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Kapitel 474: Der Grund zu gehen

Kapitel 474: Der Grund zu gehen

Die Sonne stand tief am Himmel und tauchte die Felder von Lindholm in ein müdes goldenes Licht. Das Dorf war nicht mehr das, was es mal war. Schiefe Zäune säumten die kargen Felder, und die einst blühenden Feldfrüchte wuchsen jetzt nur noch in hartnäckigen Flecken vergilbter Halme. Das leise Murmeln des Lebens, das in Lindholm noch zu hören war, war nicht mehr von Hoffnung geprägt, sondern von Widerstandskraft – einer stillen Entschlossenheit, alle kommenden Schwierigkeiten zu ertragen.
Kael Aurenhart schleppte einen schweren Sack mit Werkzeugen über den Feldweg, dessen grobe Fasern sich bei jedem Schritt in seine Handflächen bohrten. Der einst schlaksige Junge war in den letzten drei Jahren zu einer Gestalt von stiller Stärke herangewachsen, sein Körper von unermüdlicher Arbeit geformt. Seine Schultern waren breit, seine Arme muskulös, und sein Körper trug die Last der Verantwortung mit einer Art stoischer Ausdauer.
Seine rauen, vernarbten Hände erzählten von unzähligen Stunden, die er damit verbracht hatte, Zäune zu reparieren, Vorräte zu schleppen und ein Schwert zur Verteidigung des Dorfes zu schwingen. Müdigkeit zeichnete sich in seinem scharf geschnittenen Gesicht ab, und seine einst strahlenden Augen, jetzt von Verlust und Entbehrungen überschattet, hatten einen fernen Blick, der von den Träumen zeugte, die er längst unter seiner Pflicht begraben hatte. Erlebe neue Geschichten in My Virtual Library Empire
„Kael!“, rief Garrick mit rauer Stimme und durchbrach die Stille. Der Jäger kam vom Rand des Feldes herüber, den Bogen über die Schulter geworfen und mit müdem Stirnrunzeln im Gesicht. „Der Zaun an der Nordgrenze muss verstärkt werden. Wenn diese Orks wieder mutiger werden, sind wir erledigt.“
Kael stellte den Sack ab und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. „Ich kümmere mich darum, sobald ich hier fertig bin“, antwortete er mit leiser, aber fester Stimme.

Garrick musterte ihn einen Moment lang. „Du weißt, dass du das nicht alles alleine machen musst, oder?“

Kael zuckte mit den Schultern und zog einen Hammer aus dem Sack. „Jemand muss es tun.“
Der Jäger runzelte die Stirn, hakte aber nicht weiter nach. „Überanstreng dich nur nicht. Wir brauchen dich hier.“ Damit drehte sich Garrick um und ging zurück ins Dorf.

Kael sah ihm noch einen Moment nach, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte. Das rhythmische Hämmern der Nägel auf das Holz war monoton, aber beruhigend und bot ihm eine willkommene Abwechslung von seinen endlosen Gedanken.
Zwei Jahre waren vergangen, seit seine Eltern dem Fieber erlegen waren, das Lindholm heimgesucht hatte, und ihn allein zurückgelassen hatten. Die Last ihrer Abwesenheit lastete immer noch auf ihm, ein Schmerz, der nie wirklich verblasste. Er hatte das Amt seines Vaters übernommen, nicht aus freier Entscheidung, sondern aus Notwendigkeit. Das Dorf brauchte ihn, und er hatte keinen anderen Ort, an den er gehen konnte.
Aber an manchen Tagen konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass er nur noch funktionierte, dass sein Leben auf einen Überlebenszyklus reduziert war. Jede sich wiederholende Aufgabe – Nägel einschlagen, Felder bestellen, die zerfallenden Grenzen des Dorfes bewachen – fühlte sich an wie ein Echo dessen, was sein Leben hätte sein sollen.
Der Funke von etwas Größerem – einem Sinn, einer Berufung – flackerte schwach in den Tiefen seines Geistes, wie eine Glut, die darum kämpfte, wieder zu entflammen. In ruhigen Momenten starrte er oft in den Horizont und fragte sich, ob das Leben, das er jetzt führte, alles war, was es gab, oder ob er für etwas Bestimmtes jenseits der verblassenden Grenzen von Lindholm bestimmt war.

