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Kapitel 529: Wein und Krieg

Kapitel 529: Wein und Krieg

Das Handelshaus ragte über die ruhigen Straßen von Halewick, ein elegantes Gebäude aus dunklem Stein und hohen Glasfenstern, eine Festung, die wie ein Handelszentrum aussah. Die Luft im Inneren strahlte Macht aus – nicht die flüchtige, vergoldete Art, mit der Adlige prahlen, sondern etwas Heimtückischeres, Tieferes. Einfluss. Geheimnisse. Die stille Manipulation von Handelswegen und Lieferketten, die über den Aufstieg und Fall von Königen entschieden.
Im Inneren vermischte sich der Geruch von altem Pergament und Kerzenwachs mit dem scharfen Geruch von Tinte. In den polierten Regalen standen Geschäftsbücher, deren Seiten das Gewicht geflüsterter Geschäfte und stiller Verrat trugen. Auf schweren Holztischen lagen Landkarten, auf denen Routen mit Tinte und Blut markiert waren. Hier wurden mit einem Federstrich Vermögen gemacht und Kriege nicht auf dem Schlachtfeld, sondern bei einem Glas Wein entschieden.
Im obersten Stockwerk, wo das schwache Licht der Laternen an den dunklen Mahagoniwänden flackerte, stand Draven auf dem Balkon. Er stand regungslos in der kalten Nachtluft und wirkte eher wie eine aus Schatten geschnitzte Statue als wie ein Mensch aus Fleisch und Blut.

Das Weinglas in seiner Hand blieb unberührt.
Das war eine Gewohnheit, nichts weiter. Ein Mittel, um sich anzupassen und die Rolle zu spielen, die von ihm erwartet wurde, wenn es nötig war. Aber hier, in der Abgeschiedenheit seines Reiches, war das bedeutungslos. Er hatte keine Lust auf Genuss, keine Neigung zu Ablenkungen. Seine Konzentration war absolut, sein Verstand immer am Arbeiten, immer dabei, die Teile des sich ständig verändernden Spiels vor ihm zu analysieren.
Sein Blick schweifte über die Stadt unter ihm, seine scharfen Augen verengten sich, als er die entfernten Straßen beobachtete, in denen sich der Kampf abgespielt hatte.

Der Nebel hatte sich längst aufgelöst, aber er hatte die Details so klar vor Augen, als wären sie in Stein gemeißelt. Die Art, wie Kael gekämpft hatte, die Präzision seiner Schläge, die nahezu perfekte Nachahmung seines Gegners. Jede Finte, jeder Konter. Ein Duell, das nicht nur mit Klingen ausgetragen wurde, sondern auch mit Vertrautheit – ein Echo von etwas Tieferem.
Dann kam der Moment des Zögerns.

Kaels Griff um den zerrissenen Stoff der Maske des Attentäters wurde fester. Die flüchtige Unterbrechung seiner Haltung, die Art, wie sein Atem stockte, als hätte er einen Geist gesehen.

Erkennung.

Draven schloss kurz die Augen. Die Teile fügten sich zusammen, die Variablen verringerten sich zu einer einzigen, unvermeidlichen Schlussfolgerung.

Also. Sie war es.
Seine Finger klopften einmal gegen das Glas, eine rhythmische Bewegung des Nachdenkens, der Bestätigung.

Es war kein unerwartetes Ergebnis. Er hatte sein Vertrauen nicht in bloße Zufälle gesetzt. Aber selbst jetzt, trotz all seiner Vorbereitungen, blieben noch Unbekannte. Die losen Fäden, die sich jeder Berechnung entzogen. Kaels Reaktion. Das Gewicht, das dahintersteckte.

Und was das für das bedeutete, was als Nächstes kommen würde.
Draven wandte sich vom Balkon ab, seine Bewegungen fließend, zielstrebig. Die Kanzlei war still, leer von ihren üblichen Insassen, bis auf diejenigen, die sich unsichtbar bewegten. Seine versteckten Wachen, seine wachsamen Augen, alle in den Schatten postiert, warteten ohne Anweisung. Es bedurfte keiner Worte – jeder von ihnen kannte seine Rolle, seinen Zweck.

