Kaels Fuß schwebte einen Zentimeter über dem mit Spinnweben übersäten Boden, und sein Atem stockte, als er das leise Zittern sah, das sich nach außen ausbreitete. Die seidenen Fäden schienen vor Leben zu zittern, jeder einzelne Faden bebte, als würde er Geheimnisse in die Dunkelheit flüstern. Das Zittern war nicht laut – es war kaum wahrnehmbar, eine schwache Vibration, die durch die Luft zu pulsieren schien, doch sie hatte eine Wucht, die Kaels Brust zusammenziehen ließ.
Es war die Art von Geräusch, die seinen Instinkt zur Flucht aufschreien ließ, aber sein Körper verriet ihn und blieb wie an den Boden der Höhle genagelt stehen.
Das Leuchten der Runen an den Höhlenwänden schien sich zu verstärken und tauchte sein Gesicht in einen überirdischen grünen Schimmer. Das Licht flackerte unregelmäßig, als würde es auf die Störung reagieren. Das leise Summen, das von ihnen ausging, klang jetzt lauter, eindringlicher und hallte tief in seinen Knochen wider.
„Keine Bewegung“, sagte Liora scharf, seine Stimme war ein leises Knurren, das wie ein Messer durch die schwere Luft schnitt. Der übliche neckische Unterton in seiner Stimme war verschwunden und durch eine Schärfe ersetzt worden, die Kael noch nie gehört hatte. Liora duckte sich, seinen Dolch bereits gezogen, dessen Klinge im Licht der Runen schwach glänzte.
Seine scharfen Augen huschten über das Labyrinth aus Spinnweben, das sich um sie herum gespannt hatte, sein Gesichtsausdruck war wie aus Stein gemeißelt. „Das war eine Fallstrick. Wir haben gerade dem ganzen Nest verraten, dass wir hier sind.“
Kaels Herz sank, und er spürte das Gewicht von Lioras Worten wie einen Stein auf seiner Brust. Seine Muskeln schrien ihn an, sich zu bewegen, wegzulaufen, aber er brachte sich nicht dazu, auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rühren.
Die Netze um ihn herum schienen zu atmen, die Erschütterungen breiteten sich wie Wellen auf einem Teich aus, jede Vibration verstärkte die bedrückende Stille der Höhle. Das leise Geräusch von huschenden Schritten hallte von irgendwo tief in der Mine wider, wurde lauter, näher.
„Welche Spinnen haben Dreifachfallen?“, flüsterte Kael, seine Stimme kaum hörbar, doch in der angespannten Stille klang sie ohrenbetäubend.
„Die Art, denen du wirklich nicht begegnen willst“, murmelte Liora und warf einen scharfen Blick in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Er verlagerte sein Gewicht leicht, seine Bewegungen waren bedächtig und berechnend, als könnte die Luft selbst sie verraten. „Bleib ruhig. Panik bringt dich um. Lass mich nachdenken.“
Kael schluckte schwer und versuchte, seinen Atem zu beruhigen.
Er konnte seine Augen nicht davon abhalten, durch die Höhle zu huschen, wo die bedrückenden Schatten mit jeder Sekunde näher zu kommen schienen. Die komplizierten Netze, die sich über die Kammer spannten, glitzerten schwach, und das Leuchten der Runen tanzte entlang der Fäden und erzeugte die Illusion von Bewegung, wo keine war. Setze dein Abenteuer in My Virtual Library Empire fort
„Was passiert jetzt?“, fragte Kael, seine Stimme zitterte, obwohl er sich bemühte, ruhig zu klingen.
Liora antwortete nicht sofort. Er duckte sich tiefer, hielt seinen Dolch fest in einer Hand, während die andere knapp über dem mit Spinnweben übersäten Boden schwebte. Seine Finger zuckten, als würden sie unsichtbare Muster in die Luft zeichnen. „Kommt drauf an“, sagte er schließlich mit knapper Stimme. „Wenn wir Glück haben, war es eine alte Linie. Wenn nicht …“
Wie auf Kommando ertönte ein zischendes Geräusch aus der Dunkelheit, das durch die Höhle hallte wie eine gezackte Klinge, die über Stein kratzte. Es war nicht nur ein Geräusch, sondern ein Chor, ein Schwarm von Stimmen, die aus allen Richtungen zu hallen schienen. Die Netze begannen nun heftiger zu vibrieren, und die Erschütterungen breiteten sich aus wie ein Herzschlag, der immer schneller und lauter wurde.
Kael schnürte sich die Kehle zu. „Das klingt nicht nach Glück.“
„Nein“, sagte Liora knapp und kniff die Augen zusammen, während er die Dunkelheit absuchte. „Nein, tut es nicht.“
Das Rascheln wurde lauter, das rhythmische Klopfen unzähliger Beine, die sich im Gleichklang bewegten, ließ Kael einen Schauer über den Rücken laufen.
Schatten flackerten knapp außerhalb des Lichtkegels seiner Laterne, undeutliche Gestalten, die hin und her huschten. Er konnte ihre Präsenz jetzt spüren, eine bedrückende Kraft, die die Luft schwerer machte und das Atmen erschwerte.
„Kael“, sagte Liora mit schärferer Stimme, die den zunehmenden Lärm übertönte. „Wenn ich renne, rennst du auch. Verstanden?“
Kael nickte stumm und umklammerte den Griff seines Dolches fester. Schweiß bedeckte seine Handflächen, und er spürte, wie sein Puls wie ein Trommelschlag gegen seine Rippen hämmerte. Er atmete flach und schnell, und jeder Atemzug schmeckte nach der sauren, metallischen Luft der Höhle.
