Amberine saß in der Wartehalle und trommelte mit den Fingern auf ihr Tagebuch, während sie gegen das mulmige Gefühl in ihrem Bauch ankämpfte. Der Raum war voll mit Wissenschaftlern, die sich alle auf ihre Präsentationen vorbereiteten, und die Luft war voller nervöser Energie, die genau zu ihrer eigenen Nervosität passte. Sie konnte das unangenehme Gefühl in ihrem überfüllten Magen nicht ignorieren – die schlechte Entscheidung, sich dieses üppige Frühstück gegönnt zu haben, kam ihr jetzt teuer zu stehen.
Jedes Mal, wenn sie tief Luft holte, spürte sie ein Ziehen im Bauch, das sie daran erinnerte, wie unvorbereitet sie auf diesen Moment war.
Plötzlich ertönte ein leiser Glockenton, und Amberine schaute erschrocken auf. In der Mitte des Warteraums erschien eine schimmernde Schriftrolle, die sich mit einem Leuchten entfaltete, das alle Blicke auf sich zog.
Sie schwebte dort, von Magie gehalten, und ihr sanftes blaues Licht beleuchtete die Gesichter der anderen Vortragenden. Amberines Herz setzte einen Schlag aus, als ihr Name in eleganten goldenen Buchstaben erschien.
„Amberine Polime“, verkündete die Schriftrolle mit klarer, ruhiger Stimme, „bereite dich vor. Du bist in zwei Runden dran.“ Über ihr erschien eine schimmernde Uhr, die die Minuten bis zu ihrem Auftritt in der Präsentationshalle herunterzählte.
Amberine schluckte, ihr Herz pochte in ihrer Brust, während sie auf ihren Namen starrte. Die Uhr tickte mit unerbittlicher Präzision, jede Sekunde ließ ihre Angst steigen. Sie umklammerte ihren Bauch und spürte, wie sich der Knoten noch mehr zusammenzog, ein Übelkeitsgefühl, das sie wünschen ließ, sie hätte nicht so viel gegessen. Sie konnte fast Dravens scharfe Stimme hören, die sie für ihre Dummheit schimpfte, und dieser Gedanke verstärkte ihre Verlegenheit nur noch.
Ihr Gesicht wurde rot, und sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen und die Übelkeit zu vertreiben.
„Konzentrier dich“, flüsterte sie leise, sodass ihre Stimme kaum über das leise Summen im Saal zu hören war. Sie schloss für einen Moment die Augen, atmete noch einmal tief durch und versuchte, die Unruhe in ihrem Inneren zu beruhigen. Sie durfte jetzt nicht die Fassung verlieren – nicht nach allem, was sie erreicht hatte. Sie musste bereit sein.
Sie holte ihr Tagebuch heraus und schlug es auf die Seiten mit ihren Forschungsnotizen. Das lenkte sie ab und half ihr, sich nicht auf die Schmerzen in ihrem Magen oder die schleichende Angst vor dem zu konzentrieren, was kommen würde. Das Tagebuch war eine Gemeinschaftsarbeit von ihr, Maris, Elara Valen und Professor Astrid von der Magic Tower University (MTU). Der Titel stand ordentlich auf der ersten Seite: „Die Kugel der Emotionen:
Analyse der Konvergenzraten und der messbaren Auswirkungen emotionaler Zustände auf die magische Kraft“.
Amberine fuhr mit den Fingern über die Tinte und ihre Gedanken schweiften zurück zu den langen Nächten im MTU-Labor, den hitzigen Diskussionen, den Durchbrüchen und Rückschlägen, die sie gemeinsam erlebt hatten. Sie lächelte sanft und ihr Herz wurde warm, als sie an Elara dachte – das Wunderkind, dessen Talent und Intelligenz Amberine oft in Staunen versetzt hatten.
Elara war brillant, ihr stoisches Auftreten verbarg einen Verstand, der die Geheimnisse der Magie mit Leichtigkeit entschlüsseln konnte. Sie war das Herzstück ihres Teams, diejenige, die sie oft durch die Komplexität der Konvergenzstudien geführt hatte.
Sie blätterte durch die Seiten, ihre Augen huschten über die Notizen zu Konvergenzraten, emotionalen Effekten und Zauberkraft.