Ein Schrei aus dem Dorf zerriss die Stille.

„Goblins!“, schrie die Stimme, voller Panik.
Kael stockte der Atem, als die panischen Schreie seine Ohren erreichten, und eine kalte Angst krallte sich in seine Brust. Ohne zu zögern griff er nach dem abgenutzten Langschwert seines Vaters, das an einem verwitterten Zaun lehnte, und das vertraute Gewicht legte sich wie ein altes Versprechen in seine Hand. Er sprintete los, die Welt um ihn herum verschwamm, während der Lärm vor ihm immer lauter wurde und jeder seiner Schritte wie der Schlag einer Kriegstrommel auf den trockenen Boden hallte.
Als Kael den Hügel über dem Dorf erklomm, bot sich ihm ein Anblick, der ihm den Magen umdrehte und das Blut in seinen Adern gefrieren ließ. Lindholm war im Chaos versunken. Dutzende Goblins wimmelten wie eine Plage durch die Straßen, ihr gutturales Knurren vermischte sich mit den panischen Schreien der Dorfbewohner. Der beißende Geruch von Schwefel lag in der Luft, untermalt vom Gestank verbrannten Holzes.
Kaels Blick blieb auf der Heiligen Eiche in der Mitte des Dorfes haften – einem Symbol für ihr Erbe und ihre Einheit –, deren ausladende Äste nun von lodernden Flammen verschlungen waren, die hungrig nach dem Himmel leckten und ein höllisches Licht über das Chaos warfen.

An der Spitze der Angreifer stand ein riesiger Goblin-Schamane, dessen groteske Gestalt die anderen überragte.
Er war in zerlumpte Felle gehüllt, mit Knochen geschmückt und schwang einen knorrigen Stab, der vor grüner Energie knisterte. Die Luft um ihn herum schien sich zu verzerren, und die bösartige Kraft, die von ihm ausging, war selbst aus dieser Entfernung spürbar. Jeder kehlige Gesang, den er ausstieß, ließ die Erde unnatürlich beben, und Kael konnte spüren, wie die dunkle Magie des Schamanen wie Gift in das Land sickerte.
Er umklammerte den Griff seines Schwertes fester, und eine Welle roher Entschlossenheit überwältigte für einen Moment seine Angst. Dies war nicht nur ein Angriff – es war eine Invasion, ein gezielter Schlag gegen alles, wofür Lindholm stand. Er suchte in dem Chaos unter ihm nach Anzeichen von Überlebenden inmitten der Zerstörung, sein Puls raste in seinen Ohren. Die Verteidiger des Dorfes waren verstreut, ihre unkoordinierten Bemühungen scheiterten an den unerbittlichen Angriffen der Goblins.
Für einen Moment schlich sich Zweifel in seinen Kopf und drohte, ihn zu überwältigen. Doch dann durchdrang Garricks Stimme den Lärm und holte ihn zurück in die Gegenwart.
Ein Überfallkommando hatte die Umzäunung des Dorfes durchbrochen. Dutzende von Goblins strömten durch die Straßen, ihr kehliges Knurren vermischte sich mit den Schreien der Dorfbewohner. An der Spitze der Meute stand ein riesiger Goblin-Schamane, dessen knorriger Stab vor dunkler Energie knisterte. Die Luft stank nach Schwefel und verbranntem Holz, als die Heilige Eiche, das alte Herzstück des Dorfes, in Flammen aufging.

Garrick tauchte neben Kael auf, seinen Bogen schon gespannt. „Sie kamen aus dem Wald“, sagte er grimmig. „Es sind zu viele für uns. Wir müssen sie aufhalten, bis die Frauen und Kinder fliehen können.“

Kael nickte und umklammerte den Schwertgriff fester. „Ich decke den Osten. Du übernimmst den Norden.“
Garrick zögerte einen Moment, dann klopfte er Kael auf die Schulter. „Bleib am Leben.“

