Die flackernden Glutreste des erlöschenden Feuers warfen schwache, flackernde Schatten über die Lichtung. Kael umklammerte sein Schwert fester, das abgenutzte Leder des Griffs gab seiner Handfläche Halt. Die leuchtenden Augen, die ihn in der Dunkelheit umkreisten, reflektierten das schwache Feuerlicht, unbeweglich und raubtierhaft. Ein leises Knurren hallte durch die Nachtluft, tief und resonant. Es war keine Herausforderung – es war eine Warnung.
Die Wölfe hatten es nicht eilig. Das mussten sie auch nicht.
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Kaels Beine schmerzten von der geduckten Verteidigungshaltung. Seine Muskeln brannten vor Anspannung, aber er wagte es nicht, sich zu entspannen. Er verlagerte sein Gewicht leicht, um den Druck auf seine Knie zu verringern, ohne dabei zu viel Geräusche zu machen.
Die Wölfe würden alles bemerken. Jedes Knurren, jedes Rascheln im Gebüsch zerrte an seinen Nerven, aber er atmete ruhig weiter. Garricks Stimme hallte in seinem Kopf wider: „Raubtiere sind geduldig. Sie warten, bis du verwundbar bist.“ Er schluckte schwer und versuchte, das flaues Gefühl in seinem Magen zu verdrängen.
Sie warten darauf, dass ich einen Fehler mache, dachte er. Oder dass ich müde werde. Sie können es kommen sehen. Verdammt, ich kann es kommen spüren.
Er konnte jetzt ihre Umrisse erkennen, als sie näher kamen, ihr Fell verschmolz nahtlos mit den Schatten des Waldes. Das Licht des Feuers reichte nur bis zu einer bestimmten Stelle, dahinter war es dunkel, dicht und undurchdringlich. Er war sich nicht sicher, wie viele es waren. Drei, vielleicht vier.
Ihre leuchtenden Augen und das leise Knurren schienen sich zu bewegen, zu weben und zu kreuzen, sodass er nicht wusste, wo er sie finden sollte.
Kael umklammerte sein Schwert fester. Die Klinge fühlte sich schwerer an als noch am Morgen. Seine Schultern schmerzten, seine Armmuskeln brannten von der Anstrengung, das Schwert so lange bereit zu halten. Er spürte, wie ihm der Schweiß in der Kälte der Nacht kalt und klamm den Rücken hinunterlief.
Er biss die Zähne zusammen und flüsterte sich zu: „Bleib ruhig. Denk nach.“ Der Klang seiner eigenen Stimme war fast fremd in der bedrückenden Stille, aber er hielt ihn bei Verstand.
Ein Knurren, diesmal näher, unterbrach seine Gedanken. Sein Blick schoss zu der Quelle, und für einen flüchtigen Moment traf er den Blick eines der Wölfe.
Sein Blick war beunruhigend intelligent, eine Herausforderung und ein Versprechen zugleich. Er machte einen Schritt zurück, wobei sein Stiefel die Kante des Feuerkreises streifte. Die Ohren des Wolfes zuckten, und er erstarrte, bereit zum Sprung. Die anderen reagierten darauf und bewegten sich fließend und bedächtig.
Kaels Herz hämmerte in seiner Brust, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben. Er durfte nicht in Panik geraten.
Er warf einen Blick auf das Feuer. Die Glut bot jetzt kaum noch Schutz, ihr schwaches Leuchten erhellte die Lichtung kaum noch. Das Feuer anzufachen hätte bedeutet, den Wölfen den Rücken zuzukehren, wenn auch nur für einen Moment. Er verwarf den Gedanken. Es war zu gefährlich. Aber das Feuer so zu lassen, wie es war, bedeutete, dass sein ohnehin schon geringer Vorteil vollständig verschwinden würde.
Seine Gedanken rasten. Jetzt kämpfen? Verletzungen oder Schlimmeres riskieren gegen ein Rudel, das besser zusammenarbeitete, als er es je könnte? Warten? Hoffen, dass sie das Interesse verloren? Aber Wölfe waren nicht dafür bekannt, dass sie leicht aufgaben. Wenn sie einmal eine Beute gewittert hatten, gaben sie selten auf, bevor sie sie erlegt hatten.
Seine Brust zog sich zusammen.
Mut ist keine Leichtsinnigkeit, hallte die Stimme von Ältestem Valin in seinen Gedanken wider.
Es bedeutet, in kalkulierten Risiken Stärke zu finden.
