In der großen Halle des Symposiums war es voll mit Gesprächen, dem Gemurmel von Studenten, Wissenschaftlern und Beamten, die über die neuesten Fortschritte in der Magie, theoretische Debatten und die drängenden Probleme von Aetherion diskutierten. Amberine war auch da, saß zwischen ihren Kollegen in dem Bereich für Studenten und Nachwuchsforscher und war total aufgeregt von der spannenden Atmosphäre.
Sie hatte sich auf dieses offene Forum gefreut, um so viel Wissen wie möglich aufzunehmen und den Puls der aktuellen Ereignisse in der magischen Welt zu verstehen.
Der Saal war ein beeindruckender Anblick, mit seinen gewölbten Decken, die sich endlos nach oben zu erstrecken schienen, aufwendigen Wandmalereien, die historische Momente aus der Geschichte von Aetherion darstellten, und schimmernden magischen Wandleuchtern, die ein sanftes, stimmungsvolles Licht über den Raum warfen.
Im ganzen Raum hatten sich ganz natürlich Gruppen gebildet – einige waren in hitzige akademische Debatten vertieft, während andere leise über magische Politik diskutierten. Es war genau die Art von Umgebung, in der jeder, der in der magischen Gemeinschaft Rang und Namen hatte, gesehen werden wollte, eine Bühne für Prestige und Intellekt.
Amberine sah sich um und nahm die Pracht und die Versammlung so angesehener Persönlichkeiten in sich auf.
Zu ihrer Linken diskutierte eine Gruppe von Studenten der Magic Tower University über einen aktuellen Vortrag zum Thema Ley-Linien-Manipulationen, ihre Augen vor Ehrfurcht und Aufregung weit aufgerissen. Zu ihrer Rechten bemerkte sie eine Gruppe von Gelehrten, die in ein Gespräch über Dungeon-Kerne vertieft waren, wobei die Intensität ihrer Mienen auf eine Debatte über ihre neuesten Erkenntnisse hindeutete. Sie konnte Bruchstücke von Diskussionen über Manastabilisierung und die Ethik der Nekromantie aufschnappen, Themen, die sie dazu veranlassten, näher heranzutreten, um mehr zu hören.
Trotz der formellen Atmosphäre des Symposiums lag eine unterschwellige Spannung in der Luft – die Art von Spannung, die darauf hindeutete, dass heute etwas Wichtiges, vielleicht sogar Kontroverses diskutiert wurde. Sie spürte es an der gedämpften Stimme der Gelehrten und an der Art, wie die Beamten mit ernsten Gesichtern beieinanderstanden. Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her und fragte sich, was los war, in der Hoffnung, dass das Thema offen angesprochen werden würde.
Plötzlich änderte sich die Atmosphäre. Das leise Gemurmel in der Halle wurde von einem Tumult in der Nähe des Eingangs unterbrochen. Amberine reckte den Hals, um zu sehen, was los war. Einige hochrangige Ratsmitglieder betraten die Halle, ihre Mienen ernst, ihre Roben mit komplizierten Wappen verziert, die ihren Status kennzeichneten. Die Luft schien schwerer zu werden, als sie hereinkamen, und die Menge teilte sich, um sie durchzulassen.
„Es ist etwas los“, flüsterte ein Student neben ihr, seine Stimme voller Neugier und Besorgnis.
Amberine nickte und hielt den Ratsmitgliedern, die sich zur Mitte des Saals begaben, den Blick fest auf sie gerichtet. Das Murmeln der Menge wurde lauter, Neugierde breitete sich im Raum aus. Sie sah, wie die Gelehrten und Beamten Blicke austauschten, ihre Gesichtsausdrücke reichten von besorgt bis ausgesprochen beunruhigt. Es war klar, dass das, was sich abzuzeichnen begann, von großer Bedeutung war.
