Amberine stockte der Atem, ihr Körper spannte sich an, als sie die Stimme hörte. Diese Stimme – das eiskalte Flüstern, das gleichzeitig von überall und nirgendwo zu kommen schien – die Stimme, die sie seit ihrer Entführung in ihren Albträumen verfolgt hatte.
„Ich habe dich gefunden“, sagte die Stimme leise und spöttisch. Panik überkam sie, ihr Herz pochte in ihren Ohren. Sie konnte ihn noch nicht sehen, aber sie wusste, dass er in der Nähe war, seine Anwesenheit lastete auf ihr wie ein erdrückendes Gewicht.
Ifrit huschte auf ihre Schulter, sein kleiner salamanderähnlicher Körper zitterte, während sein schwaches Leuchten flackerte und den schmalen Steinkorridor in einem trüben Orange erstrahlen ließ. „Wir müssen weg, sofort!“, flüsterte er mit dringlicher Stimme. Amberine brauchte keine Aufforderung – die Angst trieb sie bereits voran. Ihre Beine trugen sie vorwärts, ihre Muskeln schrien vor Erschöpfung, aber sie konnte nicht anhalten, nicht jetzt.
Die Schritte des vermummten Mannes wurden lauter und hallten durch den steinernen Gang. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass er näher kam, seine geflüsterten Worte wehten wie ein kalter Wind zu ihr herüber.
Sie bog scharf ab und verlor fast das Gleichgewicht, ihre Finger suchten Halt an der rauen Steinwand. Ifrit klammerte sich an ihre Schulter, seine winzigen Krallen gruben sich in ihre Robe, um sich festzuhalten. „Links, Amberine!
Wieder links!“, drängte er mit leicht brüchiger Stimme, die von derselben Angst erfüllt war, die ihr die Kehle zuschnürte.
Amberine huschte in einen anderen Gang, atmete kurz und hektisch und suchte mit den Augen verzweifelt nach etwas – irgendetwas, wo sie sich verstecken konnten, einen Weg, ihn abzuschütteln. Aber die steinernen Gänge schienen endlos zu sein, sie wanden sich und drehten sich, ohne dass ein Ende in Sicht war.
Das Echo seiner Schritte verfolgte sie unerbittlich, seine Worte drangen in ihre Knochen und ließen sie bis ins Mark erschauern. Sie konnte die Worte nicht verstehen, aber die Kraft, die hinter ihnen steckte, war unbestreitbar, dunkel und hungrig.
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Ifrit blickte hinter sie, sein kleiner Körper zitterte. Er wusste, dass Amberine am Ende war. Er konnte spüren, wie ihre Mana flackerte, wie eine Kerze, die kurz davor war, zu erlöschen. Auch seine Flammen brannten nur noch schwach, seine Kräfte schwanden. Er musste etwas tun. Irgendetwas.
„Amberine, weiter“, flüsterte er mit zitternder Stimme, die jedoch von verzweifelter Entschlossenheit erfüllt war.
Sie hatte keine Zeit, ihn zu fragen. Sie rannte weiter, ihre Sicht verschwamm vor Erschöpfung, ihre Beine fühlten sich an wie Blei. Hinter sich hörte sie Ifrit tief Luft holen und spürte die plötzliche Hitze, die von ihm ausging. Sie wagte einen Blick über ihre Schulter und sah, wie der Körper des Salamanders in einem intensiven, feurigen Licht erstrahlte und die Flammen loderten.
Im nächsten Moment stand der Gang hinter ihnen in Flammen, eine riesige Feuerwand schoss empor und füllte den Durchgang mit glühender Hitze. Das Feuer brüllte, orange und rot flackerten wild und warfen lange, wirbelnde Schatten an die Steinwände. Amberine konnte die verhüllte Gestalt dahinter kaum erkennen, seine Umrisse waren von dem intensiven Licht und der Hitze verdeckt. Er hatte angehalten, das Feuer hielt ihn zumindest für den Moment davon ab, sie weiter zu verfolgen.
Ifrits kleiner Körper sackte an ihrer Schulter zusammen, sein Leuchten wurde schwächer, das Feuer, das er beschworen hatte, raubte ihm die letzte Energie.