Kael lockerte den Griff um sein Schwert leicht, während er seine Haltung anpasste. Er brauchte einen Mittelweg – etwas, das ihm die Chance gab, den Kampf nach seinen Bedingungen zu kontrollieren. Langsam und vorsichtig bewegte er sich zum Rand der Lichtung. Die Wölfe beobachteten ihn, ihre leuchtenden Augen verengten sich, ihre Bewegungen spiegelten seine wider. Sie konnten sehen, was er vorhatte, und es gefiel ihnen nicht.
Seine Hand streifte einen Haufen Stöcke, die er zuvor für das Feuer gesammelt hatte. Er duckte sich, das Schwert noch immer in der Hand, und griff nach so vielen Stöcken, wie er konnte, ohne den Blick von den Wölfen abzuwenden. Er bewegte sich bedächtig und achtete darauf, sie nicht durch eine plötzliche Bewegung oder ein Geräusch zum Angriff zu provozieren. Die Stöcke fühlten sich rau und splitterig an, aber sie waren trocken genug, um zu brennen. Er konnte nur hoffen, dass sie schnell Feuer fingen würden.
Kael ging rückwärts zum Feuer und näherte sich mit quälender Langsamkeit. Die Wölfe folgten ihm und knurrten immer lauter. Einer von ihnen bellte scharf, und Kael erstarrte, der Atem stockte ihm in der Kehle. Die Meute bewegte sich, ihre Bewegungen wurden unberechenbarer und aggressiver. Er konnte spüren, wie ihre Frustration wuchs, wie ein Sturm, der kurz vor dem Ausbruch stand.
Der Moment zog sich hin, unerträglich und angespannt. Dann machte Kael seinen Zug. Er ließ die Stöcke auf die Glut fallen und schlug mit dem Feuerstein und Stahl, die er in seinen Gürtel gesteckt hatte, aufeinander. Funken sprühten, und für einen atemberaubenden Moment passierte nichts. Dann loderte das Feuer auf, die Flammen schlugen hungrig nach oben und tauchten die Lichtung in ein plötzliches, gleißendes Licht.
Die Wölfe zuckten zusammen, wichen ein paar Schritte zurück und ihr Knurren verwandelte sich in unsicheres Winseln. Kael ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen. Er stellte sich mit dem Rücken zu einem dicken Baum, um den Winkel, aus dem sie angreifen konnten, einzuschränken. Das Feuerlicht reichte nicht weit, aber es reichte aus, um die Wölfe davon abzuhalten, sofort anzugreifen. Vorerst.
Kael umklammerte sein Schwert fester und spannte jeden Muskel seines Körpers an, um dem wachsenden Druck standzuhalten. Er atmete flach und kontrolliert, während er die Schatten absuchte, wobei jede noch so kleine Bewegung seinen Puls schneller schlagen ließ. Die Wölfe waren nicht verschwunden, nur verzögert, ihre leuchtenden Augen reflektierten das schwache Feuerlicht wie zwei bedrohliche Leuchtfeuer. Sie bewegten sich knapp außerhalb des Lichtkreises, ihre Silhouetten verschmolzen mit der Dunkelheit, unruhig auf und ab.
Jeder ihrer Schritte war bedächtig, ihre Geduld war nervenaufreibend. Kael spürte, wie das Gewicht ihrer raubtierhaften Konzentration auf ihm lastete und auf den kleinsten Fehltritt wartete.
Einer der Wölfe – ein größerer mit dichtem, verfilztem Fell – blieb stehen und drehte den Kopf zum Feuer, die Ohren zuckend. Das tiefe Knurren, das aus seiner Kehle drang, war fast eine Vibration, tief und hallend. Kael umklammerte sein Schwert noch fester, der abgenutzte Ledergriff grub sich in seine Handfläche. Er konnte die scharfen Zähne sehen, als der Wolf die Lippen zurückzog, seine Absicht war klar.
Die Meute bewegte sich wie Schatten, die zum Leben erwacht waren, ihre Bewegungen koordiniert und fließend. Kael spürte, wie die Spannung in der Luft stieg, eine spürbare Ladung, die jeden Moment zu entladen drohte. Sie warteten darauf, dass er wieder ins Straucheln geriet – dass er stolperte, Schwäche zeigte. Der Gedanke nagte an seiner Entschlossenheit, aber er verdrängte ihn. Er kannte ihr Spiel: Sie wollten ihn erschöpft, unsicher und vor allem verwundbar sehen.