Lioras Blick huschte zu ihm, und trotz der ernsten Lage spielte ein leichtes Grinsen um seine Mundwinkel.
„Und um der Götter willen, stolper nicht über deine eigenen Füße. Ich komme nicht zurück, um dich zu retten.“
Kael versuchte zu lächeln, aber seine Lippen bewegten sich kaum. Das Zirpen war jetzt ohrenbetäubend, eine anschwellende Geräuschflut, die von allen Seiten näher zu kommen schien. Die Netze um sie herum schwankten wie gespenstische Ranken, ihre Bewegungen waren viel zu bewusst, als dass er sich wohlfühlen konnte.
Die erste Spinne tauchte auf, ihr glänzender Panzer schimmerte im trüben Licht, als sie aus den Schatten trat. Sie war größer als die, denen sie bisher begegnet waren, und ihre Beine bewegten sich mit einer unnatürlichen Geschmeidigkeit, die Kael den Magen umdrehen ließ. Ihre Augen leuchteten wie Obsidian-Splitter und fixierten ihn ohne zu blinzeln.
„Lauf!“, schrie Liora, und seine Stimme durchdrang die lähmende Angst wie ein Peitschenhieb.
Kael setzte seinen Fuß auf den zitternden Boden und rannte los, die Laterne schwang wild in seiner Hand. Das Zirpen der Spinnen schwoll zu einem ohrenbetäubenden Lärm an, ihre Schatten breiteten sich im schwachen Schein seiner Laterne aus, während die Schwärme vorwärts drängten.
Kael schluckte schwer, seine Kehle war trocken. „Ich wollte nicht …“
„Es ist egal, was du wolltest“, sagte Liora und stand fließend auf.
„Was zählt, ist, dass wir überleben, was jetzt passiert.“
Die Erschütterungen breiteten sich wie Wellen auf einem Teich aus und verschwanden in der Dunkelheit. Dann kam das Geräusch. Es begann als leises Zirpen, so leise, dass man es für den Wind halten konnte, der durch die Höhle wehte. Aber es wurde lauter und schwoll zu einem Chor aus Klicken und Rascheln an, der aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien. Kael umklammerte seinen Dolch fester, seine Handflächen waren schweißnass.
„Sie kommen“, flüsterte Liora, sein Grinsen war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er griff in seine Tasche und holte ein kleines Glasfläschchen mit einer öligen, glänzenden Flüssigkeit heraus. „Bleib dicht bei mir. Wenn du dich entfernst, bist du tot.“
Die erste Spinne tauchte aus den Schatten auf und kroch mit unnatürlicher Anmut an der Wand hinunter. Kael wurde übel, als er ihren glänzenden schwarzen Panzer sah, dessen unzählige Augen im schwachen Schein der Laterne wie polierter Obsidian funkelten. Dann tauchte eine weitere auf. Und noch eine. Sie strömten wie eine lebende Flut aus den Spalten, ihre Bewegungen koordiniert, fast militärisch.
„Auf mein Zeichen“, sagte Liora mit fester Stimme. Mit einer geübten Bewegung seines Handgelenks warf er die Phiole auf den Boden. Sie zerbrach und die Flüssigkeit darin entzündete sich beim Kontakt mit der Luft und explodierte in einem gleißenden Licht- und Hitzeball. Die Spinnen wichen zurück, ihre Schreie durchdrangen die Höhle wie scharfe Glasscherben.
„Los!“, bellte Liora und stürmte vorwärts. Sein Dolch blitzte im flackernden Licht auf und schnitt sauber durch die Beine der nächsten Spinne. Das Wesen sackte mit einem feuchten Zischen zusammen, und Kael zwang sich, ihm zu folgen, seine eigene Klinge ungeschickt, aber entschlossen.
In der Höhle brach Chaos aus. Spinnen schwärmten aus allen Richtungen herbei, ihre Bewegungen waren schneller, als Kael sie verfolgen konnte.
Er schlug wild um sich, seine Klinge traf hier ein Bein, dort einen Panzer, aber er konnte nicht mithalten.
„Konzentrier dich auf deine Schläge!“, schrie Liora durch den Nebel der Panik. „Du verschwendest Energie. Schlag dort zu, wo es wehtut!“
Kael biss die Zähne zusammen und bewegte sich immer bedächtiger. Er fand den Rhythmus, den Liora ihm zuvor eingeimpft hatte – seitwärts ausweichen, zuschlagen, zurückweichen.
Als eine Spinne sich auf ihn stürzte, duckte er sich tief und drehte seinen Körper gerade so weit, dass er den scharfen Mandibeln entging, die nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt zuschnappten. Sein Dolch fand die weiche Stelle unter dem Kopf der Spinne, und er rammte ihn mit aller Kraft hinein. Die Kreatur kreischte, ein schriller, unnatürlicher Laut, der in der Höhle widerhallte und ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Ihre Beine zuckten heftig, bevor sie zu einem Haufen zusammenbrach.
Der Sieg war nur von kurzer Dauer. Die nächste Spinne kam fast sofort auf ihn zu, ihr glatter, glänzender Panzer reflektierte das schwache Leuchten der Runen. Kaels Blick huschte zu ihren Beinen, die sich beunruhigend schnell bewegten und mit ihren scharfen, hakenförmigen Enden gegen den Stein klackerten. Er stolperte zurück und konnte sich gerade noch fangen, als er mit seiner Klinge in einem weiten Bogen ausholte.
Der Schlag prallte von dem harten Körper der Spinne ab und hinterließ nur einen flachen Schnitt.
„Ich sagte, konzentriere deine Schläge, Kael!“, hallte Lioras Stimme scharf und befehlend. „Du verschwendest Energie! Ziel auf die Gelenke, nicht auf den Panzer!“