Ein offizieller Vertreter des Arkanen Rates trat vor, seine Stimme wurde durch eine magische Projektion verstärkt, die über der Menge schwebte. „Meine Damen und Herren, verehrte Gelehrte und Studenten von Aetherion, danke für eure Aufmerksamkeit“, begann er in einem formellen Ton, der jedoch eine unverkennbare Ernsthaftigkeit verriet. „Wir sind heute hier versammelt, nicht nur um über die Fortschritte in der magischen Forschung zu diskutieren, sondern auch um eine Angelegenheit von großer Bedeutung anzusprechen, die eines unserer prominentesten Mitglieder betrifft.“
Es wurde still im Saal, alle Augen waren auf den Beamten gerichtet. Amberine spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, und ein Gefühl der Unruhe überkam sie. Die magische Projektion über dem Kopf des Beamten verschob sich, das Bild veränderte sich, bis eine vertraute Gestalt zu sehen war. Amberines Herz sank, als sie das Gesicht erkannte. Draven. Sein strenger, kalter Blick schien sie anzustarren, die Projektion war scharf und imposant. Erlebe weitere Geschichten in My Virtual Library Empire
Der Beamte fuhr mit ernster Stimme fort: „Mit schwerem Herzen muss ich Ihnen mitteilen, dass Professor Draven Arcanum von Drakhan im Verdacht steht, an dem Vorfall beteiligt gewesen zu sein, der als „Der 12. Arkane Wagenvorfall“ bekannt ist und auf tragische Weise zum Tod mehrerer prominenter Persönlichkeiten, darunter Lady Sharon von Blackthorn, geführt hat.“
Eine Welle der Bestürzung ging durch die Menge. Entsetzen erfüllte den Saal, gefolgt von einem Raunen. Amberines Augen weiteten sich, ihre Brust zog sich vor Unglauben zusammen. Das Bild von Draven blieb über ihnen projiziert, sein Gesicht eine deutliche Erinnerung an die Schwere der Lage. Sie konnte kaum glauben, was sie hörte – Draven, der der Beteiligung an einer solchen Tragödie beschuldigt wurde? Es fühlte sich surreal an, als hätte sich der Boden unter ihr verschoben.
Das Gemurmel wurde lauter, verwirrte und ungläubige Flüstertöne erfüllten die Luft. „Lady Sharon?“, flüsterte jemand in ihrer Nähe. „Die Ritterin, die Nichte von Herzogin Blackthorn?“
Amberine drehte den Kopf und ihr Blick fiel auf eine Frau, die von ihrem Platz aufstand. Herzogin Blackthorn. Die Adlige war eine mächtige und einflussreiche Persönlichkeit, deren Anwesenheit alle Blicke auf sich zog. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen voller Trauer und Entschlossenheit. Sie stand aufrecht da und blickte entschlossen in die versammelte Menge, als sie das Wort ergriff.
„Ich stehe heute hier als trauernde Tante und fordere Gerechtigkeit für meine Nichte Lady Sharon“, sagte Herzogin Blackthorn mit einer Stimme, die durch den Saal hallte, jedes Wort scharf und deutlich. „Ich bin mit Beweisen vor euch getreten, die Draven Arcanum von Drakhan in die Tragödie verwickeln, die den 12. Arkanen Wagen getroffen hat.“
Sie machte eine Geste, und eine weitere magische Projektion erschien – diesmal mit Szenen aus dem Vorfall.
Die zerstörte Kutsche, die verkohlte Erde, die Überreste eines einst prächtigen Fahrzeugs, das nun nur noch eine Ruine war. Amberines Blick war auf die Bilder geheftet, ihr Herz pochte in ihrer Brust. Dann erschien eine Projektion von Draven – seine Gestalt war ramponiert, seine Roben zerrissen, sein Gesicht verletzt. In der Luft um ihn herum waren Spuren dunkler Magie zu sehen, dunkle Tentakel, die sich an seine Aura zu heften schienen.
Die Stimme der Herzogin zitterte leicht, in ihrem Tonfall schwangen Wut und Trauer mit. „Das sind die Überreste des Vorfalls. Es wurden Spuren dunkler Magie gefunden, und Professor Draven wurde am Tatort aufgefunden – zwar schwer verletzt, aber noch am Leben. Ich werde nicht ruhen, bis Gerechtigkeit geübt wird, bis der Tod meiner Nichte aufgeklärt ist.“
Amberine umklammerte ihr Tagebuch, ihre Knöchel wurden weiß. Die Last der Anschuldigung lastete schwer auf ihrer Brust, ihre Gedanken waren ein Durcheinander aus Unglauben und Angst. Konnte Draven wirklich in so etwas verwickelt sein? Sie dachte an ihre Begegnungen mit ihm zurück – an sein kaltes Auftreten, seine Distanz, aber auch an die Momente, in denen er ihr Freundlichkeit entgegengebracht und ihr geholfen hatte, als sie es am meisten gebraucht hatte. Es ergab keinen Sinn.
