sein Untergang ist auf einen Fluch zurückzuführen, der sein intellektuelles Potenzial und seine Talente behindert. Schließlich wird er zum Bösewicht und verliert alles, was ihm lieb ist: seine Geschwister, seine Verlobte, sein Haus, sein Anwesen und vieles mehr. Nach einem elenden Tod wird er in der modernen Welt als Dravis Granger wiedergeboren. In seinem neuen Leben wächst er zu einem hochintelligenten Menschen heran, der nichts von seinem früheren Leben weiß, und wird junger Professor für Maschinenbau und Forscher. Allerdings hat er eine seltsame Obsession, ein Spiel zu entwickeln, angetrieben von lebhaften Vorstellungen von einer anderen Welt. Diese Obsession führt ihn dazu, ein Spiel zu entwickeln, das sein früheres Leben widerspiegelt. Als er seine virtuelle Realität fertigstellt, gewinnt er seine Erinnerungen an die Vergangenheit zurück. Überwältigt von intensiven Emotionen – Wut, Traurigkeit und der Erkenntnis seiner früheren Hässlichkeit – erleidet er einen tödlichen Herzinfarkt. In seinen letzten Augenblicken hört er eine Stimme, die anscheinend aus der Welt selbst kommt und ihm die Chance bietet, in seine ursprüngliche Fantasiewelt zurückzukehren. Allerdings würde er nur die Erinnerungen an sein modernes Leben behalten, nicht die Fehler seines ersten Lebens. Er stimmt zu und wird erneut wiedergeboren, diesmal mit dem Wissen eines modernen Professors für Maschinenbau. Aber eines zeichnet Dravis Granger aus: Er ist nicht nur ein Professor für Maschinenbau. Er ist nicht nur ein geradliniger, genialer Professor. Er hat seine Ideale, und die Welt ist für seinen großen Idealismus zu voller Bösewichte. Also strebt er mit seinem brillanten Verstand danach, ein Mastermind zu werden. Aber nicht als Bösewicht, sondern als jemand, der die Hoffnung in Polizei und Gerechtigkeit verloren hat und beschlossen hat, den Menschen mit eigenen Händen zu helfen. Er sammelte Opfer und holte handverlesene Talente an seine Seite, um mit ihnen mehrere verrückte Stunts zu machen, Attentate zu verüben, Fallen zu stellen und den Abschaum der Welt auszurotten. Aber jetzt, in dieser Fantasiewelt, muss er gegen mehrere Fraktionen überleben, die ihn töten wollen, sein Reich schützen, seine Geschwister beschützen, seine Verlobte beschützen und das Wichtigste: die Welt beschützen. Aber er hatte den Dravis aus der modernen Welt nicht verloren. Als Professor am Morgen, als Graf am Nachmittag und als dunkler Ritter in der Nacht. _____________________________ "Du hast meinem Schüler wehgetan." Draven steht still da, keine Mana scheint von ihm auszugehen, nur ein einziger stirnrunzelnder Blick. Ein Stirnrunzeln, das ausreicht, um den Raum schwer werden zu lassen. "Als Lehrer glaubst du, ich würde dich ungestraft davonkommen lassen?" "Du scheinst zu glauben, dass mir deine Position wichtig ist, Prinz Hermit. Aber glaub mir", Draven machte einen langsamen Schritt. "Nicht einmal dein Vater könnte dich vor mir beschützen." _____________________________ Tägliches Update 2 Kapitel = 14 Kapitel/Woche Einige freundliche Belohnungen 100 Powerstones = +2 Kapitel an diesem Tag 200 Powerstones = +4 Kapitel an diesem Tag 50 Golden Tickets = +4 Kapitel an diesem Tag 1 Geschenk = +4 Kapitel an diesem Tag _____________________________ Teil der "King of Kings"-Reihe Der Roman "Die zweite Chance des bösen Professors" ist ein beliebter Light Novel aus den Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Romantik, Tragödie . Geschrieben vom Autor Arkalphaze . Lies den Roman "The Villain Professor's Second Chance" kostenlos online.

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