Es war jetzt drei Tage her, seit der echte Draven in die Welt von [Quest] eingezogen war. Der Klon, der jetzt an seiner Stelle in der Magic Tower University stand – Professor Draven – hatte jede Verbindung zu den Erinnerungen des Originals verloren. Er konnte weder die Anwesenheit des echten Draven spüren, noch hatte er Zugriff auf die Erfahrungen oder Herausforderungen, denen das Original in [Quest] möglicherweise gegenüberstand.
Es war, als wäre eine unsichtbare Schnur durchtrennt worden, die ihn mit seinen eigenen Fähigkeiten und seinem Wissen allein zurückließ, um alles zu bewältigen, was zurückgeblieben war.
Draven blickte über das Gelände der Universität, seine Augen waren zusammengekniffen und spiegelten die Schärfe seiner Gedanken wider. Er konnte dem echten Draven nicht helfen; jeder Versuch, diese Verbindung wiederherzustellen, wäre sinnlos gewesen. Es war eine Situation, die er nicht kontrollieren konnte, und es hatte keinen Sinn, sich damit zu beschäftigen.
Stattdessen konzentrierte er sich auf die anstehenden Aufgaben – die Pläne des ursprünglichen Draven weiterzuführen, seine Pflichten als Professor zu erfüllen und in der Hauptstadt für Ordnung zu sorgen.
Er gönnte sich einen Moment, um über die missliche Lage nachzudenken. Der echte Draven hatte sich immer zu Herausforderungen hingezogen gefühlt – zu den komplexesten und gefährlichsten Wegen, als hätte er sich nach dem Nervenkitzel gesehnt, sich ihnen direkt zu stellen.
Und jetzt befand er sich in einer neuen Welt und musste sich mit wer weiß welchen Gefahren und Unbekannten auseinandersetzen. Aber dieser Klon – diese Version von Draven – hatte seine eigenen Aufgaben, auf die er sich konzentrieren musste. Die ihm anvertrauten Pflichten durften nicht vernachlässigt werden. Der echte Draven würde sich entweder durchsetzen oder nicht. Bis dahin hatte der Klon Arbeit zu erledigen, und er hatte vor, sie gut zu machen.
Draven rückte die Ärmel seines Mantels zurecht und konzentrierte sich wieder auf die praktischen Dinge, die vor ihm lagen. Schließlich war er immer noch Draven. Scharfsinnig, präzise, effektiv. Nichts – nicht einmal das unbekannte Schicksal seines Originals – würde daran etwas ändern. Entdecke weitere Abenteuer in My Virtual Library Empire
Der Tag hatte gerade erst begonnen, als Draven vor dem Eingang des Waisenhauses stand. Sein scharfer Blick wanderte über das Gelände und nahm jedes Detail, jede potenzielle Schwachstelle in Augenschein.
Das Waisenhaus war mehr als nur ein Ort für Kinder – es war eine strategische Basis, ein wichtiges Rädchen in der Maschine, die er aufgebaut hatte, um Informationen in der ganzen Stadt zu sammeln. Die Kinder waren die Augen und Ohren der Straßen, und unter Dravens Führung hatte sich dieses Waisenhaus in eine geheime Operationsbasis verwandelt. Er hatte ihnen Unterkunft, Essen und ein Ziel im Leben gegeben – und im Gegenzug versorgten sie ihn mit Informationen.
Er ging langsam um das Gebäude herum und überprüfte die Verteidigungsanlagen. Vor der Vorder- und Hintertür standen goldgepanzerte Skelette – stille, wachsame Wächter, die nur auf seine Befehle reagierten. Sie waren mit mächtigen Zaubersprüchen belegt, ihre Loyalität war unerschütterlich, ihr Ziel eindeutig: das Waisenhaus um jeden Preis zu beschützen.
Draven blickte nach oben und kniff die Augen zusammen, als er die fünf versteckten Wasserspeier auf dem Dach entdeckte. Sie waren regungslos und fügten sich nahtlos in die Architektur ein, ihre Umrisse waren nicht vom Rest des Gebäudes zu unterscheiden. Aber sie waren keine bloßen Dekorationen, sondern Wächter, die beim geringsten Anzeichen von Gefahr zum Leben erwachen würden.
Dravens Blick wanderte zum Hinterhof, wo ein scheinbar gewöhnlicher Fleck Erde unberührt dalag.
Darunter befand sich jedoch ein Knochengolem – eine furchterregende Kreatur, die letzte Verteidigungslinie für den Fall, dass das Waisenhaus ernsthaft bedroht wurde. Es war eine Vorsichtsmaßnahme, die Draven angesichts ihrer prekären Lage in den Slums für notwendig erachtet hatte. Die Slums waren voller Opportunisten, und es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand Interesse an den Kindern oder den Informationen, die sie besaßen, entwickeln würde.