Ihre Forschung hatte sich darauf konzentriert, wie Emotionen die Stärke und Kontrolle von Magie beeinflussen können, wobei die von ihnen entwickelte Kugel als wichtigstes Werkzeug für ihre Experimente diente. Die Kugel war so konzipiert, dass sie die Aura verschiedener emotionaler Zustände erkennen und messen und in rohe magische Energie umwandeln konnte. Sie hatten Emotionen wie Angst, Freude, Wut und Ruhe getestet, wobei jede einzelne unterschiedliche Auswirkungen auf die Wirksamkeit und Kontrolle der Magie zeigte.
Amberine erinnerte sich an das erste Mal, als sie die Kugel getestet hatten – wie sie in einem intensiven Rot geleuchtet hatte, als Maris ihre Wut kanalisiert hatte, und die Kraftwelle fast das Begrenzungsfeld überwältigt hätte. Sie hatten gelernt, dass Wut die zerstörerische Kraft der Magie steigern konnte, allerdings auf Kosten der Kontrolle und Stabilität. Freude hingegen hatte ein leuchtendes Gelb erzeugt, das die Vielseitigkeit der Zaubersprüche erhöhte, während Ruhe ein sanftes blaues Licht erzeugt hatte, das für Stabilität und Präzision sorgte.
Sie lächelte, als sie sich an den Triumph in Elaras Augen erinnerte, als sie es endlich geschafft hatten, die Konvergenzrate von Emotionen zu quantifizieren – den genauen Punkt, an dem Emotionen und Magie verschmolzen und die Wirksamkeit des Zaubers verstärkten. Es war ein Durchbruch gewesen, etwas, für das sie Monate gebraucht hatten, und Amberine konnte sich noch immer daran erinnern, wie Elaras goldenes Mana in der Luft geschimmert hatte, ein Beweis für das Ursprungsattribut ihrer Abstammung.
Die magische Schriftrolle kündigte die Runde vor ihr an, und Amberine spürte, wie sich ihr Magen wieder zusammenzog und ihre Hände sich um ihr Tagebuch verkrampften. Sie schloss die Augen, atmete noch einmal tief durch und flüsterte eine leise Bitte an Ifrit.
Der kleine Salamandergeist spürte ihre Angst, flackerte neben ihr auf und strahlte mit seiner kleinen Gestalt eine beruhigende Wärme aus. Er stupste ihre Hand an, seine weichen Schuppen fühlten sich kühl auf ihrer Haut an, und sie lächelte und spürte, wie ihre Nerven sich ein wenig entspannten. Finde Abenteuer in My Virtual Library Empire
„Du schaffst das“, flüsterte Ifrit.
„Danke, Ifrit“, flüsterte sie mit kaum hörbarer Stimme.
Sie holte noch einmal tief Luft, strich mit den Fingern über seinen kleinen Kopf und stand dann auf. Ihr Herz pochte, als sie sich auf den Weg zum Präsentationsraum machte. Die Schriftrolle schwebte vor ihr, beleuchtete ihren Weg und zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden im Warteraum auf sich. Sie spürte ihre Blicke auf sich, ihre Neugier, ihre Vorurteile, aber sie zwang sich, den Kopf hochzuhalten und geradeaus zu schauen.
Die Türen zum Präsentationssaal öffneten sich vor ihr und das sanfte Leuchten der Magie erhellte den großen Raum dahinter. Amberine trat ein und hielt den Atem an, als sie den Anblick sah. Der Saal war riesig, mit hohen Decken, die so verzaubert waren, dass sie das Meer darüber widerspiegelten, und das sanfte Blau und Grün des Wassers schufen eine beruhigende, ätherische Atmosphäre. Die Wände waren mit alten Folianten und magischen Artefakten gesäumt, deren Anwesenheit ein Zeugnis des Wissens war, das in Aetherion aufbewahrt wurde.
In der Mitte des Saals befand sich eine erhöhte Plattform, auf der die Jury saß. Jeder trug eine Robe, die mit Symbolen verziert war, die ihre Fachkenntnisse kennzeichneten – Runen für alchemistisches Wissen, Zauberzeichen, Siegel der Astralmagie. Sie beobachteten sie mit scharfen Blicken, ihre Gesichter waren unlesbar, und Amberine spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte und ihre Nervosität mit voller Wucht zurückkehrte.
Sie ging zum Podium und legte ihr Tagebuch mit leicht zitternden Händen auf den Ständer. Eine leuchtende Kugel schwebte neben ihr, bereit, ihre Stimme zu verstärken und die von ihr vorbereiteten Diagramme zu projizieren. Sie holte tief Luft und warf einen Blick auf Ifrit, der sich zu ihren Füßen niedergelassen hatte und sie mit unerschütterlichem Vertrauen ansah, das ihr Herz höher schlagen ließ.