Schweiß tropfte ihm von der Schläfe, kalt trotz der Hitze des Feuers. Sein Rücken schmerzte von der Anstrengung, seine Verteidigungshaltung zu halten, und seine Beine fühlten sich an, als würden sie jeden Moment nachgeben. Aber er weigerte sich, das zu zeigen. Jedes Knurren, jedes Rascheln der Blätter stellte seine Konzentration auf die Probe, aber Kael zwang sich, ruhig zu bleiben. Er würde ihnen nicht geben, was sie wollten. Noch nicht.
Der erste Angriff kam ohne Vorwarnung. Einer der Wölfe schoss auf die Lichtung, die Zähne fletschend und knurrend. Kael wich zur Seite aus und holte mit seinem Schwert in einem schnellen Bogen aus. Die Klinge versenkte sich in der Flanke des Wolfes, der aufschrie und davonrannte. Blut spritzte auf den Boden und glänzte dunkel im Schein des Feuers.
Das Rudel heulte im Chor, ein eiskalter Klang, der Kael einen Schauer über den Rücken jagte. Es war ein Signal. Ein Sammelruf.
Sie stürmten gemeinsam auf ihn zu. Kael schwang sein Schwert mit verzweifelter Präzision, seine Bewegungen eher von Instinkt als von Verstand geleitet.
Ein Wolf sprang an seiner Seite hervor, und er schaffte es gerade noch, sein Schwert rechtzeitig zu heben, wobei der Aufprall seinen Arm erschütterte. Ein weiterer Wolf schoss von hinten heran und schnappte nach seinem Bein. Kael trat aus und traf den Wolf am Kiefer, aber diese Bewegung ließ ihn ungeschützt. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen Arm, als die Zähne eines dritten Wolfes sich in sein Fleisch bohrten.
Er biss die Zähne zusammen und wand sich heftig, als sich die Kiefer des Wolfes tiefer in seinen Arm gruben. Der Schmerz flammte auf, scharf und brennend, aber er weigerte sich, sich davon überwältigen zu lassen. „Lass mich los!“, knurrte er und rammte den Schwertgriff mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, in den Schädel des Wolfes.
Das Knacken des Aufpralls hallte in seiner Hand wider, und der Wolf stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus, ließ ihn los und taumelte zurück. Blut tränkte seinen Ärmel, warm und klebrig, und lief in Strömen seinen Arm hinunter. Kael hatte kaum Zeit, die Verletzung zu registrieren, bevor sich ein weiterer Wolf auf ihn stürzte, die Augen wild und die Zähne fletschend.
„Verdammt!“, schrie Kael und schwang sein Schwert in einem verzweifelten Bogen nach oben.
Die Klinge traf den Wolf in der Luft und durchbohrte seine Brust mit einem widerlichen Knacken. Das Tier stieß ein klägliches Wimmern aus, wurde aber von seiner Wucht weiter nach vorne getrieben, bis es zu seinen Füßen zusammenbrach. Kael taumelte zurück, sein Atem ging stoßweise, während der kupferne Geruch von Blut die Lichtung erfüllte. Mit zitternder Hand wischte er sich Schweiß und Blut von der Stirn und umklammerte das Schwert trotz des brennenden Schmerzes in seinen Armen noch fester.
„Wollt ihr mehr?“, knurrte er mit rauer Stimme. Sein Blick huschte zu den verbleibenden Wölfen, deren gelbe Augen vor einer Mischung aus Hunger und Zögern glühten. „Na los, dann! Bringen wir es zu Ende!“ Die Worte klangen mutig, aber das Zittern in seinen Beinen verriet seine Erschöpfung. Er wusste, dass er das nicht mehr lange durchhalten würde. Dennoch hob er erneut sein Schwert und forderte sie auf, sich zu bewegen.
Kael taumelte zurück, seine Brust hob und senkte sich heftig. Die restlichen Wölfe zögerten und blickten zwischen ihm und ihren gefallenen Rudelkameraden hin und her. Er konnte sehen, wie ihr Hunger mit ihrer Vorsicht kämpfte. Sie gaben noch nicht auf, noch nicht.
Der nächste Angriff war schlampiger, verzweifelter. Kael nutzte seine Umgebung, warf Erde auf, um einen Wolf zu blenden, bevor er auf einen anderen einschlug. Seine Tasche schwang wild hin und her, während er sich bewegte, und er griff danach und schleuderte sie auf den nächsten Wolf. Das unerwartete Projektil erschreckte das Tier und verschaffte ihm gerade genug Zeit, um ihm seine Klinge in die Seite zu rammen.
