Amberine drückte sich mit dem Rücken gegen das alte Holzregal, ihr Herz pochte so laut, dass es die leisen Donnerschläge des fernen magischen Kampfes übertönte, die durch Aetherion hallten. Die bedrückende Stille der Bibliothek, die nur durch gelegentliches Knarren des Holzes oder das schwache Flackern von Ifrits Glühen unterbrochen wurde, schien die gleichmäßigen Schritte des vermummten Mannes zu verstärken. Er war nah. Zu nah.
„Ich habe dich gefunden“, sagte er mit tiefer, spöttischer Stimme, die unheimlich in dem engen Raum hallte. Es war nicht laut, aber es lag eine Schärfe darin, die die Stille durchdrang und Amberine wie Eis über den Rücken lief. Sie biss sich fest auf die Lippe, um nicht nach Luft zu schnappen, und presste ihre zitternden Hände gegen die Kante des nächsten Regals.
Staubkörnchen tanzten träge im schwachen Licht von Ifrits Glühen, als würden sie ihre aufkommende Panik verspotten. Irgendwo über ihr bebte die Festung erneut, aber das Chaos schien Welten entfernt, verglichen mit der erdrückenden Nähe ihres Verfolgers.
Ifrit, der auf ihrer Schulter saß, zitterte genauso stark wie sie und krallte sich mit seinen kleinen Klauen in ihre Robe. „Amberine“, flüsterte er mit kaum hörbarer Stimme, „wir haben zwei Möglichkeiten: kämpfen oder gefangen genommen werden. Wenn du dich er gibst, weißt du, was sie mit dir vorhaben.“
Ihre Tätowierungen brannten leicht, eine grausame Erinnerung daran, was sie riskierte. Das Ritual des Teufelssarges. Sie konnte nicht zulassen, dass sie sie benutzten. Allein dieser Gedanke ließ ihre Entschlossenheit wie Stahl werden. Sie zwang sich, ruhig zu atmen, obwohl ihre Glieder immer noch zitterten. Ihre Finger juckten, einen Zauber zu wirken, aber die Erschöpfung hielt sie fest wie Ketten. Doch es gab kein Entkommen, kein Verstecken. Nicht jetzt.
Ifrits sanfte Stimme durchdrang ihre wirbelnden Gedanken. „Wir können uns verbinden“, sagte er. Sein Leuchten flackerte, Entschlossenheit überwältigte seine Angst. „Ich kann dir alles geben, was ich habe, aber es wird uns beide erschöpfen. Deine Mana und meine werden eins werden. Es ist gefährlich, aber … besser als aufzugeben.“
Amberine schluckte schwer. Sie hatte schon von der Verschmelzung der Seelen gehört, einer verzweifelten Technik, die einen Magier über seine Grenzen hinausbringen konnte. Aber sie war unausgereift. Ungezähmt. Wie sie selbst. Dennoch konnte sie nicht zögern.
„Lass es uns tun“, flüsterte sie.
Ifrit drückte sich näher an ihre Wange. „Okay“, sagte er mit sanfter, aber entschlossener Stimme. „Aber hör mir gut zu. Ich werde dich führen. Lass dich nicht von Angst überwältigen, Amberine. Wir sind Feuer. Feuer brennt am hellsten, wenn es in die Enge getrieben wird.“
Sie schloss die Augen und ließ seine Worte auf sich wirken. In der Stille ihres Geistes spürte sie, wie Ifrits Wärme mit ihrer eigenen Mana verschmolz.