Zufrieden mit seiner Inspektion drehte sich Draven um und ging zurück ins Waisenhaus. Die Flure waren ruhig, die Kinder waren mit ihren täglichen Aufgaben beschäftigt. Er beobachtete sie bei ihrer Arbeit, einige putzten, andere übten unter der Anleitung eines der älteren Kinder einfache Zaubersprüche. Ihre Handlungen strahlten Zielstrebigkeit aus, eine Konzentration, die Draven sehr gefiel. Diese Kinder waren nicht nur Überlebende – sie wurden zu einer Bereicherung.
Er blieb an einer Tür stehen und beobachtete eine Gruppe älterer Kinder, die ihre Fähigkeiten übten. Sie kämpften miteinander, ihre Bewegungen waren noch ungeschickt, aber voller Entschlossenheit. Draven kniff die Augen zusammen, als er sie beobachtete. Diese Kinder hatten Potenzial – großes Potenzial. Einige von ihnen könnten mächtige Magier werden, andere geschickte Ritter. Aber ihre Talente waren noch ungeschliffen, ihren Fähigkeiten fehlte die Verfeinerung, die nur durch richtiges Training erreicht werden konnte.
Deshalb brauchte er mehr Leute – fähige Personen, die diese Kinder unterrichten, ihre Fähigkeiten verbessern und sie auf die Welt außerhalb des Waisenhauses vorbereiten konnten. Er hatte bereits Amberine und Maris gebeten, nach geeigneten Kandidaten zu suchen, aber er wusste, dass die endgültige Entscheidung bei ihm liegen würde. Die Kinder brauchten Mentoren, die sie nicht nur unterrichten, sondern auch inspirieren und zu beeindruckenden Persönlichkeiten formen konnten. Ihre Loyalität war entscheidend, aber ebenso wichtig war ihre Stärke.
Dravens Gedanken schweiften zur Zukunft dieser Kinder. Wenn sie älter wären, würden viele von ihnen rekrutiert werden, um
Lioras
Handelsunternehmen. Liora, bekannt als
die stille Händlerin,
arbeitete schon lange mit Draven zusammen. Ihre Handelsgeschäfte waren die perfekte Tarnung, um Infos zu sammeln und weiterzugeben, und die Kinder würden in ihrer Organisation eine sichere Zukunft finden. Es war eine Win-win-Situation – eine, die das Überleben des Waisenhauses und den Ausbau von Dravens Informationsnetzwerk sicherstellte.
Ein Hauch von Bedauern flackerte in Draven auf, als er den Kindern beim Sparring zusah. Er konnte das Feuer in ihren Augen sehen, den Wunsch, sich zu beweisen, mehr zu sein als nur Straßenkinder. Viele von ihnen hatten das Potenzial, etwas Großes zu werden, aber die Welt, in der sie lebten, war gnadenlos. Ohne die richtige Anleitung würden ihre Talente verkümmern und für das bloße Überleben verschwendet werden.
Draven konnte das nicht zulassen. Diese Kinder waren seine Verantwortung, und er wollte, dass sie sich entfalten konnten – nicht nur für seine eigenen Zwecke, sondern auch um ihretwillen.
Er ging durch das Waisenhaus und überprüfte die verschiedenen Verteidigungsanlagen. Er blieb bei den goldgepanzerten Skeletten stehen, deren hohle Augenhöhlen starr nach vorne blickten und deren Waffen bereit waren. Er überprüfte ihre Zauber, um sicherzugehen, dass sie noch einwandfrei funktionierten. Diese Skelette waren mehr als nur Wachen – sie waren ein Symbol für den Schutz des Waisenhauses und eine Warnung an alle, die den Kindern etwas antun wollten, dass sie nicht wehrlos waren.
Draven kletterte die schmale Treppe zum Dach hinauf und ließ seinen Blick über die fünf versteckten Wasserspeier schweifen. Sie standen regungslos da, ihre steinernen Gestalten verschmolzen mit der Architektur, ihre Anwesenheit war für jeden, der nicht wusste, wo er suchen musste, nicht zu erkennen. Sie waren nicht nur ein Verteidigungsmechanismus, sondern dienten auch als Wächter, die auf ungewöhnliche Aktivitäten in der Umgebung des Waisenhauses achteten. Draven nickte zufrieden, als er sah, dass sie an ihrem Platz standen und ihre Zauber unversehrt waren.
Er ging in den Hinterhof, wo sein Blick auf die Stelle fiel, unter der der Knochengolem schlummerte. Es war eine mächtige Kreatur, ein letzter Ausweg – eine Waffe, die in einer verzweifelten Situation leicht das Blatt wenden konnte. Draven kniete nieder, drückte seine Hand auf den Boden und spürte das leise Summen der Magie, die den Golem fesselte. Er schloss für einen Moment die Augen, konzentrierte sich auf die Verbindung und vergewisserte sich, dass der Golem bereit war, bei Bedarf zu reagieren.