Kael antwortete nicht, sein Geist konzentrierte sich ganz auf das, was vor ihm lag, und durchdrang den Nebel des Chaos um ihn herum. Mit einem Urschrei stürzte er sich in den Kampf, das Gewicht des Schwertes seines Vaters fühlte sich in seinen Händen vertraut und fremd zugleich an.
Sein erster Hieb traf die Schulter eines Goblins, schnitt tief ein und entlockte ihm einen Schrei, der die Kakophonie der Schlacht durchdrang. Die Kreatur sackte zu Boden, aber Kael machte keine Pause. Ein weiterer Goblin stürmte auf ihn zu, seine primitive Axt glänzte von frischem Blut. Kael wich gerade noch rechtzeitig zur Seite aus, seine Klinge blitzte in einem scharfen Bogen auf und öffnete die Brust der Kreatur.
Sie taumelte zurück, gurgelte und brach dann zusammen. Ein dritter Goblin schoss von der Seite auf ihn zu und zielte mit seinem gezackten Dolch auf seine Rippen. Kael drehte sich instinktiv um und rammte sein Schwert nach oben, wo es den Goblin unter dem Kiefer traf. Die Kreatur versteifte sich und sackte leblos zu Boden.
Um ihn herum tobte die Schlacht, die Luft war erfüllt vom Klirren von Stahl, den Schreien der Verwundeten und dem beißenden Geruch von Rauch, der von der brennenden Heiligen Eiche aufstieg. Die Dorfbewohner kämpften verzweifelt mit ihren landwirtschaftlichen Werkzeugen und behelfsmäßigen Waffen, Angst und Wut standen ihnen ins Gesicht geschrieben. Inmitten des Chaos wanderte Kaels Blick zu dem Schamanen in der Mitte des Angriffs.
Dieser brüllte seinen Untergebenen Befehle zu, sein Stab glühte vor böser Energie, während feurige Geister um ihn herumwirbelten. Die kehligen Gesänge des Schamanen hallten wie eine dunkle Hymne wider und ließen Kael einen Schauer über den Rücken laufen.

Jeder Schritt auf den Schamanen zu fühlte sich an, als würde er durch eine endlose Flut der Gewalt waten. Goblins stürzten sich von allen Seiten auf ihn, ihre primitiven Waffen glänzten im Schein des Feuers.
Kael wehrte einen schweren Schlag eines Goblin mit einer Keule ab, dessen Wucht seinen Arm erschütterte, bevor er sein Schwert drehte und es der Kreatur in die Rippen rammte. Ein weiterer Goblin sprang ihm auf den Rücken und kratzte mit seinen Klauen an seinen Schultern. Mit einem Grunzen schlug Kael sich rückwärts gegen einen Holzpfosten, wodurch er die Kreatur loswurde, und drehte sich um, um sie mit einem sauberen Hieb in den Hals zu erledigen.
Die Hitze der brennenden Eiche drückte gegen seine Haut, die Flammen warfen wilde Schatten über das Dorf. Um ihn herum gerieten die Verteidiger ins Straucheln, ihre Bewegungen wurden langsamer, als Erschöpfung und Verletzungen ihren Tribut forderten. Kaels Lungen brannten bei jedem Atemzug, seine Muskeln schrien nach Erholung, aber er zwang sich weiterzumachen.
Die Gesänge des Schamanen wurden lauter, jedes Wort eine Provokation, die seine Entschlossenheit anfachte. Er kämpfte nicht nur ums Überleben, er kämpfte für Lindholm, für die Erinnerung an seine Eltern, für die Hoffnung, dass sein Dorf noch einen Sonnenaufgang erleben würde.

Ein Dorfbewohner stolperte an ihm vorbei und hielt sich einen blutenden Arm. „Kael, der Schamane!“, keuchte der Mann. „Er beschwört etwas … etwas Schreckliches.“
Kaels Blick schoss zum Schamanen. Der Stab des Goblins pulsierte mit einem unheimlichen grünen Licht, und der Boden um ihn herum begann sich zu winden, als feurige Geister sich ihren Weg in die Welt bahnten. Die Kreaturen stürzten sich auf die nächsten Gebäude, und ihre Flammen breiteten sich wie ein Lauffeuer aus.

„Verdammt“, fluchte Kael leise. Er kämpfte sich zum Schamanen vor und schlug dabei Goblins nieder.
Seine Arme schmerzten, seine Lungen brannten, aber er kämpfte weiter, seine Entschlossenheit war stärker als seine Erschöpfung.