Orangefarbene und purpurrote Flammenfunken begannen um ihre Fingerspitzen zu wirbeln und sich zu leuchtenden Fäden zu verflechten, die entlang ihrer Tätowierungen krochen. Das brennende Gefühl wurde stärker, überwältigte sie aber nicht. Stattdessen erfüllte es sie mit einer unbeständigen Energie – einem prekären Gleichgewicht aus Kraft und Zerbrechlichkeit. Ifrits Stimme erklang nun in ihrem Kopf, ruhig, aber eindringlich: „Stell dir die Runen vor. Atme ruhig. Wackel nicht.“
Der vermummte Mann trat ins Blickfeld, sein Gesicht war verdeckt, aber seine Aura war erdrückend. Mit einer einzigen Geste formten seine Hände komplexe Muster und beschworen ein Netz aus spektralen Ketten, die zischend und sich windend Flüche ausstießen. Er schleuderte sie mit einem kehligen Gesang auf sie:
„Ketten der Verfluchung, fesselt das Fleisch und saugt die Seele aus.“
Die Ketten schossen durch die Luft und knisterten vor dunkler Energie. Amberine handelte instinktiv, ihre Hände bewegten sich, als würde Ifrit ihr Anweisungen zuflüstern. Sie beschwor eine lodernde Flammenpeitsche herauf, deren feurige Zunge nach vorne schnappte, um die Ketten abzufangen. Als sie aufeinanderprallten, regnete es Funken und Glut in die muffige Bibliothek, und die Luft füllte sich mit dem beißenden Geruch brennender Magie.
„Beeindruckend“, spottete der vermummte Mann mit höhnischem Unterton. „Aber du bist ungeschickt. Unerfahren.“
Amberine biss die Zähne zusammen und zwang ihre zitternden Beine, sie aufrecht zu halten. „Besser ungeschickt als verdorben“, gab sie zurück und schlug erneut mit der Flammenpeitsche, um eine weitere Kette abzuwehren.
Sein Lachen war kalt und humorlos. Mit einer schnellen Bewegung seines Handgelenks lenkte er die Ketten um und formte sie zu einem spiralförmigen Angriff, der aus mehreren Richtungen auf sie einschlug. Amberine hatte keine Zeit zum Nachdenken – sie musste einfach reagieren. Ifrits Anweisungen kamen scharf und schnell: „Nach links!
Nach oben! Schlag jetzt zu!“ Sie folgte seinen Anweisungen, ihre Flammen bildeten einen schützenden Bogen, der einige Ketten ablenkte und andere verbrannte. Aber sie spürte, wie sehr sie das Kraft kostete. Jede Bewegung zehrte an ihrer gemeinsamen Energie, und der Raum schien mit jeder Sekunde kälter zu werden.
Die Robe des vermummten Mannes schimmerte schwach, als ihre Flammen ihn trafen. Verteidigungsrunen, erkannte Amberine.
Jedes in seine Kleidung eingravierte Siegel absorbierte einen Teil ihrer Angriffe und zerstreute ihre Kraft, bevor sie ihn erreichen konnten. Er konterte mit Schattenblitzen, von denen jeder die Regale erzittern ließ und alte Folianten zu Boden stürzen ließ. Amberine wich knapp aus und tauchte hinter ein umgestürztes Bücherregal, um Deckung zu suchen.
„Du zögerst“, knurrte der vermummte Mann. „Wie lange kannst du noch durchhalten?“
Amberine sagte nichts. Stattdessen legte sie ihre Hand auf den Boden und konzentrierte ihre Mana in ein feuriges Siegel. Die Runen leuchteten hell auf, bevor sie in schlangenartige Flammen ausbrachen, die sich auf ihn zubewegten und sich wie lebende Wesen zusammenrollten und schnappen. Für einen Moment dachte sie, sie hätte ihn, aber er sprang zurück und zauberte Illusionen, die seine Gestalt in mehrere phantasmagorische Doppelgänger aufteilten.
Die Flammenschlangen schlugen nacheinander zu, aber keine war echt.
„Er benutzt Köder“, zischte Amberine mit stockendem Atem. „Ifrit?“
„Warte“, sagte Ifrit mit angespannter, aber konzentrierter Stimme. „Ich kann seine Manasignatur spüren. Da!“
Amberine folgte Ifrits Anweisungen und schleuderte eine konzentrierte Feuerwolke auf eine der Gestalten.
