Amberine folgte Draven aus seinem Zimmer, ihr Herz pochte, die Luft war voller Spannung. Der Flur war schwach beleuchtet, nur das sanfte Licht verzauberter Wandleuchter warf einen schwachen Schein auf die Steinwände. Sie spürte, wie die Angst unter ihrer Haut krabbelte, wie tausend winzige Nadeln. Sie hatte Draven noch nie so gesehen – so konzentriert, so verschlossen.
Sein Gesichtsausdruck blieb stoisch, aber seine Augen huschten umher, als würde er jeden möglichen Schritt, jede potenzielle Bedrohung berechnen.
Ifrit schlüpfte aus seiner Robe, seine winzige salamanderähnliche Gestalt leuchtete sanft. Er setzte sich auf ihre Schulter und blickte nervös hin und her. „Amberine, bleib in seiner Nähe“, flüsterte er mit kaum hörbarer Stimme. Die Ernsthaftigkeit in seinem Ton ließ einen Schauer über ihren Rücken laufen.
Sie hielt Draven im Auge und folgte ihm mit festen Schritten. Es fühlte sich seltsam an, sogar beängstigend, sich so auf ihn zu verlassen. Sie wollte ihn hassen – sie wollte ihn für alles anschreien, was er getan hatte. Er hatte gerade zugegeben, Sharon getötet zu haben, und doch war sie hier und verließ sich darauf, dass er sie beschützte. Es war eine verdrehte Ironie, die ihr Herz vor widersprüchlichen Gefühlen schmerzen ließ.
Der Flur schien endlos zu sein, die Schatten bewegten sich um sie herum, während sie gingen. Amberine spürte das Gewicht jedes Schrittes, ihre Sinne waren geschärft, jedes Knarren der Dielen hallte in ihren Ohren wider. Draven ging wortlos voran, seine Präsenz war beeindruckend, unnachgiebig. Seine Zuversicht hatte etwas fast Beruhigendes, eine Beständigkeit, die sie glauben lassen wollte, dass alles gut werden würde.
Sie bogen um eine Ecke und Draven blieb plötzlich stehen. Amberine erstarrte hinter ihm, ihr Atem stockte, als sie sie sah – Gestalten, die aus der Dunkelheit auftauchten. Ihre Formen waren verdreht, grotesk, wie etwas aus einem Albtraum. Sie bewegten sich mit ruckartigen, unnatürlichen Schritten, ihre Augen leuchteten mit einem kränklichen grünen Licht. Die Luft um sie herum schien vor Bosheit zu summen, eine dunkle Energie, die Amberine eine Gänsehaut bereitete.
Draven zögerte nicht. Er hob die Hand, und Amberine sah das schwache Schimmern seines Psychokinese-Stifts in der Luft schweben. Er bewegte sich präzise, der Stift glitt durch die Luft, als hätte er einen eigenen Willen. Die Kreaturen krümmten sich heftig, ihre Körper verdrehten sich, dann fielen sie leblos zu Boden. Es ging so schnell, dass Amberine kaum Zeit hatte, zu reagieren.
Sie starrte auf die gefallenen Körper, eine Mischung aus Entsetzen und Faszination überkam sie. Draven hatte sie ohne zu zögern getötet, ohne einen Moment zu zögern. Seine Bewegungen waren so flüssig, so effizient, dass es in seiner Brutalität fast schon schön war. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als ihr klar wurde, wie mächtig er war – wie gnadenlos effektiv.
Draven senkte die Hand und steckte den Stift wieder in seine Jackentasche. Er warf Amberine einen Blick zu, sein Gesichtsausdruck war unlesbar. „Weitergehen“, sagte er mit seiner gewohnt kalten Stimme.
Amberine schluckte, nickte und zwang sich, weiterzugehen. Sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen – nicht, wenn sie von Gefahr umgeben waren. Sie folgte Draven und warf einen Blick auf Ifrit, der die gefallenen Kreaturen anstarrte und zitterte. Er sah sie mit großen Augen an, und sie nickte ihm beruhigend zu.