„Guten Morgen, verehrte Gutachter“, begann Amberine mit zittriger Stimme. Sie hielt inne, holte tief Luft und sah den Gutachtern in die Augen. „Mein Name ist Amberine Polime und ich bin hier, um die gemeinsame Forschungsarbeit von mir, Maris, Elara Valen und Professor Astrid von der Magic Tower University vorzustellen.
Der Titel unserer Forschungsarbeit lautet ‚Kugel der Emotionen: Analyse der Konvergenzraten und der messbaren Auswirkungen emotionaler Zustände auf die magische Kraft‘.“
Sie machte wieder eine Pause und schaute über die Tafel, um die Reaktionen zu beobachten. Die Gutachter waren still und starrten sie an, und sie zwang sich, weiterzusprechen. „Unsere Forschung will den Zusammenhang zwischen emotionalen Zuständen und magischer Konvergenz untersuchen – insbesondere, wie verschiedene Emotionen die Wirksamkeit von Zaubersprüchen verstärken oder verringern können. Mit Hilfe der Emotionskugel konnten wir die Konvergenzraten verschiedener emotionaler Zustände messen und quantifizieren und ihren Einfluss auf die Wirksamkeit und Kontrolle von Zaubersprüchen bestimmen.“
Während sie sprach, leuchtete die Kugel neben ihr auf und projizierte eine Reihe von Diagrammen in die Luft. Amberine zeigte auf das erste Diagramm, eine leuchtende Darstellung der Kugel, umgeben von farbigen Auren, die jeweils eine andere Emotion darstellten. „Dieses Diagramm zeigt die Reaktion der Kugel auf verschiedene emotionale Zustände. Wie ihr sehen könnt, erzeugen Emotionen wie Wut eine rote Aura, die die zerstörerische Kraft der Magie verstärkt, während Freude eine gelbe Aura erzeugt, die die Vielseitigkeit erhöht.
Ruhe, dargestellt durch die blaue Aura, erhöht die Stabilität und Präzision.“
Eine der Prüferinnen, eine ältere Frau mit silbernem Haar und durchdringenden Augen, beugte sich vor und fixierte Amberine mit ihrem Blick. „Diese Forschung ist das Werk von Elara Valen, richtig? Die begabte Studentin von der MTU? Und sie wurde von Professor Astrid betreut?“
Amberine nickte, ihr Herz pochte. „Ja, das ist richtig“, antwortete sie mit fester Stimme. „Ich hatte die Ehre, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“
Die Gutachterin nickte nachdenklich und kniff die Augen leicht zusammen. „Und du bist … Amberine Polime, richtig? Die Tochter von diesem Polime?“
Es wurde still im Raum, und Amberine spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog. Sie wusste, was sie meinte – ihren Vater, diese berüchtigte Person, deren Name sowohl Brillanz als auch Kontroversen mit sich brachte. Sie hielt dem Blick der Prüferin stand, ihre Augen strahlten Entschlossenheit aus, sie ließ sich von der Frage nicht aus der Fassung bringen. Die Prüferin hielt inne, ihr Blick wurde etwas weicher, bevor sie sich zurücklehnte und beschloss, das Thema nicht weiter zu verfolgen. „Fahren Sie fort“, sagte sie.
Amberine schluckte, nickte und fuhr mit ihrer Präsentation fort.
Sie ging auf die technischen Details ihrer Experimente ein – die Methoden, mit denen sie emotionale Konvergenz gemessen hatten, die Zauber, die sie getestet hatten, und die überraschenden Ergebnisse, zu denen sie gekommen waren. Sie erzählte, dass Angst zwar die Kraft steigern könne, aber oft zu Instabilität führe, während Freude für Ausgeglichenheit sorge und Ruhe Präzision ermögliche. Sie erklärte, wie sie die Basisdaten von jedem Teilnehmer gesammelt hatten, wie sie ihre emotionalen Affinitäten gemessen hatten und wie sie eine kontrollierte Umgebung genutzt hatten, um die Genauigkeit ihrer Ergebnisse sicherzustellen.