„Das sollte ihn aufhalten“, keuchte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Amberine nickte und schluckte schwer, während sie sich zwang, weiterzugehen. Sie durfte jetzt nicht aufhören, auch wenn ihr ganzer Körper schmerzte und jeder Teil von ihr nach Ruhe schrie.
„Das hast du gut gemacht, Ifrit“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme und hob die Hand, um den erschöpften Geist zu stützen. Sie spürte seine Wärme, schwach, aber noch da, und das gab ihr Kraft. Sie musste weitermachen, für sie beide. Sie mussten einen Weg hier raus finden.
Die Feuerwand hatte ihnen eine kurze Atempause verschafft, aber die würde nicht ewig halten. Amberine wusste, dass der vermummte Mann sich nicht von bloßen Flammen aufhalten lassen würde. Er war zu unerbittlich, zu mächtig. Sie konnte immer noch seine Anwesenheit spüren, das kalte, bedrückende Gewicht, das sie selbst beim Laufen bedrückte, wie ein Schatten, der sich nicht abschütteln ließ.
Sie bogen um eine Ecke nach der anderen, die Gänge waren verwinkelt und verschlungen, ihr Weg ungewiss.
Amberines Schritte stockten mehr als einmal, ihr Körper wurde mit jeder Sekunde schwächer. Die Tätowierungen auf ihrer Haut brannten, die dunklen Linien schienen mit jedem Herzschlag zu pulsieren, jeder Schritt sandte eine neue Welle des Schmerzes durch ihren Körper. Sie spürte, wie ihre Mana schwanden, mit jedem Atemzug, jeder Bewegung. Sie war am Ende ihrer Kräfte, aber sie konnte nicht aufgeben, noch nicht.
Sie stolperten in einen ruhigeren Gang, der dunkler und schmaler war als die anderen. Amberines Augen suchten die Umgebung ab und blieben an einer alten Holztür am Ende des Ganges hängen, die einen Spalt breit offen stand. Sie zögerte einen Moment, ihr Instinkt sagte ihr, sie solle weitergehen und keine Zeit verschwenden. Aber etwas an dieser Tür – die Art, wie sie fast vergessen in den Schatten stand – zog sie an.
Sie sah Ifrit an, dessen müde Augen ihren Blick trafen. Er nickte leicht, und sie holte tief Luft, bevor sie die Tür aufstieß. Sie quietschte laut, und das Geräusch hallte durch die Stille des Korridors. Amberine zuckte zusammen, ihr Herz pochte, als sie eintrat, und Ifrits schwaches Leuchten erhellte den Raum.
Es war eine Bibliothek. Oder zumindest war es mal eine gewesen. An den Wänden standen Regale voller staubiger Bücher und Schriftrollen, und die Luft war voll vom Geruch von altem Pergament und Vernachlässigung. Der Raum war dunkel und unheimlich still, das einzige Geräusch war ihr raues Atmen. Amberine ging tiefer in den Raum hinein, ihre Finger streiften die Rücken der alten Bücher.
Dieser Ort hatte etwas an sich – etwas, das ihr das Gefühl gab, dass sie hierher gehörte.
„Schau“, flüsterte Ifrit mit kaum hörbarer Stimme. Amberine folgte seinem Blick und sah ein altes, abgenutztes Buch, das auf einem Podest am anderen Ende des Raumes stand. Auf dem Einband waren dieselben Symbole eingraviert wie auf ihren Ketten, dieselben dunklen Linien, die sich in ihre Haut gebrannt hatten. Die Heiligen Schriften.
Amberines Hände zitterten, als sie die Hand ausstreckte und mit den Fingern über das rissige Leder des Einbands strich. Sie schluckte, atmete flach und ihr Herz pochte in ihrer Brust, als sie das Buch öffnete. Die Seiten waren vergilbt, der Text verblasst und abgenutzt, aber sie konnte die Symbole erkennen, dieselben, die in ihre Haut eingebrannt waren.