Der Schamane richtete seine kleinen Augen auf ihn, als er näher kam, und ein grausames Grinsen verzog sein groteskes Gesicht. Er hob seinen Stab und entfesselte einen Feuersturm, der den Boden versengte, auf dem Kael noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatte. Er rollte sich zur Seite, entging den Flammen nur knapp und stürzte sich mit gezückter Klinge auf den Schamanen.
Die Kreatur parierte mit ihrem Stab, und die Wucht des Aufpralls hallte in Kaels Armen wider. Der Schamane schlug mit seinem Stab zurück und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er stolperte, fiel aber nicht, sein Griff um das Schwert blieb fest.

„Du wirst nicht gewinnen“, knurrte Kael mit zusammengebissenen Zähnen. Er stürmte erneut vor und wich den Angriffen des Schamanen mit einer Mischung aus Instinkt und purer Willenskraft aus.
Seine Klinge fand ihr Ziel und schnitt der Kreatur in die Seite. Der Schamane schrie vor Schmerz, sein Stab schwankte, als seine Magie nachließ.

Kael nutzte den Moment und rammte sein Schwert in die Brust des Schamanen. Die Augen der Kreatur weiteten sich vor Schock, bevor sie zusammenbrach und ihr lebloser Körper zu Boden sank. Die feurigen Geister lösten sich auf, ihre Verbindung zum Schamanen war unterbrochen.
Die Goblin, nun führerlos, zerstreuten sich in alle Richtungen. Die Dorfbewohner sammelten sich und vertrieben die restlichen Angreifer aus Lindholm. Die Schlacht war gewonnen, aber der Preis war hoch. Häuser waren zu Asche verbrannt, Ernten zertrampelt und die Heilige Eiche – ein Symbol ihres Erbes – war kaum mehr als eine verkohlte Hülle.

Kael sank neben den verkohlten Überresten der Eiche auf die Knie, seine Brust hob und senkte sich, als würde das Gewicht des Verlusts des ganzen Dorfes auf seinen Lungen lasten. Um ihn herum versammelten sich die Dorfbewohner, ihre Gesichter waren ein Gemisch aus rohen Emotionen – Dankbarkeit, Trauer und die leere Erschöpfung derer, die nur knapp dem Tod entkommen waren.
Der einst heilige Baum, jetzt ein verkohltes Skelett vor dem düsteren Himmel, stand wie eine eindringliche Erinnerung an das, was sie verloren hatten.

Garrick näherte sich mit langsamen, schweren Schritten. Sein Bogen hing schlaff über seiner Schulter, die Sehne war zerfetzt und versengt von der Schlacht. Das Gesicht des älteren Mannes war grimmig, sein Kiefer angespannt, aber seine Augen verrieten die Last seiner eigenen Trauer.
Er kniete sich neben Kael, der Geruch von Ruß und Schweiß lag schwer in der Luft zwischen ihnen.

„Du hast das gut gemacht, Junge“, sagte Garrick leise, seine Stimme rau, aber fest. Er legte eine Hand auf Kaels Schulter, eine Geste, die inmitten des Chaos Halt gab. „Wirklich gut. Aber … das war kein Sieg. Jedenfalls keiner, der sich wie einer anfühlt.“
Kael nickte schwach und starrte auf die schwelenden Überreste der Eiche. Die flackernden Glutreste zeichneten schwache Lichtspuren auf den Boden, wie sterbende Sterne, die darum kämpften, ihren Platz in der Leere zu behalten. Seine Finger krallten sich in die aschebedeckte Erde, der Sand schnitt ihm in die Haut, während er versuchte, das Ergebnis der Schlacht zu verarbeiten.
„Wir … haben gerettet, was wir konnten“, murmelte Kael mit rauer, heiserer Stimme vom lauten Befehlen. „Aber um welchen Preis? Die Eiche, die Felder, die Häuser … so viel ist verloren.“

Garrick drückte kurz Kaels Schulter, eine kleine, aber feste Geste der Beruhigung. „Was verloren ist, kann wieder aufgebaut werden. Was lebt … das ist wichtig.
Und du hast dafür gesorgt, dass wir noch hier sind, um das zu tun.“