Die Gutachter hörten aufmerksam zu, ihre Gesichter waren eine Mischung aus Neugier und Skepsis. Einer von ihnen, ein Mann mit strengem Blick und einer mit himmlischen Symbolen verzierten Robe, hob die Hand und seine Stimme durchbrach die Stille. „Die von Ihnen erwähnten emotionalen Konvergenzraten – wie erklären Sie individuelle Unterschiede? Sicherlich empfinden nicht alle Magier Angst oder Freude auf die gleiche Weise.“
Amberine holte tief Luft und nickte. „Das ist ein guter Punkt“, sagte sie. „Wir haben die individuellen Unterschiede berücksichtigt, indem wir bei jedem Teilnehmer Basistests durchgeführt und ihre natürliche Affinität zu jeder Emotion gemessen haben, bevor wir die Kugel eingeführt haben. Außerdem haben wir eine kontrollierte Umgebung geschaffen, um äußere Einflüsse zu minimieren und sicherzustellen, dass die Daten echte emotionale Konvergenz widerspiegeln.“
Der Prüfer nickte zufrieden, obwohl sein Gesichtsausdruck ernst blieb. Eine andere Prüferin, eine Frau mit freundlichen Augen und einer mit Blumenmustern verzierten Robe, lächelte Amberine an. „Ihr Ansatz ist sehr gründlich, Miss Polime. Und die Kugel selbst ist eine faszinierende Erfindung. Können Sie uns mehr über ihre Anwendungsmöglichkeiten außerhalb der Forschung erzählen?“
Amberines Augen leuchteten auf, ihre Begeisterung war deutlich zu spüren, als sie antwortete. „Die Kugel hat zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten“, sagte sie. „Im Bildungsbereich könnte sie jungen Magiern helfen, den Einfluss ihrer Emotionen auf ihre Magie zu verstehen, und ihnen eine praktische Möglichkeit bieten, emotionale Kontrolle zu erlernen. Sie könnte auch in therapeutischen Kontexten eingesetzt werden, um Menschen mit emotionalen Regulationsstörungen dabei zu helfen, ihre Magie zu stabilisieren.
Letztendlich könnte die Kugel die Lücke zwischen rohem magischem Talent und emotionaler Intelligenz schließen und so ausgeglichenere und effektivere Zauberer hervorbringen.“
Die Gutachter tauschten Blicke aus, ihre Mienen waren nachdenklich, und Amberine spürte, wie ihr Herz vor Hoffnung schwoll. Sie hatte es geschafft – sie hatte es geschafft, die Bedeutung ihrer Arbeit zu vermitteln und ihnen das Potenzial ihrer Forschung vor Augen zu führen.
Schließlich beugte sich die leitende Rezensentin, die ältere Frau mit den silbernen Haaren, vor und sah Amberine fest an. „Wir glauben, dass diese Forschung für unser Symposium von großem Interesse sein könnte“, sagte sie mit anerkennender Stimme. „Sie haben unsere Aufmerksamkeit, Miss Polime. Wir freuen uns auf mehr.“
Amberines Augen weiteten sich, ihr Herz schwoll vor Erleichterung und Freude an. Sie verbeugte sich tief und flüsterte kaum hörbar.
„Danke“, sagte sie, während ihr ganzer Körper vor Emotionen zitterte.
Sie drehte sich um, trat vom Podium zurück und verließ mit klopfendem Herzen den Vortragssaal. Die Türen schlossen sich hinter ihr, und sie atmete tief aus, während ihr ganzer Körper vor Erleichterung erschlaffte. Sie hatte es geschafft. Sie hatte sich der Jury gestellt, ihre Fragen beantwortet, und sie hatten ihre Arbeit gutgeheißen. Das war mehr, als sie sich erhofft hatte.
Als sie den Flur entlangging, noch ganz benommen von dem, was gerade passiert war, wäre sie fast gestolpert – ihr Blick fiel auf eine vertraute Gestalt. Draven stand da, imposant wie immer, seine scharfen Augen ruhten mit unlesbarem Ausdruck auf ihr. Amberine stockte der Atem, ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie seine kalte Haltung wahrnahm.
Bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnte, was sie sagen sollte, erreichte sie ein subtiler, aber angenehmer Duft – eine Mischung aus etwas Scharfem und Warmem, wie altes Pergament und Rauch. Sie atmete tief ein, ihr Körper entspannte sich leicht und die Anspannung in ihren Schultern löste sich.
Dravens Augen verengten sich, sein Blick huschte über sie, als wolle er sie lesen.