Dennoch veränderte sich die Luft, noch bevor sie sprach.

Er spürte ihre Anwesenheit, bevor er ihre Stimme hörte.
Ein leises Rascheln von Stoff. Eine Veränderung des Luftdrucks, als würde der Raum selbst ihre Ankunft anerkennen.

Draven reagierte nicht sofort. Seine Bewegungen waren bedächtig, präzise – so gemessen, wie es nur ein Mann sein kann, der nichts verschwendet. Er wandte sich vom Balkon ab und schritt über den polierten Holzboden des obersten Büros der Handelsfirma. Seine Finger strichen über den Rand seines unberührten Weinglases, als er es mit leiser Endgültigkeit beiseite stellte.
Das Gewicht der Stadt erstreckte sich hinter ihm über die hohen Glasfenster, aber seine Aufmerksamkeit war ganz woanders.

Bei ihr.

Liora stand direkt in der Tür seines Büros, ein in edle Gewänder gehülltes Gespenst, gelassen und mühelos. Das schwache Kerzenlicht flackerte auf den reich verzierten Stickereien ihrer dunklen Kaufmannskleidung, deren maßgeschneiderte Eleganz ihre wahre Identität verbarg.
Für die meisten war sie einfach die Stille Händlerin – eine mächtige Maklerin, eine Drahtzieherin des Handels, eine unantastbare Kraft, die den Fluss des Reichtums zwischen den Imperien bestimmte. Aber in der Unterwelt, wo Flüstern mehr Macht hatte als Stahl, war sie etwas ganz anderes.

Sie handelte nicht nur mit Waren.

Sie kaufte und verkaufte Leben.
Dravens Blick war teilnahmslos, als würde er an ihr vorbei statt sie anschauen. Aber Liora war keine Frau, die man einfach ignorieren konnte.

Sie machte einen weiteren Schritt nach vorne, mit der raubtierhaften Anmut von jemandem, der niemals zu zögern wusste. „War das alles Teil deines Plans?“, fragte sie mit sanfter Stimme, in der jedoch eine subtile Schärfe mitschwang, wie eine Klinge, die unter Seide verborgen war.
Draven antwortete nicht sofort. Er hatte dieses Gespräch erwartet. Er hatte es sogar geplant. Die Frage selbst war unbedeutend – die Antwort lag auf der Hand.

Natürlich war es Teil seines Plans.

Alles war es.
Sein Schweigen schreckte sie nicht ab. Liora beobachtete ihn mit fast träger Belustigung, obwohl Draven die Berechnung hinter ihren scharfen, wissenden Augen sehen konnte. „Du bist immer so berechenbar“, sinnierte sie und trat näher. „Du manövrierst aus dem Schatten, verschiebst die Figuren genau so, wie du willst, und stellst das Spielbrett genau so auf, wie du es willst. Warum?“

Ihre Stimme senkte sich, wie ein Flüstern, das ihn verunsichern sollte. „Du könntest das alles selbst lösen.“
Draven antwortete immer noch nicht.

Das Kerzenlicht flackerte, der schwache Schein fing die scharfen Konturen seines Gesichts ein und warf lange Schatten durch den Raum. Seine Finger, lang und von Jahren des Krieges und des Studiums vernarbt, schwebten über dem Schreibtisch, die einzige Bewegung in seiner ansonsten regungslosen Haltung.

Liora atmete durch die Nase aus, ein kurzer, wissender Atemzug.
„Du musst Menschen nicht wie Schachfiguren bewegen. Du könntest sie vernichten. Du könntest Seyrik selbst töten. Du könntest diejenigen, die dir im Weg stehen, auseinanderreißen.“ Sie neigte den Kopf leicht, ihr Grinsen war scharf und vernichtend. „Doch das tust du nicht.“

Sie lehnte sich an die Kante seines Schreibtisches, ihre Haltung war lässig, aber Draven wusste, dass er das nicht mit Nachlässigkeit verwechseln durfte.

Sie setzte ihn unter Druck.