Die Flammen trafen ihr Ziel und die Illusion zerbrach, sodass die wahre Gestalt des vermummten Mannes zum Vorschein kam. Er knurrte und erhob eine Schattenwand, um sich vor dem nächsten Angriff zu schützen.
Der Kampf tobte weiter und die Bibliothek versank im Chaos. Regale stürzten um, Bücher gingen in Flammen auf und Asche füllte die Luft und wirbelte um die Kämpfenden herum. Die Gesänge des vermummten Mannes wurden immer verzweifelter, seine Stimme klang rau und drängend.
„Du wirst dich unterwerfen! Das Ritual verlangt es!“
Amberines Gedanken rasten. Sie konnte nicht mehr lange durchhalten. Ihr Körper schmerzte, ihre Manareserven schmolzen dahin, aber sie weigerte sich, ihn gewinnen zu lassen. Die Verzweiflung trieb sie dazu, auf die Heiligen Schriften zurückzugreifen, die sie zuvor flüchtig gesehen hatte. Ihre Finger zeichneten eine geheimnisvolle Rune in die Luft, die Elementarfeuer mit uralten Symbolen verband.
Ifrits Stimme zitterte vor Alarm. „Amberine, dieser Zauber – er ist instabil!“
„Ich habe keine Wahl“, flüsterte sie. Der wirbelnde Flammenwirbel nahm um ihre Hand Gestalt an, seine Energie knisterte heftig. Mit einem Schrei entfesselte sie ihn, und die Feuerflut riss die Illusionen auseinander und schlug gegen die Barriere des vermummten Mannes. Der Aufprall ließ ihn taumeln, sein dunkler Schild barst unter der Belastung.
Für einen Moment wagte Amberine zu hoffen. Doch dann spürte sie es – eine seltsame Welle in der Mana um sie herum. Die Ley-Linien verschoben sich, ihr Fluss wurde durch eine äußere Kraft gestört. Am anderen Ende der Bibliothek flammte ein Portal auf, dessen Ränder vor instabiler Energie knisterten. Der vermummte Mann erstarrte und starrte auf das Portal. Finde Abenteuer in My Virtual Library Empire
„Was …“, murmelte er, seine Stimme voller Verwirrung und Angst.
Amberine starrte mit schwach flackernden Flammen, während sie vor Erschöpfung fast zusammenbrach. Die Energie des Portals war anders als alles, was sie je gesehen hatte, seine kalte Aura saugte die Wärme aus dem Raum. Und dann trat eine Gestalt durch das schimmernde Tor.
Die Temperatur sank augenblicklich. Die Flammen, die noch um die Bibliothek brannten, erloschen sofort und hinterließen nur eine erstickende Kälte. Die Luft selbst schien zu kristallisieren, und Frost kroch über den Steinboden. Amberine zitterte und drückte Ifrit fester an sich, als sein Leuchten schwächer wurde.
Der vermummte Mann versuchte sich zu erholen und hob die Hand, um einen weiteren Zauber zu wirken. Doch bevor er ein Wort sagen konnte, packte eine andere Hand sein Handgelenk. Der Griff war fest, unnachgiebig und unheimlich kalt. Der vermummte Mann riss den Kopf herum und seine Augen weiteten sich vor Schreck.
„Du … Was machst du da …“, begann er, doch seine Worte erstickten in seiner Kehle, als er den Blick der Gestalt hinter sich traf.
Draven stand da, seine Augen kälter als der Frost, der den Raum umhüllte, sein Griff wie aus Eisen. Die Bibliothek, die zuvor noch vom Chaos der Schlacht erfüllt gewesen war, verstummte, als seine bloße Präsenz den Raum erfüllte. Amberine konnte nur starren, ihr Körper erstarrt nicht vor Kälte, sondern vor der eisigen Intensität seiner Aura.
„Professor …“