Sie gingen den Flur weiter, und mit jedem Schritt stieg die Spannung. Amberine konnte es spüren – etwas kam auf sie zu. Sie sah es an Draven, dessen Augen sich verengten und dessen Körper sich anspannte. Sie wurden gejagt. Deine nächste Reise wartet auf dich in My Virtual Library Empire
Plötzlich sprang eine der Kreaturen aus dem Schatten auf sie zu. Amberine schnappte nach Luft, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Draven reagierte blitzschnell und seine Feder zischte durch die Luft. Der Kopf der Kreatur schnellte zurück und ihr Körper sackte zu Boden. Aber diesmal war etwas anders – ein leuchtendes Zeichen auf ihrer Stirn, ein Symbol, das unheimlich pulsierte.
Draven schnalzte mit der Zunge und kniff die Augen zusammen. „Eine Alarmrune“, murmelte er genervt. Bevor Amberine reagieren konnte, tötete er die Kreatur, und das Leuchten verschwand von ihrer Stirn. Aber sein Gesichtsausdruck verriet ihr alles, was sie wissen musste.
„Ich bin zu spät“, sagte er mit kaum hörbarer Stimme. Er sah sich um, sein Blick verdunkelte sich, als er in seinen Mantel griff und einen weiteren Stift hervorholte. Dieser leuchtete mit einem sanften, azurblauen Licht – der Wasserelfenstift. Amberine sah zu, wie ihr der Atem stockte, als der Stift zu leuchten begann und sich eine schimmernde Wasserbarriere vor ihnen bildete.
Bevor sie überhaupt begreifen konnte, was geschah, prallte ein mächtiger Zauber gegen die Barriere. Die Wucht des Aufpralls sandte Schockwellen durch den Flur, deren schiere Kraft Amberine zurücktaumeln ließ. Sie spürte, wie Ifrits kleine Krallen sich in ihre Schulter gruben, um sie festzuhalten. Dampf stieg um sie herum auf, das Wasser verdampfte durch die Intensität des Zaubers.
Amberine blinzelte und ihre Sicht verschwamm, während sie versuchte, zu begreifen, was sie sah. Als sich der Dampf endlich lichtete, sah sie sie – fünf Gestalten, die im Flur standen, ihre Umhänge dunkel und mit dem Symbol eines Sarges versehen. Der Anblick ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Das Emblem des Teufelssarges.
Draven trat vor, ruhig und mit scharfem Blick, der auf die Gestalten geheftet war. „Seid ihr Untergebene der Sieben Sünden?“, fragte er, und seine Stimme zerschnitt die Stille wie ein Messer.
Eine der verhüllten Gestalten trat vor, ihre Stimme hallte unheimlich, als sie sprach. „Amberine Polime, du wirst von einem der Erzbischöfe gesucht. Du kommst mit uns.“
Amberines Herz sank, ihr Körper zitterte. Die Worte fühlten sich wie Eis in ihren Adern an und ließen sie erstarren. Sie konnte sich nicht bewegen, konnte nicht denken.
Angst packte sie, ihre Gedanken kreisten, während sie versuchte zu begreifen, was geschah. Ifrit stupste sie an, sein kleiner Körper drückte sich gegen ihren Hals, aber sie konnte nicht reagieren. Die Angst war zu groß, zu überwältigend.
Dravens Blick verhärtete sich, seine Augen verengten sich, als er die vermummten Gestalten ansah. „Ich kann mich nicht erinnern, euch die Erlaubnis gegeben zu haben, sie mitzunehmen“, sagte er mit kalter Stimme, in der ein gefährlicher Unterton mitschwang.
Bevor Amberine überhaupt begreifen konnte, was geschah, verschwand Draven. Das Nächste, was sie sah, war, wie einer der Devil Coffin-Mitglieder mit einer widerlichen Wucht durch mehrere Steinmauern geschleudert wurde. Amberine schnappte nach Luft, ihre Augen weiteten sich, während sie zusah und ihr Verstand mühsam versuchte, mitzuhalten.