Sie bohrte nach etwas, von dem sie schon wusste, dass er es ihr nicht geben würde.

„Warum?“, fragte sie noch mal, obwohl sie schon Theorien hatte. „Warum dieses Spiel, Draven? Warum so ein Manöver, wenn du einfach nehmen könntest?“

Die Frage hing schwer und erdrückend zwischen ihnen.
Dravens Finger zuckten einmal, eine kaum wahrnehmbare Bewegung. Dann drehte er sich mit der für ihn typischen akribischen Langsamkeit endlich ganz zu ihr um.

Ihre Blicke trafen sich.

Ein Zusammenprall zweier Geister, zweier Kräfte, die in den dunkelsten Ecken der Welt geschliffen worden waren.

Liora, die mit Geheimnissen und Mord handelte, die ihr Imperium mit Dolchen in der Dunkelheit aufgebaut hatte.
Und Draven, der sich unsichtbar bewegte und das Schlachtfeld gestaltete, noch bevor der Krieg überhaupt begonnen hatte.

Die Stille dehnte sich aus, dick vor der Spannung zweier Raubtiere, die sich gegenseitig einschätzten.

Liora blinzelte nicht.

Er auch nicht.

„Du kennst die Antwort bereits“, sagte Draven schließlich, seine Stimme so kalt und ruhig wie immer.
Liora hielt seinem Blick stand, unlesbar. Dann blinzelte sie langsam und bedächtig und lachte leise. „Natürlich“, murmelte sie.

Sie stieß sich vom Schreibtisch ab, stand wieder aufrecht da, und das Grinsen verschwand nicht von ihren Lippen. „Aber spiel mit mir.“

Draven spielte mit niemandem.

Das wusste sie.
Trotzdem fragte sie weiter.

„Warum machst du dir all diese Mühe?“, drängte sie. „Die Manöver, die indirekten Annäherungsversuche. Du könntest doch alles selbst regeln, oder?“

Draven antwortete nicht.

Stattdessen musterte er sie nur, ohne zu blinzeln.

Liora war geduldig, aber nur bis zu einem gewissen Punkt.
Als er nicht antwortete, fuhr sie fort und trat näher an ihn heran, so nah, dass der Duft von gewürzter Tinte und Stahl schwach an ihrem Gewand haftete. „Du könntest Seyrik töten“, sagte sie erneut, ihre Stimme jetzt leiser, als würde sie eine unbestreitbare Tatsache feststellen. „Eliminiere diejenigen, die dir im Weg stehen. Doch du spannst dieses komplizierte Spiel und ziehst hinter den Kulissen an Fäden, von denen niemand weiß, dass sie existieren.“
Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Warum?“

Dravens Finger klopften einmal gegen den Schreibtisch.

Eine einzige flüchtige Bewegung.

Dann sprach er endlich.

„Weil Effizienz es erfordert.“

Liora hob eine Augenbraue. „Effizienz?“

„Du verwechselst Macht mit Kontrolle“, sagte er ruhig. „Jeder kann Hindernisse beseitigen. Die wirklich Mächtigen formen sie, damit sie einem höheren Zweck dienen.“
Ihr Grinsen wurde etwas breiter, aber darunter lag etwas Nachdenkliches. „Ah. Und ich dachte schon, du spielst einfach nur gerne Gott.“

Draven würdigte das keiner Antwort. Stattdessen musterte er sie – genauer, tiefer. Sie wich aus. Der scharfe Blick in ihren Augen galt nicht nur ihm. Da war noch etwas anderes, etwas Unruhiges.

„Wie war der Kampf?“, fragte er.
Liora richtete sich leicht auf. „Einfach.“

Eine Pause. Einen Bruchteil zu lang. Er bemerkte es sofort.