Die Entschlossenheit des Rudels war endlich gebrochen. Die letzten beiden Wölfe blieben am Rand der Lichtung zurück, ihr Knurren war jetzt leiser, ihre Zuversicht erschüttert. Kael wartete nicht, bis sie sich neu formierten. Er rückte vor, blutüberströmt und zerschlagen, sein Schwert trotz der zitternden Hände ruhig gehalten.
„Hau ab!“, knurrte er mit heiserer Stimme.
Ein Wolf rannte los und verschwand im Wald. Der andere zögerte und starrte ihn an. Kael machte einen weiteren Schritt nach vorne, ohne sich von der Stelle zu rühren. Der Wolf gab ein leises Winseln von sich, bevor er sich in die Schatten zurückzog.
Auf der Lichtung war es still, nur das Knistern des Feuers und Kaels unregelmäßiges Atmen waren zu hören.
Er sank auf die Knie, das Schwert glitt ihm aus der Hand und blieb im blutgetränkten Boden liegen. Seine Arme hingen schlaff an seinen Seiten, jeder Muskel seines Körpers schrie vor Schmerz.
Der Geruch von Blut lag schwer in der Luft, metallisch und scharf. Kaels Blick fiel auf die Leichen der gefallenen Wölfe, deren leblose Körper ihn daran erinnerten, wie nah er dem Tod gewesen war. Er wusste, dass der Geruch weitere Raubtiere anlocken würde, wenn er hierblieb.
Kael biss die Zähne zusammen und zwang sich, weiterzugehen. Er schüttete mit beiden Händen Erde auf das Feuer und erstickte die Flammen, bis nur noch Rauch übrig war. Die Lichtung versank in Dunkelheit, und Kael musste sich auf das schwache Mondlicht verlassen, um seinen Weg zu finden, während er davonstolperte.
Seine Schritte waren ungleichmäßig, seine Beine schleppten sich voran, während ihn die Erschöpfung zu überwältigen drohte. Der Wald schien voller Leben zu sein, jedes Rascheln und Knacken eines Astes ließ seine Nerven blank liegen. Er umklammerte seinen verwundeten Arm, der provisorische Verband, den er zuvor angelegt hatte, war bereits durchnässt.
„Einfach weitergehen“, murmelte er vor sich hin, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Der Klang seiner eigenen Worte war ein schwacher Trost, eine Erinnerung daran, dass er noch am Leben war.
Die Nacht schien endlos. Die Zeit verlor jede Bedeutung, während Kael durch den Wald stapfte und sein Körper nur noch von Willenskraft angetrieben wurde. Als die ersten Strahlen der Morgendämmerung durch die Bäume brachen, waren sie wie eine Rettungsleine. Die goldenen Farbtöne tauchten den Wald in warmes Licht und vertrieben die bedrückenden Schatten der Nacht.
Kael stolperte in eine abgelegene Lichtung, deren Stille einen krassen Kontrast zu dem Chaos bildete, das er hinter sich hatte. Ein kleiner Bach schlängelte sich durch die Mitte, sein klares Wasser glitzerte im Morgenlicht. Er brach am Ufer zusammen, tauchte seine Hände in das kalte Wasser und spritzte es sich ins Gesicht. Die Kälte brachte ihm Klarheit, und er trank tief, wobei die Flüssigkeit seine ausgetrocknete Kehle beruhigte.
Er zog seinen provisorischen Verband ab und verzog das Gesicht, als er die gezackte Wunde darunter sah. Sie war nicht tief genug, um lebensbedrohlich zu sein, aber sie pochte bei jeder Bewegung. Er wusch sie vorsichtig, und das Wasser färbte sich rot, als es das Blut wegspülte.
Aus heruntergefallenen Ästen und seinem Umhang baute Kael eine einfache Schutzhütte. Sie war nicht viel, aber sie bot ein Gefühl von Sicherheit. Er setzte sich darunter und holte den Rest seiner Vorräte hervor.
Das verkohlte Brot war trocken und bitter, aber er zwang sich, es hinunterzuwürgen, da er wusste, dass er die Energie brauchte.
Während er sich ausruhte, gingen ihm die Ereignisse der Nacht noch einmal durch den Kopf. Die harte Realität des Alleinreisens lastete schwer auf ihm. Er hatte die Gefahren unterschätzt, die Belastung für seinen Körper und seinen Geist.
Aber trotz allem hatte er überlebt.
Kael lehnte sich gegen die Äste seiner Unterkunft, seine Augen waren schwer vor Erschöpfung. Als ihn der Schlaf übermannte, blieb ein Gedanke zurück, klar und entschlossen.
Wenn das der Anfang ist, muss ich klüger, schneller und stärker werden. Für sie. Für mich.