Um sie herum begannen die Dorfbewohner, sich zu bewegen, kümmerten sich um die Verletzten und durchsuchten die Trümmer nach allem, was noch zu retten war. Das Knistern der erlöschenden Flammen vermischte sich mit dem leisen Murmeln der Stimmen, von denen einige Trost spendeten, andere einfach nur die Last der gemeinsamen Verzweiflung trugen.
Kael schnürte sich die Kehle zu, als er eine ältere Frau sah, die ein Kind im Arm hielt, ihre rußverschmierten Gesichter in stiller Erleichterung aneinander gepresst. Ein Mann humpelte vorbei, den Arm über die Schulter eines anderen gelegt, ihre gemeinsamen Schritte ungleichmäßig, aber entschlossen.

„Du hast uns geführt“, fuhr Garrick fort, seine Stimme durchbrach Kaels wirbelnde Gedanken. „Als alles zusammenbrach, hast du uns aufrecht gehalten. Unterschätze nicht, was das bedeutet.“
Kael hob endlich den Blick und sah Garrick an, dessen ruhige Präsenz ihn für einen Moment länger festhielt. Aber als Kael an ihm vorbei auf die ausgebrannte Hülle des Dorfplatzes blickte, wurde der hohle Schmerz in seiner Brust nur noch tiefer.

„Es fühlt sich nicht genug an“, gab Kael zu, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
„Das tut es nie“, sagte Garrick, stand auf und reichte Kael die Hand. „Aber manchmal ist es alles, was wir haben.“

Kael zögerte einen Moment, bevor er Garricks Hand ergriff. Der Jäger zog ihn auf die Beine, und Kaels Beine wackelten unter der Last der Erschöpfung. Er richtete sich langsam auf und ließ seinen Blick über das Dorf schweifen. Was er sah, waren nicht nur Ruinen, sondern Fragmente von Leben, die durch Widerstandskraft und Hoffnung zusammengehalten wurden.
Trotz der Zerstörung gab es einen Lebensimpuls, schwach, aber beständig, der unter der Oberfläche der Verzweiflung schlug.

Als die Dorfbewohner begannen, die Trümmer zu beseitigen, kam eine unheilvolle Erkenntnis auf – die Heilige Eiche, einst das Herzstück von Lindholm, war verschwunden. Sie war nicht nur ein Baum, sie war die Lebensader des Dorfes, ihre Wurzeln sollten das Land mit Fruchtbarkeit und Schutz segnen.
Ohne sie würden die ohnehin schon kämpfenden Felder komplett verdorren und die schwache Hoffnung auf Erholung würde sich in Asche verwandeln. Eine bedrückende Stille legte sich über die Menge, die die verkohlten Trümmer durchsuchte, jeder Dorfbewohner war sich des Ausmaßes seines Verlustes schmerzlich bewusst.
Als die Dorfbewohner die Trümmer durchsuchten, blieb einer von ihnen plötzlich stehen. „Wartet, was ist das?“, rief ein junger Mann, der neben den verkohlten Wurzeln der Heiligen Eiche hockte. Er wischte mit den Händen den Ruß und Schmutz beiseite und legte den Rand von etwas Festem und Unnatürlichem frei. „Hier ist etwas!“
Die Menge versammelte sich, ihre Erschöpfung war für einen Moment vergessen. Der Älteste Valin drängte sich durch, sein Gesicht von Sorge und Neugierde gezeichnet. „Tretet zurück“, wies er mit ruhiger, aber fester Stimme an. Der junge Mann trat zurück und Valin kniete sich neben den freigelegten Gegenstand. Mit seinem Ärmel wischte er den Schmutz weg und legte eine Steintafel frei, die in den Wurzeln eingebettet war. Auf ihrer Oberfläche waren komplizierte Runen eingraviert, die schwach leuchteten und wie ein Herzschlag pulsierten.
„Diese Zeichen …“, murmelte Valin, während seine Finger zitternd die alten Symbole nachzeichneten. Die schwache Energie, die von der Tafel ausging, schien durch die Luft zu wabern und alle Anwesenden zu berühren. „Das ist kein gewöhnliches Artefakt.“

Die Dorfbewohner schauten sich nervös an. „Was bedeutet das?“, fragte jemand mit zittriger Stimme.