Aber gleichzeitig.
Sie erinnerte sich.
Er war es, der ihren Vater getötet hatte.
In der Halle herrschte Chaos, Flüstern und Murmeln erfüllten die Luft, die Spannung war greifbar. Amberines Blick war auf die Projektion gerichtet, ihr Herz schmerzte vor Verwirrung.
Sie wollte glauben, dass es nicht wahr war, dass es sich um einen Irrtum handelte. Aber die Beweise – die dunkle Magie, Dravens Anwesenheit am Tatort – waren erdrückend.
Eine weitere Gestalt trat vor, ihre Robe mit den Insignien des Kontinentalen Magierrats geschmückt. Kanzlerin Lisanor. Sie war bekannt für ihre Autorität, eine angesehene Persönlichkeit, deren Meinung großes Gewicht hatte. Sie blickte sich im Raum um, ihr Gesichtsausdruck ernst, als sie sprach.
„Ich habe die von Herzogin Blackthorn vorgelegten Beweise geprüft“, sagte Lisanor mit ruhiger Stimme, die jedoch unverkennbar Autorität ausstrahlte. „Sie sind substanziell genug, um eine formelle Untersuchung zu rechtfertigen. Angesichts der Schwere der Vorwürfe schlage ich vor, Professor Draven bis zu einer ordnungsgemäßen Untersuchung, in der seine Unschuld oder Schuld festgestellt werden kann, in Gewahrsam zu nehmen.“
Ein kollektiver Aufschrei erfüllte den Raum, die Spannung stieg. Amberines Herz raste, ihr stockte der Atem. Inhaftiert? Das Wort hallte in ihrem Kopf wider, und ein Gefühl der Angst überkam sie. Die Schwere der Anschuldigungen, die Möglichkeit, dass Draven ins Gefängnis kommen könnte – das war fast zu viel für sie. Sie spürte, wie alle Blicke auf die Projektion gerichtet waren, wie sie sie verurteilend ansahen.
Sie dachte an das letzte Mal, als sie Draven gesehen hatte, wie er vor den Prüfern gestanden und seine Forschungsergebnisse mit unerschütterlicher Zuversicht präsentiert hatte. Konnte derselbe Mann – der so brillant und souverän gewirkt hatte – wirklich zu so etwas Schrecklichem fähig sein? Und wenn nicht, wer würde ihn dann hereinlegen wollen? Wer könnte die Macht und den Einfluss haben, all das in Gang zu setzen?
Gerade als die Spannung im Raum einen Höhepunkt zu erreichen schien, durchbrach eine neue Stimme das Chaos – ruhig, bestimmt und gelassen. „Genug.“
Die Menge verstummte, das Gemurmel verstummte, und alle Augen richteten sich auf die Gestalt, die vortrat. Kanzler Kyrion. Er war bekannt für seine Integrität, sein Ruf war makellos, und seine Meinungen hatten oft den Charakter einer endgültigen Entscheidung. Seine Robe war tiefblau und mit Insignien verziert, die ihn als eines der ranghöchsten Mitglieder des Rates auswiesen.
Kyrions Blick war scharf, als er den Raum musterte, seine Augen trafen die von Herzogin Blackthorn und Kanzler Lisanor, bevor sie auf der magischen Projektion von Draven ruhten. „Ich habe die Beweise ebenfalls geprüft“, sagte er mit klarer, unerschütterlicher Stimme. „Und obwohl ich die Tragödie des Geschehenen anerkenne, muss ich sagen, dass die vorgelegten Beweise nicht schlüssig sind.“
Ein Raunen ging durch die Menge, eine Mischung aus Überraschung und Verwirrung. Amberine spürte einen Funken Hoffnung, ihre Brust wurde leichter, als sie Kyrions Worte hörte.