Das war er.
Draven stand auf, klopfte sich den Staub von den Händen und ging zurück zum Waisenhaus. Es war gut geschützt. Er hatte dafür gesorgt, dass alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden waren. Die Kinder waren in Sicherheit, und sein Informationsnetzwerk war sicher. Zumindest vorerst.
Während er durch das Waisenhaus ging, wanderten Dravens Gedanken zu seinem kürzlichen Gespräch mit Amberine und Maris.
Er brauchte fähige Leute, die im Waisenhaus unterrichten konnten – Leute, die Magie, Kampfkunst und kritisches Denken lehren konnten. Die Kinder brauchten mehr als nur Schutz; sie mussten mit Wissen und Fähigkeiten ausgestattet werden, die sie zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft machen würden. Er hoffte, dass Amberine und Maris ihm bei der Suche nach geeigneten Kandidaten helfen würden, aber er wusste, dass die Entscheidung letztendlich bei ihm liegen würde. Diese Kinder hatten Potenzial, und er würde nicht zulassen, dass es verschwendet wurde.
Draven blieb an einem Fenster stehen und schaute den Kindern zu, die draußen im Hof weiter spielten. Sie lachten, ihre Stimmen hallten durch die Luft, und ihre Gesichter waren voller Entschlossenheit, während sie ihre Zaubersprüche übten und miteinander kämpften. Er beobachtete sie eine ganze Weile, sein Gesichtsausdruck war unlesbar. Sie waren seine Verantwortung, und er wollte sie zu beeindruckenden Persönlichkeiten heranwachsen sehen – nicht nur für seine eigenen Zwecke, sondern auch um ihretwillen.
Er wandte sich vom Fenster ab und ging in einen ruhigeren Teil des Waisenhauses. Er setzte sich auf einen einfachen, aber bequemen Stuhl und holte ein Buch aus seinem Mantel. Es war ein Roman – einer, den der ursprüngliche Draven gerne gelesen hatte, eine Geschichte, die ihn in der Vergangenheit gefesselt hatte. Der Klon war fasziniert davon, die Worte zogen ihn in ihren Bann, während er die Seiten umblätterte.
Auf der Hälfte des Buches stieß er auf etwas Unerwartetes – ein Bild, das zwischen den Seiten steckte. Es war alt, verblasst, die Ränder abgenutzt von jahrelangem Gebrauch. Draven hob es heraus und musterte es mit zusammengekniffenen Augen. Das Foto zeigte einen kleinen Jungen – den ursprünglichen Draven. Daneben war ein weiteres Bild, auf dem zwei Mädchen zu sehen waren – Dravens Schwestern.
Ihre Gesichter strahlten vor Lachen, ihre Augen waren voller Freude, die ihm jetzt fast fremd erschien.
Draven starrte lange auf die Bilder, sein Gesichtsausdruck war unlesbar. Er hatte keine Erinnerung an diese Momente – keine Verbindung zu den Emotionen, die sie darstellten. Aber er verstand ihre Bedeutung. Das waren lose Enden – Erinnerungen und Beziehungen, die der ursprüngliche Draven zurückgelassen hatte, Verbindungen, die zu Schwachstellen werden konnten, wenn man sie nicht in den Griff bekam.
Er murmelte leise vor sich hin, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Es ist Zeit, sich dem zu stellen.“ Er steckte die Bilder zurück in das Buch und schloss es mit einem Gefühl der Endgültigkeit. Er konnte diese Überreste der Vergangenheit nicht ignorieren, nicht wenn er sicherstellen wollte, dass sie nicht zu einer Schwäche wurden – nicht für ihn, nicht für die Kinder, nicht für die Mission, der er sich verschrieben hatte.
Draven stand vom Stuhl auf, sein Gesichtsausdruck wurde hart, und er war fest entschlossen. Er hatte Arbeit zu erledigen – lose Enden zu verknüpfen, Pläne auszuführen, Kinder zu beschützen. Er ging durch das Waisenhaus, seine Schritte hallten leise in den leeren Fluren wider, und seine Gedanken waren bereits bei den Aufgaben, die vor ihm lagen.
Das Symposium rückte näher und es gab noch Vorbereitungen zu treffen. Die Kinder mussten trainiert werden, und er musste nicht nur ihr Potenzial, sondern auch ihre Sicherheit gewährleisten.
Dann wanderten seine Gedanken zu der Gruppe, die zu den Hauptschurken des Spiels gehörte, die er kannte.
Der Teufelssarg.
„Ich schätze, es ist Zeit, mit den Vorbereitungen für die nächste Phase zu beginnen“,