Valin richtete sich auf und hielt die Tafel mit einer Ehrfurcht, die fast schon Respekt einflößte. „Diese Runen erzählen von einer Karte“, sagte er mit einer Mischung aus Staunen und Ernst. „Einem Weg zu einem Artefakt mit unglaublicher Macht. Wenn die Geschichten stimmen, könnte das genau das sein, was wir brauchen, um Lindholm zu beschützen – und vielleicht sogar noch viel mehr.“
Kael trat vor, seine Erschöpfung war augenblicklich vergessen, als sein Blick auf die leuchtende Tafel fiel. „Was für ein Artefakt?“, fragte er mit fester, aber drängender Stimme.
Valin drehte sich zu ihm um, sein Gesichtsausdruck verriet, wie schwer ihm das Wissen fiel. „Eines, das den Ausschlag in kommenden Schlachten geben könnte. Aber es zu finden wird nicht einfach sein. Die Reise wird voller Gefahren sein – Monster, tückisches Gelände, vielleicht sogar uralte Fallen, die sein Geheimnis bewachen. Und das Artefakt selbst … es könnte einen Preis verlangen, den wir noch nicht verstehen können.“

Die Menge murmelte, ihre Gesichter waren eine Mischung aus Hoffnung und Unbehagen.
Kaels Blick blieb auf der Tafel haften, das schwache Leuchten der Runen spiegelte sich in seinen Augen. Er fühlte eine unerklärliche Anziehungskraft, als würde die Tafel etwas Tiefes in ihm ansprechen.

Der Blick des Ältesten bohrte sich in Kael, die Bedeutung seiner Worte war unmissverständlich. Kaels Magen krampfte sich zusammen, die Tragweite von Valins Worten lastete wie eine Gewitterwolke auf ihm.
Er hatte schon so viel für das Dorf geopfert – konnte er noch mehr geben? Aber als sein Blick auf die rußverschmierten Gesichter der Dorfbewohner um ihn herum fiel, auf die verkohlten Überreste ihrer Häuser und Felder und auf die kahle Hülle der Heiligen Eiche, war die Antwort klar. Ihr Überleben war nicht gesichert, nicht ohne einen Funken Hoffnung, und diese Tafel war ihre Chance, ihn zu entfachen.
Garrick trat vor und legte Kael eine feste Hand auf die Schulter. Seine Stimme war ruhig, und hinter seinen Worten lag eine stille Kraft. „Das Dorf wird wieder aufgebaut werden, Kael. Das haben wir immer geschafft. Aber dies ist eine Chance, dafür zu sorgen, dass wir nie wieder so kämpfen müssen. Wenn jemand das schaffen kann, dann du.“
Kael schluckte schwer und umklammerte den Schwertgriff fester, während er über Garricks Worte nachdachte. Er sah sich um, zu den Dorfbewohnern, deren rußverschmierte Gesichter voller Erwartung waren, und zu den Überresten von Lindholms einst pulsierendem Herzen, das nun zu Asche geworden war. Ein kleines Kind klammerte sich an seine Mutter in der Nähe, und leises Schluchzen durchbrach die bedrückende Stille.
Kael wurde übel, aber Garricks ruhige Hand auf seiner Schulter gab ihm Halt.

„Kael“, sagte Garrick leise, seine Stimme voller ungewöhnlicher Wärme, „du hast schon so viel gegeben. Aber das hier? Das ist deine Chance, alles zu ändern – für uns alle.“
Die Erinnerungen an seine Eltern, die Opfer, die sie für Lindholm gebracht hatten, blitzten in seinem Kopf auf, und dann hallten Amys Abschiedsworte, die sie vor Jahren mit solcher Überzeugung gesprochen hatte, wie eine ferne Melodie wider.

Du wirst mir immer wichtig sein.

Schließlich nickte er, und seine Entschlossenheit wurde hart wie gehärteter Stahl.