Sie sank zu Boden, ihre Beine konnten sie nicht mehr tragen. Ifrit ließ sich neben ihr nieder und lehnte seinen kleinen Körper an ihren Arm. Sie blätterte die Seiten um, ihre Augen suchten den Text ab, ihr Atem ging in kurzen, flachen Stößen. Die Worte waren alt und geheimnisvoll, aber sie zwang sich, sich zu konzentrieren, und kniff die Augen zusammen, während sie die Bedeutung zusammenfügte.
„Das Ritual“, flüsterte sie mit zitternder Stimme.
„Sie benutzen mich … für das Ritual.“ Ifrit sah zu ihr auf, seine Augen weit aufgerissen vor Angst und Sorge.
„Schlafende Geister … gefangen in Aetherion. Sie brauchen … jemanden wie mich“, Amberines Stimme zitterte, ihre Hände bebten, als sie eine weitere Seite umblätterte. Die „Tochter der Flammen“. Hier stand alles – alles, was die Teufelssärge brauchten, um ihre verdrehten Pläne zu verwirklichen.
„Sie werden mich benutzen, um die Kraft der Geister zu nutzen“, sagte sie mit brüchiger Stimme und sah Ifrit in die Augen.
„Um … um etwas ins Leben zu rufen.“ Ihre Hände umklammerten das Buch, ihr Atem ging in zittrigen Stößen. Ifrits kleine Krallen drückten sanft gegen ihren Arm, seine Augen waren voller Angst und Entschlossenheit.
„Amberine, wir dürfen sie das nicht tun lassen“, sagte er mit zitternder, aber fester Stimme. Amberine nickte, kniff die Augen zusammen, schloss das Buch und ihre Gedanken rasten. Sie musste das verhindern. Sie musste einen Weg hier raus finden, Draven finden und ihn warnen – alle warnen, was der Teufelssarg vorhatte.
Doch bevor sie etwas unternehmen konnten, hörte Amberine es – Schritte, das leise Klirren von Metall, das durch die steinernen Gänge hallte. Ihr Herz sank, ihr Körper spannte sich an, als sie Ifrit ansah, die Augen vor Angst weit aufgerissen. „Er ist hier“, flüsterte sie, ihre Stimme kaum hörbar. Ifrits Leuchten verblasste, sein kleiner Körper zitterte, als er sich an sie drückte.
„Wir müssen uns verstecken“, flüsterte Ifrit mit dringlicher Stimme. Amberine nickte, ihre Augen huschten durch den Raum, ihr Atem ging in kurzen, hektischen Stößen. Es gab keinen Ausweg – keine andere Tür, keinen versteckten Ausgang. Der Raum war eine Sackgasse. Sie schluckte, ihr Herz pochte in ihrer Brust, als sie sich in die Schatten zwischen den Regalen drückte, Ifrit dicht an sie geschmiegt, seine Flammen erloschen.
Die Tür quietschte, als sie aufging, und das Geräusch hallte durch den stillen Raum. Amberine hielt den Atem an, presste die Augen zusammen und ihr Herz pochte, als sie leise Schritte hörte, die den Raum betraten. Die Präsenz war erdrückend, die dunkle Energie, die von der vermummten Gestalt ausging, erfüllte den Raum mit einem spürbaren Gefühl der Angst. Sie konnte es spüren, das kalte Gewicht seines Blickes, der den Raum absuchte.
Ihr Körper spannte sich an, jeder Muskel schrie sie an, wegzulaufen, sich zu bewegen, aber sie zwang sich, still zu bleiben, der Atem stockte ihr in der Kehle. Sie beobachtete durch die Lücken zwischen den Regalen, wie die vermummte Gestalt sich bewegte, seine Augen die Reihen staubiger Wälzer absuchten, seine Bewegungen bedächtig, sein Gesang nun verstummt, aber seine Präsenz dadurch umso furchterregender.
Sein Blick streifte ihr Versteck, und für einen Moment dachte Amberine, dass er sie vielleicht, nur vielleicht, übersehen würde. Doch dann drehte er den Kopf, seine Augen trafen ihre, und ein Lächeln huschte über seine Lippen. „So leicht kommst du mir nicht, Mädchen“, flüsterte er mit leiser, spöttischer Stimme.
„Ich habe dich gefunden.“