Draven tauchte wieder vor ihr auf, seine Präsenz unerschütterlich, sein Blick scharf. „Sie steht unter meinem Schutz“, sagte er mit leiser, aber eiskalter Überzeugung. Amberine spürte, wie ein Schauer sie durchlief, ihr Herz pochte in ihrer Brust.
Zwei Wasserschwerter materialisierten sich in Dravens Händen – Schwerter, geschmiedet aus der Magie der Wasserelfen. Er trat vor, seine Schläge präzise und tödlich. Die übrigen Gestalten hatten kaum Zeit zu reagieren, bevor sie niedergestreckt wurden und ihre Körper zu Boden sackten. Es war in einem Augenblick vorbei, und im Flur kehrte wieder Stille ein.
Amberine starrte auf die Leichen, ihr Atem ging unruhig, ihr Kopf schwirrte. So etwas hatte sie noch nie gesehen – diese schiere Kraft, diese Rücksichtslosigkeit, mit der Draven gekämpft hatte. Er drehte sich zu ihr um, sein Blick war fest, seine Stimme ruhig, als er sprach. „Wir müssen weg hier. Du wirst verfolgt.“
Er griff nach ihrer Hand, sein Griff war fest und beruhigend. Amberine spürte die Wärme seiner Hand, seine Beständigkeit, und das riss sie aus ihrer Benommenheit. Sie holte tief Luft, sah ihm in die Augen und nickte. Sie musste stark sein. Sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen.
Draven führte sie durch die Festung, sein Schritt schnell und zielstrebig. Amberine folgte ihm, ihr Herz pochte, ihr Verstand versuchte immer noch, alles zu verarbeiten, was geschehen war. Der Flur schien sich endlos zu erstrecken, die Schatten wurden dunkler, die Luft war voller Spannung.
Plötzlich erschütterte eine Explosion den Flur vor ihnen. Amberine stolperte, riss die Augen auf und hielt den Atem an. Die Ursache des Tumults wurde schnell klar: Herzogin Blackthorn stand inmitten des Chaos und hielt ihren schwarzen Fächer vor den Mund. Ihr Blick war auf drei Mitglieder der Devil Coffin gerichtet, die in einer riesigen schwarzen Magiesphäre gefangen waren.
Die Herzogin kniff die Augen zusammen, als sie Draven bemerkte, und ihr Blick war voller Verachtung. „Ah, was für ein Wunder“, sagte sie mit verächtlicher Stimme. „Derjenige, der die Devil Coffin herbeigerufen hat, erscheint hier persönlich.“
Bevor sie weiterreden konnte, explodierte die Wand neben ihr und Trümmer flogen durch die Luft. Amberine machte sich auf den Aufprall gefasst, aber er blieb aus. Stattdessen bildete sich vor ihnen eine Wasserbarriere, die die Wucht der Explosion abfing. Die vier magischen Leibwächter der Herzogin schauten panisch umher, aber die Gefahr war bereits gebannt.
Herzogin Blackthorn wandte ihren Blick zu Draven, ihre Augen voller Verwirrung, Misstrauen und etwas anderem – etwas, das fast wie Verzweiflung aussah. „Warum hast du mich gerettet, Draven?“, fragte sie mit leicht zitternder Stimme. „Du hast Sharon getötet. Warum rettest du mich jetzt?“
Draven antwortete nicht auf ihre Frage. Sein Gesichtsausdruck blieb kalt und gleichgültig, als er seine Hand hob. Die Wassersphäre, die die Mitglieder des Devil Coffin umgab, flimmerte, und mit einer schnellen Bewegung seines Handgelenks zog sich das Wasser zusammen und zerquetschte sie in seinem Griff. Ihre Körper zerfielen leblos, und die Magie löste sich in Nichts auf.
Draven trat vor, seinen Blick auf die Herzogin geheftet, seine Stimme ruhig, aber voller Gefahr.
„Ich habe meine eigenen Pläne“, sagte er, ohne auch nur einen Moment zu zögern, ihr in die Augen zu schauen. Die Worte hingen schwer in der Luft, und Amberine spürte, wie ihr Herz pochte und ihr Kopf von Fragen schwirrte, von denen sie nicht sicher war, ob sie Antworten darauf haben wollte.