„Okay“,

„ich werde es tun.“

Die zweite Chance des bösen Professors

Die zweite Chance des bösen Professors

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Draven ist ein Zauberprofessor in einer Fantasiewelt. Er ist auch ein Graf, der seit seiner Jugend für seine bösen Taten und Fehler bekannt ist. Sein Untergang ist auf einen Fluch zurückzuführen, der sein intellektuelles Potenzial und seine Talente behindert. Schließlich wird er zum Bösewicht und verliert alles, was ihm lieb ist: seine Geschwister, seine Verlobte, sein Haus, sein Anwesen und vieles mehr. Nach einem elenden Tod wird er in der modernen Welt als Dravis Granger wiedergeboren. In seinem neuen Leben wächst er zu einem hochintelligenten Menschen heran, der nichts von seinem früheren Leben weiß, und wird junger Professor für Maschinenbau und Forscher. Allerdings hat er eine seltsame Obsession, ein Spiel zu entwickeln, angetrieben von lebhaften Vorstellungen von einer anderen Welt. Diese Obsession führt ihn dazu, ein Spiel zu entwickeln, das sein früheres Leben widerspiegelt. Als er seine virtuelle Realität fertigstellt, gewinnt er seine Erinnerungen an die Vergangenheit zurück. Überwältigt von intensiven Emotionen – Wut, Traurigkeit und der Erkenntnis seiner früheren Hässlichkeit – erleidet er einen tödlichen Herzinfarkt. In seinen letzten Augenblicken hört er eine Stimme, die anscheinend aus der Welt selbst kommt und ihm die Chance bietet, in seine ursprüngliche Fantasiewelt zurückzukehren. Allerdings würde er nur die Erinnerungen an sein modernes Leben behalten, nicht die Fehler seines ersten Lebens. Er stimmt zu und wird erneut wiedergeboren, diesmal mit dem Wissen eines modernen Professors für Maschinenbau. Aber eines zeichnet Dravis Granger aus: Er ist nicht nur ein Professor für Maschinenbau. Er ist nicht nur ein geradliniger, genialer Professor. Er hat seine Ideale, und die Welt ist für seinen großen Idealismus zu voller Bösewichte. Also strebt er mit seinem brillanten Verstand danach, ein Mastermind zu werden. Aber nicht als Bösewicht, sondern als jemand, der die Hoffnung in Polizei und Gerechtigkeit verloren hat und beschlossen hat, den Menschen mit eigenen Händen zu helfen. Er sammelte Opfer und holte handverlesene Talente an seine Seite, um mit ihnen mehrere verrückte Stunts zu machen, Attentate zu verüben, Fallen zu stellen und den Abschaum der Welt auszurotten. Aber jetzt, in dieser Fantasiewelt, muss er gegen mehrere Fraktionen überleben, die ihn töten wollen, sein Reich schützen, seine Geschwister beschützen, seine Verlobte beschützen und das Wichtigste: die Welt beschützen. Aber er hatte den Dravis aus der modernen Welt nicht verloren. Als Professor am Morgen, als Graf am Nachmittag und als dunkler Ritter in der Nacht. _____________________________ "Du hast meinem Schüler wehgetan." Draven steht still da, keine Mana scheint von ihm auszugehen, nur ein einziger stirnrunzelnder Blick. Ein Stirnrunzeln, das ausreicht, um den Raum schwer werden zu lassen. "Als Lehrer glaubst du, ich würde dich ungestraft davonkommen lassen?" "Du scheinst zu glauben, dass mir deine Position wichtig ist, Prinz Hermit. Aber glaub mir", Draven machte einen langsamen Schritt. "Nicht einmal dein Vater könnte dich vor mir beschützen." _____________________________ Tägliches Update 2 Kapitel = 14 Kapitel/Woche Einige freundliche Belohnungen 100 Powerstones = +2 Kapitel an diesem Tag 200 Powerstones = +4 Kapitel an diesem Tag 50 Golden Tickets = +4 Kapitel an diesem Tag 1 Geschenk = +4 Kapitel an diesem Tag _____________________________ Teil der "King of Kings"-Reihe Der Roman "Die zweite Chance des bösen Professors" ist ein beliebter Light Novel aus den Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Romantik, Tragödie . Geschrieben vom Autor Arkalphaze . Lies den Roman "The Villain Professor's Second Chance" kostenlos online.

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