„Bis konkrete Beweise vorliegen“, fuhr Kyrion fort und kniff die Augen leicht zusammen, „werde ich mich persönlich für die Unschuld von Draven Arcanum von Drakhan verbürgen. Es wäre eine schwere Ungerechtigkeit, ihn ohne ordnungsgemäße Beweise festzuhalten oder als schuldig zu behandeln.“
Seine Worte hatten ein Gewicht, das sich über den ganzen Saal zu legen schien, und die Spannung ließ etwas nach, als die Menge seine Worte verarbeitete. Kyrion strahlte Selbstsicherheit und Vernunft aus, und Amberine konnte sehen, wie das auf die anderen wirkte. Er deutete auf die Projektionen und ließ seinen Blick über die Szenen des Vorfalls schweifen. „Ich habe Unstimmigkeiten in den Beweisen gefunden, Lücken, die darauf hindeuten, dass mehr dahinterstecken könnte, als wir hier sehen.
Ich bitte den Rat dringend, vorsichtig vorzugehen, um sicherzustellen, dass wir den Ruf eines angesehenen Gelehrten nicht ohne triftigen Grund beschädigen. Ich habe persönlich einen Bericht von Graf Drakhan selbst über seine Verspätung erhalten und werde ihn nach einer Diskussion mit den anderen Ratsmitgliedern vorlegen.“
Amberine spürte, wie ihr Herz vor Hoffnung schwoll, während sie Kyrion aufmerksam zuhörte. Seine ruhige, gelassene Verteidigung von Draven war wie eine Rettungsleine, an der sie sich inmitten der Ungewissheit festhalten konnte. Er wies auf die Mängel in den Beweisen hin – die Unstimmigkeiten in den Zeitangaben, die seltsamen Spuren von Magie, die nicht zu Draven passten.
Es war, als würde er die Schichten einer sorgfältig konstruierten Illusion abziehen und die darunter verborgene Wahrheit enthüllen.
Kyrion beendete seine Rede, indem er sich mit ernster Miene an den Rat wandte. „Ich bitte euch, einen fairen Prozess zuzulassen und euch an die Prinzipien der Fairness und Gerechtigkeit zu erinnern, für die Aetherion steht. Selbst angesichts einer Tragödie dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, was richtig ist.“
Es herrschte einen Moment lang Stille, die Spannung im Raum löste sich langsam auf und machte einem Gefühl der Unsicherheit Platz. Die Ratsmitglieder tauschten Blicke aus, ihre Gesichter waren nachdenklich, und Amberine spürte, wie sich die Stimmung veränderte. Kyrion hatte es geschafft, die Stimmung zu beeinflussen und in diesem chaotischen und emotionalen Moment Vernunft und Ruhe zurückzubringen.
Bevor er zurücktrat, fügte Kyrion noch einen letzten Satz hinzu, dessen Stimme durch den Saal hallte. „Ich möchte noch darauf hinweisen, dass ich über weitere Beweise verfüge, die Licht in diese Angelegenheit bringen könnten. Ich werde sie entsprechend vorlegen, sobald ich alle notwendigen Informationen gesammelt habe. Bis dahin bitte ich darum, keine voreiligen Entscheidungen zu treffen.“
Amberine atmete aus, ohne dass sie bemerkt hatte, dass sie den Atem angehalten hatte, und ihr Körper entspannte sich ein wenig. Kyrions Worte hatten ihr Hoffnung gegeben – Hoffnung, dass Draven vielleicht doch nicht schuldig war, dass vielleicht mehr hinter dieser Sache steckte, als man auf den ersten Blick sehen konnte. Sie beobachtete, wie sich die Stimmung im Raum langsam beruhigte, wie die Gelehrten und Beamten leise miteinander sprachen und die Anspannung nachließ.
Sie konnte nicht anders, als Kyrion zu bewundern. Er hatte sich mächtigen Anschuldigungen gestellt, mit Autorität und Vernunft gesprochen und es geschafft, wieder etwas Ruhe in den Raum zu bringen. Amberine wusste, dass es, egal was als Nächstes passieren würde, nicht einfach werden würde – aber zumindest war Draven jetzt nicht allein. Und sie auch nicht.