„Aber?“

Sie atmete aus, ihr Grinsen verschwand fast vollständig. „Der Halbling“, sagte sie. „Er kämpft wie ich.“

Die zweite Chance des bösen Professors

Die zweite Chance des bösen Professors

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Draven ist ein Zauberprofessor in einer Fantasiewelt. Er ist auch ein Graf, der seit seiner Jugend für seine bösen Taten und Fehler bekannt ist. Sein Untergang ist auf einen Fluch zurückzuführen, der sein intellektuelles Potenzial und seine Talente behindert. Schließlich wird er zum Bösewicht und verliert alles, was ihm lieb ist: seine Geschwister, seine Verlobte, sein Haus, sein Anwesen und vieles mehr. Nach einem elenden Tod wird er in der modernen Welt als Dravis Granger wiedergeboren. In seinem neuen Leben wächst er zu einem hochintelligenten Menschen heran, der nichts von seinem früheren Leben weiß, und wird junger Professor für Maschinenbau und Forscher. Allerdings hat er eine seltsame Obsession, ein Spiel zu entwickeln, angetrieben von lebhaften Vorstellungen von einer anderen Welt. Diese Obsession führt ihn dazu, ein Spiel zu entwickeln, das sein früheres Leben widerspiegelt. Als er seine virtuelle Realität fertigstellt, gewinnt er seine Erinnerungen an die Vergangenheit zurück. Überwältigt von intensiven Emotionen – Wut, Traurigkeit und der Erkenntnis seiner früheren Hässlichkeit – erleidet er einen tödlichen Herzinfarkt. In seinen letzten Augenblicken hört er eine Stimme, die anscheinend aus der Welt selbst kommt und ihm die Chance bietet, in seine ursprüngliche Fantasiewelt zurückzukehren. Allerdings würde er nur die Erinnerungen an sein modernes Leben behalten, nicht die Fehler seines ersten Lebens. Er stimmt zu und wird erneut wiedergeboren, diesmal mit dem Wissen eines modernen Professors für Maschinenbau. Aber eines zeichnet Dravis Granger aus: Er ist nicht nur ein Professor für Maschinenbau. Er ist nicht nur ein geradliniger, genialer Professor. Er hat seine Ideale, und die Welt ist für seinen großen Idealismus zu voller Bösewichte. Also strebt er mit seinem brillanten Verstand danach, ein Mastermind zu werden. Aber nicht als Bösewicht, sondern als jemand, der die Hoffnung in Polizei und Gerechtigkeit verloren hat und beschlossen hat, den Menschen mit eigenen Händen zu helfen. Er sammelte Opfer und holte handverlesene Talente an seine Seite, um mit ihnen mehrere verrückte Stunts zu machen, Attentate zu verüben, Fallen zu stellen und den Abschaum der Welt auszurotten. Aber jetzt, in dieser Fantasiewelt, muss er gegen mehrere Fraktionen überleben, die ihn töten wollen, sein Reich schützen, seine Geschwister beschützen, seine Verlobte beschützen und das Wichtigste: die Welt beschützen. Aber er hatte den Dravis aus der modernen Welt nicht verloren. Als Professor am Morgen, als Graf am Nachmittag und als dunkler Ritter in der Nacht. _____________________________ "Du hast meinem Schüler wehgetan." Draven steht still da, keine Mana scheint von ihm auszugehen, nur ein einziger stirnrunzelnder Blick. Ein Stirnrunzeln, das ausreicht, um den Raum schwer werden zu lassen. "Als Lehrer glaubst du, ich würde dich ungestraft davonkommen lassen?" "Du scheinst zu glauben, dass mir deine Position wichtig ist, Prinz Hermit. Aber glaub mir", Draven machte einen langsamen Schritt. "Nicht einmal dein Vater könnte dich vor mir beschützen." _____________________________ Tägliches Update 2 Kapitel = 14 Kapitel/Woche Einige freundliche Belohnungen 100 Powerstones = +2 Kapitel an diesem Tag 200 Powerstones = +4 Kapitel an diesem Tag 50 Golden Tickets = +4 Kapitel an diesem Tag 1 Geschenk = +4 Kapitel an diesem Tag _____________________________ Teil der "King of Kings"-Reihe Der Roman "Die zweite Chance des bösen Professors" ist ein beliebter Light Novel aus den Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Romantik, Tragödie . Geschrieben vom Autor Arkalphaze . Lies den Roman "The Villain Professor's Second Chance" kostenlos online.

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